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The Baseballs: Overnight Sensation?

Der King lebt – und das gleich in dreifacher Ausführung. The Baseballs bringen den guten alten Rock’n’Roll oder wie sie es nennen Voc’n’Roll zurück in die Europäischen Plattenspieler. Sam, Digger und Basti haben mit ihrer Coverversion von „Umbrella“ denn Durchbruch geschafft und lassen die Frauenherzen bei ihren Konzerten schmelzen. Wir haben die charmanten Jungs in Pratteln (CH) getroffen und mit ihnen über den plötzlichen Erfolg gesprochen.
(Digger konnte zu Beginn des Interviews leider noch nicht dabei sein, da er noch einige Vorbereitungen auf der Bühne treffen musste.)

Ihr wart für den finnischen Musikpreis EMMA nominiert und habt am Donnerstag (04.02.2010) den Preis für das meistverkaufte Album im Jahr 2009 (3-fach Platin in Finnland) bekommen.
Sam Ja genau, hätten wir nicht wirklich damit gerechnet
Basti Es war ein sehr grosser Erfolg, wer ihn so vorher gewonnen hat, vor allem finnische grosse Bands und letztes Jahr Metallica, also da sind wir schon in grosse Fussstapfen gestiegen.

Und wie war´s?
Basti Es war aufregend, es war das erste mal das wir bei so einer Award Show dabei waren und es war auch toll wir durften ja noch live performen. Es war für uns ein sehr spannender Abend auf jeden Fall.

Ihr habt ja nicht wirklich was verstanden oder?
Sam Ja das ist so, wir sind da hinten im Backstagebereich gesessen, und wir hatten ja zum Glück von unserer Plattenfirma auf der finnischen Seite Leute dabei, die uns da hin und wieder bisschen was übersetzt haben. Weil sonst wären wir glaube ich ja ziemlich hilflos gewesen.
Basti Rings herum wurde immer wieder gelacht an irgendwelchen Stellen…
Sam Ja dann mussten wir immer wieder sagen „Was hat er für einen Gag erzählt?“. Aber es war ganz cool auf jeden Fall, und ich meine, wie uns da auch gesagt wurde, es waren sehr, sehr viele, ich meine, wir kommen ja nicht aus Finnland und wissen dann auch natürlich nicht, wer jetzt da ist und was derjenige macht, aber anscheinend waren schon sehr, sehr bekannte Leute da aus Finnland und da fühlt man sich dann auch irgendwie geehrt, dass man mit den Leuten so dasitzen darf.

Habt ihr denn auch mit den finnischen Musikern kommunizieren können oder wart ihr nur unter euch?
Basti Wir haben mit Chisu kurz geredet, sie hat ja an diesem Abend auch abgeräumt. Und ja es war in der Tat sehr lustig, auf der After-Party haben wir noch mit ihr gesprochen und das war auf jeden Fall nett.

Wie hat alles mit den Baseballs angefangen?
Basti Es hat eigentlich ehrlich gesagt relativ zufällig angefangen. Also wir waren in so einem Proberaumkomplex, wo wir mit verschiedenen Bands geprobt haben. Das lustige ist, dass in diesem Proberaumkomplex in Berlin normalerweise mehr so Heavy Metal Bands unterwegs sind und wir drei hatten halt alle ne Tolle auf dem Kopf und haben uns dann in so einer Gemeinschaftsküche getroffen, hiess es zu mindest, es war eigentlich mehr ein Flaschenlager.
Sam Ja es ähnelt dem hier so ein bisschen.
Basti Ja es ähnelt dem hier so ein bisschen und da haben wir uns gesehen und gedacht:“ Mensch du siehst nicht aus als wen du Metal machst!“
Sam Ja,“Du kommst glaube ich nicht von hier oder?!“
Basti „Lass und doch mal quatschen!“ Und dann haben wir ein bisschen geredet und dann haben wir am Abend bisschen zusammen gejammt und das war´s dann eigentlich auch mal, es gab halt diese Situation beim Jammen, dass wir die Songs dreistimmig gesungen haben, die Klassiker, die wir gespielt haben. Was ziemlich gut klang ,aber wir hatten einfach nur Spass und haben zwei, drei Bierchen getrunken, das war´s dann erstmal. Und haben dann 2-3 Monate später noch mal zusammen telefoniert und gesagt:“ Mensch das war so lustig, lass uns doch was zusammen machen!“ und so ging´s dann los.


Ihr seit ja quasi über Nacht berühmt geworden, wie geht es euch damit?
Basti (lacht) Ja, so über Nacht war´s ja gar nicht. Wir haben da schon zweieinhalb Jahre gearbeitet, bevor es jetzt losging. Wobei man sagen muss, dass dann erst der Erfolg so gross wurde.

Ja, es kam dieser Hit mit „Umbrella“ und plötzlich wart ihr da aus dem nichts quasi, weil wir haben hier zuvor nie was von euch gehört. Es muss schon beeindruckend sein, wenn alles plötzlich so schnell geht?!
Sam Es ist schon so, letztendlich ist es überwältigend. Man rechnet ja mit so was nicht, also ich meine, keiner von uns hat da an dem Abend, als wir zusammen gejammt haben, daran gedacht, dass wir irgendwann mal ein Album aufnehmen, das in Finnland auf 1 geht, dass in Deutschland auf 6 einsteigt oder das in der Schweiz so gut ankommt. Also wie gesagt, gerechnet haben wir damit definitiv nicht. Um so mehr hat es uns aber dann gefreut, dass es so eingetroffen ist und ja, wie geht man damit um? Also letztendlich, ich glaube, wenn man die Erwartungen nicht all zu hoch schraubt, dann ist das glaub ich so die beste Variante, also dann auch auf dem Boden zu bleiben, weil man hat schon oft genug mitgekriegt, wer da alles so abhebt bei solchen Geschichten, und ich meine, wir sind insgesamt sieben Musiker auf der Bühne, also haben eine fantastische Live-Band noch hinter uns, und wenn da irgendjemand ansatzweise abheben sollte wegen irgendetwas, also da gibt´s dann sechs Leute, die ihn schnell wieder auf den Boden der harten Tatsachen zurück holen werden.

Habt ihr vor, auch eigene Lieder zu schreiben oder werdet ihr weiterhin bekannte Songs in Rock`n`Roll verwandeln?
Basti Wir haben tatsächlich schon jetzt eigene Songs dabei auf der Tour, die wir live spielen, da spielen wir schon die ersten eigenen Songs, und das wird sicherlich auch in Zukunft ein Teil unserer Musik sein, wobei wir die Covers sicherlich nie ganz vergessen werden, es wird halt so ne Mischung werden.

Wann können wir das nächste Baseballs Werk erwarten – habt ihr bereits Pläne dafür?
Basti So erst die Ideen. Aber wir sind ja noch so viel am touren, wir fangen jetzt auch grade noch in anderen Skandinavischen Ländern an, wir haben gerade in Schweden sehr grossen Erfolg, auch in Norwegen, Dänemark, da werden wir sehr viel live spielen jetzt erstmal, und das neue Album – da werden wir uns sicher im Sommer mal ransetzten, wird also nicht vor Ende des Jahres kommen, dass muss man schon sagen. Vielleicht wird´s auch noch länger dauern, ist natürlich auch so, am Ende soll´s ja richtig gut sein und da werden dann auch Coversongs drauf sein, aber auch die ersten eigenen Songs.


Ihr seit fast ohne Unterbrechung am touren, gibt es da auch manchmal was, das euch aneinander nervt, was ist es?
Basti, Sam (lachen)
Sam Unser Tourmanger nickt
Tourmanager Saki Nein, um Gottes Willen (sarkastisch)
Basti Er hat bestimmt gerade an was anderes gedacht (lacht)
Nein. Es ist tatsächlich mittlerweile so, dass wir mit ca. 12 Leuten unterwegs sind, denn wir haben noch Crew dabei und wir haben den grossen Bus und klar gibt es Situationen, wo man den andern mal etwas mehr mag als den einen, kann man sich einfach absondern, es gibt genügend Rückzugsmöglichkeiten im Bus, und wenn man gar keinen sehen will legt man sich in seine Schlafkabine und macht die Augen zu. Aber wir haben echt viel Spass zusammen und blödeln sehr viel rum und das ist alles ganz cool. Es ist wie ne grosse Klassenfahrt.
Sam Ich glaube wir haben alle so das Händchen dafür, also man merkt recht schnell, wenn es irgendjemandem nicht so gut geht oder wenn einfach jemand mal nicht so diesen Trubel haben möchte und diese Spässchen, dann geht man da auch drauf ein und lässt dem Menschen dann auch seinen Raum, und das ist dann auch in Ordnung.
Also das ist wie auch schon gesagt, dadurch dass man halt so viel unterwegs ist und nicht wirklich eine Ausweichmöglichkeit hat, dieses Feingefühl muss man dann schon haben.

Was macht ihr, um den Tourstress zu vergessen?
Sam Also das schöne ist ja, dass wir das ja schon als Hobby sehen, was wir machen. Also es ist ja nicht wirklich so, dass wir sagen, das ist echt voll der Beruf oder so, ich meine – klar ist es ein Beruf, aber es ist tatsächlich so, dass wir echt Freude dran haben – deswegen ist es eigentlich ein grosses Hobby, das wir hier vollziehen dürfen. Und ich meine, wenn man dann mal wirklich zwei, drei Stunden zwischen Soundcheck und Show Zeit hat und in der Nähe ist ein Tennisplatz, gehen hin und wieder ein paar Leute Tennis spielen, ich geh zum Beispiel ganz gerne ins Fitnessstudio oder so was, und man betätigt sich dann auch sportlich und kuckt halt, dass es einem auch seelisch gut geht. Um einfach zu sagen, mal ein bisschen abschalten, Kopf frei bekommen.

Ich habe eine Freundin in Finnland die meinte sie würde gerne einen von euch dreien heiraten, egal welchen. ((bezieht sich NICHT auf die STALKER Chefredakteurin, Anm. d. Chefred.))
(beide lachen)
Daher meine Frage: Ist es euch noch möglich unerkannt durch die Strassen zu laufen, ohne das ihr ständig angesprochen werdet, und wie geht ihr mit dem plötzlichen Rummel um eure Person um?

Basti Das gute ist ja das wir in Deutschland zwar auch ziemlich erfolgreich sind, aber jetzt nicht so diesen Bekanntheitsgrad haben, wie es wahrscheinlich in Finnland oder auch in der Schweiz ist. Da können wir auch schon noch halbwegs normal durch die Gegend gehen, grade gibt´s da noch einen guten Trick, wenn man mal ganz toll Ruhe haben möchte, dann macht man mal einfach keine Tolle und lässt die Haare einfach unten. Und dann wird man schon kaum noch erkannt. Ja aber es ist ja eigentlich auch immer schön, wenn man erkannt wird, es ist jetzt auch nicht so überhand, dass man jetzt alle zwei Meter angesprochen wird.
Sam Vor allem ist es nicht so das es jetzt irgendwelche Ausmasse annimmt, wie es jetzt bei, keine Ahnung, Tokio Hotel oder so ist.

Also nicht so wie in euren Videos?
<sam< b=““> Nicht so wie in den Videos, nein. Also wenn dann kommen die Leute wirklich ganz ganz freundlich auf einem zu und sagen dann:“ Hey, ihr seid doch die Baseballs, oder?“. Ja und entweder sagen wir dann ja oder nein(lacht) oder wie wir dann eben Lust drauf haben. Also nein, wir quatschen dann so ein bisschen mit denen und dann wollen die eigentlich auch nur kurz ein Foto oder ein Autogramm und dann ist ok. Das ist alles ne ganz ganz nette Sache. Insofern bewegt sich das alles noch im grünen Bereich.


Ihr seid alle noch ziemlich jung, was habt ihr vor eurem Erfolg gemacht?
Sam Also wir waren alle vor The Baseballs schon in Bands und haben gespielt. Also ich hab in diversen Rock´n´roll Bands gespielt, wir haben uns dann halt eben damit beschäftigt, dass wir die Originale gecovert haben, von Elvis & Co. und Digger war in Blues / Soulbands.
Basti Ja und ich habe in unterschiedlichsten Sachen, oft so 60er, 70er Coverbands gespielt, also unterschiedlichste Musik.

(Digger kommt dazu)
SamDa ist er ja
Basti Wenn man vom Teufel spricht.

(nach kurzer Vorstellung geht´s weiter)
Du kannst gleich anfügen, wie geht es dir geht mit dem Rummel um deine Person?
Sam
Sag ja nichts Falsches, wir haben grad so schöne Antworten gegeben.
Digger Hier ist mehr die Frage, wie geht´s mir mit dem Rummel um die Show, den wir vor jeder Show haben?(lacht) Nein aber ich glaub, das was die Jungs haben, ich weiss jetzt nicht ob es in die gleiche Richtung geht, aber der Rummel ist ja so ein negativ behaftetes Wort, aber es ist eigentlich schön, dass Menschen einem irgendwie mit einem das teilen, was man mit ihnen ein Leben lang gern hat, nämlich den Rock´n´Roll – und wenn es dann darum geht, dass Leute zu uns kommen und sagen:“Hey, das ist so toll was ihr macht!“ dann muss man das nicht so sehen, als ob es nur um die Person geht, um einem selbst, sondern eigentlich viel mehr kann man sich freuen, da es um eine ganze Sache geht. Und wenn man ein Teil davon ist, ist das glaube ich das Beste, was einem passieren kann.
Sam Das ist doch ne schöne Antwort die Digger da gegeben hat, oder?
Ja, klar!
Sam Ja dann passt es ja auch
Digger (witzelt) Ja ok danke, na dann: „Ciao!“ (alle lachen)

Na, du kannst mir auch noch sagen, wie dir die Emma Gala gefallen hat.
Digger Wie ich das gefunden habe, das war eigentlich ganz stylisch. Das mein ich jetzt auch nicht negativ, aber diese TV-Produktion in Finnland war verglichen zu zum Beispiel amerikanischen oder deutschen TV-Produktionen etwas reduzierter, das wiederum hat es sehr retromässig gemacht, also es war ein bisschen so wie eine Fernsehsendung in den 70ern.

Passt ja zu euch, oder?
Digger Ja eben, und das war das coole. Es war alles sehr familiär, so fühlte es sich jedenfalls an, weil jeder konnte mit jedem gut klar kommen, und auch die Künstler sassen alle in so einem Backstagebereich, wo jeder immer mit jedem quatschen konnte, insofern war das eine sehr schnuckelige Veranstaltung, die wahrscheinlich in Finnland grösser war wie jetzt von uns empfunden. Aber doch, da kann man sich glaube ich nicht beschweren, dafür das es unsere erste und hoffentlich nicht letzte Preisverleihung war, war es eine gute Rampe um, ich sag jetzt mal ganz unbescheiden, sich daran zu gewöhnen.

Sam, dein zweiter Berufswunsch ist laut Webseite Comiczeichner würdest du für unsere Leser die Band zeichnen?
Sam Ja das kann ich wohl machen!

Vielen Dank an The Baseballs, Tourmanager Saki und Pamela Harz von Warner Musik, die dieses Interview ermöglicht haben.

www.thebaseballs.com

Sandy Mahrer

Fresh Act Redakteurin, Reportagen, Reviews, Fotos - - - Favorisierte Musikrichtungen? - Hard Rock, Heavy Metal und Pop-Rock, etc. Weniger Death, Black, Grind Core