Cradle of Filth / Gorgoroth / Moonspell / Septic Flesh / Asrai
20.12.2008 Osnabrück GER
Darkest Tour – die Mischung der Bands und insbesondere Cradle of Filth und Gorgoroth sind in der Tat viel versprechende Argumente für einen sehr düsteren Konzertabend bzw. eher Tag. Mit insgesamt 5 angekündigten Bands, von denen aber aus unaufgedeckten Gründen nur vier gespielt haben, wurde aus diesen Tourkonzert schon fast ein kleines Festival. Auf dem Parkplatz am Veranstaltungsort wird man von einer rot beleuchteten, großen Gruselfigur und riesigen Schlaglöchern begrüßt; genau wie bei „From Dusk till Dawn“ vorm „Titty Twister“ nur ohne Feuer – fabelhaft! Die Location namens Hyde Park in Osnabrück hat sich auch dementsprechend gruselig herrausgeputzt, mit riesigen Fledermäusen und Skeletten an der Decke kombiniert mit weihnachtlicher Schneeflockendeko – eine Mischung aus Halloween- und Weihnachtsschmuck also. In dieser skurrilen Umgebung kann man sich mental wunderbar auf das was da wohl kommen mag vorbereiten…
Septic Flesh
Los geht`s mit einer griechischen Death Metal Band aus Athen namens Septic Flesh. Nach einigen schmerzhaften Soundcheckproblemen mit sehr heftigen Rückkopplungen musste man fürchten, die recht zahlreichen Bewunderer in den ersten Reihen hätten sicher ihr Gehör verloren, aber die Begeisterung in Folge widerspricht dieser These – em, naja wie man´s nimmt… Septic Flesh spielen einen technisch einwandfreien sehr basslastigen Deathmetal, von dem aber leider nicht allzu viel bei den Zuhörern angekommen ist. Wenn man nicht direkt vor der Bühne gestanden hat, konnte man nur noch einen undifferenzierbaren Soundbrei wahrnehmen, der den Charakter der Band nahezu komplett verschluckt hat – schade!
Moonspell
Jetzt wird´s portugiesisch mit Moonspell. Diese Gothicmetal Band gibt es schon seit 1989, reichlich Bühnenerfahrung also! Sänger Fernando Ribeiro zieht selbstbewusst seine Show durch begleitet von einer Beamer- Videoperformance im Hintergrund, die je nach Tempo und Thema der Songs eine stürmische See oder tropfendes Blut etc. zeigte. Rein visuell wurden wir also fabulös unterhalten, der Sound war zwar wesentlich besser als bei Septic Flesh, dennoch wollte bei mir der Funke nicht so recht überspringen. Die Menge war allerdings mehr als zufrieden und sehr empfänglich für die immer wieder dezent eingeflochtenen Hinweise auf die neue CD und DVD. Mich persönlich hat das eher gestört im Hinblick auf die provozierte Vampirromantik, denn Dracula macht ja schließlich auch keine Kinowerbung! Mein persönliches Highlight war dann die Zugabe „Full Moon Madness“ von dem zweiten Moonspell album überhaupt „Irreligious“. Ein Rückblick in alte Zeiten also, der nach einem gellenden Frauenschrei, der das normale Set beschließen sollte, eine wahre Wohltat war.
Gorgoroth
Na endlich hat das Warten ein Ende, und wir kommen zum wirklich angenehmen Teil des Abends! Gorgoroth – norwegischer Black Metal! Ganz im Gegensatz zu den vorherigen Spielleuten stechen Gorgoroth mit einem einwandfreien, klaren Sound heraus, der mich bis jetzt noch nachwirkend begeistert! Das überwiegend recht junge Cradle Publikum wirkt etwas irritiert, als drei nackte Gestalten zweimal weiblich und einmal männlich die schon aufgebauten Holzkreuze auf der Bühne besteigen und schwarze Säcke über den Kopf gestülpt bekommen… Man könnte glauben, dass wir heutzutage abgestumpft genug sind, um auf zur Schau gestellte Nacktheit und „Blasphemie“ nicht mehr zu reagieren, aber weit gefehlt! Auch bei mir kitzelt es ein bisschen, obwohl ich schon groß bin, im Photograben direkt vor Sänger Gaahl zu stehen ist aber auch zugegebenermaßen ziemlich gruselig! Das scheint nicht nur mir so zu gehen, denn schon fast wie im Theater traut sich niemand so recht zwischen den Songs zu klatschen, alle Metalhände gehen hoch, aber keiner wagt es, die Band zu unterbrechen. Gorgoroth haben ihr Publikum perfekt im Griff, das war wiedermal ein tolles Gorgoroth Erlebnis!
Cradle of Filth
Kommen wir nun nach einer endlos lang scheinenden Umbauphase zu den Headlinern Cradle of Filth. Um den multikulturellen Abend abzurunden, dieses Mal englischer Darkmetal. Das sollte mein erstes Cradle Konzert werden, und ich kam mit großen Erwartungen! Ich will nicht sagen ich war enttäuscht, aber nach Gorgoroth war ich nicht mehr so leicht zu beeindrucken. Der nun schon 5 stündige Bandmarathon hatte das Publikum schon merklich Energie gekostet. Gen Ende der Show bei „The Twisted Nails of Faith“ vom 2002er Best of Album „Lovecraft and Witchhearts“ flammte die Begeisterung dann aber nochmal auf, und einige ließen sich sogar noch zu einem Crowdsurf hinreißen! Getreu einer alten Metaltradition hatten Cradle of Filth ein riesiges, schwarzes Maskottchen mit rot glühenden Augen und Funken sprühendem Gerät auf der Bühne was den sowieso schon winzigen Dani Filth nicht gerade wachsen liess. Sehr interessant fand ich dann auch noch den oft beanspruchten komischen Kehlenschrei von Dani, der ihn irgendwie wie ein trotziges Kleinkind wirken lies. Insgesamt fand ich die Show recht kraftlos und wenig motiviert, lasse sie aber der Band zuliebe nicht als offiziellen ersten Eindruck gelten.
Katrin Dietl