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Finntroll / MyGrain

Stellt euch vor, nur eine Handvoll gegen eine Übermacht im Tavastia Club, und sie gaben nicht auf und kämpften weiter, umgeben von Rauchwolken und Dünsten vergossener Drinks, und sie ließen nicht locker, schweißgebadet, bis zur letzten Zugabe – für die Ehre Finntrolls…

Oder besser, stellt euch vor, dass die Rezensentin vor der Show im Kino „300“ ansehen war…
Naja, meiner Meinung nach kann man Ostern in Helsinki nicht besser verbringen, als ein Konzert mit Tundra, Skrymer, Routa, Trollhorn, Vreth und Beast Dominator und dem Material vom neuen Album „Ur Jordens Djup“ anzusehen. Und viele, viele Fans waren derselben Meinung.

Anfänglich lag es an den sechs jungen Finnen von MyGrain, die Menge aufzuheizen. Oder besser, etwa die Hälfte der Menge, die später Finntroll haben sollte…. Alle, die später kamen, verpassten eine sehr talentierte junge Band, 2004 gegründet, die eine sehr dramatische und energiegeladene Show boten. Natürlich im Genre Melodic Death Metal angesiedelt, jedoch schafften sie es, echte Ohrwürmer zu kreieren, was auch am flexiblen Sänger Tommy liegen mag. Auf alle Fälle machten sie auf ihr Debütalbum „Orbit Dance“ neugierig. Und ich schätze, sie schufen sich diesem Abend auch einige neue Fans unter den Finntroll-Anhängern.

Aber all der Jubel für die Opener war nichts im Vergleich zu dem, was nach der kurzen Umbaupause folgte, als die Lichter ausgingen und das Intro „Gryning“ startete… das Publikum zuckte total aus! Und blieb auch bis zum Schluss in diesem Zustand… Wild entschlossen, die gesamte Menschheit zu vernichten, oder zumindest das Publikum im Sturm einzunehmen, gingen es die Trolle – mit Virta als Verstärkung am zweiten Keyboard – etwas langsamer an, mit den düstereren, aber gnadenlos groovenden „“Sång” oder “Nedgång”vom neuen Album, ehe sie ihre Gegner dadurch zu schwächen versuchten, indem sie sie durch etwas fröhlichere Humppa-Metal-Klänge zum Mittanzen bewegten. Natürlich ging die Menge besonders bei Klassikern wie “Jaktens Tid”, “Salget Vid Blodsälv”, oder “Ursvamp”, “Trollhammaren” und “Nattfödd” von den Vorgängeralben ab. Vreth bewies sich als imposanter Fronter, der unablässig die Matte kreisen ließ, wenn er nicht sang, und er musste die Menge gar nicht großartig zum Mitgrölen auffordern…

Als besondere Überraschung kam Katla, der erste Finntroll-Sänger, für einen Song – ich glaube, es war „Blotnatt“ – auf die Bühne, und der Jubel war unbeschreiblich… als die Trolle sich endlich von der Bühne trollten, war es schon früher Morgen… und schwer zu sagen, wer erschöpfter war, das Publikum oder die Band… aber ich vermute, dass alle ein Lächeln auf den Lippen hatten, also gab es definitiv ein besseres Ende als bei den Thermopylen…

Klaudia Weber

Rücksichts- und gnadenlose Diktatorin, kniet vor mir! Anders gesagt: Chefredakteurin, Übersetzerin, Webseiten- und Anzeigenverwaltung, also "Mädchen für alles" - - - Schwerstens abhängig von Büchern (so ziemlich alles zwischen Herr der Ringe und Quantenphysik) und Musik, besonders von Metal finnischer Prägung. Weiters Malen, Zeichnen, Film, Theater... also könnt ihr mit einer vielseitigen Website rechnen. Mag.phil., zwei in 5 Jahren parallel abgeschlossene Vollstudien (English & American studies, Medienkommunikation) und stolz darauf, denn als Mädel aus einer Arbeiterfamilie in einem erzkonservativ-katholischen Land ging das nur dank Stipendium und etwas später im Leben als andere....