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Deathstars: 20 Verschiedene Pässe für Kriminelle Gelüst

Eine unwiderstehliche Kombination aus Rock´n´Roll, dem Tod und purem Glamour. Das ist das Erfolgsrezept der „Deathstars“. Aber seid vorsichtig, denn diese bittersüße Mischung entfacht so manche Leidenschaft, die sich heftig in die Venen brennt und dort langsam aber sicher verführerisch vergiftet. Wir haben den Meister dieses Hexen-Cocktails in Hamburg getroffen und dort allerlei wahnwitziges erfahren. Taucht ein in „Whiplashers“ Ansichten, irgendwo zwischen Fiktion und Realität, zwischen Intelligenz und Irrsinn. Erwartet nichts aber doch alles…

Magst du Rod Stewart?

Rod Stewart? Naja, seltsame Frage, aber, ja einige seiner Songs… Warum willst du das wissen?
Oh, ich habe gerade seine Musik für mich entdeckt, sein „Best of-Album“ ist toll. (lächelt)
Ich sehe etwas von mir selbst in Rod Stewart.

Echt? Ich sehe jetzt absolut keine Parallelen zwischen dir und Rod Stewart …
Wir sind so anders, aber ich mag ihn… so sehe mich selbst, anders aber liebenswert… naja, Schwamm drüber…

Hast du ihn schon getroffen oder warst du bei einem seiner Konzerte, oder wie erklärst du diese Leidenschaft für ihn?
Oh nein, ich hab ihn nie getroffen, aber ich mag seinen Körper.

Hmm?
Er trägt sexy Klamotten – echt lustig anzusehen.

Aber er ist so klein…
Oh, das spielt keine Rolle, ich mag kleine Männer, besonders Rod Stewarts…

Like a virgin…
Also, ist das heute dein erstes Interview? Du wirkst so gesprächig…

Yeah, stimmt, also wie ist es für dich?
Für mich?

Ist es gut?
Was willst du hören? Like a virgin vielleicht…

Yeah, genau das wollte ich hören (lacht).
Ok, reden wir über Sex. Wann hast du deine Jungfräulichkeit verloren?

Mit fünf…

Oh… ist das nicht ein bisschen früh?
Ich hatte Sex mit zwei Schwestern… Es war echt seltsam… das nächste Mal war mit neun, und den ersten richtigen Sex hatte ich mit 17.

Also, welche von diesen drei Versionen gefiel dir am besten?
Naja, damals als Kind wurde ich von älteren Frauen verführt. Aber mit 17 konnte ich selbst aktiv werden (lacht). Aber trotzdem, ich fühlte mich benutzt (lächelt)

Aber ich hab gehört, dass Männer gerne benutzt werden…
Ja, das stimmt… offensichtlich… Aber ich kriegte das mit Orgasmus nicht so auf die Reihe, bis zum dritten Mal mit 17.

Du willst mir ernsthaft weismachen, dass du mit fünf einen Orgasmus hattest..
Oh ja, es ist nur schwierig, sich daran zu erinnern …

Ok, aber unterbrechen wir hier. Fangen wir mit dem Interview an: Was spielte sich musikalisch seit der Veröffentlichung von „Termination Bliss“ ab?
Wir sind hauptsächlich bei Festivals aufgetreten. Ziemlich viele Tourneen… dann die Headliner-Tour… Danach stehen drei Monate als Support für „Cradle Of Filth“ an… und dann nach dem Sommer nehmen wir das nächste Album auf, hoffentlich diesen Herbst.

Hattet ihr schon Gelegenheit, an neuem Material zu arbeiten?
Yeah, wir versuchen so oft wie möglich an neuem Material zu arbeiten, aber das ist schwierig… Es ist eine komplizierte Angelegenheit für uns, neue Songs zu schreiben… Es ist schwer zu beschreiben, aber wir brauchen Zeit, um mit neuen Songs zufrieden zu sein, brauchen vor allem Zeit für uns selbst, und das ist nicht so einfach, wenn du auf Tour bist. Tja, das ist ungefähr wie… naja, mit jedem Song erneut die Jungfräulichkeit zu verlieren… ein sinnlicher Prozess…

Also bist du derjenige, der die Songs schreibt?
Ich und Nightmare.

Sprechen wir über die Support-Tour mit „Cradle Of Filth“. Was erwartet ihr euch von dieser Konstellation, neue Fans finden, ein neues Publikum erreichen?
Yeah. Hoffentlich… das ist eine Chance für uns, in größeren Hallen zu spielen. Ich weiß noch nicht so recht, was auf uns zukommt, aber ich hoffe das beste (lächelt)

Eure Musik scheint so eine seltsame Kreuzung aus Tod, Glamour und Rock´n´Roll zu sein. Was macht den Tod so glamourös, eurer Sichtweise nach?
Naja, wir verherrlichen die Dunkelheit… wir sind fasziniert vom Paradoxen, die Konflikte dienen dazu, Musik zu machen und uns selbst zu finden. Deathstars konzentrieren sich auf Schwächen, die dunklen Seiten von uns. Schließlich glorifizieren wir die dunklen Seiten, die uns wachsen lassen… Champagner bei deinem Begräbnis, oder so – das ist ein Paradox, das ich meine. Nichts wirklich, was du brauchst, aber was sich gut anfühlt… Tod ist Glam, setz das Ganze nur in den richtigen Rahmen. Und, klar, wir sind die einzige Death-Glam-Band der Welt!

Hast du jemals über den Song für dein eigenes Begräbnis nachgedacht? Was soll gespielt werden, wenn deine Zeit zum Abschiednehmen gekommen ist?
Was für eine Frage! Ja, aber ich habe mir darüber tatsächlich Gedanken gemacht, und mein Lieblingssong ist „Highway Man“ von Willie Nelson (amerikanischer Country-Star). (singt aus vollem Hals)

Ich hab grad ein Konzert mit ihm im Fernsehen gesehen, er ist echt unglaublich, obwohl er schon fast 80 ist.
Ja, er ist cool. Ich mag Country Music! I ch mag die Western Country Music aus Nashville.

Irgendwelche Pläne als Support für Nelson?
Yeah, vielleicht… um in den USA Eindruck zu schinden (lacht)

Gibt es deiner Meinung nach ein Konzept, eine Philosophie hinter dem „Deathstars-Projekt“?
Nein, es ist kein Konzept. Es geht ums Musikmachen und um die Leidenschaft, Death und Glam zu kombinieren. Immer mit einem dunklen Aspekt, das macht das Ganze für uns interessant, weil wir immer nach neuen Triebfedern Ausschau halten, auch wenn es selbstzerstörerisch wird. Das haben wir auch erwartet, und es ist fein, sich darauf zu konzentrieren…

Das klingt verwirrend…
Yeah du hast recht (lächelt).
Du machst Musik, um etwas über dich selbst zu lernen. Das ist der einzige Weg, etwas zu lernen. Darum sind es die kreativen Menschen, die sich ans Schreiben wagen. Es ist der beste Weg, mit deiner inneren Persönlichkeit in Kontakt zu kommen, und wenn Leute deine Musik hören, können sie auch dich selber hören.

Ehrlich gesagt, klingt das wie Musikmachen als eine Art Therapie für dich selber …
Ja, genau! Du denkst wirklich über Dinge nach, wenn du darüber schreibst. Die beste Art, Gefühle auszudrücken, auch wenn es weh tut…

Also, würdest du zustimmen, wenn ich dich selbstzerstörerisch nenne?
Ja, würde ich. Du suchst immer wieder nach was Neuem, auch wenn du damit aufhören solltest. Du suchst neuen Ansporn, eine neue Ebene – und das ist manchmal gefährlich.
Du lässt deine Träume wahr werden, bist offener als andere, naja, normale Leute, aber das ist nicht immer das Gesündeste.. und schließlich wird es selbstzerstörerisch… Das ist schwer zu beschreiben, es ist eine immerwährende Suche nach dem Kick.

Apropos Kicks … was sind so deine ultimativen Methoden, außer Musiker zu sein?
Uuuuh, lass mich nachdenken. Tja, es ist ja nicht nur Sex und Drogen. Es geht eher darum, inneren Frieden zu finden…

Ok, erklär das mal…
Also, ich bin eine bewusst lebende Person. Ich bin Vegetarier. Ich versuche, so viel Zeit wie möglich alleine zu verbringen. Ich habe so viele negative Schwingungen in meiner Seele, es ist wichtig, so oft wie möglich davon wegzukommen.

Hast du ein echtes Problem damit, deprimiert zu sein und dich in melancholischen Stimmungen zu verlieren?
Oh ja, aber es ist leichter zu kontrollieren wenn du älter wirst. Ich hatte diese starken Phasen, als ich ein Teenager war. Über Selbstmord nachdenken und so ein Scheiß…

Was würde einen anderen Künstler zu einem echten Deathstar machen?
Das geht nicht, denn das ist keine Fiktion, es geht um uns…

Aber all das Make-Up, die außergewöhnlichen Outfits… glaubst du nicht, dass das auch eine Art Verkleidung ist, oder gibt es keine Unterschiede zwischen dem Künstler und der Privatperson?
20 verschiedene Pässe für kriminelle Absichten…
Ich spüre keine Unterschiede. Das Make-Up macht das Ganze nur für uns etwas leichter. Wir begehen eine Menge Verbrechen vor den Konzerten, also ist das eine perfekte Methode, unerkannt zu bleiben (lacht)

Also was macht ihr?
Autos klauen… darum haben wir Pseudonyme und 20 verschiedene Pässe (lacht). Heute nenne ich mich „Kawasaki Toyota“. Eieieieieieiei… (macht seltsame japanische Kung-Fu Bewegungen).
Wir wollen dem Publikum auch visuell was bieten. Es soll alles perfekt zusammenpassen.

Wie lange dauert es, dein Make-Up aufzulegen?
Ehhm… 20 Minuten…

So schnell? Also könntest du vielen Frauen Tips geben, wie man so perfektes Make-Up so schnell hinkriegt…
Yeah, du hast recht (lächelt). Aber dieses Glitzerzeug ist nicht so einfach…

Machte es dir schon früher Spaß, dich in solche Klamotten zu schmeißen und Make-Up anzulegen?
Oh ja, es fing an, als ich sechs war. Ich war der größte „KISS“-Fan der Welt.

Und deine Familie? Wie hat die reagiert?
Oh, das war und ist für sie OK. Sie sind nicht so engstirnig.

Also kommen sie regelmäßig zu euren Gigs, wenn ihr in eurer Heimatstadt spielt?
Nein, sie sahen mich diesen Sommer das erste Mal, und es gefiel ihnen. Es war komisch, sie sahen uns vorher noch nie auf der Bühne…
I´m a fucking Rock´n´Roll-star…

In den Medien habt ihr schon dieses Image von „schwierigen Rockstars“…
Und was denkst du? Bin ich nicht ein verdammter Rock´n´Roll-Star??? (lächelt).

Oh ja, aber du bist auch nett…
Ja, ich weiß… das Problem ist, dass wir oft in der Metal Presse aufscheinen, das eines der konservativsten Medien ist. Wir sind nicht nur eine Metalband, wir haben viele Black Metal Aspekte, aber noch viel mehr… darum passen wir nicht wirklich in eine bestimmte Schublade, und einige Leute sind deswegen angepisst…

Aber geht euch das nicht auf die Nerven? Pflegt ihr euer Image?
Für mich ist es nicht wichtig, welches Image mir die Medien geben. Wir müssen nur unseren Fans gegenüber loyal sein, sie sind wichtig. Besonders unsere weiblichen Fans… hautfreundlich… (lächelt).

Ich bin sicher, sie wissen das zu schätzen. Vielen Dank für dieses unterhaltsame und informative Interview!
Keine Ursache!

Autor: Jasmin Froghy, Photos: Peter P., Samira Alinto

GastmitarbeiterInnen / guest contributions

Reguläre GastmitarbeiterInnen u.a. Melanie Kircher, Tatjana Tattis Murschel, Grit Kabiersch, Marina Minkler, Maria Levin, Jasmine Frey, Nina Ratavaara, Elvira Visser, John Wisniewski