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Suomi Darkness: Turmion Kätilöt / Kinetik Control / Beati Mortui / Silent Scream / Cold Cold Ground / Black Light Discipline / Hellcity Punks

Berlin, K17 – Zum ersten Mal in Berlin, zum ersten Mal im K17 – hatte nun keine Vergleichsmöglichkeiten mit anderen Clubs vor Ort, aber die Location eroberte sofort eine Top-Position auf meiner „Bestenliste“. Biergarten mit Lagerfeuer, Currywurst (MIAM!), neben Konzerthalle auch genug Platz zum Chillen in nem Clubraum, nette Crew – kurz, den Ausflug mit Sicherheit wert. Ganz abgesehen vom tollen Line-Up…

Um es vorweg zu nehmen, auch wenn der eine oder andere Act an diesem Abend musikalisch nicht so ganz auf meiner persönlichen Schiene lag – so ein umfangreiches Package an durchweg geilen Live-Bands kriegt man selten geboten. Alle, die sich diese Gelegenheit durch die Lappen gehen liessen, können sich also in den Hintern beissen – und jede einzelne dieser Bands auf die „unbedingt-anchecken“ Liste setzen…

Bei 7 Acts an einem Abend gabs leider nur so um die 30-40 min Sets, Hut ab vor der Crew, die Umbauten im 15min-Bereich und die Verzögerung in Grenzen hielt.

Hellcity Punks
spielten bereits vor gut gefülltem Saal – die Menge sollte im Lauf des Abends auch nicht viel grösser werden, allerdings hätte ich im Nachprogramm der PopKom etwas mehr erwartet. Wohl die einzige Band des Abends, von der keiner der Anwesenden vorher was gehört hatte – daher doppelt beachtlich, wie sie trotz sichtlicher Nervosität die Leute anzogen und in Partystimmung versetzten. Die neue Single „Angelina Cries“ wurde erstmals live vorgestellt, und wenn das der Vorgeschmack aufs Debutalbum ist, kann man sich schon drauf freuen. Denn die Hellcity Punks wurden härter, mehr britischer Old-School Punk als US-Stil sozusagen. Merken! www.hellcitypunks.com

Black Light Discipline
rockten und posten wie Sau, gönnten sich und dem Publikum keine Pause – und gewannen so mit Sicherheit neue Fans. Diesen Act haben wir ja schon oft und zu recht gelobt – daher bleibt auch nicht viel mehr zu sagen. Die Setlist hatte neben alten Hits auch neueres wie Aggressor und Brand-neues – die Digi-Single „Walls Inside Us“ als Live-Premiere. Weil es keine „nur die ersten drei Songs“ Regelungen gab, kriegte ich auch endlich halbwegs brauchbare Snapshots von Sänger Toni – wie immer charismatisch und agil. Fazit: Daumen hoch. PS: In Finnland sind die Jungs demnächst im Vorprogramm von Pain zu sehen. www.bld.fi

Silent Scream
stellten für mich eine unbekannte Grösse dar, auch wenn ich vom Vorgängerprojekt Varjo mal gehört hatte, dem gleich zwei der Bandmitglieder unter tragischen Umständen abhanden kam. Silent Scream wussten auch mich mit klassischem Elektro Gothic Rock – in etwa die düstere Version von Depeche Mode – zu beeindrucken. Und einer Bühnenshow im Spannungsfeld von Kontrolle und ungebremster Leidenschaft. Im Prinzip haben sie so also das musikalische Konzept des aktuellen Albums „In The Cinema“ – inspiriert von alten Horrorfilmklassikern der Stummfilmzeit – auch visuell gut umgesetzt. www.myspace.com/silentscrm

Cold Cold Ground
und ihr stampfender Industrial Metal kam auch hier richtig gut an. Sänger Hauptmann D gab wie immer alles, Mr Bunny wirkte gruslig wie immer, wenn er seine Gitarre würgte. Ein echter Hingucker auch wieder die beiden Percussionisten, wo Drummer Kunt übrigens erstmals als hochoffizielles neues Bandmitglied am Start war. Cold Cold Ground heizten der Menge mit u.a. Pigs, You Will Break, Model Citizen und der neue Digi-Single Disintegrating richtig ein. Hätte mir nur etwas besseres Licht – weniger Rot! – gewünscht, um etwas bessere Schnappschüsse einzufangen… www.coldcoldground.com

Beati Mortui
stellten für mich die positive Überraschung des Tages dar – nicht zuletzt wegen Frontfrau Maria Mortifera mit toller versatiler Stimme. Sie hat von clean bis rau-dreckig alles drauf, und das ganz ohne Tricks und Verzerrer (wie beim Soundcheck selbst festgestellt). Industrial, tanzbar, aus der klassischen Elektro-Goth Ecke – das Trio mit seiner charismatischen Bühnenpräsenz hielt mich den ganzen Gig über vor der Bühne in seinem Bann, mit Ohrwürmern wie „Prey“. Heisser Tip, checkt die Band mal an! www.myspace.com/beatimortui

Kinetik Control
klangen salopp beschrieben, Sunrise Avenue mit einem Schuss Goth, mit einem wandlungsfähigen Sänger (Sauli Vuoti). Der Sound gefällt mir eindeutig besser, wenn sie so richtig punkig loslegen und nicht zu sehr auf Melancholie machen. War für einige wohl gut, vor dem Headliner eine Erholungspause einlegen zu können, aber irgendwie wirkte der Slot etwas unglücklich gewählt. Und die Musik zu ruhig und Alternative für diesen Zeitpunkt (und meinen Geschmack). Obwohl, Tracks wie Loving the Animal oder All Fours gehen richtig gut ab, aber nur in den vorderen Reihen kam sowas wie Stimmung auf. www.kinetikcontrol.com

Turmion Kätilöt
hatten wieder einen vollen Saal – obwohl, es schien als hätten die ersten Acts des Abends sogar etwas mehr Zuschauer gehabt. Nunja, ein Mittwoch – da waren wohl einige früher nach Hause gegangen? Jedenfalls befanden sich alle, die noch stehen konnten, vor der Bühne und tobten sich aus. Ziemlich faszinierend, wenn auch das deutsche Publikum begeistert „Verta ja Liha“ mitgrölt – im Bewusstsein, Blut und Fleisch abzufeiern? MC Rakaa Pee und Spellgoth gönnten ihren Fans nur zwischendurch kurz mal Pause, wenn sie ihre nahezu kabarettistischen „Doppelconferencen“ gaben. Kurz, der Gig war wieder mal ein pures Vergnügen, incl nackte Tatsachen am Schluss (die ich wg. erwähnter Verzögerungen leider verpasste, weil ich es doch vorzog, die letzte direkte Verbindung zu meinem Hostel zu erwischen). Da die Jungs bald mit Pain touren (die ersten 12 Gigs), sollten sie ihre Fangemeinde ausserhalb Finnlands ein wenig ausweiten können. www.turmion-katilot.info

Fazit: Es war sehr schön, es hat mich sehr gefreut – jederzeit wieder!

Klaudia Weber

Rücksichts- und gnadenlose Diktatorin, kniet vor mir! Anders gesagt: Chefredakteurin, Übersetzerin, Webseiten- und Anzeigenverwaltung, also "Mädchen für alles" - - - Schwerstens abhängig von Büchern (so ziemlich alles zwischen Herr der Ringe und Quantenphysik) und Musik, besonders von Metal finnischer Prägung. Weiters Malen, Zeichnen, Film, Theater... also könnt ihr mit einer vielseitigen Website rechnen. Mag.phil., zwei in 5 Jahren parallel abgeschlossene Vollstudien (English & American studies, Medienkommunikation) und stolz darauf, denn als Mädel aus einer Arbeiterfamilie in einem erzkonservativ-katholischen Land ging das nur dank Stipendium und etwas später im Leben als andere....