Fresh ActInterviews

Stone Cold Dead – Fresh Act Oktober 2015

Manchmal scheint die Kategorie “Fresh Act” nicht so ganz zu passen, besonders wenn die Mitglieder einer Band schon einige Jährchen im Biz am Buckel haben. Denn ich wette, ihr alle habt zumindest den Bandnamen „Rotting Christ“ schon mal wo gehört… Und dann ist auch noch jemand von einer gewissen Band namens Nile involviert… Daher vielleicht verständlich, dass wir euch hier voller Stolz ein brandneues Projekt aus Griechenland namens Stone Cold Dead vorstellen, das am 6. November  das Debütalbum „Lava Flows“ (über das bandeigene Label) auf den Markt bringen wird.
George Bokos (git, voc) und Charis Pazaroulas (Bass) erzählen uns mehr …

Könnt ihr uns bitte kurz die Band vorstellen – es gibt bekannte Namen im Line-up, einige nicht so gut bekannt – wie habt ihr einander kennengelernt?
George Bokos: Zunächst einmal möchte ich euch für das Interesse an unserer Musik und für die Möglichkeit, Stone Cold DEAD den Lesern vorzustellen, danken. Der Kern der Band ist eigentlich ich selbst an Gitarre und Vocals und Charis Pazaroulas am Kontrabass und E-Bass. Für diejenigen, die meine musikalische Vergangenheit nicht kennen, war ich der Gitarrist von Nightfall (2001-2005) und Rotting Christ (2005-2012). Was das Schlagzeug betrifft, wird es etwas interessanter, wir hatten gleich drei Drummer für die Aufnahmen unseres Debüt-Albums „Lava Flows“ abgewickelt. George Kollias, bekannt für seine Arbeit mit der US Technical Death Metal Band Nile, weiters Yannis Stavropoulos, einer der größten Allround-Drummer in Griechenland, und Dimitrios (Vorskaath) Dorian von Zemial, ein multitalentierter Musiker, bekannt durch viele Projekte und großartige Musik.
Zusammenkommen war keine leichte Aufgabe, denn wir hatten alle sehr strikte und knappe Terminkalender. Von der Leidenschaft, dieses Album zu erschaffen angetrieben, fanden wir endlich die Möglichkeit, jedes uns in den Weg gelegte Problem zu lösen, und ich bin sehr froh über das, was dabei herauskam.

Wann und warum wurde die Idee, diese Band zu gründen geboren?
George: Stone Cold Dead begann als Idee im Jahr 2010, aus dem Bedürfnis heraus, meine eigene Musik zu schreiben. Neben den ausgiebigen Tourneen mit Rotting Christ fing ich an, erste Gitarren Demos inklusive einiger Ideen, die später zu vollständig arrangierten Songs entwickelt wurden, aufzeichnen. Nach 12 Jahren mit der größten griechischen Metal-Bands auf diversen Bühnen, ich fühlte ich, es sei nun an der Zeit, meinen eigenen Weg zu nehmen. Damals war es Charis, der diese Reise mit mir antrat, und wir begannen als Team zu arbeiten.

Wie hat es mit dem Bandnamen auf sich – gibt es eine Geschichte dazu?
George: Ich kam auf diesen Namen während einer Nordamerika-Tour mit Rotting Christ und der Name hing fest in meinem Kopf zusammen mit anderen möglichen Namen, die ich mir damals ausdachte. Schliesslich inspirierte mich Stone Cold Dead am meisten, um alle meine musikalischen Ideen zum Leben zu erwecken. In gewisser Weise verbindet er mich mit der Erde und der Natur, hauptsächlich mit Bergen, Felsen und Vulkanen.
Charis Pazaroulas: Aus meiner Sicht spiegelt der Name der Band alle möglichen Ideen wider, oder Theorien, Geisteszustände, Emotionen, Vorurteile, psychologische oder soziologische Muster, und sobald ich das als real empfand, fing ich an, mein Wesen um diesen Namen herum zu konstruieren. Irgendwann fühlte ich mich in meiner „Wahrheit“ kollabiert und Stone Cold Dead. Das ist eine weitere Sichtweise des Bandnamens, aber dennoch gibt es da eine gemeinsame Basis mit Georgs Perspektive.

Das Debüt scheint ein Konzeptalbum zu sein – erzählt uns mehr dazu.
Charis: Du hast absolut recht! Es ist ein Konzept-Album, eine Reise ins Innere, mit dem alten Aphorismus „Erkenne dich selbst“ als zentrale Achse. Die Entdeckungsreise beginnt aus den Tiefen einer dunklen Höhle, die nur Reflexionen dessen zeigt, was man sehen kann. Durch Zyklone des Bewusstseins, Flüsse des Vertrauens, dem Tod des Ego, die Wiedervereinigung von Ouroboros und die Dekonstruktion des Architekts, erreicht das menschliche Bewusstsein den regenerierten Atem des Lebens.
Entlang dieser Reise gibt es Verweise auf die „Höhlengleichnis“ von Platon, zur alten Sufi-Erzählung „Mojud: Der Mann mit dem Unerklärlichen Leben“ und zu „Der gefesselte Prometheus“ von Aischylos.
Außerdem führt die Fahrt entlang des archetypischen Kosmischen Baums und besteht aus drei Teilen (Underworld I.STONE, Earth II.COLD, Heaven III.DEAD).

Wie kam es dazu, dass ihr mit 3 verschiedenen Drummern für das Debüt gearbeitet habt? Wird es in Zukunft einen ständigen Drummer für Live-Auftritte geben?
George: Diese Idee entstand durch die Bedürfnissen des Konzepts, das Charis oberhalb beschrieben hat. Es ist ein Triptychon, und jeder Drummer hat drei Songs aufgezeichnet, um die Ideen und die lyrische Richtung jedes Teil zu bedienen. Eine weitere Verbindung zwischen dem Bandnamen und den Triaden des Albums wurde ausserdem erreicht. Also, Yannis Stavropoulos behandelt die I.STONE Teile, Dimitrios (Vorskaath) Dorian die II.COLD Teile und George Kollias die III.DEAD Teile. Wir hätten keine besseren Ergebnis als dieses erzielen können. Die Energie, die jeder dieser außergewöhnlichen Schlagzeuger der Musik gab, ist absolut ideal. Was die künftige Live-Veranstaltungen betrifft, wird Dimitrios der Schlagzeuger sein, der sich all unserer Songs annehmen wird.

Wie habt ihr euren Musikstil entwickelt?
George: Unsere Musik ist im Grunde eine Kombination aus Metal und Rock / Blues mit progressiven und experimentellen Elementen. Im wahrsten Sinn des Wortes wurde die Musik auf eigene Weise entwickelt, auf dieser einzigartigen und langen Reise! Es ist, als ob du in einem Wald mit riesigen Bäumen verirrt wärst. Die Auswege sind da. Sie müssen nicht erschaffen, sondern nur gesucht und gefunden werden. Das war genau die Art, wie unser Album erstellt wurde.

Was hat euch damals in erster Linie inspiriert, Musiker zu werden, was sind eure wichtigsten musikalischen Wurzeln und Einflüsse?
Charis: Die mystische Gemeinschaft, mich selbst und meine Beziehung zu den anderen Wesen auf diesem Planeten durch Musik zu erkunden, war immer ein faszinierender Aspekt, der mich dazu gebracht hat, ein Musikinstrument zu erlernen und zusammen mit anderen Menschen zu spielen. Diese innere Notwendigkeit zu erforschen und zugleich zu entfliehen, die psychologische Rückenstärkung durch Anhören oder Spielen von Musik, plus das Gefühl, einer musikalischen Familie anzugehören sind einige meiner wichtigsten Wurzeln und Einflüsse.
George: Was Charis sagt, klingt für mich sehr vertraut. Ich erinnere mich, wie ich immer Gänsehaut kriegte, wenn ich Musik hörte, die ich mag, und das ist eine der Emotionen, die mich gezwungen hatten, ein Instrument zu erlernen. Wenn ich Einflüsse von meinem ureigensten Anfang nennen sollte, dann war Tony Iommi wohl der größte von allen.

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Arbeitet ihr an Musik und Texten für dieses Projekt als ein Team, oder ist nur eine Person verantwortlich?

George: Die meisten musikalischen Ideen von „Lava Flows“ finden sich auf dem ersten Demo, das ich aufnahm. Zu dieser Zeit gab es keine Gesangslinien für die Songs. Nur Gitarren und Drum-Maschine. Charis übernahm das gesamte lyrische Konzept des Albums und wir arbeiteten eng zusammen, was die Arrangements, die Struktur und das Songwriting des Albums betrifft. Ich kenne Charis seit über 15 Jahren und tatsächlich aus der Zeit, als wir Studenten an der Ionischen Universität waren – im Institut für Musikwissenschaft, hier in Griechenland. Er ist einer der größten Musiker, mit denen ich je gearbeitet habe. Es fühlt sich großartig an, Menschen in seinem Leben haben, die die gleiche Vision teilen!

Gibt es eine bestimmte Philosophie, die hinter euren Werken steckt, oder woher kommt die Inspiration?

Charis: Die grundlegende Philosophie unserer Arbeit ist es, zu erforschen, durch Musik zu reisen und jedes Mal die Beziehung zu uns selbst und mit unserer Umwelt ein wenig besser kennen zu lernen und zu vertiefen. In anderen Worten, finden wir uns von Tod und Schrecken in der Welt umgeben, und wir entfliehen davor in die Kunst.

Wie ist es, eine Metal Band in eurem Land zu sein – seid ihr Prominente oder Außenseiter?
George: In den 80er und frühen 90er Jahren würde ich sagen, dass man in einer Metal-Band ein Außenseiter war. Die Gesellschaft hatte eine ganz andere Einstellung damals … Heutzutage wird Metal / Rock-Musik immer beliebter, und ich würde sagen, dass diese Musikrichtung endlich die verdiente Aufmerksamkeit bekommt. Die Griechenland-Krise hat, in irgendeiner Weise, den Menschen die Energie gegeben, um mehr Bands als je zuvor zu gründen, und auch den Willen, gute Musik zu erschaffen und zu performen. Wir sehen uns nicht als Prominente, ebenso wie viele Freunde von mir von Bands, die ich kenne. Aber wir sind auch keine Ausgestoßenen heutzutage, würde ich sagen.

Was wollt ihr mit dieser Band erreichen?
Charis: Die Band ist ein Vehikel für uns, mit dem wir unsere Gedanken ausdrücken, kommunizieren mit unseren Mitmenschen, wir erkunden Beziehungen und wir lernen einander kennen.

Als erfahrene Musiker habt ihr sicherlich einige seltsame und absurde Geschichten zu erzählen … Bitte teilt eine mit uns.
George: Nun, es ist eine Geschichte von der Entstehung unseres Albums. Die Schlagzeugaufnahmen des ersten Teils (I.STONE) fand in einem Hotel statt, in der Nähe eines Sees, der sich in den Bergen von Feneos, Korinth befindet. Es gab einen großen leeren Raum aus Holz und Stein, der nach der richtigen akustischen Behandlung durch uns ideal für die Aufnahmen eines Schlagzeugs war. Während der Aufnahmen ging die Stromversorgung im Hotel die ganze Nacht flöten und wir waren am Arsch der Welt, in absoluter Dunkelheit. Wir arbeiteten weiter an einigen Ideen, da Yannis immer noch in der Lage war, Schlagzeug ohne Licht zu spielen, aber wir haben keine Aufnahmen aus dieser Nacht …

Was sind eure Pläne in (naher) Zukunft?
George: Alle unser Streben geht dahin, unsere Musik zu den Menschen zu bringen, und der beste mögliche Weg ist über unser eigenes Label. Unser Debütalbum „Lava Flows“ wird am 6. November über Volcanic Music veröffentlicht. Die erste Single des Albums mit dem Titel Hubrism wird bald verfügbar sein und derzeit arbeiten wir an einem Lyric-Video.
Charis: Darüber hinaus nach der Veröffentlichung von „Lava Flows“, möchten wir zwei Tracks, die aus unterschiedlichen Gründen nicht am Album sind, veröffentlichen. Höchstwahrscheinlich wird einer davon mit einem Video herauskommen. Später im Jahr 2016 möchten wir die Aufnahmen unseres zweiten Albums starten.

Etwas, wonach ihr nicht gefragt wurdet und ihr unbedingt mit uns teilen möchtet?
George: Vielen Dank für das Interview! Ich möchte hier die Credits des Albums mitteilen. Das Album wurde von mir selbst aufgenommen und produziert, dann gemischt und gemastert von Vasilis Gouvatsos im eigenen Tonstudio Grindhouse Studio Athen. Das Cover Artwork wurde von Costin Chioreanu, der auch für seine Zusammenarbeit mit Acts wie At The Gates, Paradise Lost und Arch Enemy bekannt ist, erstellt.
Charis: Wir möchten auch unseren Partner für die Promotion des Albums, Tuomas Saukkonen von One Man Army und allen Menschen danken, die unser erstes offizielles Werk auf ihre eigene Weise unterstützen. Vielen Dank für das Gespräch und lasst die Lava fliessen …

www.facebook.com/StoneColdDead

Fotos: Band

Den CD Teaser findet ihr auch bei unserem StalkerMagazine YouTube Channel!

Klaudia Weber

Rücksichts- und gnadenlose Diktatorin, kniet vor mir! Anders gesagt: Chefredakteurin, Übersetzerin, Webseiten- und Anzeigenverwaltung, also "Mädchen für alles" - - - Schwerstens abhängig von Büchern (so ziemlich alles zwischen Herr der Ringe und Quantenphysik) und Musik, besonders von Metal finnischer Prägung. Weiters Malen, Zeichnen, Film, Theater... also könnt ihr mit einer vielseitigen Website rechnen. Mag.phil., zwei in 5 Jahren parallel abgeschlossene Vollstudien (English & American studies, Medienkommunikation) und stolz darauf, denn als Mädel aus einer Arbeiterfamilie in einem erzkonservativ-katholischen Land ging das nur dank Stipendium und etwas später im Leben als andere....

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