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Shape Of Despair: Nicht gerade Oden an die Freude

Wenn es einen Guiness Rekord hinsichtlich “wie lange eine Band von der Formierung bis zur ersten Show gebraucht hat” gäbe, SHAPE OF DESPAIR könnten da einen Eintrag kriegen… 1995 gegründet, haben die Finnen drei Studioalben und ein Best-Of herausgebracht, verschwanden dann in der Versenkung, um 2010 wieder zu erscheinen und 2011 mit dem neuen Sänger Henri Koivula aufzuwarten. 2012 gaben sie ihr Live-Debüt beim Tuska Jatkoklubi (siehe STALKER Festivalreport ). Bandmastermind Jarno Salomaa verrät uns mehr…

Die Tuska-Show war der erste Shape Of Despair Auftritt überhaupt, soviel ich weiss – also wie war´s, aus Deiner Sicht? Ging da wirklich was schief (weil vom Publikum aus war es ein astreiner Auftritt)?
Das war in der Tat unser allererster Gig, ja. Ich glaube, das war auch ganz OK für ein erstes Mal… es gab ein paar Fehler, aber ich glaube, das spielt keine Rolle, ich hoffe, die Leute haben gekriegt, was sie sich von diesem Gig erwarteten und dass die Atmosphäre stimmte. Die Idee war, die Musik und die Atmosphäre so eng wie nur möglich miteinander zu verknüpfen. Und noch etwas sollte erwähnt werden – auch unser Lichtmann hat hier seine allererste Show geliefert, und die war toll, wenn er gerade mal 5 min Einschulungszeit hatte.

Wieso haben SOD eigentlich vorher nie live gespielt?
Einer der Gründe ist wohl, dass wir eher Abstand voneinander halten, wir haben nicht wirklich engen Kontakt, was das Proben auch ein bisschen problematisch macht… Aber was uns definitiv weiter gebracht hat, ist die neue Situation in der Band. Ein neuer Sänger, neues Material, das nun nach langer Zeit wieder ansteht…
Wir hätten es 2004 ja fast geschafft, unsere erste Show zu spielen, die musste aber abgesagt werden, weil ich krank wurde. Pneumothorax, ich war 5 Wochen im Spital und hatte 3 Operationen, glaube ich, weil meine Lunge irgendwie nicht mehr so richtig machen wollte, hah.

Illusion´s Play 2004 war das letzte offizielle Studioalbum, gefolgt von einem Best-Of 2005, 2010 und 2011 habt ihr Singles veröffentlicht – warum seid ihr nun wieder da?
Das ist kein echtes Comeback, wir waren immer da… aber ich habe mich eher auf mein Privatleben konzentriert und nicht jedes Jahr aufs Neue ein neues Album erzwingen wollen. Ich bin froh, dass wir hier ein bisschen Raum geschaffen haben, und nennen wir es so, die Situation innerhalb der Band ist nun viel besser. Es gibt viele neue Songs, die in Arbeit sind, und ich glaube, mit Henri werden wir auch daraus was Tolles machen.

Wer sind nun die Bandmitglieder – kannst du sie uns kurz vorstellen? Wie habt ihr euch “damals” gefunden, und war es schwierig, die Truppe erneut zusammen zu kriegen (da kommen mir irgendwie Filmszenen aus Blues Brothers und Still Crazy in den Sinn… 😀 )?
Ich hoffe, dass wir nun ein stabiles Line-up haben… Eigentlich war es nicht so schwierig, die Truppe zusammen zu kriegen. Da Impaled Nazarene und Finntroll viel auf Tour sind, hat das unsere Proben natürlich zurückgeworfen. Ich und Tomi (auch in Rapture & IN) waren ja von Anfang an mit dabei, was die Band und den Hintergrund betrifft. Natalie kam zu uns, als wir unsere Promos aufnahmen. Samu kam zu uns, um Toni Mäensivu am Schlagzeug zu ersetzen, und Sami (beide Finntroll, Anm.d.Red) gab den Mann am Bass, da Tomi ja sonst im Studio beides einspielte. Und Henri (auch Throes of Dawn, Anm. d. Red.) ist schon seit Jahren ein guter Freund von mir, also kam sein Name als erstes in den Sinn, als ich über einen neuen Sänger für uns nachdachte … Er hat eine sehr kraftvolle Stimme und ich denke, unsere zukünftigen Songs werden dafür auch Zeugnis ablegen.

Wie steht es mit Festivalgigs in diesem Sommer, habt ihr auch schon wieder eine Plattenfirma?
Nein, noch nicht. Wir haben uns entschlossen, einen Song aufzunehmen, den wir an verschiedene Label senden werden. Ich hoffe, dass sich da zumindest mit einem etwas ergibt. Warten wir mal ab, es wird interessant, was passiert. Ich hoffe, wir können das in etwas schnellerem Tempo hinkriegen, als sich Dinge sonst bei uns entwickeln.

Inzwischen ist ja was Unerwartetes passiert, Doom Metal wurde etwas populärer, und Songs, die länger als 3min lang sind, dank z.b. Swallow the Sun. Wie stehst Du dazu, hast du die Jungs + das Mädel auch schon mal getroffen?
Tja, ich habe Mikko einmal getroffen, aber leider waren wir beide viel zu betrunken, um irgendwas Vernünftiges zu sagen… Naja, ich weiss nicht so recht, ob das Doom Metal Schildchen wirklich zu uns passt, oder auch zu Swallow the Sun. Ich denke, Doom Metal in seiner pursten Form ist nicht wirklich populär, Wem-auch-immer sei Dank …

Eine weitere ziemlich populäre finnische Doomband waren Reverend Bizarre – hast du die mal getroffen?
Yeah, damals mit Rapture am Spinefeast.. war glaub ich 2003.

Welche Band(s) würdest du denn Doom Metal Fans so empfehlen?
Unholy, Before the Rain, Funeral, Fallen, Evoken und noch ein paar andere. Ich bin ziemlich faul, was Neuerscheinungen anchecken betrifft, aber manchmal stolpere ich ja über gute Sachen.

Shape of Despair - ...To Live For My Death...

Schreibst du noch immer alle Songs und alle Texte selbst, oder sind mittlerweile auch andere Bandmitglieder beteiligt?
Ich hoffe, dass wir zum neuen Album alle ein wenig beitragen können. Aber hauptsächlich war es bisher wieder ich. Ich bin mir jedoch sicher, dass sich das ändert, sobald wir an den Songs zu arbeiten beginnen.

Du hast mal erwähnt, dass Texte für dich nicht so wichtig sind wie die Musik – stimmt das noch immer?
Teilweise ja. Es hängt ja auch vom Genre ab… aber wenn ich mir was anhöre, dann hör ich mir nur den Song an und lese keine Texte dazu durch. Aber wenn ein Song Your rotting face heisst, dann musst du dir schon auch mal den Text ansehen…

Nochmal zu den Texten – was sind denn so deine Themen, bist du noch immer auf dem “Depressionen abarbeiten”-Trip?
Ich werde mir die Texte gemeinsam mit Henri bald vornehmen… mal sehen, ob Henri da auch alleine arbeiten will. Aber ja, sind nicht gerade Oden an die Freude.

Was sind denn nun die weiteren Pläne mit SOD – Konzerte, Festivals, eine Tour, eine neue CD – die Weltherrschaft?
Eigentlich nur ein paar Shows, wir haben nur 3 gebucht, und eine steht noch an, beim Brutal Assault. Dann die Label-Suche mit einem Demosong und hoffentlich auch eine CD über eine gute Plattenfirma… aber wir werden wieder ein Album rausbringen, so oder so. Und Tourneen sind noch nicht in Sicht.

Ich kenne dich ja als eine zurückhaltende Person, als jemanden, der lieber im Hintergrund bleibt – also wäre das dein Albtraum, plötzlich so bekannt wie Britney Spears und ständig verfolgt von Paparazzi zu sein?
Darüber lass ich mir keine grauen Haare wachsen.

…. und wenn nicht, was ist dann dein absoluter Albtraum?
Nicht in der Lage zu sein, Musik machen oder Musik hören zu können…

… oder was ist dein Traum, was willst du erreichen, mit der Band und als Person?
Eventuell meine Musik ins etwas mehr Ätherische zu entwickeln. Ich hab da einige Ideen, Sounds, die in meinem Kopf herumschwirren, vielleicht sollte ich die einfangen und als Töne festmachen…

Zum Abschluss, „famous last words“ an die STALKER LeserInnen?
Hoffentlich kommt ihr zum Brutal Assault, ich hab ja keine Ahnung, wann wir wieder eine Show spielen… dort habt ihr die Gelegenheit, billiges Bier und eine düstere Atmosphäre zu geniessen.

Toll, dass ihr wieder auf der Bildfläche erschienen seid, alles Gute und danke für das Interview!

BRUTAL ASSAULT FESTIVAL: Josefov, Czech Republic, August 9-11, 2012, Shape of Despair spielen am 11. August 2012

https://www.facebook.com/shapeofdespairofficial

Klaudia Weber

Rücksichts- und gnadenlose Diktatorin, kniet vor mir! Anders gesagt: Chefredakteurin, Übersetzerin, Webseiten- und Anzeigenverwaltung, also "Mädchen für alles" - - - Schwerstens abhängig von Büchern (so ziemlich alles zwischen Herr der Ringe und Quantenphysik) und Musik, besonders von Metal finnischer Prägung. Weiters Malen, Zeichnen, Film, Theater... also könnt ihr mit einer vielseitigen Website rechnen. Mag.phil., zwei in 5 Jahren parallel abgeschlossene Vollstudien (English & American studies, Medienkommunikation) und stolz darauf, denn als Mädel aus einer Arbeiterfamilie in einem erzkonservativ-katholischen Land ging das nur dank Stipendium und etwas später im Leben als andere....