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Monster Magnet / Butcher Babies / The Raven Age / Saint Agnes / Seraina Telli @ Z7 Pratteln

24.06.2023 @ Konzertfabrik Z7 Pratteln, Schweiz

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Manchmal fragt man sich, ob man selber langsam ins Alter kommt und das Augenlicht schwächer wird oder ob es doch an der Kamera liegt, dass man alles verschwommen sieht. Am Alkoholpegel definitiv nicht, da ich seit Jahren darauf verzichten kann. Erfreulicherweise sind’s nicht die Augen – es stellte sich raus, dass mein Objektiv mal wieder das Zeitliche segnet und verzögert auslöst. Der langsamen Kameralinse wegen, leider nur wenige Bilder der Butcher Babies, da diese beiden auf der Bühne einfach zu wild für mein Objektiv agieren – ich hoffe, es sei mir verziehen.

Wir bekommen heute Abend eine geballte Ladung Power zu hören, obwohl sich über die Band Zusammenstellung streiten lässt. Wer bitte kommt auf die Idee, Monster Magnet mit Saint Agnes und den Butcher Babies spielen zu lassen??? Warum??? Naja….Booker….Veranstalter….ob die überhaupt wissen, was für Band sie buchen, ist manchmal die Frage.

Der Abend startet aber mit einer Person, auf die ich sehr gespannt bin: Seraina Telli; ehemals Burning Witches Frontfrau und seit einiger Zeit solo unterwegs. Leider habe ich es bisher nie geschafft die Schweizerin Live auf der Bühne zu sehen. Und ich bin positiv überrascht, Seraina hat ein sehr sympathisches Auftreten und neben ihrem Können an der Gitarre meistert sie auch den Gesang hervorragend. Es sind zwar der frühen Türöffnung geschuldet noch nicht ganz so viele Leute anwesend, als sie ihr Konzert beginnt, aber sie nimmt es mit Humor und kann auch mal über sich selber lachen, als sie sich verspricht. Mit im Gepäck hat sie ihren neuen Song «Song for the Girls», am 16. Juni veröffentlicht, der Mädels dazu animieren soll, einfach an sich selbst zu glauben. Das neue Album kommt in Kürze, also am besten gleich vorbestellen. Eine tolle Frau, die wirklich was zu bieten hat, mit soliden und guten Songs im Gepäck. Es sollte sich herausstellen, dass Seraina an diesem Abend bei weitem der beste Act ist, von dem ich sehr gerne mehr sehen und hören möchte.

Das Lästigste bei Konzerten sind wohl die Umbauphasen, an diesem Abend stets extra lang. Aber wir kommen dann doch noch zu dem Punkt, wo Saint Agnes endlich anfangen zu spielen. Ach diese armen, wütenden englischen Strassenkinder, die nicht wissen, wie sie ihrer Wut eine Stimme verschaffen sollen ausser mit Musik. Das ist ja alles recht so, aber bei Texten, die einen Satz 50-mal wiederholen, sollte die Message mehr als klar kommuniziert sein – also bitte das Ganze ein bisschen ausschmücken oder einfach sein lassen. Saint Agnes rund um Frontfrau Kitty spielen diesen Garage-Rock, der eventuell dort auch bleiben sollte. Nicht dass sie schlecht spielen oder nicht singen können, aber mein Gott, diese Wiederholungen können einem ganz schön auf den Sack gehen. Und ich mutiere wohl langsam zur alten Schachtel, die vor der Bühne steht und denkt, «Ach Kinder, den Stinkefinger zeigen, sowas macht man doch nicht!» tzttz… Aber echt, man kann seiner Wut auf die Gesellschaft doch auch gesittet und mit Klasse Ohr verleihen, oder nicht? Dennoch sorgen Kitty und ihre Jungs für Stimmung.

Wieder die lange Umbauphase ….1,2….1,2 ….Soundcheck und keiner kann weiter als bis 2 zählen. Aber dann kommen endlich The Raven Age, auch aus England und endlich mal mehr Text. Juhuuu, da kann man ja nur begeistert sein. Die Lieder sind musikalisch ab und an recht chaotisch, der Gesang oft ähnlich, aber dennoch haben die Jungs was drauf, machen Stimmung und man hört ihnen gerne zu. Wie alle Bands haben die Jungs mit massiven Soundproblemen zu kämpfen, was nicht nur für sie unglaublich mühsam sein muss, immer wieder ist ein dumpfes Brummen zu hören. Ich habe die Jungs seit längerem nicht mehr Live gesehen, aber bin immer noch begeistert von ihrer Musik und Bühnenpräsenz. Schade, dass man nicht mehr von ihnen hört und sie nicht auch mal für eine eigene Tour im Z7 zu Gast sind.

Und wieder dieser Umbau…ein bisschen schneller…Und jetzt haltet eure Männer fest, die Butcher Babies kommen. Wenn man selbst als Frau kaum woanders hinsehen kann als auf die zwei Mädels, dann ist da schon ordentlich was los. Ich vertrete generell die Meinung, jeder soll so sein wie er/sie es möchte, scheissegal was die anderen sagen. Dennoch freut es mich, dass die beiden nicht mehr so billig und halbnackt unterwegs sind wie ihr früheres Image, zumindest heute nicht. Show bieten die Mädels und Jungs allemal, denn auf der Bühne ist ständig etwas – Stillstehen ist ein Fremdwort für die beiden Ladies. Ich muss gestehen, es ist mein erstes Mal mit den Butcher Babies live und an der Show habe ich nichts auszusetzten, aber gesanglich? Bitte, Bitte, das können die beiden nicht wirklich gut und mit viel Echo kann jeder growlen. Es ist eher ein Party Act als ernstzunehmender Metal für mich, denn hier geht es einfach nur um Stimmung und nicht um Können. Heidi und Carla sind zwei Party Hasen und Stimmung verbreiten machen sie wirklich gut, aber Singen können sie nicht. Für mich einmal gesehen reicht mir das total aus fürs ganze Leben.

Nach einer weiteren zeitintensiven Umbaupause stehen dann endlich Monster Magnet auf der Bühne. So, wenn man jetzt wie ich noch nie bei Monster Magnet war und die Videos der Jungs kennt, dann stellt man sich vor, dass der gute Dave Wyndorf irgendwie gestylter auf die Bühne kommt. Aber dem ist eben nicht so. In Shirt und schludriger Jeans geht’s auf die Bühne. That’s it -muss reichen. Leider ist der Sound total schlecht eingestellt bei Monster Magnet, sodass man seine Stimme kaum zu hören bekommt. Die ersten drei Songs im Fotograben sind einfach nur ein dumpfes Dröhnen der Gitarre, mehr hört man nicht. Weiter hinten wird es dann etwas besser und die beste Soundqualität hat man tatsächlich draussen vor der Tür, wo ich noch einigen Songs lausche, bis es mir einfach zu viel des Guten wird mit dem schlechten Sound und ich das Konzert vorzeitig verlasse.
Trotz zahlreicher Festivals und Konzerte im Umkreis war das Konzert von Monster Magnet nicht schlecht besucht. Was mich ein wenig erstaunt, denn es ist wirklich nicht die einfachste Band, um warm zu werden mit ihrem Space-Rock. Laut Setlist wurden die Hits gespielt und ich glaube, die Stimmung war sehr gut für einen Samstagabend

Sandy Mahrer

Fresh Act Redakteurin, Reportagen, Reviews, Fotos - - - Favorisierte Musikrichtungen? - Hard Rock, Heavy Metal und Pop-Rock, etc. Weniger Death, Black, Grind Core