Interviews

Pike’s Edge: Touren ist harte Arbeit

Pike, nicht jeder in der Metalszene dürfte dich bzw. PIKE’S EDGE kennen.
Stell dich und deine Band zunächst einmal vor!

Zuerst danke für das Interesse und die Zeit, die du dir für uns genommen hast.
Vor ca. 5 Jahren habe ich die Band PIKE’S EDGE gegründet. Davor war ich in diversen Bands, allerdings hatte ich jedes Mal das Gefühl, dass ich gegen eine Wand anrenne und nicht vorwärtskomme. Da ich in meiner Ungeduld schon einiges an Material beisammen hatte, machte ich mich 2012 daran, unser erstes Album unter dem Namen „Nameless“ aufzunehmen. 2013 waren wir mit der U.D.O als Supportband auf einer großen Europatour. Die Besetzung der Band hat sich zwischenzeitlich geändert, allerdings hat PIKE’S EDGE mit der aktuellen Besetzung auch neue Impulse und super Musiker dazugewonnen. Aktuell sind wir kurz vor der Fertigstellung unseres 2. Albums.

Wie bist du musikalisch sozialisiert worden, was sind die Haupteinflüsse, die du bei PIKE’S EDGE einfließen lässt?
Ich habe mit 8 Jahren das erste Mal Heavy Metal gehört. Es waren Iron Maiden. Seit diesem Augenblick hat mich Heavy Metal nicht mehr losgelassen. Bruce Dickinson war mein großes Vorbild. Ich lernte selber Gitarre spielen und hörte Maiden, Saxon, Judas Priest ganzen Tag lang. Natürlich war ich auch ein Kind der 80er Jahre Rock-Generation. In meiner Heimat hat sich eine eigene Art Balkan-Rock-Kultur etabliert. Ich war mit meiner Gitarre mittendrin. Man hört bestimmt hier und da diese Einflüsse, die Mischung zwischen Heavy Metal und Balkan-Rock ist aber auch nicht alltäglich.

Du schreibst auf eurer Homepage „PIKE’S EDGE is a part of me“. Gehe ich deshalb recht in der Annahme, dass du in den Texten vorwiegend persönliche Themen verarbeitest? 
Das bietet sich schon an, wenn die Band PIKE’S EDGE heißt. Beim ersten Album habe ich die Texte zum großen Teil selbst geschrieben. Natürlich behandelten die Texte Themen, die mir wichtig waren, z.B. eigene Erfahrungen, darüber denkt man nicht nach, man schreibt einfach. Bei PIKE’S EDGE gab und gibt es aber auch viel Raum für Zusammenarbeit, gemeinsam komponierte Musik und Texte von meinen Bandkollegen waren auch dabei. Was ich damit sagen will ist, dass PIKE’S EDGE weniger ein Teil von mir ist, weil ich meine Themen verarbeite. PIKE’S EDGE ist ein Teil von mir, weil ich mein Herz und die Seele in dieses Projekt einfließen lasse. Ich gebe alles her, was ich zu geben habe, sei es der Text, die Musik, die Arbeit oder das Geld.

Nach „Nameless“ habt ihr gemeinsame Tour mit U.D.O. gespielt. Wie lief es für euch?
Ziemlich gut, würde ich sagen. Die Tour ging durch 9 Länder und wir hatten insgesamt 33 Konzerte. Anfangs wussten wir natürlich nicht, was uns erwartet. Aber es ging alles locker zu. U.D.O und die gesamte Crew waren cool drauf. Auch beim Publikum kamen wir als völlig unbekannte Newcomer ziemlich gut an. Wir machten unseren Job sehr gut und heizten den Saal ordentlich vor. Es hat mächtig Spaß gemacht, auf so großen Bühnen zu stehen. Auf der anderen Seite merkt man schnell, dass so etwas harte Arbeit ist. Man muss sehr viel Selbstdisziplin aufbringen, um tagtäglich auf der Bühne Höchstleistung zu bringen. Mit der Zeit hat das ganz schön an den Kräften gezehrt. Ich lief permanent mit einer Teekanne in der Hand und schwieg gezwungenermaßen den lieben langen Tag am besten. Trotz allem war es für mich ein unvergessliches Erlebnis. Wir begegneten vielen interessanten und herzlichen Menschen, vielen Geschichten und noch mehr Fragen. Die Leute waren erstaunlich offen und scheuten den Kontakt nicht. So etwas erlebt man kaum, wenn man als Tourist unterwegs ist.

Nach der Tour hat sich bei euch das Besetzungskarussel mächtig gedreht. Was ist passiert?  
Noch während der Albumaufnahmen zu „Nameless“ mussten 2 Leute aus privaten Gründen die Band verlassen. Wir fanden schnell Ersatz und mit der neuen Combo ging es dann an die Ausarbeitung der Bühnenshow. So weit ging alles gut und wir wagten gemeinsam die Tour. Auf der Bühne lieferten wir eine coole Show ab, doch nach der Show zeigte sich, dass unsere Vorstellungen über die Band, die Tour, und viele andere Dinge, mit denen wir konfrontiert waren, weit auseinanderdrifteten. Ich denke, durch diese Erfahrung haben wir alle gewisse Illusionen abgelegt und jeder konnte aus dieser Perspektive heraus seine eigenen Ziele erkennen und dementsprechend seinen Weg einschlagen. Jetzt weiß ich, wie wichtig es für den Bandzusammenhalt ist, gewisse Dinge vorab offen anzusprechen und die Standpunkte abzugleichen.

Anfang nächsten Jahres erscheint euer neues Album. Was kannst du uns schon darüber verraten?
Das Album befindet sich in der Endphase und soll Anfang nächsten Jahres veröffentlicht werden, konkretes Datum steht noch nicht fest. Wir werden aber über unsere Homepage und Facebook-Seite alle auf dem Laufenden halten. Der Titel wird „All of our beauty“ lauten und spielt auf die Texte des Albums an.

Wie du bereits erwähnt hast, ist nach der U.D.O. deine ganze Mannschaft ausgestiegen. Ich vermute demnach, dass du das neue Album im Alleingang komponiert hast, oder hatten die neuen Bandmitglieder bereits Einfluss?

Im Rahmen der Tour mit U.D.O lernte ich Fitty Weinhold, den Bassisten von U.D.O kennen. Er unterstützte uns während der Tour und wir lagen auf der gleichen Wellenlänge, so dass wir auch nach der Tour in Kontakt blieben. Ich war nach der Tour ziemlich aufgerieben und hatte eigentlich nicht viel Ehrgeiz übrig, um weiter zu machen. Fitty war da ganz anderer Meinung. Er überzeugte mich auf seine überzeugende Art und so war die Idee einer gemeinsamen Albumproduktion geboren. In der Zwischenzeit hatte ich auch schon ein neues Team beisammen. Fitty flog Anfang des Jahres nach München und wir sperrten uns alle gemeinsam für 10 Tage im Tonstudio ein. Unser neuer Gitarrist Lukas erwies sich auch als toller Songwriter und Meister seines Fachs und so ergab es sich, dass wir drei dieses Album nun gemeinsam geschaffen, geschrieben und komponiert haben.

Vorab hast du uns die Titel ‚Blind Side Of You‘, ‚Denial of Serice‘ und ‚Faded Shadow‘ vorgestellt. Inwiefern repräsentieren sie das Album?
Die Songs waren unter den ersten 3, die aufgenommen wurden. Den Stil haben wir über das ganze Album beibehalten, dennoch denke ich, dass es innerhalb der einzelnen Songs genügend Spannungen gibt.

Mein Eindruck ist, dass sie um einiges melodischer sind als die Songs von „Nameless“. Insbesondere die Leadgitarre kommt dazu deutlich mehr zum Einsatz. Wie siehst du die Entwicklung?
Ja, definitiv, bei der Gitarre, bzw. den Gitarrensolos hat Lukas deutlich seine Handschrift hinterlassen. Ist ja auch sein Ding und er wusste es zu packen. Wir wollten von Anfang an musikalisch und technisch das Erstalbum toppen. Die Dynamik zwischen den Harten und melodischen Tönen sollte ausgeprägter werden. Die Refrains und Melodien sollen durch Einprägsamkeit einem breiteren Publikum zugänglich gemacht werden.

Aufgefallen ist mir auch, dass sowohl die Vocals als auch die ganze Produktion weniger rau und thrashig, sondern runder und klassischer ausgefallen sind. War das beabsichtigt?
Je nach dem, wie man es wahr nimmt. Anderen kamen die 3 Songs viel härter vor. Es scheint also an der Wahrnehmung und Präferenz zu liegen. Aber im Grunde würde ich sagen, dass denen, die es eher rauer mögen, die härteren Parts im Ohr nachklingen und den Genießern eher die melodischen im Ohr hängen bleiben. Das ist ja schon mal gut, und wir haben scheinbar unser Ziel erreicht.

Wie wird es nach der Albumveröffentlichung weitergehen für PIKE’S EDGE?
Hm. Es tut sich einiges. Wir hoffen, dass wir in 2016 viele Auftritte haben und viele Leute erreichen. Einige Termine stehen schon fest. In der Zukunft werden wir unsere Hompage immer auf dem aktuellen Stand halten.
Daneben steht noch eine Menge an Arbeit an, u.a. haben wir uns für den Live-Auftritt viel vorgenommen, Videos müssen auch her. 2016 verspricht ein arbeitsreiches, oder besser gesagt schaffensreiches Jahr zu werden. ☺

Zum Abschluss noch ein etwas persönlichere Frage an dich: Du kommst gebürtig aus Bosnien, lebst schon seit geraumer Zeit in Deutschland. Ich nehme deshalb mal an, dass du damals als Flüchtling nach Deutschland gekommen bist. Wie nimmst du die derzeitige Diskussion über die „Flüchtlingskrise“ wahr?
Ich musste 1992 meinen Heimatort verlassen. Meine Odyssee dauerte mehr als 3 Jahre, bis ich Ende 1995 nach Deutschland kam. Das ist mittlerweile unglaubliche 20 Jahre her. Aus meiner Sicht gibt es hier nicht viel zu diskutieren. Erst muss den Menschen geholfen werden. Wer wären wir, wenn wir diese Menschen an der Grenze erfrieren und verhungern lassen? Danach können wir Lösungen suchen und auch diskutieren. Es muss sich viel ändern, die Welt hat einen Weg eingeschlagen, der nichts Gutes verheißt. Wir müssen das Elend an der Wurzel packen, Gerechtigkeit schaffen und gegen die Ursachen von Krieg und Hunger angehen, wie auch immer. Hier kann und muss dann diskutiert werden. Wir haben keine andere Alternative. Entweder büßen wir unsere Menschlichkeit ein, oder wir helfen und jeder einzelne gibt sein Bestes und Möglichstes, um die Welt wieder in die richtigen Bahnen zu lenken.

Timo Pässler

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