Kolumne

Welcome to pandemic life-style

Meine Einstellung mag ja etwas altmodisch sein: „schreib nur dann was für eine Veröffentlichung, wenn du auch wirklich was zu sagen hast“ – ganz anders als „was posten einfach nur um was zu posten wegen dem Algorithm“ bei den sozialen Medien … und ich habe auch lange über diesen Beitrag nachgedacht.

Hoffentlich geht es den meisten von euch da draußen gut und ihr habt nicht direkt mit Covid-19 zu tun gekriegt oder sogar jemanden durch die Virusinfektion verloren.  Tja, einige aus meinem Freundeskreis hatten da nicht so viel Glück. Verschont mich daher bitte mit dem „ist nur ne Verschwörung / Maskentragen beeinträchtigt meine persönliche Freiheit / die Grippe is doch viel schlimmer“ Scheiss und seht euch bitte das hier an:  *

Auch wenn wir nicht infiziert wurden, haben sich doch die Lebensumstände bei uns allen schlagartig verändert. Für viele waren diese Veränderungen viel einschneidender und bitterer als für andere, besonders für jene, die schon vor der Pandemie kein tolles sicheres Einkommen hatten – beispielsweise MusikerInnen, SchauspielerInnen, generell die Leute in der Kunstszene … All jene, die in einer Demokratie leben, die sich tatsächlich um die Schwächsten, Ärmsten und Kranken kümmert, haben dabei noch Glück, da sie mit Unterstützung rechnen können (wir kennen doch alle mindestens eine sogenannte westliche Demokratie, die nicht mal ein funktionierendes Gesundheitssystem hat, nicht?)

Allerdings gibt es da noch die mentale Belastung, mit welcher jeder von uns anders umgeht. Was mich betrifft, hatte ich keine gröberen Auswirkungen erwartet, da ich ja schon vorher Hobbies hatte, die man völlig alleine und drinnen betreibt (malen, lesen, Filme & TV gucken, diese Website verwalten) – und ich hab schon vor der Pandemie von zu Hause aus online gearbeitet. In meiner Quarantänezeit hab ich ein paar verrostete Fertigkeiten ausgegraben und zugleich entdeckt, wie sich zu klein gewordene Band-Shirts wiederverwerten lassen…

Jedoch vermisse ich das „mit Kumpels abhängen, auf ein Bier gehen (oder zwei)“, das Kino, die Bibliotheken, die Galerien, Konzerte, Festivals… genau wie ihr auch. Glücklicherweise leistet mir ein vierbeiniger Untermieter Gesellschaft (naja, eigentlich benimmt sie sich ja, als würde ihr die Bude gehören…) – und dafür bin ich auch sehr dankbar. Seltsamerweise, obwohl ich nun sooo viel Zeit hätte, um mir CDs Promos etc anzuhören – davon hab ich schon vorher nicht mehr viel gemacht – ging das nun gar nicht. Seltsamerweise wollte ich mich lieber in Erinnerungen suhlen, alte Sachen ausgraben, die ich mir schon lange nicht mehr angehört hatte, ein paar alte Faves wiederentdecken – als ob ich die Wärme und Sicherheit von Altbekanntem brauchte, um wieder Kräfte zu sammeln.

Und ja, ich hab mich auch bei einigen Online-Events eingeklinkt und mich bei vielen köstlich amüsiert, ich hab auch „meine“ Bands mit Tickets für exklusive Streams unterstützt. Und so eine Live-Show mitten im Wohnzimmer hat ja wirklich was… Allerdings hab ich mich auch hier wieder mit „Uraltem“ wohler gefühlt, also alten live DVDs oder Livemitschnitten, die man Online finden kann. Vielleicht auch deswegen, weil es da auch ein Publikum gibt und so eine Show einfach besser wirkt.

Wolfheart live in meinem Wohnzimmer

Daher haben wir hier auch keine Reports oder Reviews über solche Streams und Events gemacht – ich wüsste nicht, was das bringen sollte, sorry. Aber ihr könnt gerne eure Eindrücke und Kommentare auf unseren Social Media Plattformen hinterlassen!

Es gibt neben all den Bands nun auch immer mehr Festivals, die eine Absage mit einem Streaming-Event kompensieren – also empfehle ich euch, deren Websites regelmäßig auf Updates zu checken. Ihr könnt ja noch immer eure Lieblingsband unterstützen, indem ihr die Online-Musik oder Merch kauft!

Langsam werden auch überall in Europa diverse Maßnahmen wieder gelockert und eventuell können wir bald wieder wie vorher über Konzerte berichten. Jedoch dürfte das „normal“, so wie es vor der Pandemie war, wohl vorbei sein, zumindest in absehbarer Zukunft. Ein bisschen Veränderung in der Gesellschaft tut allerdings gut und ich gehöre zu denen, die diese „mehr – schneller – größer“ Hetzerei, Clickbaits, ungebremste Konsum/Naturzerstörungsgesellschaft abscheulich fand. So eine Gesellschaftsordnung sollte nicht „normal“ sein. Hoffentlich hat eine umweltfreundlichere Alternative dazu nun echt eine Chance!

Genießt den Sommer und bleibt gesund!    ( hier einige Tipps wie )

Eure Chefred
Klaudia

* nicht mal erwähnen will ich all diese Verschwörungstheoretiker, die sich schon lange in nem Bunker einbaggern wollen wegen Invasion von Außerirdischen / Zombieapokalypse / Attacken lesbisch-schwul-transsexueller Liberaler, „die uns unsere heißgeliebten Maschinengewehre wegnehmen wollen“ – das ertrage ich nicht mal als Satire!

Photos: free stock material, K. Weber

Klaudia Weber

Rücksichts- und gnadenlose Diktatorin, kniet vor mir! Anders gesagt: Chefredakteurin, Übersetzerin, Webseiten- und Anzeigenverwaltung, also "Mädchen für alles" - - - Schwerstens abhängig von Büchern (so ziemlich alles zwischen Herr der Ringe und Quantenphysik) und Musik, besonders von Metal finnischer Prägung. Weiters Malen, Zeichnen, Film, Theater... also könnt ihr mit einer vielseitigen Website rechnen. Mag.phil., zwei in 5 Jahren parallel abgeschlossene Vollstudien (English & American studies, Medienkommunikation) und stolz darauf, denn als Mädel aus einer Arbeiterfamilie in einem erzkonservativ-katholischen Land ging das nur dank Stipendium und etwas später im Leben als andere....