CDReviews

Evanescence – The Bitter Truth

Label: Sony Music     VÖ: 26. März 2021

The Bitter Truth ist der erste amtliche Evanescence Longplayer seit zehn Jahren und seit Sängerin Amy Lee Mutter geworden ist. Die mit zwei Grammys ausgezeichnete Band legte den Grundstein für ihre Karriere mit ihrem 2003-er Debütalbum ‚Fallen‘, das 43 Wochen in den Billboard Top 10 verweilte und mehr als 17 Millionen Exemplare weltweit verkaufte. Die Debütsingle ‚Bring Me To Life‘ wurde zu einem weltweiten Hit. Es folgten erfolgreiche Tourneen um die ganze Welt. 2006 erschien der Nachfolger ‚The Open Door‘ und 2011 das selbstbetitelte Album ‚Evanescence‘. Das symphonische 2017-er Album mit Orchester-Versionen früherer Hits war der Grundstein für eine Tour mit einem klassischen Orchester, enthielt aber nur zwei neue Songs.

Mit ‘The Bitter Truth’ kehrt die Band soundtechnisch zu ihren Wurzeln zurück – weniger Orchester, mehr harte Riffs. Das Album reflektiert sowohl persönliche Tragödien, die den einzelnen Bandmitgliedern widerfahren sind (den unerwarteten Tod von Frontfrau Amy Lees Bruder und den plötzlichen Verlust eines Kindes von Bassist Tim McCord) als auch die kollektiven Tragödien unseres Planeten, wie etwa Rassismus oder die Corona Pandemie. Schließlich war die Band durch die Pandemie 2020 dazu gezwungen, den Großteil des Albums getrennt voneinander aufzunehmen. Dennoch ist die Message des Albums ganz klar positiv: Haltet durch – Aufgeben ist keine Option!

Der Einstieg ist noch recht sanft, mit Artifact/the Turn als Einstieg zu „Broken Pieces Shine“ – dieser und der nachfolgende Track „The Game is Over“ setzen bereits den Ton für das gesamte Album: Evanescence, wie man sie „von damals“ kennt, eingängige Melodien und Harmonien kombiniert mit harten Riffs, etwas Electronica und einem Hauch Melancholie zu einem epischen Sound. Amy hat einfach ein Händchen für attraktive Melodienbögen und Arrangements. Ich mag es natürlich lieber, wenn es etwas heftiger zugeht, das tut es bei den meisten Songs auch – siehe „Feeding The Dark“, „Use My Voice“ und „Better Without You“. Toll finde ich den progressiv angehauchten Song „Take Cover“. Meine Befürchtungen hinsichtlich Weichspüler und Schmalz en masse bewahrheitete sich nicht, diese Elemente blieben jedoch nicht völlig aus. Die Ballade „Far From Heaven“ finde ich sogar ziemlich gelungen. Bloß mit der etwas zu schmalzigen Power-Ballade „Wasted On You“ und dem zu beliebig klingenden Pop-Song „Yeah Right“ (der könnte auch von Lady Gaga, Beyonce oder Adele sein) kann ich mich nicht anfreunden.

Am besten finde ich die Band einfach dann, wenn sie richtig fett episch symphonisch bombastisch einschenkt, wie dann auch beim Abschlusstrack „Part of Me“. Fazit, für meinen Geschmack kein 100% Volltreffer, aber ein solides Album, das die Fans sicher begeistert.

PS: Das Album ist erhältlich als digitale Version, CD, Vinyl (2xLP 180g Gatefold) und als Limited Edition Deluxe Fan Box inklusive einer Bonus CD mit der Live Session aus dem Rock Falcon Studio, einem Buch mit einem Vorwort und exklusivem Material von Amy Lee, einem Kunstdruck und einer Kassette mit einem Making-Of von „The Bitter Truth“.

  • 8.5/10
    Bewertung / rating - 8.5/10
8.5/10

Klaudia Weber

Rücksichts- und gnadenlose Diktatorin, kniet vor mir! Anders gesagt: Chefredakteurin, Übersetzerin, Webseiten- und Anzeigenverwaltung, also "Mädchen für alles" - - - Schwerstens abhängig von Büchern (so ziemlich alles zwischen Herr der Ringe und Quantenphysik) und Musik, besonders von Metal finnischer Prägung. Weiters Malen, Zeichnen, Film, Theater... also könnt ihr mit einer vielseitigen Website rechnen. Mag.phil., zwei in 5 Jahren parallel abgeschlossene Vollstudien (English & American studies, Medienkommunikation) und stolz darauf, denn als Mädel aus einer Arbeiterfamilie in einem erzkonservativ-katholischen Land ging das nur dank Stipendium und etwas später im Leben als andere....