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Von Hertzen Brothers

Nachdem sie im März ihr neues Album Nine Lives herausbrachten, waren die Von Hertzen Brothers mit Touren durch Finnland beschäftigt. Ich war bei der Eröffnungsshow in Salo im März mit dabei und nun auch in Turku, dem ersten Gig der Band nach einer kurzen Auszeit.
Was für ein Unterschied zwischen diesen beiden Gigs! Beide waren ein grossartiger Genuss, aber die nervösen Geplänkel der ersten Show der Tour hatten sich zum Gebaren einer Stadion-Rockband verändert und liessen keine Fragen offen. Die Band hat sich offensichtlich mit dem neuen Material live vertraut gemacht, und wie sie am besten mit Arrangements umgehen. Die Musik wogte wie die Gezeiten, donnerte und grollte… es gab da was sher Organisches, die Setliste war ausgewogen zwischen neuem und alten Material, heavy und getragenen Songs, der Gig atmete und strahlte positive Energie aus.

Die Band spielte ein beeindruckendes 2h Set, also zwei volle Alben. Was mich wirklich überraschte, war das Publikum, das stets etwas schaumgebremst wirkte. Eventuell lag es an der schrecklichen Hitze, denn sowohl Band als auch Publikum begannen schon nach den ersten paar Minuten zu schwitzen, was den Leuten wohl die Luft nahm, denn an der Performance der Band war nichts auszusetzen. Meine Favoriten waren das intensive Separate Forevers, der hämmernde Song Insomniac und jener mit dem wohl besten Video – der wohl ultimative VHB Sommerhit Always Been Right. Diese hervorzuheben zeigt nicht das Gesamtbild, da es so viele Songs in der Setlist gab, die mich ausflippen liessen.

Mit dem neuen Material wird der ausgezeichnete Drummer der Band Mikko Kaakkuriniemi fast noch mehr als vorher in Szene gesetzt. Einige der neuen Songs haben starke und komplizierte (nahezu hypnotische) Rhythmuslinien, und wie dir diese beim Gig in den Körper fahren … einfach grossartig. Kombiniert mit den Basslinien von Jonne von Hertzen – OMG. Es schien, als hätte Jonne in der zweiten Hälfte des Gigs eigens aufgedreht, denn plötzlich fühlte ich mein Inneres noch mehrvibrieren mit den pulsierenden Rhythmen von Bass und Drums.

Ich muss sagen, dass ich immer mehr davon überzeugt bin, wenn ich diese Band live erlebe, dass ihre Musik am besten in einer Live-Situation funktioniert. Der komplexe Sound ihrer Musikwelt beeindruckt am meisten, wenn du diesen nicht nur hören kannst, sondern auch sehen und fühlen. Und solange die Band noch in mittelgrossen Venues auftreten, wird schnell eine intime Atmosphäre zum Geniessen der Musik kreiert. Ich denke schon, dass sie auch ein Stadion rocken können, aber ehrlich gesagt würde da doch einiges ihrer einzigartigen Präsenz wohl verlorengehen.
Auf alle Fälle habe ich diesen Gig genossen und werde zusehen, dass ich noch einen erwische, ehe die Jungs ihre Grossbritannien-Tournee im Oktober starten. (Und ja, falls ihr da in GB das lest, merkt euch diese VHB Tournee vor – und verpasst sie ja nicht, wenn sie bei euch in der Stadt haltmachen!)

Setlist:
1. Insomniac
2. Writings on the Wall
3. River
4. Flowers and Rust
5. Coming Home
6. Angel´s Eyes
7. Always Been Right
8. Lost in Time
9. Separate Forevers
10. I believe
11. Freedom Fighter
12. Somewhere in the Middle
13. World Without
14. Gloria
15. Let Thy Will Be Done
Encores:
16. Miracle
17. Prospect for Escape

 

Johanna Ahonen

GastmitarbeiterInnen / guest contributions

Reguläre GastmitarbeiterInnen u.a. Melanie Kircher, Tatjana Tattis Murschel, Grit Kabiersch, Marina Minkler, Maria Levin, Jasmine Frey, Nina Ratavaara, Elvira Visser, John Wisniewski