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Tygers of Pan Tang @ Turock

Turock, Essen, D, 03.05.2017

Tygers of Pan Tang, ein Name wie eine geschwungene Gitarre, die einem vor den Kopf geschlagen wird; der sich anhört wie der Name einer abgefuckten Hongkonger Streetgang aus einem Siebziger Jahre Kung-Fu-Film.

Anfang der Achtziger bewegten sich die Tygers auf Augenhöhe u.a. mit Iron Maiden, Def Leppard und Saxon, und während nicht nur diese Vertreter der New Wave of British Heavy Metal groß rauskamen, nahmen die TOPT irgendwann wohl die falsche Abfahrt.

Nach zwei Auflösungen und Revivals sind sie aber seit gut zehn Jahren wieder da und die aktuelle Tour führte sie nach Essen ins Turock, dem Metal-Haupttempel der Stadt, und gut 150 Leute fanden sich zum Konzert ein.

Nach dem Supportact Headless, die einen unauffälligen aber angenehmen Gig hinlegten, betraten dann gegen neun Uhr die Tygers of Pan Tang die Bühne, allen voran Robb Weir, das einzige Originalmitglied, der mit weißer Kurzhaarfrisur nicht unbedingt dem gängigen Bild eines Rockstars entspricht, aber an den Saiten den meisten Jüngeren was vormacht.

Und verdammt, sie haben es nicht nur immer noch drauf, sie sind die Latte, über die die anderen springen müssen. Und viele der aktuellen angesagten Bands würden diese Latte reißen.

Robb Weir und sein Gegenstück Micky Crystal rocken den Saal und lassen ein Hammerriff nach dem anderen durch die Halle fliegen. Dazu schrammelt sich Ex-Blitzkrieg-Bassist Gavin Gray, der frappierende Ähnlichkeit zum Spinal Tap-Bassisten Derek Smalls aufweist, durch das Set.

Craig Ellis an den Drums bildet das rhythmische Rückgrat, und Jacopo Meille ist vermutlich einer der besten aktuellen Livesänger überhaupt, eine Schande, dass ihn an diesem Abend weniger als 200 Menschen hören.

Optisch, zumindest wenn man nicht zu nahe rangeht, ein wenig an Ian Gillan erinnernd, hat seine Stimme live eine Färbung irgendwo zwischen Bon Scott, Angry Anderson und Steven Tyler. Er schafft ohne Probleme alle Höhen und hat die Kraft, die Songs emotional aufgeladen zu präsentieren und begeisterte mich aufgrund seiner Performance den gesamten Abend.

Zwischendurch habe ich mich gefragt, warum man nicht ihm die vakante Position des ACDC-Sängers angeboten hat, es hätte stimmlich gepasst.

Auf der Setlist stand dann alles, was der Tygers-Fan erwartete, „Gangland“, „Hellbound“, „Suzie Smiled“, „Rock ´n´ Roll Man“ (mit Mitsingteil), dazu ein überzeugender Querschnitt aus dem neuen Album „Tygers of Pan Tang“ wie „Only the Brave“, „Glad Rags“ und „Devil You know“ – eine perfekte Show, und es ist lange her, dass ich Leute bei der Arbeit so viel Spaß haben gesehen habe wie letzten Mittwoch.

An dieser Stelle möchte ich daher allen, die mit New Wave of British Heavy Metal was anfangen können, das neueste Album der Tygers of Pan Tang mit eben diesem Namen wärmstens ans Herz legen:

Anscheinend einfache, eingängige Riffs mit vielen kleinen Schmankerln zusammengefügt zu intelligenten und unfassbaren geilen Metalsongs, hervorragend abgemischt – und sie machen das, was sie sollen, sie knallen voll rein. Hört einfach rein und lasst Euch überzeugen. Neben den oben erwähnten Stücken möchte ich als Anspieltipp besonders „Blood Red Skies“ empfehlen.

Nächstes Jahr kommen die Tygers of Pan Tang wieder auf Tour und ich kann nur sagen: geht hin, seht sie euch an, ihr werdet es nicht bereuen.

photos: Markus Lorke

Blackabbot

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