FeaturesInterviewsSpecials

Nicole’s Art: Tagträumereien von Superhelden und Piraten

Wer bereits einmal bei der Fantasy in Basel war, dem ist der Stand von Nicole’s Art bestimmt aufgefallen. Das grosse Bild von Kinostar Johnny Depp in seiner berühmtesten Rolle als Jack Sparrow, daneben wunderschöne Bilder von Wonder Woman, John Wick oder einfach Fantasy Motive und mittendrin die sympatische Nicole, die einem mit einem Strahlen im Gesicht entgegenblickt. Die Künstlerin und Mutter aus der Schweiz hat ein Händchen dafür, Emotionen auf Leinwand zu bringen. Weil auch Nicole wieder Teil der Fantasy Basel vom 13.-15.11.2020 (Ersatzdatum) sein wird, stellen wir sie euch ein bisschen besser vor.

Hallo liebe Nicole, vielen Dank für deine Zeit. Ich freue mich sehr, dieses Interview mit dir machen zu dürfen. Kannst du uns zuerst einmal etwas über dich erzählen, wer steckt hinter Nicole‘s Art?
Ich bin eine Tagträumerin und lebe gerne in meiner eigenen Welt.
Und wäre ich nicht eine verheiratete Mama, würde ich jetzt bei der NASA mit einem Raumschiff unterwegs Richtung Mond fliegen 😉
Natürlich bereue ich es kein bisschen, dass ich auf dem Boden geblieben bin. Ich liebe meine Familie und würde sie für nichts auf der Welt umtauschen.

Wie würdest du einer blinden Person deine Bilder beschreiben?
Ich würde der Person zuerst das Bild genau beschreiben, und dann welche Farben das es hat und ob es eher düster, traurig oder fröhlich scheint.
So kann man sich selber mal eine Vorstellung davon machen. Wenn die Person dann möchte, erkläre ich ihr, was es für mich für eine Bedeutung/Geschichte hat.

Seit wann malst du? Und wie hast du es gelernt, Naturtalent? Learning by doing oder Schule besucht?
Ich habe mich schon von klein auf sehr stark für die Malerei interessiert. Mit etwa 10 Jahren habe ich dann angefangen, eigene Comics zu zeichnen oder bin vor den Fernseher gesessen mit einem Blatt Papier und Stift und habe bei Zeichentrickserien wie Sailor Moon, die Kickers oder Captain Future u.s.w. die Figuren abgezeichnet, oder habe eigene Daumenkinos kreiert. Mein grösster Traum war da immer, mal bei einer Disney Produktion mitzeichnen zu können.
Ich habe mich dann mit der Zeit mit der Malerei selbst weiterentwickelt und immer Neues ausprobiert, von anderen Künstlern gelernt oder Tipps bekommen. So war ich mein eigener Lehrer und bin ich heute noch (Man lernt ja nie aus).

Wann hast du mit deinen Bildern den ersten Schritt an die Öffentlichkeit gewagt und welches Bild hast du als erstes mit der Öffentlichkeit geteilt? Und warum hast du dich für dieses Bild entschieden?
Das war im Jahr 2014. Da habe ich mein erstes Bild ins Netz gestellt. Ein Drachenauge. Darauf war ich total stolz, weil ich das erste Mal auf eine grössere Leinwand gemalt habe. Und das schönste ist, dass es ein tolles Zuhause bekommen hat. Bei meiner lieben Cousine. Besser könnte es nicht sein.

Gerade bei den Anfängen kann ich mir vorstellen, dass die Preisfindung für die Bilder schwierig ist, geht man zu tief, halten die Bilder alle für Mist, geht man zu hoch, kauft es keiner. Wie handhabst du das, oder wie hast du das am Anfang gemacht? Deine Bilder bewegen sich ja zwischen 300.- und mehreren tausend Franken im Preis.
Das ist richtig, es ist sehr schwierig, die richtige Mitte zu finden. Ich machte den Anfängerfehler, den Verkaufspreis unter meinen Materialkosten anzusetzen. Somit war die Freude, ein Bild verkauft zu haben gleich zerstört, weil a) das Bild weg ist und b) ich immer noch im Minus war. Das wurde mir aber erst danach so richtig bewusst.
Ich habe mir dann viel Überlegungen gemacht, wie es für mich am ehesten stimmen würde mit dem Preis. Das Verkaufen von meinen Bildern war ja eigentlich nie mein Ziel, da ich mich gar nicht davon trennen möchte. Nur muss ich mich davon trennen können, damit ich weiter neue Bilder malen kann. Alles bei mir zuhause aufhängen und lagern geht ja nicht, soviel Wände und Platz habe ich nicht.

Ich habe dann die Preise so angesetzt, dass ich mit meinen Materialkosten raus komme, und mir bei jedem Bild überlegt, was ich dafür ausgeben würde oder könnte. Würde ich meine ganzen Stunden dazu rechnen, wäre es zu teuer. Und mir geht es nicht darum, das grosse Geld damit zu machen, klar wäre das natürlich auch toll, aber es ist ja mein Hobby und es macht mir Freude, und noch mehr Freude macht es mir, wenn ich sehe, wie sich der Käufer über mein Bild freut oder es für ihn eine persönliche Bedeutung hat.
Ich hatte zum Beispiel mal eine Frau, die eines meiner Bilder kaufte, weil es sie an Ihre verstorbene Tochter erinnert. Das war total schön.

Ich finde deine Bilder wahnsinnig schön und ich glaube, ein grosser Teil der Leute stimmt mir dabei zu. Gab es auch schon schlechte Rückmeldungen und wie gehst du mit dieser Kritik um?
Zuerst mal Danke fürs Kompliment. Das tut immer gut.
Es gibt Leute, die sagen mir direkt, das ihnen dieses Bild oder der Stil nicht gefällt und ich finde das völlig ok. Denn es muss ja nicht immer allen alles gefallen. Die Geschmäcker sind verschieden, mir gefällt ja auch nicht alles, was andere machen. So soll es sein.
Mein grösster Kritiker bin jedoch ich selbst. Aber das motiviert mich sehr, um weiter zu machen.

Du malst Musiker, Schauspieler, Marvel Helden haben es dir besonders angetan, aber auch Fantasy Bilder; woher nimmst du die Inspiration dafür?
Meine grösste Inspiration sind meine Mädchen. Sie bringen mich manchmal mit wenig Worten auf eine Idee oder sagen mir direkt, was ich malen könnte.
Oder wenn ich erst grad an einem Konzert oder im Kino war und danach dann total Lust habe, den Filmcharakter, Sänger, Gitarristen etc. aufs Papier oder die Leinwand zu bringen.
Das hat mir mal ein Treffen mit einem meiner Lieblings-Drummer eingebacht. Nach einem Konzert hatte ich ihn auf Papier gemalt und auf Instagram gestellt. Seine Frau ist dann darauf aufmerksam geworden und so hat er es selber auch gesehen. Er wollte das Bild dann kaufen. Ich konnte dann aber fürs nächste Konzert ein Meet and Greet aushandeln. Das war ein total tolles Erlebnis.

Du stellst deine Bilder an der Fantasy Basel aus und verkaufst sie dort auch. Arbeitest du auf die Messe hin extra an speziellen Bildern, die dem Publikum gefallen könnten, oder lässt du dich einfach spontan inspirieren und nimmst mit, was gerade da ist?
Beides. Ich nehme mit, was ich grad habe und auch passen würde oder arbeite zusätzlich noch an Bildern/Zeichnungen.

Welches Bild würdest du liebend gerne umsetzen, hast dich aber noch nicht daran getraut? Gibt es so ein Bild?
Da gibt es eine Idee, die ich schon sehr lange im Kopf habe und es noch nicht geschafft habe anzufangen, weil ich noch nicht so ganz weiss, wie es aussehen soll. Ein riesiges Bild mit Fuchur aus der Unendlichen Geschichte, der ins Universum fliegt mit ganz vielen Details. Ich hab die Motivation noch nicht gefunden, damit zu starten, weil ich weiss, dass ich unendlich viel Zeit dafür brauchen werde. Es soll ein Bild werden, wo man anschauen und träumen darf.

Gibt es auch die Situation, dass du ein Bild im Kopf hast, versuchst es umzusetzen und es einfach nicht klappt? Wenn ja, was machst du dann? Gibst du auf, oder versuchst du es später nochmal?
So Situationen habe ich schon oft gehabt ja. Der Grund ist dann meistens, weil ich von meiner Idee noch nicht so ganz überzeugt bin.
Oder auch, dass ich grad nicht in so guter Verfassung bin und das Gefühl hab, ich schaff das nicht.
Dann lege ich alles auf die Seite und probiere es später wieder. Und meistens wird’s dann völlig anders und besser, als ich zuerst im Kopf hatte.

Als Künstlerin, was wäre die grösste Ehre für dich? Deine Bilder an einem speziellen Ort ausgestellt zu sehen? Dass ein Künstler, den du gemalt hast, darauf aufmerksam wird oder sonst etwas Spezielles?
Ich bin schon von klein auf ein GROSSER Johnny Depp Fan, und von seinen Filmen hat mir die Fluch der Karibik Reihe am besten gefallen. Darum wäre es für mich das Grösste, wenn er mein gemaltes Bild von ihm, als Jack Sparrow, sehen würde. Wahrscheinlich würde ich total durchdrehen vor Freude.

Du hast zwei Kinder, die auch schon fleissig am Zeichnen sind; unterrichtest du sie darin oder lässt du ihrer Entwicklung da einfach freien Lauf?
Ich unterrichte meine zwei Mädchen nicht direkt. Aber wenn ich mal wieder Papier und Stift hervor nehme und anfange zu malen, setzen sie sich zu mir und malen mir nach oder etwas Eigenes. Und manchmal gefallen mir ihre Ideen so gut, dass ich sie ihnen nachmale statt sie mir.

Du hast bisher immer Ende des Jahres eine Ausstellung mit deinen Bildern gemacht. Dieses Jahr hast du aber angekündigt, das anders zu machen, du wirst Kommisonsarbeiten annehmen. Das heisst, man kann einen Wunsch für ein Bild bei dir äussern und du wirst es dann umsetzten, ist das richtig?
Ich hatte immer wieder Anfragen für ein Auftragsbild. Da ich Ende des Jahres meine Ausstellung hatte, tat ich mir sehr schwer mit dem Auftragsmalen, weil mir die Zeit fehlte und ich meine eigenen Ideen aus dem Kopf bringen wollte. Der Auftraggeber musste immer sehr lange warten. Deshalb hab ich mich dieses Jahr dafür entschieden, meine Ausstellung auszulassen und mich auf Aufträge zu konzentrieren.

Ich stell mir das sehr schwierig vor, oder nicht? Schwieriger als etwas aus der eigenen Fantasie zu malen?
Es ist wirklich schwierig, etwas aus einem anderen Kopf zu realisieren, da jeder eine andere Vorstellung hat. Deshalb sage ich auch direkt, wenn ich merke, dass ich das nicht hinbekommen werde.

Gibt es Bilder, die du bisher ablehnen musstest? Weil du es nicht malen konntest oder wolltest?
Ja. Das Malen von Autos, Motorrädern oder Landschaftsbildern liegt mir überhaupt nicht. Ich bewundere die Künstler, die sowas können. Aber ich finde es gut, wenn jeder sein eigenes Spezialgebiet hat.

Gibt es ein Bild, das du gemalt hast von dem du dich niemals trennen könntest? Auch wenn dir eine Million geboten wird? Wenn ja, welches ist das?
Als ich gerade wieder mal einen leeren Kopf hatte und nichts auf die Leinwand/Papier brachte, hat mir ein guter Freund gesagt, ich solle doch mein Herz malen. So entstand mein Bild, das ich für kein Geld der Welt weggeben würde.
Es ist ein Mädchen, das zwischen grünen Blättern zusammengerollt schläft. Es soll eine Ruhe ausstrahlen. Auf dem Bild ist sehr viel Grün zu sehen, weil es die Farbe der Hoffnung ist.
Für mich bedeutet es, dass ich meinen Frieden mit mir gefunden habe.

Hast du dir schon mal überlegt, deine Malkünste zu unterrichten?
Schon oft. Du bist nicht die erste, die mich das fragt. Aber ich konnte mich dafür noch nicht so richtig begeistern.

Kennst du so etwas wie eine Malblockade? Was machst du, wenn einfach mal gar keine Inspiration da ist oder einfach nichts klappen will?
Das kenne ich sehr gut. In so einer Situation lege ich alles auf die Seite und mache eine Pause. Diese Pause kann dann eine bis zwei Wochen dauern. Danach hab ich wieder haufenweise Ideen und auch wieder viel mehr Freude und Lust, mich mit Pinsel und Farbe auf die Leinwand zu stürzen.
So eine Malblockade kann manchmal sehr hilfreich sein.

Du bist auch in deinem Alltagsjob künstlerisch unterwegs als Make-Up Artist, ist das richtig? Wie sieht dieser Job bei dir aus?
Als Makeup Artist arbeite ich auf Abruf. Für z.b. ein Shooting beim Fotografen oder ein Hochzeitsmakeup, für Auftraggeber, die einen Werbefilm produzieren, Filmevents oder Halloween-Makeup. Mein Lieblings-Auftraggeber sind die Filmevent Crew, da freue ich mich immer am meisten drauf, dabei sein zu dürfen, weil ich mich dann so richtig austoben kann. Aber auch nicht nur wegen der Arbeit selber, sondern auch, weil ich noch nie einen Arbeitgeber mit so viel Herz hatte.

Was wäre dein grösster Traum, wenn es ums Malen geht, was möchtest du gerne erreichen?
Eigentlich hab ich mir nie so Gedanken darüber gemacht, was ich eigentlich will oder erreichen möchte. Schön wäre eine eigene Galerie zu haben, wo ich genug Platz für alle meine Bilder habe und man vorbei kommen kann.
Für mich ist es das schönste, die Freude zu sehen, die jemand an einem meiner Bilder hat.

Vielen herzlichen Dank für deine Zeit.

Mehr über Nicole findet ihr hier: www.facebook.com/Nicolesart2/

Fotos der Werke & Startfoto: Nicole’s Art ,  Ausstellungsfotos :  Sandy Mahrer

 

Sandy Mahrer

Fresh Act Redakteurin, Reportagen, Reviews, Fotos - - - Favorisierte Musikrichtungen? - Hard Rock, Heavy Metal und Pop-Rock, etc. Weniger Death, Black, Grind Core