Fresh ActInterviews

Serpenthia – Fresh Act Mai 2018

Stellt euch bitte mal vor, wer ist Serpenthia? Wer sind die Leute hinter der Band?

Wir sind eine fünfköpfige Truppe aus Finnland. Unser Lineup besteht aus Damriel (Vocals und Texte), Khaon (Gitarre, Effekte/orchester-arrangement und songwriting), Morgarath (Gitarre und songwriting), Astraal (Bass) und Xephalien (Schlagzeug).

Wie oft trefft Ihr euch, übt, schreibt zusammen?

Das Trio, bestehend aus mir, Morgarath und Xephalien, welches in der gleichen Gegend lebt, trifft sich 1-3-mal im Monat zum Üben, aber die ganze Band trifft sich nur vor Auftritten oder im Studio, ich schätze 5-mal im Jahr. Wir haben nie versucht, etwas zusammen zu schreiben, da wir eine ganze Ecke voneinander entfernt leben. Ich denke, ein paar Songs wurden durch die Arbeit im Übungsraum belebter, durch kleinere Änderungen an den Riffs oder Rhythmus, aber wir ändern selten die Song-Struktur.

Du sagest, ihr lebt alle weit voneinander entfern… wie habt ihr euch ursprünglich getroffen?

Serpenthia haben wir in Joensuu gegründet, im Jahre 2002, und zu dem Zeitpunkt lebten wir alle da. Aber das Leben geht weiter, Leute müssen Arbeiten und das hat uns getrennt. Zwei von uns leben immer noch dort, der restlichen Drei, ich inklusive, leben jetzt in Helsinki.

Wie groß ist die Rolle die Serpenthis in eurem täglichen Leben?

Ich kann nur für mich sprechen, Serpenthia ist eine Art Erweiterung meines Selbst, das geheime Ich sozusagen, durch die ich Dinge kanalisieren kann, die mein normales Ich nicht sagen oder denken könnte oder würde. Es ist ein wichtiger Teil meiner Existenz und ein Weg mit Dingen umzugehen, Dampf abzulassen, wenn Du weißt was ich meine.

Was ist eure Geschichte, wir habt ihr die Band gegründet? Wie habt ihr euch auf einen Weg geeinigt?

Die Band wurde 2002 geboren, angeführt von mir und Khaon, als wir ein paar Freunde zusammengetrommelt haben um Lieder zu spielen, die Khaon geschrieben hatte. Alle Leute von damals haben inzwischen die Band verlassen. Ich denke, unser Weg hat sich über die Jahre entwickelt, teilweise durch Änderungen im Lineup, dadurch, dass wir älter geworden sind, oder vielleicht auch besser in dem, was wir machen. Es gab keine konkrete Entscheidung, es entwickelte sich alles sehr natürlich.

Ohne euch in eine Schublade stecken zu wollen, aber für Leute die euch noch nicht gehört haben, wie würdet ihr euren Musikstil beschrieben?

Einfach gesagt spielt Serpenthia eine Art symphonischen Black Metal. Aber das beschreibt es nicht wirklich, denn wir wollen uns nicht auf ein Genre beschränken. Tendenziell klingen wir ziemlich melodisch, aber gleichzeitig versuchen wir durch, sagen wir mal, Einflüsse aus der progressiven Seite einfließen zu lassen, um die Sache interessant zu halten. Unsere Songs haben normalerweise keine klare Struktur und die Texte haben sehr wenige „hit refrains“, die gleiche Sache wiederholend, selbst wenn die Musik einen Loop hat. Unsere Musik hat auch einige Gothic-Elemente als Einfluss. Also, melodischer (sogar symphonischer) Gothic-progressive Black Metal.

Woran arbeitet ihr gerade, was passiert in der nahen Zukunft?

Wir haben vier Demos rausgebracht, oder sechs, wenn man die Früheren mitzählt, und eine EP. Wir schreiben gerade neues Material nach längerer Pause aufgrund von Arbeit, anderen Band-Projekten, und dem geschäftigen Privatleben allgemein.

Auf lange Sicht, was wollt ihr aus Serpenthia machen, wofür wollt ihr bekannt sein?

Keiner von uns möchte eine Hausmarke werden, aber es wäre schon toll, rumzukommen. Wenn nicht weltweit dann ab und an in Europa, auf ein paar Festivals spielen, vielleicht während dessen ein paar Alben verkaufen. Wir wären gerne für unsere interessanten Songs und die heftigen live Shows bekannt.

Sucht ihr tatsächlich aktiv ein Label? Und wenn, was für einen Deal versucht ihr zu bekommen?

Auch wenn es in den Zeiten des Streamens und der digitalen Selbstvermarktung altmodisch klingt: Ja, wir suchen ein Label. Unser ideales Label würde uns unterstützen und unsere Musik verbreiten, unser volles Potential ausschöpfen, aber uns immer noch künstlerische Freiheit lassen. Ich weiß, es klingt wie aus einem Teenager-Film, aber wollen wir nicht alle der Typ sein, der nach harten Anstrengungen bekommt, was er wollte?

In der heutigen Musikszene, mit wem würdet ihr gerne spielen oder arbeiten?

Es gibt buchstäblich Dutzende, mit denen ich gerne spielen würde, aber der Teenager Fanboy in mir würde gerne mit Cradle of Filth spielen. Ein realistischeres Szenario würde mit der deutschen Band „Der Weg Einer Freiheit“ sein. Ich denke, wir würden uns gut ergänzen. Des Weiteren die Isländische Band „Auđn”, das wäre musikalisch sehr interessant. Vom Produktionsstandpunkt wäre es spannend, mit Steve Wilson zu arbeiten, da er ein Genie ist aber nicht gerade Metal, seine Sicht auf unsere Sachen, wenn er überhaupt mit uns arbeiten würde, wäre wirklich interessant zu hören. Ich kenne nicht wirklich viele Metal-Produzenten (oder überhaupt Produzenten) und Metal Bands klingen scheinbar eine wie die andere, da wäre jemand der nicht in der Szene ist sehr interessant.

Ihr habt vor kurzem bei einem Wettbewerb mitgemacht. Wie war’s, was ist passiert, was hattet ihr euch erhofft?

Wir haben im Emergenza-Wettbewerb mehr aus Jux mitgemacht. Es ist nicht gerade ideal für unsere Art von Musik, weit entfernt davon um ehrlich zu sein, aber wir haben eine großartige Show hingelegt und hatten Spaß, haben ein paar neue Freunde gewonnen und Kontakte geknüpft. Unser Ziel war von vornherein, Kontakte zu knüpfen und nicht im tatsächlichen Wettbewerb weit zu kommen, obwohl uns das auch nicht gestört hätte. Das Publikum der ersten Runde hat für ihre Favoriten votiert und leider haben wir es nicht in die nächste Runde geschafft.

Habt ihr Konzerte geplant?

Ja, haben wir tatsächlich. Wir haben mit zwei Bands in Finnland gesprochen, mit denen planen wir eine Art von Tour, drei Shows in drei Städten. Wir haben noch keine Daten also müsst ihr Euch über unsere Facebook-Seite auf dem Laufenden halten. Wir haben auch geplant, in unserer alten Heimatstadt Joensuu diesen Sommer zu spielen, aber man wird sehen, ob das klappt.

Wer oder was sind eure künstlerischen Einflüsse?

Ich denke heutzutage ist das schwer zu sagen. Wir haben so unterschiedliche Hintergründe in unserem Lineup, abgesehen von den generell unterschiedlichen Musikgeschmäckern dieser Tage, und musikalische Präferenzen reichen von Pink Floyd zu Converge und von David Bowie zu Blind Guardian zu isländischem Black Metal. Mitte-90ziger melodischer Black Metal war ein großer Einfluss als wir angefangen haben, (The) K/Covenant, Dimmu Borgir, Cradle of Filth und so weiter.

Was ist euer musikalischer Hintergrund?

Ich glaube wir haben uns unsere Instrumente selber beigebracht, aber ich weiß, dass die Jungs alle möglichen Sachen üben, um ihre Fähigkeiten zu erhalten und zu erweitern. Und ein paar unserer Mitglieder haben Musikschulen als Kinder besucht. Die meisten von uns haben Musikingenieur-fähigkeiten, sowohl für Livemusik als auch Studio, was praktisch ist bei Gigs und im Studio. Wir kennen die Grenzen, was unsere Ausrüstung angeht und machen das Beste draus.

Wer schreibt eure Texte und worum handeln sie?

Ich bin fast alleine verantwortlich für die Texte der Band. Ich denke insgesamt gibt es vielleicht zwei oder drei Texte, die von jemanden aus der Band beeinflusst worden sind. Meine Texte drehen sich meist um außerweltliche Themen. Ich war immer von Sachen fasziniert, die nicht vollständig erklärt werden können. Es gibt auch ein paar anti-religiöse Themen in einigen Texten.

Und wer komponiert die Musik? Die Band als Ganzes oder einer sagt wo es lang geht?

Khaon schreibt 90% der Musik, er ist unser Hauptkomponist. Einige kleiner Änderungen im Arrangement kommen nach und nach hinzu, aber bisher ist es hauptsächlich seine Vision. Dieses Mal haben wir uns entschieden, ein bisschen mehr zu experimentieren beim Schreiben.

Hat Serpenthia eine Mission? Was ist eure Botschaft an die Zuhörer?

Es gibt keine Mission hinter der Band. Wir wollen weder predigen noch den Leuten sagen, was sie zu tun haben. Die Band ist aus Notwendigkeit entstanden, Dampf abzulassen, sich auszudrücken, ein Bild zu beschreiben. Es geht mehr um die Atmosphäre und Emotionen als um die Botschaft. Trotzdem haben meine Texte einen tieferen Sinn, sie sind wie Kurzgeschichten, aber sie sind schwierig zu dechiffrieren. Wenn jemand einen tieferen Sinn in unserer Musik findet, fühle ich mich geehrt. Kommt allerdings auch darauf an, welchen Sinn sie finden.

Seid ihr eine Konzept-Band? Wenn man sich Eure Musik auf der Camp-Page anhört, stellt man sich das vor in großen Kostümen, Kerzenlicht, dunkler Romantik…

Wir folgen schon ein paar Konzepten, textlich und musikalisch. Atmosphäre ist ein wichtiger Teil von Musik, für mich persönlich, und ich „lebe“ die Musik, wenn wir live spielen.

Wenn ihr jetzt gerade die Möglichkeit hättet, ein Video zu drehen, wie würde das aussehen? Und zu welchem Lied?

Es gibt mindestens zwei Lieder, zu denen ich gerne ein Video machen würde. Der Eröffnungstrack von „Beyond“ (Them), würde eine großartige Geschichte abgeben. Es hätte einen älteren Herrn der Angst hat vorm Wach sein aber auch davor, einzuschlafen, und seine schrecklichen Träume würden zum Leben erwachen, in einer Villa mit riesigem Garten, hohen Fenstern, Kronleuchtern, Portraits, großen Treppen, all sowas. Auch „Masquerade King“, und der Titel gibt schon einen Hinweis.

Eure BandCamp-Seite hat ein paar Songs, aber die meisten wurden 2012 veröffentlicht… wo können wir mehr von euch finden?

Wir haben nach „Beyond“ nichts veröffentlicht, was man auf unserer BandCamp-Seite finden kann. Wenn ihr älteres Material sucht, geht zu http://mikseri.net/artists/serpenthia.25880.php

Wir werden mindestens zwei weitere Veröffentlichungen auf Band Camp später dieses Jahrs hochladen, älteres aber relevantes Material.

Denkt Ihr, dass es schwierig ist für eine Metal Band aus Finnland, starke Konkurrenz und hohe Standards?

Das würde ich so nicht sagen. Viele gute Bands kommen aus Finnland, ja, aber ich denke nicht, dass sie dadurch Standards setzen, es sei denn, man fokussiert sich auf großen internationalen Erfolg. Die meisten Bands machen einfach ihr Ding, egal was um sie rum passiert. Und einige schaffen es, andere nicht. Ich denke wir sind schon länger Außenseiter in der Szene, teilweise weil wir das so wollten, daher weiß ich nicht wirklich viel über die Konkurrenz.

Was ist Serpenthias Hauptstärke, was macht euch einzigartig?

Ich würde sagen, dass wir einen einzigartigen Sound haben und eine sehr starke Livepräsenz. Wir haben unsere Einflüsse gut integriert statt einen ziellosen Mix aus verschiedenen Genres zu schaffen. Wir klingen wie Serpenthia, das ist unsere Stärke.

Irgendein Lied, welches besonders oder persönlich für Dich ist?

Ich habe „Them“ und „Masquerade King“ ja schon genannt, die zwei Lieder bedeuten mir auf jeden Fall viel, der letztere ist auch sehr, sehr persönlich. Ich denke beide Songs haben gute Geschichten mit starken Texten und Irrungen und Wirrungen. Aber ich will nicht mehr dazu sagen, damit ich jemanden der eine eigenen Meinung zu diesen Songs nicht reinrede.

Was machen die Bandmitglieder außerhalb der Band, was musikalisch einfließt?

Die meisten Bandmitglieder haben andere Projekte an denen sie arbeiten, was wiederum mit Sicherheit in Serpenthia einfließt. Ihr Stil variiert, also spielen sie anders und bringen neue Ideen in die Band. Ich denke alle von uns haben Freude an Musik jenseits unseres Genres um das Ganze zu beleben, um inspiriert zu werden und in geänderter Form in unsere Musik einfließen zu lassen. Literatur, Filme und Kunst inspirieren mich. Und dann gibt es immer dieses langweilige Alltagszeug das Emotionen und Inspirationen weckt, daraus ziehe ich auf jeden Fall auch etwas.

Was denkt ihr über die Rolle des Internets bezüglich der Musik Industrie heutzutage?

Es ist auf jeden Fall ein zweischneidiges Schwert. Es ist leichter als es je war, deine nächste Lieblingsband zu finden, aber gleichzeitig ist es schwierig, gefunden zu werden. Es gibt so viele Plattformen, so viele Bands und der Trend, immer weniger mit traditionellen Rock Instrumenten zu machen und immer mehr mit der Elektronischen Musik geht auch weiter. Andererseits, jeder kann Dich von egal wo in Sekundenbruchteil finden und vielleicht wird er Dir einen Plattenvertrag anbieten oder ein Konzert-Slot. Das ist ein großer Faktor.

Seid ihr aktiv im Social Media, wo Fans eure Neuigkeiten und Pläne erfahren können? Ich konnte eure Webseite nicht finden…

Wir versuchen, es zu sein. Im Moment „arbeiten wir im Verborgenen“ nach einer langen Pause, daher gibt es noch nicht viel zu berichten oder zu folgen. Wir haben eine stabile Anzahl an Fans und alles was wir brauchen ist ein wenig Glück und wir könnten die Zahl verdoppeln oder verdreifachen. Es wird viele Geschichten geben und Updates und sowas, wenn wir bereit sind unser bestes Album aller Zeiten aufzunehmen.

Und eure Fans, wie können die Euch unterstützen und helfen?

Was Fans und Unterstützer normalerweise so machen, uns Ihren Freunden empfehlen, uns Orte empfehlen in denen wir spielen könnten, mit den örtlichen Veranstaltern reden, uns zu buchen und generell uns auf Facebook folgen, aktiv sein, wenn wir es sind.

Was würdet Ihr uns sonst noch gerne mitteilen? Geschichten, Omen, lustige Momente…?

Ich weiß nicht wie interessant oder lustig dies ist, aber die Stimm-Spur für „Beyond“ war nur als Prä-Produktion gedacht und wir wollten sie eigentlich in einem richtigen Studio nochmal einspielen. Wir haben nur so mit Vokal-arrangements rumgespielt zu dem Zeitpunkt, aber am Ende haben wir sie auf dem Endprodukt behalten, weil die Intensität und seltsamen Geräusche die ich hervorgebracht habe nicht wiederholbar waren.

Danke für Eure Zeit und viel Glück! Wir freuen uns auf Eure Tour ?

Danke für deine Zeit und Aufwand. Bleibt dran für Neuigkeiten über neues Material und Shows. Wir werden bald zurück sein, gemeiner, wahnsinniger und größer als je zuvor.

https://serpenthiametal.bandcamp.com/

Marina Minkler, Uwe Minkler – Übersetzung, Fotos – die Band

GastmitarbeiterInnen / guest contributions

Reguläre GastmitarbeiterInnen u.a. Melanie Kircher, Tatjana Tattis Murschel, Grit Kabiersch, Marina Minkler, Maria Levin, Jasmine Frey, Nina Ratavaara, Elvira Visser, John Wisniewski