Interviews

Sataanan Marionetit: Das absolut Böse, mit nem Grinsen

Finnland, die scheinbar unerschöpfliche Quelle bemerkenswerter Bands – wie zum Beispiel diese hier, die wir bereits bei einigen Gelegenheiten (Night of Insanity) gelobt hatten und die  immerhin schon seit 2004 ihr Unwesen treibt. Aber lassen wir die Marionetten des Teufels einfach selbst zu Wort kommen…

Euch gibt es ja schon eine Weile, könnt ihr uns etwas mehr aus der Bandgeschichte verraten – wer hat die Band gegründet, die Idee dahinter, die aktuellen Bandmitglieder?
SM: Es begann in einer alkoholgeschwängerten Nacht im Jahre 2004, Hiski The Satanick Dominator und Jui Satan dachten sich den Namen aus. Hiski liess sich nie wieder blicken, aber die Band wurde schliesslich von Jui und Nirz gegründet. Die Band hatte seither einige Bandmitglieder verschlissen, derzeit besteht das Line-Up aus Jui Satan (Bass guitar), Nirz Satan (Synth), Raato Satan (Guitar) und Tritonus Satan (Vocal).
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Warum hat euch der Drummer unlängst verlassen, habt ihr schon jemanden gefunden, oder zumindest eine Lösung für die nächsten Konzerte?
SM: Unser alter Drummer beschloss aufzuhören, da sein Privatleben mehr Zeit in Anspruch nahm und er nicht mehr an unseren bösartigen Ritualen teilnehmen konnte. Wir suchen derzeit ein neues Paar satanisch-zerstörerischer Hände, das zerstörerisches Wummsen erzeugt. Bis wir diese gefunden haben, wärmen wir unser Nebenprojekt HandNukes of Perkele auf. HNoP spielt Industrial Metal Versionen der Saatanan Marionetit Songs.
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Steckt eine Geschichte hinter dem Bandnamen?
SM: Wir suchten etwas, das zugleich doof und provokativ ist.
Jui: Hizki hatte diese fixe Idee mit Marionetten, und ich wollte eine Band haben, die ausschliesslich Songs über den Teufel schreibt (ein Versprechen, das ich eigentlich selbst gebrochen habe). Irgendwann kamen wir zu dem Schluss, dass wir (als Menschen) eigenlich alle nur Marionetten des Teufels sind. Also haben wir doof und provokativ zugleich abgedeckt.

In eurer Bandhistory, gab es da bemerkenswerte Momente ausser den Line-Up-Wechseln?
Tritonus: Meine Grossartigkeit.
SM: Der erste Auftritt im Club Factory (den es nun nicht mehr gibt). Wir bemerkten dabei, dass wir gerne Konzerte spielen, also konnten wir damit nicht aufhören und wollten mehr und mehr und mehr…
Tritonus:… von meiner Grossartigkeit.

Es kommt ja relativ deutlich – bei euren Gigs – zum Vorschein, dass euer Frontmann aus der Theaterszene kommt, könnt ihr uns da mehr verraten?
SM: Er ist der schwulste Heterosexuelle in allen Universen, das sieht man schon daran wie er sein Mikrofon hält.
Jui: Und schau dir diese Beinarbeit an, wie ein schwuler Elvis auf Anabolika!
Tritonus: N aja, ich bin eine Drama Queen und stehe einfach total drauf. In meinem ersten Stück, da war ich 9 oder 10, spielte ich einen alten Magier (Väinämöinen), mein Bart aus Baumwolle fiel ständig runter. Also wurde eine Komödie aus diesem ernsthaften Folklore-Stück, und ich wurde süchtig nach Gelächter.
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Wie habt ihr euren Sänger denn kennengelernt und ihn für die Band gewonnen?
SM: Er war der einzige, der eine Flasche Jaloviina (finnischer Schnaps) zur Probe mitbrachte (worauf wir ja eigens in unserer Anzeige hingewiesen hatten).

Woher kommen eure Ideen für Songs und Texte, wer ist dafür verantwortlich?
SM: Alkohol und Satan sind verantwortlich.
Tritorunus: Und so ein Typ, der schlecht riecht, aber ein paar tolle Pillchen hat, wir nennen ihn JormaJaakko oder so ähnlich.

Macht ihr das als Teamwork?
SM: Im Prinzip fliegen wir solo (wenn du weisst, was ich meine). Einiges an Grossartigkeit entsteht via Teamwork, wie unsere Hits It Came und Xmas Terror.

Ihr scheint euch auch von Filmen inspirieren zu lassen (Backdrop Animationen bei Gigs und so) – welche, welche Genres, warum?
SM: Horror, Sci-Fi, Fantasy und Unmengen von Monsterfilmen aus den 50ern (besonders Robot Monster). Denn da kommt ein Roboter im Gorillakostüm und einem Taucherhelm vor.
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Welche Philosophie steckt hinter euren Texten – irgendwie hab ich das Gefühl, es geht um Satanismus… Wenn ich da an den “Satanismus” mit umgedrehten Kreuzen und rückwärts beten denke (wie es so durch die Medien geistert), scheint das ja nur das Modell der römisch-katholischen Kirche zu sein, nur umgedreht… würdet ihr mir da widersprechen?
SM: Tja, Satan ist, wie auch immer du ihn/sie/es gerne hättest.
Tritonus: Ich ziehe da eindeutig die Idee von dem Typen in roten Spandexhosen und einer Plastikgabel vor.
Nirz: Einige unserer Symbolde sind dreifach umgedreht, also werden sie so gleich dreifach bösartiger. Ausgetrickst, hahaa!

Humor – ziemlich schwarz gehalten – scheint ja nicht nur Teil eurer Konzerte zu sein, für mich ist das sowas wie “Black Metal meets Monty Pythons”, im absolut positiven Sinne. Wie würdet ihr denn euren Stil definieren?
SM: Das absolut Böse, mit nem Grinser. So wie Skeletor.
Tritonus: Einen blauen muskulösen Körper zu haben, keinen Hals und einen frei schwebenden Totenkopf, der nur von einem Kapuzenpulli festgehalten wird, das ist genau das, was ich anstrebe. .
Raato: Unser Stil hat viele Formen und jedes Mitglied bringt seine eigene Mystik mit ein. Die Gitarren sind start vom alten Heavy/Thrash/Death Metal beeinflusst, der Bass scheint hauptsächlich von 80er Heavy Metal und einiger Seltsamkeit beeinflusst zu sein, die Synths kriegen ihre Kraft durch verschiedene Technostile und 90er Melodeath, der Gesang hat was von Hillbilly, Valley Girl und Grunzen.
Jui: Du musst in der Lage sein, Sachen zu verarschen, die du eigentlich liebst. Was draus wird ist so eine komplexe Mischung echter Gefühle, Ironie und totalem Bullshit, sodass irdendwann niemand mehr so richtig weiss, was nun was ist. Und das ist meine Definition von Spass.

Habt ihr schon Publikum gehabt, das eure Auffassung von Spass bzw. Euren Stil und Humor nicht gut aufnahm?
SM: Täglich.
Nirz: Die Leute sind der Grund, warum wir nach 10 Jahren noch immer weitermachen.
Tritonus: Ich mag Käse.
Skeletor: Wat?
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Was sind die grössten Herausforderungen, die eine Band mit leicht kontroversiellem Image, nem finnischen Namen und finnischen Lyrics bewältigen muss, in Finnland / im Ausland?
SM: Wir haben genau 15 finnische Worte in unseren veröffentlichten Songs. Wir legen eventuell noch ein paar drauf, wenn uns danach ist.
Raato: Wir schreiben sogar Sauna in Englisch.
Tritonus: Mein finnisches Lieblingswort ist Saatana.
SM: Wir bewältigen diese Herausforderungen, indem wir sie ignorieren, obwohl es nett wäre, in diese Gehirne von denen reinzubuddeln, die Probleme mit uns haben – quietsch quietsch quietsch
Nirz: Eine gute Möglichkeit ist es auch, die Leute lächerlich zu machen.
SM: Wenn wir keine Möglicheit finden, jene zu provozieren, die uns nicht mögen, dann tendieren wir dazu,deren Agonie zu maximieren.
Tritonus: Ich glaube noch immer, dass “in Gehirne bohren” die richtige Antwort ist.
Jui: Ja, aber nur um diesen Quietsch-Sound machen zu können. Ich glaube nicht, dass wir uns wirklich drum scheren, ob die Leute ein Problem mit uns haben oder nicht.

Schätze ich hatte zu viele “kärpässieni” (Fliegenpilze) aus “musta metsä” (dem schwarzen Wald), oder zumindest von eurem Ohrwurm drüber, der nun auf ewig in meinen Gehirnwindungen rumspukt, dass ich mir einbildete, ihr habt mehr finnische Texte… Ist Pilzesammeln eigentlich wirklich ein Hobby von euch?
Nirz: Ich sammle Pilze nicht, die Pilze sammeln mich.
SM: Diese Zeilen wurden eigentlich vom früheren Sänger Aargh Satan geschrieben und wir glauben, er ist im dunklen Wald und isst noch imer diese weiss gepunkteten leckeren roten Pilze.
Tritonus: Kein Wunder dass er wie Wunderbaum riecht.
Jui: Da Aargh im Wald verloren ging, waren wir gezwungen, ihn durch Tritonus zu ersetzen.

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Euer bester / euer schlimmster Gig – was geschah?
Tritonus: Bester: Satanick Seas of Suffering 2010, mein erster, also Verlust meiner Jungfräulichkeit, unvergesslich. Schlimmster: Satanick Seas of Suffering 2010 nochmal, ich war echt mies, ehrlich. Ich hatte Zetteln mit den Texten und versuchte, total auf Metal Manierismen zu machen..
Nirz: Wir hatten ne Bandbreite an Liveerfahrungen in all den Jahren, also ist es schwierig, den besten und den schlimmsten Gig festzumachen. Unter den Top 5 wäre definitiv 2013 bei YLE aufzutreten, als Teil der EU Robotics Week. Da waren nicht so viele Leute, aber es war toll mit all dem technischen Personal und dem professionellen Audio und Licht Equipment. Ich will mehr davon! Die schlimmste Erfahrungen beinhalten das andere Ende der Technologie Gremlins. Ohne spezifische Venues zu erwähnen, es ist echt Scheisse, einen Gig zu spielen, wenn nicht mal das einfachste Audiogerät nicht funktioniert oder für die Show nicht geeignet ist.
Raato: Der beste Gig kommt noch, aber bishr war die On the Rocks Show ein grosser Erfolg. Der schlimmste war wohl im Dark Side Club, als drei Bandmitglieder krank waren und wir kaum einen adäquaten Gig hinbiegen konnten.
Jui: Ich glaube, wir hatten schon unsre schlimmsten Gigs, denn in all den Jahren haben wir gelernt, es entspannt anzugehen, die meisten Probleme zu ignorieren und einfach die Show hinzulegen. Abgesehen davon, ich glaube, du kannst niemals deinen allerersten Gig wiederholen. Du hast die Hosen voll vor Nervosität, aber bist spitzer als auf Drogen und du musst es einfach tun. Nach dem ersten Mal ist es niemals wieder dasselbe.
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Was habt ihr in (naher) Zukunft vor? Ein neues Release, Konzerte, eine Tour (nachdem ihr nen neuen Drummer gefunden habt)?
SM: Wir schreiben bösartige neue Songs, die ihr geniessen sollt, und einige warten nur darauf, von einem Schlagzeuger perfektioniert zu werden. Wir sollten neue Bandfotos machen, ehe der erste Schnee fällt.
Nirz: Ich plane, etwas Jallu zu trinken in der Zukunft, in der nahen und in der fernen. Und in der Gegenwart.
Tritonus: Irgenwelche Drummer da draussen?

Schreibt an band@saatananmario.net

http://www.saatananmario.net/
photos: Band, K.Weber

Klaudia Weber

Rücksichts- und gnadenlose Diktatorin, kniet vor mir! Anders gesagt: Chefredakteurin, Übersetzerin, Webseiten- und Anzeigenverwaltung, also "Mädchen für alles" - - - Schwerstens abhängig von Büchern (so ziemlich alles zwischen Herr der Ringe und Quantenphysik) und Musik, besonders von Metal finnischer Prägung. Weiters Malen, Zeichnen, Film, Theater... also könnt ihr mit einer vielseitigen Website rechnen. Mag.phil., zwei in 5 Jahren parallel abgeschlossene Vollstudien (English & American studies, Medienkommunikation) und stolz darauf, denn als Mädel aus einer Arbeiterfamilie in einem erzkonservativ-katholischen Land ging das nur dank Stipendium und etwas später im Leben als andere....

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