Interviews

Duane Chaos (Rock City Riot): Langhaarige Radaubrüder und ein verfluchtes Album

Tja, Judas Priest haben gerade ihr neues Album “Invincible Shield” herausgebracht – allerdings wollen wir hier eure Aufmerksamkeit eher auf dieses bemerkenswerte Judas Priest Tributprojekt lenken, das sich eher auf die legendären Klassiker der Band konzentriert. Rock City Riot kann mit echten Rock’n’Roll Legenden bei ihrer Gründung aufwarten (einige davon sind leider nicht mehr unter uns), um welche sich viele legendäre Geschichten ranken.  Gitarrist und Gründungsmitglied Duane Chaos gibt hier einige davon zum Besten und klärt uns in diesem ausführlichen Interview darüber auf, wer die Punk- und Metal-Genres vereinte und was mit den letzten Aufnahmen von und mit Randy Rampage geschehen soll. Viel Spaß!!

Bitte erzähl uns was über die Randy Rampage Band und Rock City Riot The Judas Priest Tribute. Wie kam alles zustande, Duane?

Hi John und danke für die Einladung. Nun, das ist wahrscheinlich die Frage mit der langatmigsten Antwort gleich als Erstes. Es war eine Pilgerfahrt.

Als Metal- und Punk-Gitarrist habe ich mein ganzes Leben lang hauptsächlich diese Art von Musik angehört. Als jüngere Version meiner selbst und wie die meisten Gitarristen auch, habe ich die Riffs, die sich in meinem Kopf festsetzten, von jener Musik gelernt, die ich mochte. Die frühen Judas Priest waren zwar musikalisch äußerst interessant (Victim of Changes usw.), aber als Unleashed in the East erschien, wusste ich, dass ich etwas entdeckt hatte, das zu meinen fünf Lieblingsalben aller Zeiten gehören würde. Meine Freunde und ich lernten buchstäblich jedes einzelne Riff innerhalb weniger Wochen, abgesehen von einigen kleineren Meinungsverschiedenheiten darüber, auf welchen Bünden und Saiten man sie am besten spielen sollte. Zu dieser Zeit besuchten Wayne Darley und Dave Davis (beide später bei Annihilator) und ich regelmässig die samstäglichen Jamsessions in Oly’s Pub in Victoria, BC, und erarbeiteten uns einen lokalen Ruf als fähige Metal-Musiker. Nach den ersten Jahren in Victoria zogen wir alle weiter zu anderen Projekten in verschiedenen Städten.

Im Laufe der Jahre tourte ich mit vielen Bands, veröffentlichte Alben und spielte auf Festivals mit einigen der größten Musiker aller Zeiten, wie etwa Randy Rampage. Randy fragte mich 2007, ob ich bei seinem Post-Annihilator-Projekt Stress Factor 9 als Bassist mitmachen würde. Das tat ich und wir hatten eine tolle Zeit bis zu der unglückseligen Tour nach Pennsylvania Mitte Januar 2008, bei welcher sich die Band auflöste (Schlagzeuger Ray Hartmann und Randy wurde die Einreise in die USA verweigert). Danach haben wir Stress Factor 9 fallengelassen. Randy bat mich, als Lead-Gitarrist eine neue Band namens „Rampage“ zusammenzustellen, um eigene Songs zu spielen. Wir nahmen schließlich ein komplettes Album in den Rainy Mountain Studios (ehemals „Little Mountain Sound“) in Vancouver auf. Wir gaben dem Album den letzten Schliff, hatten eine 26 Länder umfassende EU-Tournee mit Annihilator geplant und dann geschah das Undenkbare. Wir verloren unseren Bassisten Brent Johnson durch eine Überdosis Drogen und Randy starb wenige Monate später. Auch meine anderen Hauptbands (The Sacked und 22nd Century) verloren Mitglieder, den Schlagzeuger Zippy Pinhead und den Gitarristen Jesus Krysler. Das war das Ende für mich, was die Musik betrifft, und ich zog von Vancouver zurück nach Victoria. Covid war wenig hilfreich, denn alle Live-Shows wurden abgesagt. Zu dieser Zeit traf ich mich wieder mit meinem engsten Freund Dave Davis, um Golf zu spielen, nur um all den Sperren zu entkommen. Während wir Golf spielten, diskutierten wir darüber, was wir mit dem Rampage-Projekt machen sollten.

So entstand die Band Rock City Riot! Dave liebte die Rampage-Songs und wollte sie in einer Band spielen. Wir hatten noch keine konkreten Pläne, aber wir beschlossen, dass wir „ein wenig“ Musik machen mussten und gründeten schließlich mit anderen Freunden Rock City Riot. Da wir alle Judas Priest kannten, fingen wir an, diese Musik zu spielen, und Darren Crow (Sänger) entpuppte sich als großartiger Rob Halford. Darren und der Bassist Bob Miron ließen mich und den Schlagzeuger Brian Wright „vorspielen“. Das war lustig, denn seit Jahrzehnten hatte mich niemand mehr zum Vorspielen gebeten (eigentlich wussten sie ja, dass ich spielen konnte), aber wir haben Rock City Riot zusammen gegründet. Musikalisch hat es uns alle aus der kreativen Depression befreit, in der wir uns durch Covid fanden, also ist Covid in gewisser Weise ein Teil der Geschichte.

(L-R) – Dave Davis, Darren Crow und Duane Chaos in 2023. Photo Credit: Kim Jaxon

Es dauerte nicht lange und wir merkten, dass wir ein komplettes Set mit Priest-Klassikern hatten und fingen einfach an, als Tribute-Band zu spielen. Als Dave Davis als zweiter Gitarrist dazukam, haben wir auch ein paar Annihilator-, Metallica- und Megadeath-Cover aufgenommen, um unsere anderen Sets abzurunden. Bis jetzt war die Resonanz überwältigend positiv. Es hat sich herausgestellt, dass wir nicht die Einzigen sind, die diese Judas Priest-Klassiker lieben, und da sie nicht so oft nach British Columbia, Kanada, kommen, ist das für uns eine einmalige Gelegenheit, den Judas Priest-Durst vieler Fans zu stillen.

Bist du ein Fan von Judas Priest? Was sind deine Lieblingsalben von Priest?

(Lacht) Ich gestehe! Ich bin ein totaler Fan von Priest. „Unleashed in the East“ ist immer noch mein absolutes Lieblingsalbum von Priest, weil es die Energie dieses Events einfängt. Ich habe später herausgefunden, dass einige der Tracks im Studio neu aufgenommen wurden, aber das macht für mich keinen Unterschied. Es wird die Leser vielleicht überraschen, wenn sie erfahren, dass die Aufnahmen 1979 an zwei Abenden an zwei verschiedenen Orten gemacht wurden und nicht bei einem einzigen Auftritt (ja, ich bin wohl ein echter Fan). Die ersten Aufnahmen fanden im Kosei Nenkin Kaikan statt, die zweiten fünf Tage später im Nakano Sunplaza, beide in Tokio. Tom Allom, der Produzent, hat mit seinem Mischpult echte Magie geschaffen. Dieses Album ist einfach Perfektion.

Ich bin auch in Defenders of the Faith und Painkiller verliebt. Auf Defenders of the Faith gibt es zwei meiner liebsten Gitarrensoli: Sentinel und Rock Hard Ride Free. Das Solo in letzterem ist sehr bluesig und verwendet hauptsächlich pentatonische Skalen, hat aber eine Geschmeidigkeit und Melodie, sodass es pure Energie erzeugt. Rock City Riot covert auch The Sentinel und das ist einer der am schwersten zu spielenden Titel von Priest in unserem Programm.

Painkiller liegt mir besonders am Herzen, weil das Album zu einer Zeit herauskam, als viele Metal-Fans Judas Priest nahezu abgeschrieben hatten. Es gab viele neuere Bands an der Westküste, wie Entropia (Rattlesnake Suicide ist mein persönlicher Lieblingssong); Hardcore-Bands wie die Dayglows rekrutierten talentierte Metal-Multimusiker wie Matt Fiorito (Lead-Gitarrist von Powerclown, einer Iron Maiden-Tribute-Band, die als Clowns verkleidet auftrat) und schlugen eine etwas metallischere Richtung ein. Die Gerüchteküche brodelte – vielleicht waren Judas Priest nicht mehr in der Lage, relevante Musik zu produzieren? Dann kam Painkiller heraus. Als ich den Titeltrack zum ersten Mal hörte, hatte ich ein schlechtes Gewissen, dass ich auch nur den geringsten Zweifel an Priest zugelassen hatte. Man sollte diese Band nie aufgeben. Das letzte Album brachte auch einen unmittelbaren Klassiker hervor – Trial by Fire.

Erzähl uns von den neuen Aufnahmen mit Randy Rampage?

Die neuen (2018) unveröffentlichten Aufnahmen von Randy Rampage befinden sich auf einem unveröffentlichten Album für unsere Band „Rampage“. Randy ist am 15. August 2018 verstorben, nur vier Tage, nachdem die Endmixe fertig waren. Er hat nicht einmal zwei der Tracks in der Endabmischung gehört.

Die Stücke sind recht unterschiedlich, da sie größtenteils über einen Zeitraum von 10 Jahren geschrieben wurden, die Melodien stammen fast ausschließlich aus meiner Feder. Wir haben viele Jahre mit dem Schreiben und Touren verbracht, bevor wir in die Little Mountain Sound Studios in Vancouver gingen, um mit John Webster (Produzent und Tontechniker für Aerosmith, Bon Jovi, Suicidal Tendencies, die Scorpions, Metallica und viele andere) aufzunehmen.

Der erste Track, Asshole, sollte ein politischer Seitenhieb auf den damaligen US-Präsidenten sein, wurde aber textlich angepasst, um dem Gewinner der Wahl 2016 Rechnung zu tragen. Wenn du den Track hörst, wirst du es verstehen. Es ist ein 2:12 Minuten langer Ausbruch von Wut und Angst mit einer superschnellen Rhythmusgitarre im Stil von Pennywise, die von melodischen Ouvertüren aus einzelnen und doppelten Noten unterbrochen wird. Anstatt mich jedoch dem 08/15 Punk-Skript zu unterwerfen, habe ich eine Leadgitarre im Stil von Eddie Van Halen gespielt, die mit zwei Fingern geklopft wird. Die Produktion des Songs ist fantastisch, dank John und den Tontechnikern im Studio.

Der Track Asshole sollte ein politischer Seitenhieb auf den damaligen US-Präsidenten sein, wurde aber textlich angepasst, um dem Gewinner der Wahl 2016 Rechnung zu tragen.

Wir covern auch ein paar klassische Songs, wenn auch viel härtere Versionen. Einer davon ist „Slave to my Dick“ von Subhuman, bei dem Anet Ducharme den Background-Gesang übernimmt. Brian Goble (alias Wimpy Roy) war bei den Subhumans und liebte unsere Version. Wir covern auch ein Riff, das ursprünglich von einem langjährigen (ebenfalls verstorbenen) Freund, Brad Kent, geschrieben wurde: Evil Ways. Brad war ein langjähriger Bandkollege von Randy und einer der wirklich nettesten Menschen, die ich je getroffen habe. Es fällt mir sehr schwer, das Lied heute zu hören, da mir bei dem Text die Tränen kommen. Alle ursprünglichen Mitglieder, die den Song zuerst gespielt haben, sind verstorben (Brad, Zippy und Randy).

Wir schrieben einen kurzsichtigen Blick auf die Fentanyl-Krise in dem Song „Dopesick“. Es ist ein schwieriges Riff mit einem Grindcore-artigen Rhythmus. Der Text spiegelt die Realität wider, in der wir lebten, und den Schmerz und Tod, den wir in unserem Freundeskreis erlebten. Andere Songs sind eine Hommage an Cherrie Currie von den Runaways (Neon Angel), eine verbale Attacke auf toxische Beziehungen (Dark City Woman), ein Song über das Geschäft eines Auftragskillers (Straight to Hell). Straight to Hell enthält das Gitarrensolo, auf das ich in meiner Karriere am stolzesten bin. Es ist mehr im Stil von Iron Maiden’s Dave Murray als von Priest, aber der Song selbst lässt die Wurzeln von KK Downing und Glenn Tipton von Priest erkennen.

In dem Song „Dopesick“ werfen wir unseren ureigenen Blick auf die Fentanyl-Krise. Es ist ein schwieriges Riff mit einem Grindcore-artigen Rhythmus. Der Text spiegelt die Realität wider, in der wir lebten, und den Schmerz und den Tod, den wir in unserem Freundeskreis erlebten. Andere Songs sind eine Hommage an Cherrie Currie von den Runaways (Neon Angel), eine verbale Attacke auf toxische Beziehungen (Dark City Woman), ein Song über einen Auftragskiller (Straight to Hell). Straight to Hell enthält das Gitarrensolo, auf das ich in meiner Karriere am meisten stolz bin. Es ist eher im Stil von Iron Maidens Dave Murray gehalten als von Priest, aber der Song selbst lässt die Wurzeln von Priests KK Downing und Glenn Tipton erkennen.

Leider waren wir noch nicht in der Lage, das Album zu veröffentlichen. Es gibt ein paar Leute, die glauben, sie sollten die Exklusivrechte daran haben. Unser Rechtsgutachten besagt, dass das nicht stimmt, aber das hat die Drohungen nicht gestoppt. Ich finde das sehr entmutigend, weil es ja nie um das Geld ging. Randy hatte sich sehr über das neue Album gefreut. Aus persönlicher Sicht hatte er das Gefühl, dass das nun endlich jene Musik ist, die er machen wollte.

Jeder, der bei unseren Proben dabei war, mit uns auf Tournee ging und unsere Konzerte besuchte, kennt die Wahrheit. In Randys Gedenken werden wir das Album, auch wenn die Aufnahmen eine Menge Geld gekostet haben, höchstwahrscheinlich mit einer „Bezahlt, was ihr wollt, sogar kostenlos“-Website „verschenken“. Die Musik ist die Essenz der Beziehungen zu all denen, die uns Energie gaben, und das möchte ich würdigen. Ich würde auch nie einen Cent Profit mit dem Album machen wollen, weil es verflucht ist. Mehr als die Hälfte der Bandmitglieder sind nicht mehr am Leben. Sie sind für immer meine besten Freunde, und der Schmerz, den ich empfinde, wird nie vergehen.

Duane Chaos, von der 22nd Century Website

Wie hast du Randy Rampage kennengelernt?

Benny Doro wurde mir vorgestellt vom sogenannten „Manager“ von Driven Force, einer Band, in der ich spielte. Er sagte uns immer wieder, dass „dieser Junge ein Wunderkind auf der Gitarre ist“. Ich lernte Benny kennen, und es stellte sich heraus, dass dies buchstäblich eines der wenigen Dinge war, mit denen der Manager jemals Recht hatte. Benny und ich wurden Freunde und eines seiner ersten Worte war: „Du musst Zippy Pinhead und Randy Rampage kennenlernen“. Ich wusste, wer Randy war (DOA-Bassist), aber ich war neugierig auf Zippy, denn der einzige, den ich unter diesem Namen kannte, war der Comic von Bill Griffith, der zusammen mit Reir Flemming, dem härtesten Milchmann der Welt, und den Freak Brothers zu meinen Favoriten gehörte.

Nach wochenlangen Beinahe-Zusammentreffen wurde ich abgeholt und auf den Rücksitz eines Autos gesetzt. Auf dem Beifahrersitz saß Randy. Er war stinksauer, weil er gerade aus dem Krankenhaus gekommen war und Krücken und einen Gips an seinem Bein trug. Ich versuchte, „Hallo“ zu sagen, aber er ignorierte mich. Ich muss zugeben, dass ich ein wenig eingeschüchtert war, denn er war ein echter Punk und hatte den Ruf, wahllos Leute zu verprügeln, einfach so. Jedenfalls stellte sich heraus, dass er sich ein oder zwei Nächte zuvor den Knöchel gebrochen hatte, als er auf der Georgia Street auf seiner Harley vor dem „Outlaws“, dem damals größten Nachtclub an der Westküste, zu „surfen“ versuchte. Er war betrunken, fiel hin und brach sich den Knöchel.

Im Auto sprach er kein Wort, dann brach es aus ihm heraus: „FUCK! FUCK THIS! FUCK THAT!“ – gegen niemanden im Besonderen gerichtet, dann kurbelte er das Fenster herunter und versuchte, mit seiner Krücke Rückspiegel von geparkten Autos zu treffen. Er verfehlte ein paar, streifte einen, dann traf er. Die Krücke war aus Holz und explodierte in etwa tausend kleinere Holzstücke, von denen eines seine Nase blutig schlug (und zwar eine richtig tiefe Wunde). Ich lernte ihn in jener Zeit kennen, als wir die größten und dümmsten Dinge anstellten, die wir alle je getan haben. Die Begegnung mit ihm erwies sich als sehr surrealistisch, da er mich zunächst fast nicht wahrnahm. Tief in seinem Inneren war Randy jedoch ein sehr intelligenter Mensch und ein begeisterter Bücherwurm. Auf Tournee verschlang er jeden Tag einen Roman. Plötzlich öffnete er sich mir und erzählte mir alle möglichen seltsamen Dinge. Es stellte sich heraus, dass wir viele gemeinsame Freunde hatten, hauptsächlich Stripperinnen in Westen Kanadas.

Kannst du uns irgendwelche Geschichten über Randy erzählen?

Haha! Zusätzlich zu dieser einen? Nun, das hängt davon ab, wie viel Zeit du hast. Ja, es gibt viele Geschichten aus den vergangenen Jahren.

Nach DOA war Randy in einer Band namens The Sick Ones. Wir hatten sie auf Vancouver Island zu Gast, und Randy und ich verstanden uns wirklich gut. Ich spielte zu der Zeit in einer Coverband namens „Driven Force“. Wir hatten eine Tour gebucht und spielten in einem beliebten Club in Vancouver namens Vancouver Tonight am East Broadway. Randy fragte, ob wir Hilfe bräuchten, und so übernahm er in dieser Woche die Licht- und Bühnentechnik für uns. Damals bekamen Bands wie wir rund 5.000 Dollar pro Woche garantiert, und wir tourten mit unserem eigenen Soundsystem, Effekten, Licht, Ausrüstung usw. und hatten einen großen gemieteten Truck für die Tour. Die ganze Woche hindurch war Party-Party-Party angesagt! Am Samstag zündete Randy zur falschen Zeit einen Pyroeffekt und versengte mir die Haare. Das bewahrte ihn später vor dem Gefängnis.

Wir haben alle ziemlich viel an der Bar ausgegeben, aber wir wussten, dass wir noch etwa 3.000 Dollar in der Kasse hatten, um in die nächste Stadt zu kommen. Unser „Manager“ war allerdings ein ziemlicher Betrüger. Er versuchte immer, uns irgendwie übers Ohr zu hauen. Am Samstagabend arrangierte er einen Kokain-Deal, ohne dass die Band davon wusste. Er wollte vom Manager einen Vorschuss von ein paar Tausend Dollar bekommen, Kokain kaufen und es noch in derselben Nacht verkaufen, den Gewinn einstecken, der Band das Geld geben und niemand würde den Unterschied bemerken. Es lief jedoch nicht wie geplant.

Unser „Manager“ war ein ziemlicher Betrüger…. Es lief jedoch nicht wie geplant.

Am Ende des Abends wollten Randy, John, Rob und ich unsere Gage und fanden heraus, dass wir der Bar eigentlich noch Geld schuldeten, nachdem die Rechnung für den Samstagabend berechnet worden war. Randy erfuhr, dass er nicht bezahlt wurde, wurde ein bisschen sauer und wollte gehen, musste aber feststellen, dass auch sein Auto weg war. Es stellte sich heraus, dass unser „Manager“ seine Autoschlüssel geklaut und sich das Auto geliehen hatte, um das Kokain-Geschäft abzuziehen. Später fanden wir heraus, dass er bei dem Geschäft im Grunde genommen abgezockt worden wurde und das ganze Geld verlor. Er geriet in Panik und beschloss, Randys Auto zu benutzen, um in Häuser einzubrechen, die gestohlenen Waren zum Pfandhaus zu bringen und so das Geld wieder hereinzubekommen. Ich habe keine Ahnung, was er sich dabei gedacht hat, denn Pfandleihhäuser in Vancouver haben Samstagnacht um 2:00 Uhr nicht geöffnet. Nach Angaben der Polizei hat er zwei Häuser erfolgreich überfallen und ausgeraubt und wurde dann im dritten Haus auf frischer Tat ertappt. Ein Mann verfolgte ihn bis zum Auto (Randys Auto), woraufhin er sich umdrehte, die Schlüssel nach dem Hausbesitzer warf und davonlief. Da der Kofferraum offen war, war Randys ordnungsgemäß zugelassenes und versichertes Auto nun der einzige Anhaltspunkt, den die Polizei hatte, um den Täter zu fassen. Sie trafen gegen 3:00 Uhr morgens im Club ein und wollten Randy verhaften, bevor der Clubbesitzer und die Band bezeugten, dass er die ganze Nacht im Club gewesen war (ich zeigte ihnen sogar mein angesengtes Haar) und sein Auto gestohlen worden war. Bis zum heutigen Tag haben weder Randy noch ich diese Person wiedergesehen.

Eine der am wenigsten bekannten Geschichten betrifft merkwürdigerweise Judas Priest. Bevor ich nach Vancouver zog, fuhren wir oft zu Konzerten und übernachteten dann bei Freunden. Ein gemeinsamer Freund, Benny Doro (selbst ein phänomenaler Gitarrist), hatte mich schon Monate zuvor mit Randy bekannt gemacht und wir blieben in Kontakt. Randy sagte, dass wir in seinem Band-Proberaum, genannt „Ground Zero Gardens“, übernachten könnten. Wir kamen alle rüber, um das Priest-Konzert zu sehen, und gingen danach zu diesem Haus. Es lag auf der Südseite des Marine Drive im Zentrum von Vancouver bei Royal Oak, einem verdammt steilen Hügel. Er ist so steil, dass der Bürgersteig buchstäblich Treppen hat. Nun, bekifft von Pilzen, beschlossen wir alle, in aller Herrgottsfrühe den Hügel zum Seven Eleven hinaufzugehen, um uns etwas zu essen zu holen (die Band Ground Zero hatte nichts Essbares im Proberaum, also mussten wir uns selbst versorgen). Die Wanderung bergauf dauerte sehr lange. Anstatt wieder hinunter zu laufen, beschloss einer aus der Crew, dass wir einen Einkaufswagen nehmen und damit hinunterfahren sollten. Wie du dir vorstellen kannst, ging alles sehr schnell schief, und am Ende wiesen mehrere Einkaufswagen und Leute am Fuße des einen Kilometer langen Hügels Beschädigungen auf. Randy erzählte diese Geschichte oft, und als er mir mein persönliches Exemplar seiner Autobiografie gab, signierte er es mit „Duane – let’s go shopping carting! Randy“.

Ich habe ihm versprochen, dass ich niemals irgendwelche Details über unseren Roadtrip zum San Francisco Punk Rock Royalty Homecoming Festival verraten würde, daher geht diese Geschichte mit mir ins Grab.

Gibt es Lieblings-Punk- und Metal-Bands?

Ich steh auf die ursprüngliche Punk-Bewegung mit Bands wie den Pistols und Ramones auf globaler Ebene, aber ich hatte auch das Glück, großartige lokale Bands wie die Dayglow Abortions zu erleben. Damals gab es in Victoria eine Mauer zwischen den Punk- und den Metal-Gruppen. Es gibt eine spezielle Geschichte, wie Motörhead (eine weitere meiner Lieblingsbands) diese beiden Gruppen vereinte. Als junge langhaarige Unruhestifter waren wir auf der Suche nach einer Hausparty und hatten diesbezügliche Gerüchte gehört. Als wir uns dem Haus näherten, hörten wir „The Ace of Spades“ und „Overkill“. Wir waren erleichtert, denn das war eines der Anzeichen für eine Heavy-Metal-Party. Als wir reinkamen, war die erste Person, die ich sah, Brian (Jesus Bonehead, Schlagzeuger der Dayglows) und Murry (alias „Cretin“, der Gitarrist und Sänger). Wir fragten: „Warum hört ihr Metal“. Sie antworteten: „Motörhead ist Punk, ihr Idioten“. Wir haben beide gelacht und von diesem Abend an waren die beiden Genres vereint. Wir waren beide Außenseiter und halfen uns gegenseitig, die „Normalos“ abzuwehren.

Punk and Metal – the circle is now complete! Photo by David Jacklin.

Dadurch lernte ich Alben kennen, die inzwischen zu meinen Favoriten geworden sind. Wir hatten einmal einen Auftritt mit Henry Rollins (Black Flag) in der FOE Hall, der mich total für ihre Musik vereinnahmte (und für die Rollins Band auch). Die Jungs von den Dayglows machten mich auch mit der Musik der Dead Kennedys und vielen anderen Alben bekannt. Meine Lieblingsalben (Top Five) bleiben Never Mind the Bulloks, Black Sabbath Heaven and Hell, Unleashed in the East, Motörhead live und Sweet, Desolation Blvd. An zweiter Stelle und manchmal auf der Liste stehen das Runaways-Album sowie einige alte MC5, Riot (eine US-Metal-Band, die nie den kommerziellen Erfolg hatte, den sie hätte haben sollen) und viele Indie-CDs. Natürlich waren auch die New York Dolls von zentraler Bedeutung und ich hatte ihre Platten. Ginger Coyote, eine erstaunliche Person, die seit Jahren das Punk Globe Magazine herausgibt, hatte mich zweimal auf dem Cover und machte Interviews mit uns. Ein Cover zeigt Sylvain Sylvain von den Dolls, das zweite Sid Vicious. Obwohl ich mich nun eher dem Metal-Genre zuordne, bin und bleibe ich ein Punk.

Cover of Punk Globe (Credit – The Floydian Device?)

Nebenbei bemerkt, höre ich mir auch Al Di Meola und Pat Metheny an, beides erstaunliche Gitarristen. Die Musik von Queen gehört auch zu meinen Favoriten.

Was geht bei den Live-Shows von Judas Priest ab?

Live-Shows von Priest sind eine Klasse für sich. Was besonders auffällt ist die Audioqualität. Sie haben in einigen Hallen gespielt, die das schlechtestmögliche Audioprofil haben, eine davon war das alte Pacific Coliseum in Vancouver. Es hat ein Zementdach und die meisten Bands klingen so, als würden sie ihre Musik mit einer „Always On“-Tonspur spielen mit dem Geräusch eines Zementmischers, der mit 120 Dezibel rückwärts eine große Toilette hinuntergespült wird (eine Echokammer, eine Rückkopplungsschleife mit Wirbeln). Priest war die erste Band, die kein Echo im Mix hatte, und ich konnte auch jede Note deutlich hören. Ich bin mir nicht sicher, wie sie das bis heute geschafft haben, aber jedes Mal, wenn ich sie gesehen habe, hatten sie den besten Sound.

Was die Energie betrifft, ist es schwer, mit der klassischen Besetzung von KK Downing, Glenn Tipton, Rob Halford und Ian Hill mitzuhalten. Sie alle bewegen sich ständig während der gesamten Show. Halford ist IMO der beste Frontmann aus dieser Ära.

Rock City Riot versucht, dasselbe Erlebnis zu vermitteln.

Gibt es Zukunftspläne und Projekte?
Mein wichtigstes Ziel ist es, das Rampage-Album zu veröffentlichen. Der Bandname wurde wahrscheinlich schlecht gewählt, da die meisten Leute glauben, „Randy Rampage“ und „Rampage“ sei dasselbe und austauschbar. Die Wahrheit ist, dass Randy sehr bewusst nicht wollte, dass die Band „Randy Rampage Band“ heißt, denn er war ein großer Befürworter von fünf gleichberechtigten Mitgliedern mit gleichem Stellenwert. Das führte dazu, dass die Band Rampage genannt wurde, aber jetzt werden die Leute ein Konzert erwarten, wenn das Album veröffentlicht wird. Da Randy, Zippy und Brent nicht mehr unter uns sind, ist das ein Dilemma. In letzter Zeit proben David Davis und Lou Bujdoso (beide ehemalige Annihilator-Mitglieder) und ich die Songs auf Vancouver Island. Tim Bitz (Tim Plommer von 22nd Century), der auf dem Album im Studio Bass gespielt hat, ist jetzt auch dabei. Lou wird versuchen, den Gesang von Randy irgendwie nachzubilden, aber er war ja sehr einzigartig.

Im Idealfall hätten wir gerne die Möglichkeit, mit Rampage ein paar Shows zu spielen, um die Veröffentlichung des Albums zu unterstützen.

Ich bringe auch in diesem Jahr die Band eines Freundes aus Großbritannien für eine Tournee nach Kanada (Rough Gutts). Sie sind (meiner Meinung nach) eine Neo-Proto-Punk-Band mit einer Grunge-Backline und ich liebe ihre Musik, so dass ich davon ausgehe, dass wir bald wieder auf Tour gehen werden.

Interview: John Wisniewski

Startphoto: Duane Chaos website

GastmitarbeiterInnen / guest contributions

Reguläre GastmitarbeiterInnen u.a. Melanie Kircher, Tatjana Tattis Murschel, Grit Kabiersch, Marina Minkler, Maria Levin, Jasmine Frey, Nina Ratavaara, Elvira Visser, John Wisniewski