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Inglorious – Ride to Nowhere

Label: Frontiers Records, Vö/Release: 25.01.2019

Inglorious gelten als einer der vielversprechendsten Acts am britischen Hard-Rock-Himmel. Bereits ihr 2016er Debüt-Werk „I“ fand großen Anklang bei Fans auf der ganzen Welt, die Sänger Nathan James bereits durch Trans-Siberian Orchestra kannten, und auch von neuen Fans. Es folgte eine Tour mit The Winery Dogs und Steel Panther sowie eine eigene Headliner-Tour mit dem zweiten Album „II“ ein Jahr später.

Für „Ride to Nowhere“ ließen sich Inglorious ein bisschen mehr Zeit. Das kann man auch hören, denn die Songs sind tiefgründiger und haben vielleicht auch ein wenig mehr Nathan James im Sound als die beiden Vorgänger-Alben. Bei eben diesen fehlte mir auch manchmal ein bisschen die Luft, um zwischen den schnellen, harten und teils musikalisch überladenen Songs, mal ein bisschen durchzuatmen und wieder runterzukommen. Bei „Ride to Nowhere“ wird einem diese Zeit gegeben. Nach wie vor bekommt man Hard Rock vom Feinsten, aber die Songs wirken nicht mehr so von Musik-Genie überladen. Zuvor hatte man immer das Gefühl, man muss zeigen, was man musikalisch alles drauf hat – mittlerweile dürfte ja bekannt sein, dass sie Meister ihres Fachs sind.

Man schlägt hier vermehrt etwas ruhigere Töne an, was dazu führt, dass die herausragende, unglaubliche Stimme von Nathan James noch mehr zur Geltung kommt. Dennoch muss man auf die großartigen Gitarrensoli von Andreas Eriksson und Andrew Lowe nicht verzichten. Auch die genialen Bass-Beats von Colin Parkinson sind nach wie vor da, wo sie hin gehören. Und auch Phil Beaver holt aus den Drums heraus, was es rauszuholen gibt.

Bereits die erste Single „Where are you now“, die auch das Album eröffnet, zeigt, welch großartige Musiker hier zusammenarbeiten. Auch wenn der Rest des Albums dann eher ein bisschen ruhiger daher kommt, sind die Songs weiterhin auf demselben hohen Niveau wie der Opener. Die Texte sind sehr persönlich, so schrieb Nathan James den Text von „Queen“ für seine Mutter – wirklich schön. Mein Favorit ist „I don’t know you“, eine Rockballade vom Feinsten, die mir allein schon von der Stimmung her, die Tränen in die Augen treibt und das passiert mir wahrlich nicht oft. Gefolgt wird dieser Song von „While she sleeps“ mit einem großartigen Rhythmus und tollem Gitarren-Solo. Und auch der Titeltrack „Ride to Nowhere“ ist ein großartiger Song. Aber Achtung, wer keine Tränen im Auge haben möchte, sollte sich den letzten Song „Glory Days“ besser nicht anhören. Der ist nämlich mehr als wunderschön und man fragt sich, wie ein Mann so hohe Töne erreichen kann?? Mehr kann ich dazu nicht sagen, denn der Track macht mich einfach sprachlos.

„Ride to Nowhere“ zeigt verstärkt die ruhigere Seite von Inglorious und das mit einer außergewöhnlich hohen Qualität, so wie wir das von ihnen gewöhnt sind. Auch auf dem dritten Album zeigen die Bandmitglieder, dass sie einfach allesamt großartige Musiker sind. Ein absolutes Monster von Album, das man unbedingt haben muss.

Kurz nachdem der Veröffetlichungstermin für „Ride To Nowhere“ bekannt gegeben wurde, verließen drei Bandmitglieder auf einen Schlag die Band. Dies sorgte unter den Fans für viel Missmut, für viele Anschuldigungen gegen die beiden anderen Mitglieder, für zurückgezogene Bestellungen und auch für Boykotte gegen Inglorious. Dass es nicht einfach zu verstehen ist, warum so etwas passiert, ist klar. Aber: das Album wurde von allen Mitgliedern aufgenommen, egal ob sie zum jetzigen Zeitpunkt noch in der Band sind oder nicht. Ich finde, man sollte dem Album und auch der neuen Besetzung von Inglorious erstmal eine Chance geben, bevor man über etwas urteilt, bei dem man nicht persönlich anwesend war. Lasst es für die Jungs nicht ein „Ride to Nowhere“ werden, sondern ein „Ride to the top“ – auch mit einem neuen Line-up.

https://inglorious.com

Sandy Mahrer

Fresh Act Redakteurin, Reportagen, Reviews, Fotos - - - Favorisierte Musikrichtungen? - Hard Rock, Heavy Metal und Pop-Rock, etc. Weniger Death, Black, Grind Core