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Marvel MCU Serien: Alt aber gut

Früher nur auf einer anderen Streaming-Plattform erhältlich, sind seit Kurzem viele der frühen Marvel-Serien auf DisneyPlus zu sehen. Und man sollte die von 2015 bis 2019 gedrehten Werke in der Tat keinesfalls ignorieren.

Was diese MCU-Serien verbindet, sind der Schauplatz New York und deren Ausgangspunkt: Die Nachwehen der Geschehnisse im ersten Avenger-Film, die Durchschnittsbürger bzw. Superhelden-in-spe „von nebenan“, die mit persönlichen Verlusten und traumatischen Erlebnissen umzugehen lernen müssen.
Eine weitere Gemeinsamkeit – die DC-Batman-mässige düstere Atmosphäre und die „erwachsene“ Attitüde im Vergleich zu den Avenger-Filmen – so in etwa wie sich die Herr der Ringe Verfilmung zu Game of Thrones verhält…
Das Besondere an den Serien ist überdies der hohe Crossover-Gehalt – dh es gibt Charaktere, die in nahezu allen Serien auftauchen, zB die Krankenschwester Claire (Rosario Dawson) oder die Anwältin Jeri (Carrie-Anne Moss).

Über allen thront natürlich Daredevil – da hat es ja bereits lange rumgesprochen, dass diese Serie absolut klasse ist – und, aktuelle Meldung, eine weitere Staffel ist so gut wie sicher! Herausragende Darsteller, allen voran der charismatische Charlie Cox in der Titelrolle und der immer geniale Vincent D’Onofrio als Baddie Wilson Fisk; dazu eine Badass-Karen (Deborah Ann Woll) und Foggy (Elden Henson) als würdige Ergänzung des Teams. Geniale Kampfszenen, die das Genre visuell neu definieren (siehe etwa Staffel 1 Folge 2 gegen Ende), tolle Rahmenstories mit deutlich in der Realität verankerten Konflikten (z.B. Verbrechersyndikate, Drogen, gewissenlose Immobilienspekulanten) – also eine rundherum hochqualitative Comic-Verfilmung, dringende Empfehlung! (PS: Man achte auch auf die sich von Folge zu Folge verändernde Abspannmusik.)

Jessica Jones orientiert sich stark an Film Noir Klassikern – was wäre wenn Sam Spade ne junge Frau (mit besonderen Talenten und Kräften) sei. Tolle, unkonventionelle und überzeugende Hauptdarstellerin (Krysten Ritter), auch wenn mir im Lauf der Serie ihre unverändert kaputte Attitüde etwas zu krass wird. Ein weiterer Kritikpunkt – es dauert mir etwas zu lange, bis sich Jessicas eigentliches Problem und Kilgrave (David Tennant) als Gegenspieler herauskristallisieren. Dennoch eine uneingeschränkte Empfehlung.

Iron Fist (Finn Jones) ist eher was für Fans von Kung Fu Kampfszenen, die Serie interessierte mich zugegebenermaßen in erster Linie wegen David Wenham als Harold Meachum. Nach beschleunigtem Binge-Watch beider Staffeln muss ich sagen, neben der charismatischen Jessica Henwick ist Wenham das beste an der gesamten Serie. An seiner intensiven und facettenreichen Darstellung – ist der der Bösewicht oder selbst ein Opfer? – gibt es nichts auszusetzen. Ein Straffen der im Mittelfeld allzu mäandernden Handlung – 10 statt 13 Folgen? – hätte der Serie ebenfalls gut getan. Iron Fist ist jedoch nicht ganz so schlimm wie laut Rotten Tomatoes – die gaben der 2. Staffel sogar bessere Noten… Dabei fand ich die echt mühsam, geradezu langweilig – trotz einiger visuell und musikalisch toll umgesetzter Szenen (Tätowierungsritual).

 

Luke Cage (Mike Colter) zeigt neben seiner imposanten Präsenz auch eine sensible Seite – in den Crossover-Auftritten gewann ich einen positiven Eindruck, habe die Serie an sich aber noch nicht begutachtet.
Dasselbe gilt für die Punisher-Adaption – Jon Bernthal hat allerdings in der 2. Daredevil-Staffel einen starken Auftritt und macht so ebenfalls auf seine Solo-Serie neugierig.
Die ultimative Crossover-Serie The Defenders, wo sich Daredevil, Jessica Jones, Luke Cage und Iron Fist als Team zusammentun, hebe ich mir noch für später auf, wenn ich alle Beteiligten halbwegs kennengelernt habe. Diese Serie sehe ich aber ohnehin als Pflichtprogramm.

Fazit: Trotz Qualitätsschwankungen überwiegen die positiven Eindrücke, daher relativ hohe Durchschnittswertung. Keinesfalls verpassen.

  • 7.5/10
    Bewertung / rating - 7.5/10
7.5/10

Klaudia Weber

Rücksichts- und gnadenlose Diktatorin, kniet vor mir! Anders gesagt: Chefredakteurin, Übersetzerin, Webseiten- und Anzeigenverwaltung, also "Mädchen für alles" - - - Schwerstens abhängig von Büchern (so ziemlich alles zwischen Herr der Ringe und Quantenphysik) und Musik, besonders von Metal finnischer Prägung. Weiters Malen, Zeichnen, Film, Theater... also könnt ihr mit einer vielseitigen Website rechnen. Mag.phil., zwei in 5 Jahren parallel abgeschlossene Vollstudien (English & American studies, Medienkommunikation) und stolz darauf, denn als Mädel aus einer Arbeiterfamilie in einem erzkonservativ-katholischen Land ging das nur dank Stipendium und etwas später im Leben als andere....