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Daughtry / Sinplus

14. März 2014, Z7 Konzertfabrik, Pratteln, Schweiz (Fotos von Sandy Mahrer auf Flickr)

Ehrlich gesagt wusste ich bis vor einer Woche noch nicht mal, dass es die Band Daughtry gibt. Aber da ich offen für Neues bin und viel von der Vorband heute halte, sie aber noch nie Live sehen konnte, ist es klar, dass ich mich heute auf den Weg ins Z7 mache. Eigentlich hätte ich mit 300-400 Besuchern gerechnet, aber tatsächlich waren um die 1200 Leute vor Ort – also muss der Hauptact doch so einige Fans in der Schweiz haben. Aber ich bin mir sicher das auch einige wegen der Vorband hier sind, denn auch diese Jungs sind keine unbekannten.

Sinplus
dreht sich um die beiden Tessiner Brüder Gabriel und Ivan Broggini, die 2012 für die Schweiz am Eurovision Song Contest teilnahmen, und seither ist ihre Fangemeinde stetig gestiegen. Vor zwei Monaten wurde ihr zweites Album „Up To Me“ veröffentlicht und das Konzert ist erst das zweite, dieses Jahr in der Schweiz, letzte Woche eröffneten sie für The Pretty Reckless in Zürich. Zwar sind die 30 Minuten Spielzeit nicht gerade viel, aber immerhin die Chance, ihre Songs einem grösseren Publikum vorzustellen. Sie geben von der ersten Minute an Vollgas, und was mich wirklich erstaunt: Gabriel klingt live genau so wie auf der CD. Mehr Wiedererkennungswert kann man sich nicht wünschen. Mit einer gewaltigen Sprungkraft bewegen sich die beiden Brüder über die Bühne und mit ihrer energiegeladenen Show stecken sie einfach an. Kein Wunder, dass Bassist und Drummer ein bisschen untergehen, auch wenn sie sich grösste Mühe geben, bei der Show mitzuhalten. Die Songs von Sinplus verbreiten allesamt gute Laune, auch wenn es sich ab und an um ernstere Themen handelt. Die Setliste heute ist eher rockig orientiert. Diese beiden haben echt Spass auf der Bühne und das sieht man ihnen an. Was zumindest auf mich sehr erfrischend wirkt nach all den schweren Metal Bands, die sich Hauptsächlich um das grimmige Aussehen und das Raushängen von Machoallüren bemühen. Diese beiden allerdings sind trotz ihres Erfolgs auf dem Boden geblieben und geben sich Mühe, sich mit dem Publikum auch auf Deutsch zu verständigen. Ich für meinen Teil hätte ohne weiteres 1-2 Stunden länger zuhören und sehen können. Sinplus sind für mich eine Band, die den ganz grossen Erfolg sofort verdienen würden.

Daughtry

Nach ziemlich langer Umbauphase betreten dann auch endlich Daughtry die Bühne, die den Grossteil des Publikums heute Abend angelockt haben. Daughtry dreht sich rund um Chris Daughtry, der bei der fünften Staffel des American Idol Bewerbs den vierten Platz belegte und nach seinem Ausscheiden sofort einen Plattendeal ergatterte. Mittlerweile ist das fünfte Album von Daughtry erschienen, und die Songs werden sogar bei uns im Radio gespielt. Während Chris der absolute Showman ist, sind seine Mitmusiker eher von der „Steifen“ Sorte – keine Mimik einfach nichts, sie spielen zwar ihre Instrumente, aber bis auf den Drummer, der ein bisschen Show macht, hätten hier auch Roboter spielen können. Chris Daughtry überzeugt ganz klar mit seiner klaren, ziemlich hohen Stimme und ist sicherlich ein sehr guter Sänger. Allerdings muss ich sagen, dass nach einer Weile zumindest mir seine Stimme auf den Nerv geht, weil er alles genau gleich singt, keine Abwechslung – nichts. Dieses Problem steuert dazu bei, das man nach einer Weile immer wieder das Gefühl hat, den Song hätte man schon mal gehört hat und das gleich 4- bis 5mal. Trotz der mangelnden Abwechslung – vielleicht lag es auch an der Auswahl – scheinen seine Fans das Konzert trotzdem zu schätzen und haben ihren Spass beim Mitsingen. Und die Damen haben ihre Freude als Fronter Chris von der Bühne herabsteigt, um ein bisschen im Publikum zu baden. Für mich haben Daughtry einfach zu wenig Ecken und Kanten, so dass meine Hochstimmung nach Sinplus rasant abnahm.

Showtechnisch und musikalisch würde ich sagen, dass Sinplus für mich den Abend ganz klar gerettet haben und für ihre Performance volle Punktzahl verdienen, wo Daughtry einfach nur Durchschnitt lieferten.

Contributors

Sandy Mahrer

Fresh Act Redakteurin, Reportagen, Reviews, Fotos - - - Favorisierte Musikrichtungen? - Hard Rock, Heavy Metal und Pop-Rock, etc. Weniger Death, Black, Grind Core