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Children of Bodom: 15 Jahre Träumen und Arbeiten werden zur Realität

Die finnischen Metal-Veteranen, Children of Bodom, kamen wieder um zu spielen nach Hamburg. Der Stalker nutzte die Gunst der Stunde und unterhielt sich mit Jaska Raatikainen, ihrem Drummer, über ihre Tour, das neue Album und häufig gestellte nervende Fragen.

Wie war die Tour bisher? Ihr habt ja auch noch ne Menge vor Euch mit England, Amerika, Wacken usw.
Na ja, bisher life alles richtig gut. Die Auftritte waren klasse – das Publikum hat uns bisher gut aufgenommen. Sie haben sogar schon die neuen Songs wiedererkannt und scheinen sie auch sehr zu mögen. Außer dass ich vor vier Tagen krank war – irgendeine Kotzeritis – war alles gut. Die anderen sind zum Glück gesünder. Hoffentlich bleibe ich der Einzige.

Ihr düst von hier nach England und dann wieder zurück nach Deutschland und dann geht auch schon die Festival-Saison los. Hast Du Lieblingsfestivals?
Da ist zumindest schon mal das Wacken, einfach weil es so verdammt groß ist. Die Leute dort haben uns schon immer sehr gemocht und wir haben eine Menge gute Erinnerungen daran.

Lass und mal über euer neues Album sprechen. Soweit ich weiß, hattet ihr zum ersten Mal einen Produzenten mit an Bord. Zuvor hattet ihr ja nur jemanden, der es für euch aufgenommen hatte. Woher kommt dieser Sinneswandel?
Wir haben eine Menge Druck von der Plattenfirma und vom Management bekommen. Die haben uns ganz schön die Arme verdreht. Wir haben dann zugestimmt es zu versuchen, aber haben nichts versprochen außer uns mit den Anwärtern zu treffen und zu sehen wie es läuft. Matt Hyde war dann jemand der voll dabei war und zu seinen eigenen Bedingungen. Er wollte in einer sehr bestimmten Art ein richtig gutes Album machen und er war so begeistert, dass es uns irgendwie angesteckt hatte.

Wenn du dir jetzt eure Verkaufzahlen ansiehst, die ja durch die Decke geschossen sind, glaubst du dass es am Einfluss des Produzenten liegt?
Da kann schon ein kleiner Einfluss von ihm dabei sein. Wenn du dir mal ansiehst mit wem er sonst so gearbeitet hat – größere Bands und kleinere Bands. Er ist ein Veteran in dem was er tut und da kann schon ein Einfluss auf den amerikanischen Markt da sein.

Glaubst du dass er auch in künstlerischer Hinsicht einen Einfluss auf das Album hatte?
Er hatte schon ein paar wirklich gute Ideen. Er ist einen Monat bevor wir anfangen sollten nach Finnland geflogen. Wir waren noch dabei die Songs zu schreiben und er ist richtig ins Boot gesprungen und das hatte wohl auch Einfluss auf die Kompositionen. Er wollte uns aber nicht zu sehr stören und meinte dass er uns solange machen lässt was wir wollen, wie er den Eindruck hat, dass wir wissen was wir da machen.

Nach Britney Spears und Co. habt ihr euch jetzt Eddie Murphy vorgenommen. Wie kam denn das?
Das war Zufall. Ich glaube unser Bassist, Henkka hat es gehört oder das Video gesehen und es gleich danach vorgeschlagen, weil es genau zu unserem Bodom-Humor passt. Wir versuchen immer die Augen und Ohren für einen neuen Cover-Song offen zu halten und der jetzt war es dann sofort.

2009 hat Alexi gesagt, dass es eine Konstante in dieser Welt gibt und das sei der Fakt, dass es immer einen Song mit “Bodom” auf jedem COB-Album geben wird. Diesmal war keiner dabei. Wie konnte denn das passieren?
Ja, er hat es vergeigt. Er hat´s vergessen.

Vergessen?
Ja, das ist alles. Keine mysteriöse Bedeutung dahinter.

In dem Video von “Was it Worth it” gibt es Skateboard-Szenen. Wie kamt ihr denn dazu?
Wir kennen den Typen, Chris Cole, schon seit Jahren und er war schon immer ein Fan von uns. Unser Management wollte, dass wir zusammenarbeiten. Wir hatten schon früher mal zusammengearbeitet und so hat es sich dann ergeben, dass wir ein Musikvideo zusammen gemacht haben. Zuerst waren wir nicht sicher ob es nicht zu kommerziell rüberkommen würde, aber der Regisseur (Dale Resteghini) hat es dann überraschend heftig aussehen lassen.

Das hatte also nichts mit eurem Produzenten zu tun? Ich meine, erst hattet ihr keinen und jetzt wo ihr einen habt tauchen Skateboards auf.
Nein, das ist nur Zufall.

Wenn du mal auf eure Bandkarriere der letzten 15 Jahre bis zu der Zeit von Inearthed zurückblickst, was waren eure Träume damals? Entspricht die heutige Realität dem was ihr euch damals erträumt habt?
Na ja, schon, denke ich mal. Ich bin sehr zufrieden mit dem was wir erreicht haben, aber wir sind immer noch hungrig nach mehr. Einige Träume sind wahr geworden und andere mehr realistisch – wir gehen da immer ein Schritt nach dem anderen vor. All das ist das Ergebnis von harter Arbeit und daher bin ich froh, dass wir nicht stagniert sind, aber wir haben uns schon den Arsch aufgerissen.

Okay, soviel zur Vergangenheit. Was denkst du wird in 20 Jahren sein? Wo siehst Du Bodom und dich selbst dann?
Hmm…dann bin ich 50. Ich weiß nicht. Ich denke normalerweise nur bis zum nächsten Album. Ich wage nicht etwas dazu zu sagen, denn man soll ja niemals nie sagen. Es könnte sein, dass wir dann gerade eine Comeback-Tour machen.

Wenn du dir das neue Album und Bodom generell ansiehst, ist der häufigste Kritikpunkt ja der, dass sein Album fast dem anderen gleicht. Wie gehst du mit so einer Kritik um?
Ich glaube es ist immer das Gleiche. Das letzte Album war okay, aber das neue ist Mist und wenn ein neues rauskommt ist es wieder das Gleiche und dieselbe Person behauptet vielleicht beides. Du vergisst über so was nachzudenken, denn es macht keinen Sinn. Ich hab bemerkt, dass einige Journalisten Fans der Band sind und sich davon dann nicht befreien können um es professionell zu betrachten.

Kann es sein, dass ihr einen bestimmten Sound für die Band gefunden habt und davon jetzt nicht mehr abweichen wollt?
Ich glaube dass jedes Album anders ist. Auf eine Art machen wir Musik von der wir denken, dass sie gut ist und wir machen es mit einem Sound der sich perfekt für die Songs anfühlt. So gesehen erneuern wir den Sound auf jedem Album. Wir haben bestimmte Vorlieben wie wir einen Song machen wollen, daher ist da ein spezielles Bodom-Ding in allem, aber trotzdem ist kein Song wie der andere und somit unterscheidet sich jedes Album von dem anderen.

Welche häufig gestellten Fragen ärgern dich?
Natürlich ärgert es mich über die Bodom-Morde zu labern. Obwohl wir schon seit 15 Jahren dabei sind, werden wir immer noch gefragt was es mit der Bodom-Sache auf sich hat. So was wie “Ist das etwas was passiert ist?” Es macht mich auch sauer, dass einige Journalisten glauben, dass das alles irgendwie Allu´s (Alexi´s) Solo-Projekt ist. Ich meine, es gibt echt Leute die sagen, dass ich mit Allu spielen darf – was zur Hölle? Wir sind eine Band bestehend aus fünf Mitgliedern und jede Stimme hat das gleiche Gewicht. Das ist bei uns sehr demokratisch.

Wenn du mit jedem Künstler spielen könntest, tot oder lebendig, ob auf der Bühne, im Studio oder zuhause beim jammen – wer und wo wäre es?
Hmm…als alter Death-Fan würde ich wahrscheinlich mit Chuck Schuldiner zusammenarbeiten wollen, Ich glaube seine eigenen Projekte waren am stärksten im Studio. Ich denke ich würde ein Album mit ihm machen.

Photos: hfr. by Spinefarm Records

Ozzy Aikas

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