Film / TVReviews

Blade Runner 2049

Länge: 163 min   FSK 12

Es war ja nicht so leicht, sämtliche Trailer zu ignorieren, ebenso TV-Shows und Interviews mit Darstellern, nur damit ich ja nicht was mitkriege, was mir den Spaß an der Fortsetzung des legendären Blade Runner Films verderben könnte… Und ja, diese Vermeidungstaktik hat sich gelohnt, um mich von Plot, dessen Wendungen und Verwicklungen und diversen Szenen wirklich völlig überraschen zu lassen… Wow, was für ein Trip in eine wenig wünschenswerte (relativ nahe) Zukunft – einfach atemberaubend! Ein würdiger Nachfolger in jeder Hinsicht, dessen Länge mit 2h 43min absolut angemessen ist und wo keinesfalls Langeweile droht!

Kurz zum Inhalt: 30 Jahre nach den Ereignissen des ersten Films fördert ein neuer Blade Runner, der LAPD Polizeibeamte K (Ryan Gosling), ein lange unter Verschluss gehaltenes Geheimnis zu Tage, welches das Potential hat, die noch vorhandenen gesellschaftlichen Strukturen in Chaos zu stürzen. Die Entdeckungen von K führen ihn auf die Suche nach Rick Deckard (Harrison Ford), einem seit 30 Jahren verschwundenen, ehemaligen LAPD Blade Runner.

Mehr will ich euch auch gar nicht verraten, damit ihr den Trip ebenso genießen könnt. Wer sich hier einen typischen US-Blockbuster mit pausenloser (hirnfreier) Action, Hochgeschwindigkeits-Auto/Raumschiff-Jagden ohne Ende, wüste Rumballerei und Explosionen etc. erwartet, sollte sich lieber einen Transformer-Film angucken. Soll nun nicht heißen, dass es hier nicht auch handfest zugeht, all diese erwähnten Action-Elemente kommen tatsächlich vor. Nur eben wohldosiert, sodass dieser Blade Runner fast schon als „europäischer“ Film durchgehen könnte … Was ich damit meine, ist: Regisseur Denis Villeneuve nimmt sich die Zeit, einen Charakter auszuloten, die Hölle eines Großstadtdschungels auszubreiten, er lässt die Kamera (geführt von Roger Deakins) fast zärtlich die Landschaft eines Gesichts erforschen, sucht die kleinsten Anzeichen (unterdrückter) Gefühle in langen Einstellungen, lässt dem Zuschauer also Zeit, sich mit den HeldInnen anzufreunden, Zeit zum Denken, zum Verdauen. Der epische Soundtrack (Jóhann Jóhannsson, Hans Zimmer, Benjamin Wallfisch) sorgt dafür, dass auch die minimalistischen Szenen (kontrastierend mit massiven dystopischen Visionen) hypnotische Wirkung haben und dir ne Gänsehaut steht.

Und klar gibt es diverse Ostereier, die man wohl erst so richtig bei detaillierter Betrachtung auf DVD entdecken kann. Musste kichern, als mir ein Hinweis auf das Originalbuch von Philip K. Dick „Träumen Roboter von elektrischen Schafen?“ auffiel. Geschickt wurden auch Querverweise zu Teil 1 eingebaut. Kompliment zur tollen Story an Hampton Fancher und Michael Green! Dass die Darstellerriege vom Feinsten ist – u.a. Harrison Ford als Rick Deckard, Ryan Gosling, Robin Wright, Ana de Armas (Joi), Jared Leto und Sylvia Hoeks – muss wohl nicht eigens erwähnt werden…

Die Fragen, die schon der erste Film aufwarf – was denfiniert „Menschsein“? Können Replikanten mehr Menschlichkeit beweisen als die „echten“ Menschen? Was ist „Leben“, was macht eine „Seele“ aus? – werden auch hier angesprochen, und erhalten sogar noch eine Dimension (die zugegebenerweise schon im Film HER aufkam…) Inwieweit es dazu auch schlüssige Antworten gibt, tja, das muss wohl jeder für sich selber rausfinden …

Brilliantes Meisterk, ein zukünftiger Klassiker und der Vorlage nicht nur würdig, sondern ebenbürtig. Pflichtfilm!

  • 10/10
    Bewertung / rating - 10/10
10/10

Klaudia Weber

Rücksichts- und gnadenlose Diktatorin, kniet vor mir! Anders gesagt: Chefredakteurin, Übersetzerin, Webseiten- und Anzeigenverwaltung, also "Mädchen für alles" - - - Schwerstens abhängig von Büchern (so ziemlich alles zwischen Herr der Ringe und Quantenphysik) und Musik, besonders von Metal finnischer Prägung. Weiters Malen, Zeichnen, Film, Theater... also könnt ihr mit einer vielseitigen Website rechnen. Mag.phil., zwei in 5 Jahren parallel abgeschlossene Vollstudien (English & American studies, Medienkommunikation) und stolz darauf, denn als Mädel aus einer Arbeiterfamilie in einem erzkonservativ-katholischen Land ging das nur dank Stipendium und etwas später im Leben als andere....