7 TodsündenInterviews

7 Todsünden: Feline & Strange

Zusätzlich zum ausführlichen Interview fand Feline Lang alias Feline & Strange auch Zeit, ihre Gedanken über die 7 Todsünden (und deren Bezeichnungen) mit uns zu teilen:

Faulheit / Trägheit
Trägheit ist das Gegenteil von mir. Ich fühle mich nicht wohl, wenn ich mich nicht bewege, nicht nach etwas strebe, nicht versuche in etwas besser zu werden, nicht lerne, nicht frage, nicht erschaffe. Manchmal ist das ungesund. Meine Entschuldigung ist meine ADHD, aber es ist auch eine Ersatzreligion für mich. Ich komme mit menschlichen Faultieren einfach nicht klar. Sorry, Leute, ich würde nie jemandem das Recht absprechen, zu leben wie Ihr das wollt! Aber bitte lasst mich einfach arbeiten und haltet mich nicht zurück. Ich hasse es, auf Leute zu warten.

Gefräßigkeit / Völlerei
Gefräßigkeit dagegen ist geradezu eine Definition von mir. Ich bin und will zu viel, zu viel von allem. Ich singe zu laut, ich tanze zu wild, ich arbeite zu intensiv, ich bohre zu tief nach. Und ich liebe es wirklich sehr, zu essen. Ich liebe es, Essen zu verspeisen, und Informationen, und Ideen, und Schönheit, und Kunst. (Und andere Sachen, über die man im Internet nicht spricht.) Ich liebe es, Sachen in mich hineinzutun und zu sehen, was hinten dabei rauskommt. Ich würde die ganze Welt verschlingen vor Liebe, wenn ich könnte. Aber was dann? Nee, es reicht, wenn Ihr mir nach dem Gig etwas Warmes Nahrhaftes zu essen hinstellt, egal wie spät es ist. Falls Ihr das unterlasst, esse ich eventuell Euch.

Wollust
Lust und Gefräßigkeit sind dasselbe für mich. Die ultimative Lebenslust. Das Vergnügen, einen hungrigen Körper zu haben und einen neu-gierigen Geist. Ich bin überwiegende sapiosexuell, ich kann und will das eine nicht vom anderen trennen. Lust ist Leben, egal an was.

Zorn 
Als eine Sünde würde ich «Zorn» gern mit «Hass» ersetzen. Das ist meiner Meinung nach das Gefährlichste in Menschen. Unkontrollierter, unbegründeter, einseitiger, emotionaler, irrationaler Hass. Der kommt immer, IMMER, aus Angst und ist daher eine Schwäche. Leider nimmt ihm das nicht im Mindesten die Kraft, Leute zu verletzen oder gar zu töten. Ich denke, Hass ist die einzige echte Sünde unter all diesen, denn Hass nützt niemandem, nicht einmal der Person, die ihn hegt. Hass zerstört nur. Alles. Und alle.

Gier 
Ich habe eben gesagt, Hass sei die einzige Sünde, und nein, ich habe die Gier nicht vergessen. Gier dient einem Zweck, immerhin. Sie dient der Person, die sie hegt. Und ja, Gier kann manchmal sogar anderen dienen. Gier treibt den Fortschritt an, das Einsparen von Ressourcen, das Optimieren, das Eliminieren unnötiger Prozeduren. Und niemand hat gesagt, Gier sei auf Geld reduziert. Ich bin gierig nach Gedanken. Und Schokolade.

Eitelkeit / Stolz
Eitelkeit ist eine andere Form von Gier, so wie Lust eine Form von Gefräßigkeit ist. Es ist die Gier nach Anerkennung, nach Bewunderung, aber auch danach, dazuzugehören, akzeptiert zu werden. Merkt Ihr´s? Es ist Angst. Wie die meisten Sachen, die einer Person schaden können, steht im Hintergrund Angst. Was manche der Eitelkeit und ihrer Furcht halber tun, erstaunt mich. Aber ja, auch ich bin eitel, wenn auch nicht im herkömmlichen Sinne.

Neid
Neid ist natürlich auch eine Form von Gier. Wenn wir jemanden beneiden, sind wir gierig nach dem, was diese Person besitzt. Im Gegensatz zu blinder Gier hat Neid theoretisch sogar eine Grenze – wenn wir diesen Punkt selbst erreicht haben, könnten wir, theoretisch, mit dem Neiden aufhören. Und wie die Gier kann uns Neid anstacheln, besser zu werden in dem, was wir können, Unnötiges aufzugeben und uns dahin zu entwickeln, wo wir wirklich sein wollen. Neid wird nur dann zur Sünde, wenn wir ihn ausagieren und andere berauben. Oder wenn der Hass zu Neid wird, weil wir zu träge sind, an uns selbst zu arbeiten, bis wir das haben, worauf wir neidisch sind.

Text: Marina Minkler, Photo: Merlin J Noack

GastmitarbeiterInnen / guest contributions

Reguläre GastmitarbeiterInnen u.a. Melanie Kircher, Tatjana Tattis Murschel, Grit Kabiersch, Marina Minkler, Maria Levin, Jasmine Frey, Nina Ratavaara, Elvira Visser, John Wisniewski