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Severn A. Lee: Verkorkste Autorin mit Fantasie im Kopf

Aufgrund aktueller Ereignisse wurde die Fantasy Basel vom Mai nach November (13.-15.11.) verschoben: Drei Tage voller Cosplay, Fantasy, Games und Abenteuer. Einige der spannenden Leute, die ihr dort antreffen könnt, u.a. Autoren, Cosplayer, Künstler und Geeks, können wir euch bis dahin vorstellen. Weil viele von euch ja nun viel mehr Zeit zum Lesen haben, macht den Start Severn A. Lee, die Autorin von „Die Chroniken der drei Kriege“

 

Nachwuchsautoren haben in einer Welt, in der kaum noch gedruckte Bücher gelesen werden, keinen einfachen Stand. Es gehört viel Glück dazu für Autoren, einen Verlag zu finden und durch ihn auch Förderung. Natürlich braucht es neben Glück auch noch eine grosse Portion Können und den Mut, etwas anderes zu wagen. Severn A. Lee ist eine von ganz wenigen Schweizer Autorinnen in der Fantasy-Roman Branche. Mit ihrer Buchreihe „Die Chroniken der drei Kriege“ hat sie die Aufmerksamkeit auf sich gezogen.Wer einmal ein Buch von ihr gelesen hat, kann es kaum erwarten, bis das nächste erscheint. Da ihre Bücher gerade eine Neuauflage beim xoxo-Verlag erleben, stellen wir euch diese aufstrebende Autorin näher vor.

Hallo und vielen Dank für deine Zeit und das Beantworten unserer Fragen. Du bist eine junge aufstrebende Fantasy-Autorin aus der Schweiz, stelle dich doch mal kurz vor – wer ist Severn A. Lee?

Eine Frage, die ich mir schon seit vielen Jahren stelle. Ich glaube, was mich am besten beschreibt, ist ‘verkorkst’. Und geheimnisvoll. Und super. ?

Du nützt diesen Namen als Pseudonym, wenn ich richtig liege, warum nützt du nicht deinen richtigen Namen?
Weil ich nebenbei an Kantonsschulen unterrichte und ich es wichtig finde, dass mein Autorengewurschtel und meine Lehrertätigkeit nicht ineinander übergehen. Neulich ist ein Interview in einer regionalen Zeitung erschienen, die auch in der Stadt herausgegeben wird, wo ich unterrichte. Prompt kamen die ersten Leute an und fragten mich danach. Das ist ja sehr schön, aber ich glaube, für meine SchülerInnen wäre es seltsam, wenn sie wüssten, dass da eine Fantasy-Autorin vor ihnen steht.

Wie bist du zum Schreiben gekommen und seit wann schreibst du?
Ich denke eher, das Schreiben ist zu mir gekommen. Ich kann nicht ohne und auch nicht viel anderes. Ich schreibe etwa seit der zweiten Klasse, angefangen mit Möchtegerncomics bis hin zu dem, was ich heute mache.

Vom Geschichten schreiben bis zur Veröffentlichung eines Romanes ist es ein weiter Weg, kannst du uns erzählen, wie dieser bei dir ausgesehen hat?
Ach herrje… lang und steinig. Grundsätzlich war es erst einmal der Schritt, meinen Roman jemandem zum Lesen zu geben. Rückmeldungen zu akzeptieren. Eine Art Exposé zusammenzubasteln und dann das Teufelsding einfach mal an Verlage zu schicken. Danach heißt es warten, bangen, hoffen und schrecklich enttäuscht sein, wenn eine Absage kommt. Und dann – wieder aufstehen und weiterversuchen.

Ich glaube, es ist sehr inspirierend für junge AutorInnen in der Schweiz, dass du es geschafft hast, als eine von wenigen Frauen überhaupt als Fantasy Autorin bei einem Verlag unter zu kommen. Hast du einen Tipp für Nachwuchstalente, wie es ihnen auch gelingen könnte?
Niemals aufgeben. Sich von niemandem einreden lassen, dass man es nicht schaffen kann. Schweizer neigen dazu, alles was anders ist, seltsam zu finden. Darüber muss man hinwegsehen. Und wenn kein Mensch an einen glaubt, man selbst muss es tun.

Deine erste Veröffentlichung „Die Chroniken der drei Kriege“ Band 1 und 2 sind gerade in einer Neuauflage erschienen, es sind aber sechs Bücher geplant, ist das richtig? Wann können wir mit dem dritten rechnen?
Das dritte und vierte Buch sind auch beim Verlag und sollten in den nächsten ein bis zwei Monaten erscheinen ?

Wenn ich aber richtig liege, schreibst du nebenher auch noch an anderen Projekten. Widmen die sich auch Fantasy-Geschichten oder gehst du mal in eine ganz andere Richtung?
Es sind auch Fantasy-Projekte. Eines davon – vermutlich mein nächster Wurf – wird aber in unserer Welt spielen und doch recht anders sein als die ‘Chroniken’. Sehr viel schwarzer Humor, sehr viel Unerwartetes und Unorthodoxes. Mal schauen ?

In deinem Buch geht es um die packende Geschichte von Paradon, einem ehemaligen Grosskönigreich, das nach einem jahrelangen Friedensabkommen mit einem Feind konfrontiert wird, welcher den herrschenden Frieden für immer zu zerstören droht. Ein zuerst unbedeutend scheinender Junge namens Kirin wird als Kämpfer instrumentalisiert und es kristallisiert sich nur langsam heraus, was es damit auf sich hat, sodass er am Ende nicht mehr weiss, wem er vertrauen kann und wem nicht. Eine interessante Geschichte, die immer neue Wendungen nimmt. Was mir auffällt ist, dass du wenig auf Happy Ending stehst, warum?
Die für eine Fantasy-Autorin etwas seltsame Begründung: Es gibt im Leben selten ein Happy End. Auch wenn ich alles was Magisch und Übersinnlich ist liebe, mag ich es doch, die Menschen so darzustellen, wie sie sind. Und das heißt, auch die Entwicklungen, die sie durchlaufen und die Schicksalsschläge, die ihnen widerfahren.

Etwas enttäuscht hat mich, dass du einem Klischee treu geblieben bist, das viele Leute so sehen. Um nicht zu viel zu verraten, in deinem Buch gibt es einen Charakter, einen Jungen, der als klein, dick und faul beschrieben wird, der lieber isst, als sich anzustrengen. Ich hatte ja am Anfang die Hoffnung, dass dieser Charakter deine Hauptfigur ist, einfach um mal von diesem, «nur die Hübschen werden Helden» Klischee wegzukommen. Warum wurde er es nicht?
Er sollte es werden. Aber dann bin ich einem jungen Mann begegnet und ich wusste, er muss der Held sein. Ich konnte nichts dafür, es ging einfach nichts anders. Kirin ist aber wohlgemerkt nicht hübsch. Megan auch nicht. Tatsächlich gibt es nur einen, der hübsch ist, und das ist der Bösewicht … fällt mir gerade auf ? Dafür gibt es jetzt die heimtückische Sache am Anfang, wenn man nicht weiß, ob Kirin oder Òry der wahre Held der Geschichte wird. Clever, hä.

Neben dem Autorendasein bist du auch noch Lehrerin, wie finden denn deine Schüler deine Geschichten und behandelt ihr die Bücher auch im Unterricht?
Ich erzähle ihnen nichts davon. Ein oder zwei von ihnen haben mich gegoogelt und es so herausgefunden, aber ich selbst thematisiere es nicht. Ich würde niemals meine eigenen Bücher besprechen, das fände ich sehr unpassend. Die Schüler könnten niemals offen ihre Meinung sagen, wenn sie die Bücher nicht gut fänden, weil sie alle Angst hätten, die Lehrerin zu verletzen und eventuell schlechte Noten zu bekommen. Außerdem würden sie vermutlich zu viel reininterpretieren, von wegen ‘diese Sachen machen Sie auch’, ‘diese Figur erinnert mich an Sie’. Zudem habe ich selbst als Schülerin die Erfahrung gemacht, wie – sorry für den Ausdruck – erbärmlich es wirken kann, wenn ein Deutschlehrer versucht, den Schülern die eigenen Werke aufzuzwingen.

Kannst du dir vorstellen, alleine vom Romanschreiben leben zu können, oder gehört das Unterrichten für dich einfach zum Leben dazu?
Es wäre natürlich sehr cool, wenn ich davon leben könnte. Ich glaube aber, Unterrichten würde niemals ganz aus meinem Leben verschwinden, dafür mache ich es zu gern.

Du hast neben dem Schreiben noch zahlreiche andere Hobbys wie, Reiten, Bogenschiessen und Cosplay. Erzähle uns mehr darüber, wie bist du zum Cosplay gekommen und bist du an der diesjährigen Fantasy in Basel mit dabei? Und wenn ja, gibst du uns schon einen kleinen Tipp, wie dein Cosplay in diesem Jahr aussehen wird?

Nun ja, Cosplay verdanke ich einem begnadeten Cosplay-Pärchen aus meinem Freundeskreis. Ich könnte niemals so tolle Kostüme (jaa, ich weiß, so darf man sie nicht nennen) kreieren. Aber es macht mir großen Spaß, mich zu verkleiden, ich trage auch gern alles, was man mir so gibt. Selbstverständlich werde ich wieder dabei sein ? Hmmm… wird vermutlich wieder dasselbe sein. Ich weiß aber noch nicht, ob ich jeden Tag im Cosplay komme; obwohl es sehr leicht ist, ist es doch manchmal bequemer in Jeans und Shirt ? Allerdings werden meine Standhelfer sich verkleiden – letztes Jahr war die Göttin Waage dabei, wer dieses Jahr mitkommt, weiß ich noch nicht 😀

Wenn du mit dabei bist, bist du als Cosplayerin dort oder als Autorin mit deinem eigenen Stand?
Wieder mit Stand – obwohl ich auch sehr gerne mal wieder als Cosplayerin durch die Messe gehen würde.

Hast du schonmal überlegt, an der Fantasy einen Autoren Workshop zu geben?
Ich wüsste nicht, was ich anderen Menschen beibringen könnte, ehrlich gesagt. Ich weiß ja selber nicht, was ich da mache und wie.

Liest du noch Fantasy-Romane von anderen Autoren? Und wenn ja was braucht eine Geschichte, um dich packen zu können?
Ich lese George R. R. Martin, J. K. Rowling und Neil Gaiman. Eine Geschichte muss besonders sein, Dinge, die ich noch nicht kenne – Gaiman hat eine Art, Dinge anzuspielen, ohne sie jeweils ganz zu enthüllen, die mich sehr anzieht. Außerdem liebe ich seinen kranken Humor.

Wovon träumt Severn A. Lee und wovon träumst du? Wo siehst du dich in 5-10 Jahren?
Wovon Severn A. Lee träumt, weiß ich nicht. Unter uns, die ist mir nicht ganz geheuer. Wovon ich träume… Weltruhm natürlich. Wenn meine absoluten Wunschträume wahr würden, sähe ich mich in 5-10 Jahren als vielverkaufte Autorin. Am coolsten wäre es, wenn meine Bücher übersetzt würden – und wenn es eine Serie dazu gäbe. 😀

Was braucht es deiner Meinung nach, um ein guter Autor / eine gute Autorin zu werden?
Das kann ich nicht sagen. ‘Gut’ bedeutet für jeden etwas anderes. Ich glaube aber, es braucht einen gewissen Funken ganz tief drin. Ohne den kann niemals ein Feuer entstehen.

Die Bücher von Severn A. Lee sind in allen bekannten Buchhandlungen erhältlich. Mehr Infos unter https://paradon.ch/severn-a-lee/ oder unter Instagram: severnlee_666

Sandy Mahrer

Fresh Act Redakteurin, Reportagen, Reviews, Fotos - - - Favorisierte Musikrichtungen? - Hard Rock, Heavy Metal und Pop-Rock, etc. Weniger Death, Black, Grind Core