Interviews

Eilera: „Ich verlasse mich auf meine innere Stimme“

Während meines sommerlichen Finnlandaufenthaltes traf ich mich in einer kleinen und gemütlichen Bar im Center von Helsinki mit der bekannten Sängerin und Songwriterin Eilera für ein Interview. Eilera, die ursprünglich aus Montpellier in Frankreich stammt, offenbarte sich mir gegenüber als eine sehr aufgeschlossene und lustige Person.

Wie sie mir erzählte, hat Eilera schon in ihrer Heimat zu Beginn ihrer musikalischen Karriere Gesangsunterricht genommen. Dem klassischen Gesangstil wollte sie aber auf Dauer nicht folgen und so entschied sie sich, selbst an ihrem Gesangsstil und ihren Fähigkeiten zu arbeiten. Und sie findet, dass dies die richtige Entscheidung gewesen ist.

Der Weg nach Finnland

Schon im Jahr 2000 kam sie zum ersten Mal nach Finnland mit dem Demo ihrer damaligen Band ‚Chrysalis‘, um sie dem Label Spinefarm zu präsentieren. Nach ihrer Rückkehr nach Frankreich erhielt sie jedoch leider eine Absage. Sie entschloss sich nun, Chrysalis aufzulösen und unter dem Namen Eilera ihre musikalischen Ziele und Visionen zu verfolgen.

Einige Monate zogen ins Land, ehe sie es abermals mit den Spinefarm-Verantwortlichen versuchte, denen sie diesmal mit einer weitaus geringeren Erwartungshaltung ihr neues Material zukommen ließ. Völlig überraschend kam die Zusage, was einer weiterer Ansporn für sie war und ihre Bindung zu Finnland wurde immer enger. Hier fand sie auch weiterhin einige Studiomusiker, mit denen sie zusammenarbeitete und ihre musikalischen Vorstellungen umsetzte.

Während dieser Zeit pendelte sie oftmals zwischen Frankreich und Finnland hin und her und mit fortschreitender Zeit festigte sich der Wunsch, permanent nach Finnland umzusiedeln. Überraschenderweise löste sich Spinefarm Finnland jedoch auf und somit blieb Eilera einige weitere Jahre in Frankreich.

Nach einer kleinen Tournee in Frankreich war es jedoch soweit, Eilera entschied sich dazu, permanent nach Finnland überzusiedeln. Sie beendete ihre Zusammenarbeit mit ihrem damaligen musikalischen Partner Loïc Tézénas und schaffte sich somit selbst eine neue musikalische Perspektive. Ein weiterer wichtiger Grund zum damaligen Zeitpunkt war, dass sie in Helsinki schon eine Menge Freundschaften geschlossen hatte und viele Musiker für eine Zusammenarbeit kannte.

Der finnische Einfluss

Für Eilera war das Übersiedeln nach Finnland sehr bedeutsam, speziell im musikalischen Bereich, da die finnische Natur oder das skandinavische Wetter einen großen Einfluß auf ihre Songs haben. Speziell im finnischen, dunklen Winter ist der Songwriting-Prozess ein anderer, dies stellte sich besonders bei den Arbeiten an Eileras Album ‚Face the Demons‘ heraus, das erste Album, das vollständig in Finnland aufgenommen wurde: „Das war eine völlig neue Erfahrung und etwas ganz Besonderes für mich“. Das Gesamtergebnis gegenüber ihren bisherigen Alben war  zu ihrer Überraschung ein völlig anderes und „all die Mühe und die darin investierte Arbeit hat sich mehr als gelohnt.“

Dies hatte zur Folge, dass der Sound innerhalb der Songs erheblich variiert, welches sich am deutlichsten in dem Stück „Face the Demons“ ausdrückt. Diesen Song kann man aufgrund seiner Heavyness schon guten Gewissens als Metalsong bezeichnen. Was sich auch innerhalb der Szene widerspiegelt: Die einen sagen, „Face the Demons“ ist mehr Pop-beeinflusst, andere meinen wiederum, der Song tendiere mehr in Richtung Metal. Dies spricht wiederum wohl dafür, wie abwechslungsreich Eilera-Songs sind. Für Eilera steht jedoch fest, dass Finnland den Haupteinfluss hatte.

Auch auf dem aktuellen (durch Crowdfunding finanzierten) Album „Waves“ spielt Finnland eine Rolle, aber auch ein gewisser Teil ihrer Heimat Frankreich, nach welcher sie sich sehnte, wird hier geschickt von Eilera in das Songwriting mit eingebunden. Dies macht  „Waves“ für den Zuhörer interessant, denn Eilera konnte so „the Finnish and the French demons“ kombinieren und erneut eine Zusammenarbeit mit ihrem ehemaligen musikalischen Weggefährten Loic Tézénas aufnehmen. Wie auf dem „Face the Demons“-Album übernahm auch auf „Waves“ Ronni Seppänen den Part für die Gitarrenspuren.

Nach Crowdfunding ein Plattenvertrag

Was Eileras Zukunftspläne betrifft, so ist sie sehr positiv gestimmt, nachdem sie kürzlich einen Vertrag mit dem finnischen Label Inverse Records unterzeichnete. „Ich bin sehr froh und stolz, mit Inverse Records einen guten Partner für die offizielle Veröffentlichung von ‚Waves‘ gefunden zu haben. Dieses Album war bereits ein schönes Abenteuer mit vielen bereichernden Kapiteln: dessen Entstehung dank der Unterstützung durch unsere treuen Fans über Crowdfunding und dann auch die Vorverkäufe an die treuesten Fans. Es ist nun an der Zeit für Waves, weiter zu segeln und mehr Menschen zu erreichen.“

Als besondere Erfahrungen im Musikbusiness bezeichnet Eilera „das Livealbum „Face the Demons“ – es ist auf eine ganz kuriose Weise entstanden: Es war eigentlich geplant, dass wir im Finnfox-Studio zusammen mit Ex-Nightwish-Produzent Tero Kinnunen in Helsinki zwei Songs aufnehmen und die Aufnahmen liefen auch sehr gut. Nach mehrmaligem Anhören der Songs fehlte mir jedoch das gewissse Etwas und somit entschieden wir uns, ein anderes Studio aufzusuchen, um dort ‚Deadly Together‘, ‚Your Way‘ and ‚Angel May Temptress‘ unter anderen Bedingungen aufzunehmen. Innerhalb eines Tages schafften wir es, alle drei Songs inklusive des Videoshoots aufzunehmen.“

Hinterher war Eilera so begeistert von den Aufnahmen, dass sie sich dazu entschloss, ein komplettes Live-Album aufzunehmen. Dies stellte eine große Herausforderung für sie und ihre Mitstreiter dar, dennoch wurde dieses Mammutprojekt erfolgreich und mit einem zufriedenstellenden Ergebnis abgeschlossen.

„Ich war bezüglich dieses Live-Albums sehr nervös, da es eine völlig neue Erfahrung für mich war. Aber allgemein bin ich sehr glücklich und stolz, diese Erfahrung gemacht zu haben. Es war sehr lehrreich und hat mich auf meinem musikalischen Werdegang sehr voran gebracht. Da ich ein sehr authentischer Mensch bin, ist es für mich wichtig, einen musikalischen Reifeprozess zu haben, in welchem auch Fehler erlaubt sind, um daraus zu lernen. Ich verlasse mich stets auf meine innere Stimme, bevor ich eine Entscheidung treffe.“

In naher Zukunft möchte Eilera Musiker finden, um einige Gigs zu spielen. Bisher arbeitete sie mit Session-Musikern, da es schwierig ist, reguläre Auftrittsmöglichkeiten zu finden. Aber klarerweise ist es ihr Ziel, aus Eilera bald eine richtige Band zu machen.

An Eilera alles Gute für ihre weitere Karriere!  Weitere Infos findet ihr hier:

www.eilera.com
facebook.com/EileraOfficial

Text: Hanzi Herrmann    Fotos: Eilera

„Waves“ Band Mitglieder :
Roni Seppänen : guitar
Loïc Tézénas : guitar
Dominique Dijoux : piano, Rhodes and keyboards
Toni Paananen : drums

Gäste :
Sami Hinkka : fretless bass
Juho Martikainen : contrabass
Pereg ar Bagol : bagpipes, diatonic accordeon and vocals

„Face Your Demons“ Band Mitglieder :
Roni Seppänen : guitar
Lauri Salomaa : keyboards
Jan Sormo : bass
Toni Paananen : drums

Hanzi Herrmann

hanzi@stalker-magazine.rocks ---- Festival- und Konzertberichte, Konzertfotos, Interviews