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Avantasia Moonglow World Tour @ Z7 Pratteln

21.04.2019 @ Z7 Pratteln, Schweiz

Seit dem ersten Album « The Metal Opera» 2001, ist die Avantasia Maschinerie unaufhörlich am Rollen. Doch in diesen bald 20 Jahren ist es das erste Mal, dass Avantasia 3 Shows hintereinander in ein und derselben Location spielen und diese dann auch noch sage und schreibe 2 mal ausverkaufen. Und auch der dritte Show Tag ist gut besucht an Ostern. Rund 800 Besucher befinden sich im Z7 am Sonntag.
Klar hätte man die Avantasia Show auch in eine grössere Location verlegen können, aber Tobias Sammet betont immer, wieder wie sehr er das Z7 und seine Mitarbeiter schätzt und deswegen werden sie auch weiterhin ihre Gigs hier spielen.

Ich habe mir bereits am Freitag die Show einfach als Zuschauer angesehen und dort war die Stimmung grossartig. Die grossen Tore im Z7 mussten offen gelassen werden, um allen Leuten Platz zu bieten, und so war es trotz der vielen Leute noch ganz angenehm, die Show mit zu verfolgen.

Am Sonntag war es aber durchaus gemütlicher, noch viel Platz bei geschlossenem Tor und die Leute waren, wie auch Sammet immer wieder betonte, in andächtiger Stimmung, eher leise, ohne dazwischen zu rufen, aber dennoch guter Laune, mitjubelnd und applaudierend. Genau das, was ein guter Konzertabend braucht.

Wie auch einige der Zuschauer, die schon den dritten Tag anwesend sind, sehen auch die Musiker nach einigen Tagen in einem Basler Hotel ein wenig übernächtigt aus, wie wir während der Show erfahren. Wohl weil Gitarrist Oli Hartmann den Abend gerne an der Hotelbar ausklingen lässt und das auch heute gerne wieder tun würde, sich aber sorgt, dass es nicht klappt, weil diese bereits um 23.00 Uhr schliesst.

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Aber von Anfang an: Avantasia haben eine dreistündige Show im Gepäck, geprägt von Auftritten der besten Rock/Metal Sänger. Hauptakteur ist wie immer Mastermind Tobias Sammet, der zusammen mit seinen Musikerkollegen hinter einem grossen Avantasia Banner in Stellung geht. Nach der 9. Symphonie  von Beethoven und mit «Ghost and the Moon» fällt das Banner, um die Show zu eröffnen. Wie gewohnt mit dabei sind Felix Bohnke am Schlagzeug, Oliver Hartmann und Sascha Paeth an der Gitarre, Miro Rodenberg am Keyboard und Andre Negenfind am Bass, die für den grossartigen Sound heute Abend sorgen. Wie immer haben auch sie einen Riesenspass auf der Bühne, auch wenn mal etwas schief läuft. Heute zum Beispiel steigt plötzlich der Bass von Andre kurzzeitig aus und Drummer Felix schlägt sich mit dem Stick in die Eier, was für reichlich Gelächter auf der Bühne sorgt, und danach auch im Publikum, weil Sammet das natürlich genüsslich allen mitteilen muss und um keinen Spruch dazu verlegen ist. So meinte er, das habe Felix extra zu Ostern gemacht, es sei schliesslich der Tag des Eis und es gäbe da unterschiedliche Eier-Bräuche.

Sammet, der geborene Entertainer, an dem auch ein Komiker verloren gegangen ist, führt gekonnt mit breitem Grinsen durchs Programm und animiert das Publikum immer wieder dazu, mächtig Radau zu machen, denn ab 110 Dezibel kostet es den Tontechniker eine Strafe und nach der Tour sei dieser wohl ein armer Mann. Er findet immer neue Sachen, um Witze darüber zu reissen und hat auch reichlich Zeit dazu, denn von drei Stunden Spielzeit sind 90 Minuten – laut Tobi Sammet – eh nur Gelaber von ihm und seinen Gesangskollegen. Von wegen 90 Minuten gehen nur von ihm drauf, aber er könnte einem das Telefonbuch vorlesen und die Leute würden es noch lustig finden und sich gut unterhalten fühlen.

Auf der diesjährigen «Moonglow World Tour» sind wieder reichlich Gastsänger mit von der Partie. Zwar gibt es nur in den Reihen der Backing Vocals eine Veränderung und die restlichen sind einem bereits bekannt, aber diese machen ihren Job dafür von Mal zu Mal besser.

Zum zweiten Song tritt bereits Ronnie Atkins (Pretty Maids) auf die Bühne, um mit Tobias «Starlight» zum Besten zu geben. Mit seiner kratzigen, rauen Stimme bildet der Däne einen hervorragenden Kontrast zu Sammet. Dieser Song wird gefolgt von «Book of Shallows», bei welchem eine der beiden neuen Backing Vocals Damen, die für Amanda Somerville neu mit auf Tour sind, zusammen mit Atkins singt. Adrienne Cowan ist in diversen Bands als Sängerin und Growlerin zu Gange, so auch in Sascha Paeth’s Masters of Ceremony, wodurch sie wohl auch zu Avantasia gekommen ist. Man würde bei ihr optisch eher erwarten, sie in einer Blackmetal Band oder bei Kamelot als Gastsängerin anzutreffen als bei Avantasia, das passt nicht so ganz zum Rest der Crew, aber sie macht ihren Job nicht schlecht. Zusammen mit Ina Morgan und Herbie Langhans übernimmt Adrienne die Backing Vocals – die beiden Damen sind Ersatz für Amanda Somerville, die leider nicht mehr dabei sein kann wegen ihrer Familie. Das sind grosse Fussstapfen die sie zu füllen haben und leider schaffen sie das nicht ganz, man hört immer wieder im Publikum vereinzelnde Stimmen, dass etwas fehlt und das ist diese nette blonde Amerikanerin mit der angenehmen Stimme und der wahnsinnigen Ausstrahlung. Ja, es ist so, Amanda fehlt tatsächlich bei dieser Produktion. Aber die drei «Damen» (auch Herbie Langhans) wie sie von ihren Kollegen ab und an genannt werden, machen ihren Job trotzdem okay und geniessen es, Teil dieser grossen Produktion zu sein.

Gesanglich stehen aber klar ganz andere im Mittelpunkt, nach Atkins kommt kein geringerer als Jorn Lande auf die Bühne, um bei «The Raven Child», wie könnte es passender sein, seine grossartige Stimme zum Einsatz zu bringen. Der Norweger ist leider zurzeit nur noch mit Avantasia auf Tour und seine eigenen Bands lassen schon länger auf sich warten, was sich aber hoffentlich nach seinem «50 Years on Earth» Box Set Release bald ändern wird. Für mich wie immer das Highlight bei Avantasia, weil er und Tobi für mich zwei grossartige Sänger sind und die beiden zusammen einfach nur göttlich.

Nach Jorn geht es Schlag auf Schlag weiter, Geoff Tate, der seinen Auftritt nicht mehr geniessen könnte, betritt für «Alchemy» und «Invincible» die Bühne. Gefolgt von «Reach out for the Light», bei dem Oli Hartmann den Gesangspart übernimmt, den sonst Michi Kiske gesungen hat, und dann folgt nochmal ein Auftritt für Adrienne, die beim Titelsong des neuen Albums «Moonglow» den Part übernimmt, den auf dem Album Candice Night singt. Dann folgt etwas, das ich von Sammet nicht erwartet hätte – ein COVER was?? JA! Und zwar «Maniac» von Michael Sembello, und wer könnte diesen Song besser mit Sammet performen als MR. Maniac himself – MR. Eric Martin. Der Mr. Big Sänger ist zwar nicht ganz so drüber wie die letzten Jahre, aber irgendwie schwebt er immer auf eine Art und Weise in einer anderen Sphäre. Dennoch muss ich sagen legt er an beiden Tagen im Z7 eine sehr gute gesangliche Leistung hin, was ich sonst nicht so empfinde. Und jetzt fehlt nur noch einer in der Runde und das ist Mr. Preacherman – Bob Catley. Ich habe höchsten Respekt vor dem Magnum Sänger, dass er mit 71 immer noch so auf der Bühne steht und eine solche Freude daran hat. Ohne ihn würde bei Avantasia genau so wie bei Amanda ein Stückchen Seele der Band fehlen.

Bei den Songs «Promised Land» und «Twisted Mind» gibt es dann auch mal eine Pause für Sammet selbst. Eric Martin übernimmt die Gesangsparts zuerst mit Jorn Lande und dann mit Geoff Tate, beides gute Kombinationen, bei denen die Musiker auf der Bühne sehr viel zu lachen haben. Insgesamt fällt auf, dass die Show am Sonntag ein bisschen lockerer von statten geht als die am Freitag, man blödelt ein bisschen rum und erlaubt sich hie und da ein Spässchen mehr untereinander, was ich sehr angenehm finde und sympathisch. Das lässt hoffen, dass auch hinter den Kulissen gute Stimmung unter den Musikern herrscht. Bei «Shelter from the Rain» bekommt dann auch Herbie Langhans, der beim Publikum sehr beliebt ist, seinen Hauptgesangsauftritt, der ihm aber auch einiges abverlangt, um an die Kiske-hohen Töne ranzureichen. Nach 23 Songs und nachdem noch kurz die ganze Band vorgestellt wurde, versammeln sich zu «Sign of the Cross/The Seven Angels» nochmal alle Musiker auf der Bühne, um diese letzten zwei Stücke nochmals gemeinsam zum Besten zu geben. Bei 14 Musikern ein ganz schönes Gewusel auf der Bühne, da greift auch mal Eric Martin zu Oli Hartmanns Gitarre und Adrienne zur Gitarre von Sascha Paeth, um ein bisschen darauf rumzuspielen. Nach reichlich Applaus, dem obligatorischen Gruppenbild und einigen Verneigungen ist die ganze Show nach sagenhaften 3 Stunden zu Ende und man hat sich von Anfang bis Ende einfach nur sehr gut unterhalten gefühlt.

Eine Hammershow, bei der einzig und alleine der strahlende blonde Engel – die She-Ra des Metals – Amanda Somerville fehlte.

Sandy Mahrer

Fresh Act Redakteurin, Reportagen, Reviews, Fotos - - - Favorisierte Musikrichtungen? - Hard Rock, Heavy Metal und Pop-Rock, etc. Weniger Death, Black, Grind Core