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Lacuna Coil / Amberian Dawn @ Z7, Schweiz

6.11.2018 @ Z7 Konzertfabrik Pratteln, Schweiz

Es ist schon ein paar Jahre her, seit ich die Italienische Supertruppe Lacuna Coil das letzte Mal gesehen hatte und daher bin ich gespannt, wie sie sich entwickelt haben. Man hört leider nicht mehr all zu viel von ihnen und der letzte Hit für alle zum Mitsingen bleibt «Heaven’s a Lie» aus dem Jahr 2002. Ich kann mich an Konzerte von Ihnen erinnern, wo die Halle fast ausverkauft war; heute sind es erstaunlicherweise nur ein paar hundert – ich hätte mehr Leute erwartet. Wohl eine Folge davon, dass nicht mehr so viel von der Band hört.

Die schwierige Aufgabe des Support Acts übernehmen heute die Finnen Amberian Dawn. Ich sehe sie hier das erste Mal mit der neuen Sängerin Capri, die mich positiv überrascht. Zuvor hatten Amberian Dawn für mich etwas von einem progressiven chaotischen Nightwish Abklatsch mit der hohen, teils unerträglichen Stimme von Ex-Sängerin Heidi Parviainen, die auch leider immer etwas unsympathisch wirkte. Die Songs funktionieren mit dem normalen Gesang von Capri viel besser, es passt einfach zusammen und die Dame kommt dabei noch ausserordentlich sympathisch rüber. Sie ist die ganze Zeit in Bewegung auf der Bühne und hat auch stets ein Lächeln auf den Lippen. Kein Wunder, denn in Finnland ist sie Teil des Abba Tribute Musicals – da muss sie ein Show Talent sein, und da ist es auch nicht ungewöhnlich, dass die Band ein Abba Cover von «Lay all your love on me» ebenfalls im Programm hat. Beim Publikum kommen sie fast besser an als der Hauptact. Die Leute machen mit und applaudieren kräftig, selbst beim Abba Song. Dieser Band hat der Sängerinnen-Wechsel mehr als gutgetan, ich würde sie jederzeit wieder anschauen gehen.

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Nach ewiger Umbauphase erlöschen endlich die Saallampen und die Lichter des Zirkuszeltes auf der Bühne gehen an. Als erstes tritt Drummer Ryan Blake Folden mit voll geschminktem Skull Gesicht auf. Dieser Riese hinter dem vergleichsweisen kleinen Schlagzeug hat ein bisschen was Groteskes, aber er macht während des ganzen Abends wirklich einen grossartigen Job und hat dabei noch offensichtlich Riesenspass. Auch Gitarrist Diego Cavallotti und Bassist Marco Zelati sind toll geschminkt, als sie endlich erscheinen und die ersten Klänge von «A Current Obsession» einstimmen. Zuletzt kommen Andrea Ferro und Christina Scabbia auf die Bühne. Letztere in einem roten Gewand und mit einer eher kontraproduktiven Perücke. Mit dieser kann sie sich kaum bewegen, geschweige denn richtig headbangen – es hat ein bisschen was von Lady Gaga, aber sie sticht durch die Farbe natürlich hervor.

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Die Setliste ist eine Mischung aus neuen und alten Songs, um das 20-Jährige Band Jubiläum auch ordentlich zu feiern. Die neuen Songs sind zugegeben nicht ganz mein Ding; mir gefallen die alten besser, weil sie weniger chaotisch sind. Showmässig ist es bei Lacuna Coil immer noch dasselbe: die Interaktionen zwischen Ferro und Scabbia sind sehr selten und jeder spielt ein bisschen für sich. Das fand ich schon immer schade, man könnte mehr draus machen und dann fragt man sich, ob die sich überhaupt noch mögen.

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Die Mitte des Konzertes wird ein bisschen leise, denn die Band spielt «One Cold Day», geschrieben für ihren 2013 verstorbenen Bandkollegen Claudio Leo, und den Song singt Scabbia ganz alleine. Aber gleich danach wird wieder Stimmung gemacht, was irgendwie im Publikum besser funktioniert, wenn Ferro singt. Sonst stehen die Leute manchmal schon fast gelangweilt vor der Bühne. Klar dass auch der Super Hit «Heaven’s a Lie» nicht fehlen darf – da singt endlich mal das ganze Publikum mit und ist voll dabei. Mit «House of Shame» verabschieden sich Lacuna Coil wieder von der Bühne, kommen natürlich nochmal für ein paar Zugaben zurück: «Our Truth» und das Depeche Mode Cover «Enjoy the Silence”, das wirklich jeder mitsingen kann, ehe mit «Nothing Stands in Our Way» der wirklich letzte Song dieses Auftritts gespielt wird. Ich hätte mir ein bisschen mehr Show gewünscht oder etwas mehr Interaktion der Band untereinander, aber es war eigentlich ein typischer Lacuna Coil Auftritt und gut, sie nach so langer Zeit doch wieder mal live zu sehen.

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Sandy Mahrer

Fresh Act Redakteurin, Reportagen, Reviews, Fotos - - - Favorisierte Musikrichtungen? - Hard Rock, Heavy Metal und Pop-Rock, etc. Weniger Death, Black, Grind Core