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Kamelot, Leaves Eyes, Visions of Atlantis in Pratteln

30.09.2018 Konzertfabrik Z7 Pratteln, Schweiz   

FOTOGALERIE HIER Fotos: Sandy Mahrer

Der Herbst hält langsam Einzug in der Schweiz und grossartige Bands folgen im Z7 nahezu im Tagestackt. Meistens in den Wintermonaten wird es richtig streng mit Konzerten, weil alle Bands kurz vor oder nach Weihnachten auf Tour wollen, entweder um ihre Weihnachtsstrümpfe zu stopfen oder um kräftig ihre neuen Scheiben für Festival Auftritte zu promoten. Zu Beginn sieht es heute recht mager aus mit Besuchern, was sich aber glücklicherweise noch ändert im Laufe des Abends: Rund 1000 Besucher sollten es werden.

Frauenbands locken immer reichlich männliches Publikum an und die Französin Clementine Delauney von Visions of Atlantis wohl ganz besonders. Die grossgewachsene, schlanke Schönheit hätte genau so gut Topmodel werden können, aber sie hat nun mal eine Leidenschaft für Metal. Ihr Auftritt wirkt leider ein bisschen einstudiert wie eine Choreografie, was mir persönlich ein bisschen too much ist. Etwas mehr Lockerheit und Spontanität würde ihr ganz guttun. Da hat ihr Gesangspartner heute Abend schon eher den Dreh raus, wie man die Bühne einnimmt, ohne jeden Schritt genau durch zu planen. Anstelle von ihrem üblichem Gesangspartner Siegfried Samer, der leider wegen seines Alltagsjobs einige Konzerte nicht mitspielen konnte, stand Michele Guaitoli von der Italienischen Band Temperance mit Clem auf der Bühne. Bis auf gewisse Ansagen zwischendurch, auf welche das Publikum kaum reagiert, macht er einen grossartigen Job und liefert seine Parts sehr gut ab. Visions of Atlantis stimmen das Volk heute Abend gut ein auf die nächsten beiden Bands.

Seit dem Sängerinnen-Wechsel habe ich Leaves Eyes nicht mehr gesehen, weil ich einfach auch die Art und Weise, wie das ablief, nicht unbedingt gut heissen konnte. Nun denn, trotzdem bin ich gespannt, ob es sich nun positiv oder negativ auf die Band ausgewirkt hat, die leider bei ihren letzten Auftritten hier beim Publikum nur noch mässig Anklang fand. Zum Auftakt des Konzertes traten einige Wikinger auf, angeführt von einer genial kostümierten Dame. Ihnen folgt, einer nach dem anderen, die Band rund um Leader Alexander Krull, und nach dem dieser den ersten Song eröffnet, bekommen wir auch endlich die neue Stimme live zu hören. Elina Siirala macht keine schlechte Figur als Fronterin – vielleicht gerade, weil sie ausser dem blonden Schopf und der zierlichen Figur nicht viel mit Liv gemeinsam hat. Ihr Gesang ist immer noch hoch, aber nicht so fein wie der von Liv. Auch fällt während des Konzertes auf, dass keine alten Lieder gespielt werden, vielleicht auch weil die Set Liste nur 8 Songs beinhaltet und die Zeit zu knapp für alte Kamellen ist. Die neuen Songs sind mehr Party mässig ausgerichtet als die alten Sachen und es verwundert daher nicht, dass es beim Publikum für mehr Stimmung sorgt. Ich finde den Auftritt der neuen Sängerin ein bisschen hölzern und steif in den Bewegungen und dem krampfhaften Versuch als harte Wikingerbraut durchzugehen. Aber man muss leider sagen, dass dieser Wechsel der Band wieder einen Imageschub gegeben hat, und leider, leider war das wohl fast nötig, um noch musikalisch erfolgreich zu sein.

Nach einer halben Stunde Umbauphase geht es los mit Kamelot. Und dass man sich bei Kamelot jedes Mal auf eine neue Gastsängerin freuen darf, ist ja langsam selbstverständlich. Dieses Mal mit von Partie ist Lauren Hart von der Melodic Death Band Once Human. Die kleine zierliche Dame entpuppt sich als growlendes Biest, welche die Vocal-Parts von Alica White-Gluz sehr gut meistert. Beim klaren Gesang geht sie aber leider neben Tommy Karevik total unter und ist kaum zu hören. Kamelot selber sind wie immer in hervorragender Form, auch wenn ich sagen muss, dass es heute das schlechteste Konzert ist, das ich bis dato von ihnen gesehen habe. Nicht wegen der Performance an sich, aber wegen der Setliste. Die neuen Songs sind nicht ganz so mein Ding. Und die alten Perlen fehlen bis auf 2-3 für mich vollkommen im heutigen Konzertablauf. Da hätte man anstelle des Drumsolos auch noch einen alten Song einbauen können. Trotzdem ist es Kamelot jedes Mal Wert, dem nahenden Herbststurm zu trotzen und das Konzert zu besuchen.

PS: Ein toller Konzert-Abend, aber die Bands könnten sich für das jeweilige Abschlussfoto mit dem Publikum im Hintergrund mal etwas neues einfallen lassen. Foto vom Mischpult aus? Von der Decke hängend? Mitten im Publikum und einen auf Wo ist die Band? Keine Ahnung, aber mal was Neues, denn langsam ist es genau so Out wie das Duckface.

Sandy Mahrer

Fresh Act Redakteurin, Reportagen, Reviews, Fotos - - - Favorisierte Musikrichtungen? - Hard Rock, Heavy Metal und Pop-Rock, etc. Weniger Death, Black, Grind Core