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Ritchie Blackmore’s Rainbow, National Nightmare in Helsinki

Memories in Rock Tour, 13.4.2018  Hartwall Arena Helsinki, Finnland

Ritchie Blackmore’s Rainbow!!! Das reicht doch eigentlich, um gleich ins nächste Kartenbüro zu rennen – was Tausende in Finnland ebenso sahen, denn die Hartwall Arena war seit einer Weile ausverkauft, erst in letzter Minute wurden auch die sichtmäßig-gerade-noch-akzeptablen Zonen oben in der Arena für den Kartenverkauf geöffnet. Sonst konnte man nur diverse Online-Foren durchforsten, um die eine oder andere Karte noch zu nem halbwegs originalgetreuen Preis zu ergattern.

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Der Andrang von Fans aus ganz Finnland und angrenzenden Nachbarländern und das daraus resultierende Verkehrschaos mag erklären, warum die Halle gar nicht nach ausverkauft aussah, als der Support National Nightmare pünktlich die Bühne betrat. Ich hatte zugegebenermaßen vorher noch nie von der Band gehört, obwohl sich in deren Reihen finnische Musikprominenz findet: Jimi Sero, Bassist der legendären Smack, Gitarrist Ace Mark, bekannt durch die kalifornischen Classic-Rocker Bigelf, Sänger Sami Haxx (früher bei Species), Drummer Teddy T. Rexx, u.a. Dingo, und Göögä (z.B. Wankers of The Zoo Crew) als Percussion-Live-Verstärkung. Deren Blues-orientierter rotziger Rock’n’Roll/Hardrock brachte die partywillige Meute zum Swingen. Bandwebsite

Nunja, zumindest jene, die schon zeitig da waren. Denn die Ränge weiter oben füllten sich erst so nach und nach. Kurz vor dem Headliner sah es dann so aus:


Was mir in der Umbaupause auffiel – da mischten sich Fans aus Rainbows Anfangstagen mit jungen Fans: In der ersten Reihe etwa Vater und Teenage-Sohn, beide trugen Rainbow-Shirts und ich fragte mich, welcher von beiden der größere Fan bzw. die „Begleitperson“ war… oder ein Gothic Girl neben einer Gruppe „grauer Panther“ – huch, der sieht aus wie Schispringerlegende Matti Nykänen? Später auf Mischpulthöhe ein Mitt-20er Freundeskreis, wo alle begeistert jede Silbe mitsangen – also ein wahrhaft generationenüberschreitendes Konzert.

Dasselbe Bild, mit nur leichter 10min Verspätung, bei Ritchie Blackmore und seiner RAINBOW Crew dann auf der Bühne: Hier der legendäre Rock-Veteran Ritchie Blackmore und Kollegen aus seiner Ära (Bob Nouveau am Bass, Jens Johanssen am Keyboard), dort die Jungspunde Ronnie Romero (Vocals) und David Keith (Drums), das Backvocal-Duo Candice Night (auch Ritchies Ehefrau) und Lady Lynn, die schon mit der Musik des Gitarren-Großmeisters aufgewachsen sind. Was außerdem auffiel – die Band wirkte so schlicht, kein großer Firlefanz, Kostüme oder Pyro-Effekte. Die atemberaubenden Showeffekte spielten sich ausschließlich auf der riesigen Projektionswand (wo u.a. Rainbow-Plattencover zu sehen waren) und via Bühnenbeleuchtung ab.

Im Mittelpunkt stand natürlich stets Band-Mastermind Ritchie, der seine Vorliebe zu Feinheiten und Details bei seinem Gitarrenspiel immer wieder zwischendurch aufleuchten ließ und nicht in überlangen Soli zur Schau stellte. Kurze Soli wurden hingegen anderen Bandmitgliedern gegönnt – Jens beglückte die finnische Meute mit seiner Version der „Finlandia“ Hymne, ehe zu Beethoven, Difficult to Cure und gottlob nur virtuellen Feuerwerksexplosionen übergeleitet wurde.

Doch zog auch der agile stimmgewaltige Frontmann  Ronnie die Aufmerksamkeit auf sich, sprintete immer wieder über die Bühne und agierte leidenschaftlich, hoch sympathisch und ansteckend fröhlich mit dem Publikum. Egal ob derbe Kracher wie Man on the Silver Mountain (vermischt mit Woman from Tokyo), Pop-mäßige Hits wie I Surrender oder leisere Töne bei einer akustisch arrangierten Version von Soldier of Fortune (Video) – der Mann hat einfach alles drauf.

Nur was mir schon bei der Live CD/DVD aufgefallen ist, Ian Gillan kann er nicht so problemlos assimilieren wie andere Rainbow- oder Deep Purple-Vokalisten, was sich bei Perfect Strangers bei einigen Teilen des Refrains zeigte. Child in Time hingegen sang er astrein, wie Gillan in jungen Jahren – und da konnte sich das Publikum ebenfalls ein wenig beteiligen. Wirklich exzessive Chöre liess die Band dann bei „Long Live Rock’n’Roll“ singen, dann kam noch „Burn“ (was auch den Zustand meiner Füße zu diesem Zeitpunkt blendend beschreibt).

Tja und dann verschwanden die Leute relativ unspektakulär ohne Ansage von der Bühne… jeder erwartete noch Zugaben… die dann auch nach fast 15 min Toben des Publikums allerdings doch nicht kamen. Was war da los? War Bassist Bob vorher gegen Ende des Sets mit seinem „Solo“ – eher Stand-up Comedy gekrönt von einem Geburtstagsständchen für Ritchie zum 73. und einem Geschenk – welches demonstrativ verweigert wurde, Ritchie verließ sogar die Bühne – irgendwie total ins Fettnäpfchen getreten? Hat Bob jetzt noch nen Job? Herr Blackmore ist ja nicht wirklich für seinen Sinn für Humor bekannt… Oder gab es mega-strikte Lärmschutzauflagen, dass Punkt 23h Schluss sein musste (war ja schon 10min drüber, als sie aufhörten zu spielen)?

Leider fanden einige Fans diesen wortwörtlich sang- und klanglosen Abgang ohne Erklärung seitens Band oder Veranstalter als Grund genug, mit Buhrufen zu reagieren – fand ich total unnötig und beschissen! Klar, ich hätte auch gerne noch ne Zugabe gehört (in Moskau wurden z.B. noch Black Night und Smoke on the Water gespielt), und Temple of the King fehlte mir in der Setlist. Aber deswegen gleich ne Band auszubuhen? Ein unschöner Ausklang eines sonst absolut genialen 2h-Konzerts – und der einzige Wermutstropfen für mich.

Fazit: Rainbow nicht verpassen, hier könnt ihr die Band noch sehen:   18.4. Velodrom Berlin, GER und 20.4. O2 Arena Prag, CZ

Rainbow Setlist Hartwall Areena, Helsinki, Finland, Memories in Rock 2018

 

Klaudia Weber

Rücksichts- und gnadenlose Diktatorin, kniet vor mir! Anders gesagt: Chefredakteurin, Übersetzerin, Webseiten- und Anzeigenverwaltung, also "Mädchen für alles" - - - Schwerstens abhängig von Büchern (so ziemlich alles zwischen Herr der Ringe und Quantenphysik) und Musik, besonders von Metal finnischer Prägung. Weiters Malen, Zeichnen, Film, Theater... also könnt ihr mit einer vielseitigen Website rechnen. Mag.phil., zwei in 5 Jahren parallel abgeschlossene Vollstudien (English & American studies, Medienkommunikation) und stolz darauf, denn als Mädel aus einer Arbeiterfamilie in einem erzkonservativ-katholischen Land ging das nur dank Stipendium und etwas später im Leben als andere....