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Pain / Fear of Domination

3.2.2018 Helsinki Virgin Oil  – Fotogalerie HIER
Das ist das erste Mal seit ewigen Zeiten, dass ich vor einer Konzerthalle tatsächlich anstehen muss. Ich meine, wir reden von Finnland. Hier steht man nicht an vor einem Konzert, außer man ist ein kleines Mädchen, das bewaffnet mit Kuschelteddies auf seine lieblings-Boyband wartet. Aber das hier ist ein Metal Konzert. Die Outfits und Gesichtsbemalung einiger Leute lässt mich erahnen, dass nicht alle ausschließlich für die Hauptband Pain hier sind heute, sondern für die Supportband Fear of Domination. Ich habe noch nie von ihnen gehört, und habe daher keinen Schimmer, was mich erwartet. Aber soweit ich weiß, ist das heutige Konzert ausverkauft, und die Halle bzw der Club ist pickepacke voll, schon eine gute Weile, bevor die Vorband FoD beginnt. Hartgesottene Fans haben den Platz vor der Bühne schon fest im Griff, und da es keine Absperrung mit Corridor vor der Bühne gibt, habe ich keine Chance, auch nur in die Nähe zu kommen. Hier kann man die Bandmitglieder an den Zehen kitzeln, wenn man will. Also verziehe ich mich auf den Balkon.

Fear of Domination

Dann ist es auch schon Zeit für den Auftritt von Fear of Domination, und die Band sind ein echter Augenschmaus. Die 8 Bandmitglieder knubbeln sich auf die winzige Bühne mit ihrer fluoreszierenden Gesichtsbemalung. Man bekommt fast 2 von allem: 2 Leadsänger, 2 Gitarristen, 2 Schlagzeuger, plus Bass und Keys. Während meiner Recherchen komme ich natürlich auf ihre Internetseite, die den Sound als Industrial Shock Metal beschreibt. Der Sound ist heavy und typisch Industrial mit aggressivem Touch, aber eher in Form positiver Energie. Die Band versucht uns nicht glauben zu machen, dass sie kleine Babies zum Frühstück verspeist, sondern dass sie eine mächtige Party veranstalten möchte, und genau das tun sie auch. Die Verbindung zum Publikum ist von Anfang an da, und besonders die 2. Leadstimme Sara Strömmer, die erst seit letztem Jahr dabei ist, ist einfach sensationell, in sowohl Growls als auch Clean Vocals. Die männliche Leadstimme ist Saku Solin. Ich bin nicht der größte Fan von Growls, aber diese Band finde ich einfach klasse! Das 2. neue Bandmitglied, der Mann an den Percussions, Miikki Kunttu, kann nicht widerstehen, und übt sich im Stage Diving. Alles in Allem spielt die Band 8 Songs, von denen ich leider nur den letzten kenne, das Bloodhound Gang Cover ”The Bad Touch”. Zu diesem Zeitpunkt ist die Show eine einzige grosse Party mit dem Publikum, und Sara schnappt sich einen der goldenen Löwen der Clubdeko, und tanzt damit auf der Bühne rum. Dann springen beide Sänger in die Menge, und singen den Song zusammen mit dem Publikum zu Ende. Was für eine Show! Wann immer die wieder in der Stadt sind, werde ich ebenfalls da sein.

Während der 30 Minuten Umbaupause, bis Pain auf die Bühne kommen, bewegt sich keiner auch nur einen Zentimeter von vor der Bühne weg. Der Club ist bis in den letzten Winkel voll, so dicht gepackt habe ich das Virgin Oil noch nie gesehen.

Billy Idols ”Rebell Yell”, das als Intro dient, kündigt uns dann die Ankunft der heutigen Hauptband PAIN an, und da sind sie! Ein charismatischer Peter Tägtgren, mit Greger Andersson und Jonathan Olsson. Am Schlagzeug ist kein anderer als Peters Sohn Sebastian. Der Knabe ist gerade mal 19 Jahre alt, hat schon im zarten Alter von 17 Jahren die Drums auf dem aktuellen Album ”Coming Home” eingespielt, und tourt seit dem mit Pain. Sebastian braucht etwa 2 Songs um aufzutauen, bis er auch kräftigt headbangt, aber der Junge ist der Wahnsinn am Schlagzeug!
Das Schlagzeug selber hat eine Beleuchtung, die die Farbe wechselt. Aber ausser dem brauchen Pain keine Effekte für ihre Show. Ihre Musik überzeugt, wie sie ist. Und die Schweden machen es von Anfang an klar, dass sie genau dafür hier sind. Einige Songs, wie z.B. der Titelsong des aktuellen Albums ”Coming Home” werden heavier gespielt, als sie es auf dem Album sind.

PAIN

Bisher habe ich Pain immer nur auf Festivals gesehen, und ihre Shows waren immer phantastisch. Von daher habe ich mich sehr auf dieses Konzert gefreut. Ich liebe ihren typischen, schweren, stampfenden Sound mit dem dunklen, atmosphärischen Touch. Nur der Toningenieur scheint heute etwas zu pennen: Peters Mikrofon ist heute teilweise viel zu leise, und ein paar Mal ganz aus. Aber das tut der allgemeinen Stimmung keinen Abbruch, das Volk tobt, und der Balkon, auf dem ich stehe, fängt an zu beben. Ich hoffe, er hält bis Ende.

Pain waren seit Herbst 2016 fast durchweg auf Tour, und dies ist ihr 3. Besuch in Finnland auf der ”Coming Home” Tour. Die Setlist ist leicht abgeändert im Vergleich zum letzten Jahr, als ich die Band auf Rockfest gesehen hatte. Peter Tägtgren sagte mal in einem Interview, er toure immer, bis er es hasse. Das scheint bisher zum Glück noch nicht der Fall zu sein. Die Band hat ziemlich gute Laune, und Greger leiht sich von jemandem im Publikum ein Cappy in Regenbogenfarben mit Propeller, bevor er mal wieder in gefährlichen Höhen rumklettert. Peter prostet der Menge zu und ermuntert das Publikum, bei einigen Songs mitzusingen, und die Menge leistet dem auch gerne Folge. Zwischendurch muss Peter dann seine Bandkumpels fragen, was als nächstes auf der Setlist steht. Diese Setlist ist vollgepackt mit 14 Songs und 3 Zugaben. Beim finalen ”Shut Your Mouth” singen und springen alle mit, bevor die Band zum Outro von Frank Sinatras ”My Way” raus marschiert. ”Bis bald!” Ruft Peter der Menge noch zu. Das hoffe ich doch, ich werde da sein.

Die Setlist:

(Intro) Rebel Yell
1 Dancing with the Dead
2 Monkey Business
3 Black Knight Satellite
4 Suicide Machine
5 The Great Pretender
6 Dirty Womand
7 Just Hate Me
8 Zombie Slam
9 Same Old Song
10 Call Me
11 End of the Line
12 Nailed to the Ground
13 Coming Home
14 On and On

Encore:

15 You Only Live Twice
16 Eleanor Rigby (Beatles cover)
17 Shout Your Mouth
(Outro) My Way

Text & photos: Melanie Kircher

GastmitarbeiterInnen / guest contributions

Reguläre GastmitarbeiterInnen u.a. Melanie Kircher, Tatjana Tattis Murschel, Grit Kabiersch, Marina Minkler, Maria Levin, Jasmine Frey, Nina Ratavaara, Elvira Visser, John Wisniewski