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Arkona & Kivimetsän Druidi, Helsinki 17.2.2015

Keine Ahnung, warum es so ewig gedauert hat, bis die zumindest meiner Meinung nach beste Band unseres großen Nachbarlandes endlich mal die finnische Metalszene mit einem Gig beehrte, aber meine Fresse, was hat sich die Warterei gelohnt. Ganz offensichtlich war ich mit meiner Vorfreude nicht alleine, denn die Schlange vor dem Eingang zum Kuudes Linja war ungewöhnlich lang. Obwohl ich frühzeitig da war, waren die Anheizer Kivimetsän Druidi schon beim dritten Lied, als ich endlich drinnen war.

Besagtes Stück war „Pedon Loitsu“, eines ihrer besten, weil Leeni-Maria sich hier ausnahmsweise des unteren Bereichs ihrer Stimmlage bedient, was in meinen Ohren schlicht besser klingt als ihr Sopran. Okay, alles Geschmackssache. In der Vergangenheit fiel es mir zeitweise schwer, KMD ernst zu nehmen, und ehrlich gesagt wusste ich nicht einmal, dass sie noch existieren, aber ich muss sagen, dass ich positiv überrascht war. Das Sextett aus Kouvola bietet melodischen Folkmetal mit gelegentlichen heftigeren Einlagen – nicht besonders originell, aber immer wieder nett.

Als endlich Arkona selbst die Bühne betraten, war die Bude rappelvoll und die Temperatur an einem Punkt angelangt, der mich wünschen ließ, ich hätte mir ein der Umbaupause zwei Biere geholt. Das eine, das ich hatte, sollte nicht lange vorhalten, und während des Gigs meinen Platz in der ersten Reihe zu verlassen, kam nicht einmal ansatzweise in Frage. Aus dem Fotografieren wurde mangels Licht nicht viel, aber der Atmosphäre tat die minimale Bühnenbeleuchtung zum Glück keinen Abbruch.

Arkona waren in Topform, eigentlich kein Wunder, nachdem sie gerade erst vor einer knappen Woche in Moskau ihr 15-jähriges Jubiläum mit einer dreistündigen Show gefeiert hatten. Reife Leistung angesichts der schieren physischen Energie, die Bandchefin Masha in jeden Song legt, wenn nicht sogar in jede einzelne Note. Die Show in Helsinki war nur etwa halb so lang, aber ohne jegliche Kompromisse an die Intensität. Gerade erst tags zuvor hatte ich einen exzellenten Gig von Primordial gesehen, deren Sänger Nemtheanga bekanntermaßen ein Garant für Power und Leidenschaft ist, aber im direkten Vergleich zu Masha muss sogar er sich mit einem würdigen zweiten Platz begnügen. Das Publikum war international gemischt und deutlich weniger zurückhaltend als auf finnischen Konzerten üblich, und die gut strukturierte Setlist sorgte dafür, dass der Enthusiasms zu keinem Zeitpunkt nachließ. Der Hit „Goi, Rode, Goi!“ kam direkt als dritter Song und brachte, wie auch das hypnotische „Zakliatie“ und das wunderschöne „Slav’sja Rus“, selbst die Leute zum Mitsingen die – so wie ich – kein Russisch können. Viele im Publikum konnten es freilich.

Die Intimität des Clubs verstärkte die Intensität noch, und es war ein erhebendes Gefühl, die unbestrittene Göttin des Pagan Metal so hautnah erleben zu dürfen, auch wenn ich zwischendurch ihrem Mikrofonständer ausweichen musste. Mashas Bühnendominanz war über jeden Zweifel erhaben, aber auch dem Rest der Truppe bei der Arbeit zuzuschauen machte Spaß, insbesondere Vladimir mit seinem beeindruckenden Arsenal an Flöten und Pfeifen. Nachdem wir uns bei „Pamiat“ spontan zum slawischen Kreistanz formierten, orderte Mascha für „Stenka na stenku“ einen Wall of Death, der sich freilich aufgrund Platzmangels schnell in einen Freiform-Moshpit auflöste. Die russische Tanzparty gipfelte in „Yarilo“, einem würdigen Abschluss dieser rundum genialen Show. Und ich hoffe inständig, dass Arkona nicht wieder fünfzehn Jahre brauchen, bis sie sich das nächste Mal in Finnland sehen lassen…

Tina Solda

tina@stalker-magazine.rocks - Konzert- und Festivalberichte, Fotos, Interviews - - - Bevorzugte Musikrichtungen: melancholischer Death-, unkonventioneller Black-, melodischer Doom-, dramatischer Folk- und intelligenter Paganmetal (Schwerpunktregionen: Island, Finnland & Norwegen) - - - Sonstige Interessen: Gitarre, Bücher, Bier, Kino, Katzen.

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