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Summer Breeze Open Air 2016

Wie viele Vollspacken können eigentlich zur gleichen Zeit auf der A6 unterwegs sein? Und dabei sehen noch nicht mal die Hälfte danach aus, als wollten die auf das Summer Breeze. Drängler hier, Rechtsüberholer da und Elefantenrennen Deluxe vor mir. Ach wie schön, dass mir Grand Magus die nötige Geduld schenkt, also ausm CD Player. Letztenendes schaff ich es gerade rechtzeitig zu den ersten Tönen von Mantars „Era Borealis“ zur proppenvollen T-Stage. Zeltaufbau muss halt noch etwas warten. Egal. Mantar liefern jedenfalls einen sehr amtlichen Abriss, Sänger Hanno kotzt sich die Seele aus dem Leib und Drumtier Erinc im Prinzip dasselbe, nur eben trommelnderweise. Auf jeden Fall eine sehr interessante Perspektive für den Zuschauer, da das Schlagzeug rechts am Bühnenrand mit der Seite zum Publikum steht und Sänger Hanno dem in einigen Metern Abstand gegenüber. Bei „White Nights“ besteigt Hanno gar das Schlagzeug. Reduziert auf das Minimum, aber eine Show mit maximaler Energie. Sollte man gesehen haben.

Nicht viel weniger los ist später bei Grand Magus, das Conan Theme läutet den ersten Titel „I, the Jury“ ein und für die nächste Stunde ist Fäusterecken angesagt. Wie eigentlich gewohnt bei Grand Magus ist auffer Bühne nicht allzuviel Action – muss auch nicht, würde bei der Pathosschwangeren Musik auch eigentlich mehr stören. Auffallend ist auf jeden Fall wie viele Metaller doch recht sicher die Texte mitsingen. Vom aktuellen, leider etwas schwächeren Album gibts „Varangian“ als einzigen Song und ansonsten nur Kracher wie „On Hooves of Gold“, „Steel vs. Steel“, „Triumph and Power“, „Like the Oar strikes the Water“ und natürlich das mittlerweile unverzichtbare „Hammer of the North“ das über das Ende hinaus noch minutenlang mitgesummt/gegröhlt wird.

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Vader liefern später natürlich eine Breitseite neben der anderen ab, leider kenn ich mich bei deren Titel nicht so wirklich aus. „Sothis“ hab ich rausgehört und „Wings“, ansonsten hab ich mir die Rübe zeitweise auch einigermassen abgeschraubt. Live gehn die immer, auf Konserve sind Vader nicht so meins. Zu späterer Stunde gibt’s auf der Camel Stage dann noch deutschen Black Thrash mit Avantgarde Einflüssen auf die Ohren. Genau – Ketzer! Die Band aus Bergisch Gladbach zieht massenhaft Volk vor die kleine Bühne. Mit „Starless“ vom gleichnamigen aktuellen Album wird massiv eingestiegen. Es soll ja Leute geben, die behaupten, Ketzer hätten ihren alten Fans mit Starless zwei Schritte zu viel zugemutet. Da ich Ketzer erst mit der neuen Scheibe gehört und dann die älteren angetestet hab, kann ich sagen: Stimmt. Macht aber gar nichts. Der avantgardistische Einschlag ist ja auch nicht so übertrieben. Energiegeladene Show jedenfalls.Der Donnerstag beginnt für mich mit einem Stakkato aus Excrementory Grindfuckers mit Blockflötenbegleitung, die mein Campingnachbar in voller Lautstärke vom Dach seines Transporters zum Besten gibt. Ich will töten! Darf man ja aber nicht, und am Ende stellt er sich als netter und lustiger Zeitgenosse dar mit Faible für Bärte; der Kerl fotografiert nur Bärte auf dem Festival. Eisenhart!

Exodus hab ich zwar schon auf PartySan und in Karlsruhe gesehen, aber egal. Die gehen immer! Nur schade, dass Gary Holt hier nicht mir von der Partie ist, hätte man ja annehmen können, da er Freitags mit Slayer auf der gleichen Bühne steht. In jedem Fall lassen Exodus nichts anbrennen und legen eine zwar ziemlich routinierte, aber deswegen nicht minder ambitionierte Show hin. Die Songauswahl spricht für sich: „Blood in, blood out“, „And then there were none“, „Exodus“ – was schon seit einigen Jahren nicht mehr zum Live Repertoire gehört, „A Lesson in Violence“ mit Widmung an Lemmy, „Blacklist“ und natürlich „Bonded by Blood“ und „Strike of the Beast“. Ähnlich At the Gates etwas später auf der gleichen Bühne, Tomas Lindberg, Jensen und Mitstreiter legen einen überaus achtbaren und ziemlich tighten Auftritt hin und wissen das Publikum zu begeistern. Bei einwandfreiem Sound lag der Schwerpunkt doch sehr auf dem aktuellen Album „At War with Reality“, von dem gleich sechs Titel zum Besten gegeben wurden, neben den zahlreichen Hits der Marke „Slaughter of the Soul“, „Under a Serpent Sun“, „Nausea“ und natürlich „Blinded by Fear“.

Im Anschluss daran geben die Schweden Tribulation ihr Stelldichein auf der T-Stage, deren Auftritte immer wieder ein Genuss sind, so ist es hier nicht anders. Das wie eine Ballerina auf Speed auf der Bühne herumtänzelnde Etwas, das ich immer für eine Gitarristin hielt, ist tatsächlich ein Gitarrist. Man möge mir, mit Verweis auf die Bildergalerie, diesen Fauxpas verzeihen. Den Tiefen eines Geheimtipps sind Tribulation mittlerweile durch intensive Präsenz auf mitteleuropäischen Festivals bereits entstiegen, was sich an der Anzahl der Besucher vor der Bühne unschwer ablesen lässt. Airbourne auf der Hauptbühne zur besten Zeit darf man natürlich nicht verpassen. Die Aussies kommen mit neuem Album „Breakin‘ outta Hell“ im Gepäck, das allerdings erst am 23.09. veröffentlicht wird. Joel O’Keeffe wird seinem Ruf als Energiebündel mehr als gerecht als er gleich ziemlich zu Beginn der Show mal wieder mitsamt seiner Axt irgendwelche Traversen erklettert und ein Solo abliefert. Erstklassige Entertainer sind sie ja mittlerweile und großzügig mit dem zur Verfügung gestellten Bier ebenfalls.

So werden gut und gerne sechs bis acht Dosen Bier von Joel geöffnet, klassisch per Finger oder auf Rock’n Roller Art an der Stirn und in die durstige Menge geworfen. Songtechnisch haben sich Airbourne heute weitgehend auf das Debütalbum konzentriert, einen Song vom neuen Album gab es auch, aber mir ist der Titel entfallen. Zum Ende des Airbourne Sets fällt plötzlich Wasser vom Himmel. Was zum Henker soll das denn? Aber da auf der T-Stage jetzt ohnehin Entombed A.D. anstehen, ist das auch nicht das größte Problem, obwohl ich schon ordentlich nass dort ankomme. LG Petrov dürfte sich über den Platzregen einigermassen gefreut haben, spült es ihm doch noch ein paar zusätzliche Zuschauer ins Zelt. Der sichtbar gut gelaunte Entombed A.D. Fronter macht dem gerade gesehenen Joel von Airbourne in puncto Bewegungsdrang unwissend Konkurrenz, indem er praktisch kaum ein paar Sekunden still steht. Der Unterschied besteht neben der Mucke nur darin, dass Petrov Wasser statt Bier verteilt. Die Songauswahl ist amtlich, es gibt Aktuelles wie „The Winner has lost“ und natürlich die altbekannten Perlen a’la „Revel in Flesh“, „Stranger Aeons“, „Wolverine Blues“ und selbstverständlich „Left Hand Path“.

Klickt euch durch diese interaktive Galerie, oder die Fotos in voller Grösse bei Flickr:
Mantar

Testament um halb eins dann sind für mich heute der Abräumer. Diese Tightness sucht absolut ihresgleichen. Egal ob man da Chuck Billy heranzieht, der mit seinem Stimmvolumen bald kein Mikro bräuchte, um den Platz zu beschallen, oder Skolnick/Peterson, die über die Bühne fegen und dabei ein Solo nach dem anderen aus dem Ärmel schütteln. An der Setlist gibt’s bei Testament eigentlich nie großartig was zu meckern. „Over the Wall“ ist dabei, „Practice what you preach“, „Into the Pit“, „Disciples of the Watch“ und „The Formation of Damnation“ bildet den Abschluss. Jaa, gut. Ich will bei Testament immer noch „Sins of Omission“ und „Trial by Fire“ endlich wieder in der Setlist haben.

Der Freitag beginnt fast genau so wie der Donnerstag. Excrementory Grindfuckers in ohrenbetäubender Lautstärke. Alter Scheiss! Dieses Mal hab ich aber vorgesorgt und mir den angepassten Gehörschutz gleich mit ins Zelt gelegt. Wenigstens verpennt man so nicht das ganze Nachmittagsprogramm. Frühstück? – Undertow? – Frühstück? – Undertow?……Frühstück! Fuck! Wär ich nur mal besser zu Undertow gegangen, laut einem Bekannten muss das wohl zimlich gut gewesen sein, und für mich geht es eigentlich erst mit Bombus ein paar Stunden später los, die die T-Stage vor gar nicht mal so wenigen Leuten rocken. wirklich voll ist zwar auch nicht, aber für diese Uhrzeit doch ganz respektabel. Mit einem martialischen „Let her die“ legen die Schweden mit ihrem… ja was eigentlich, so eindeutig lässt sich deren Sound für mich nicht einordnen. Ach, hört euch das doch am Besten einfach selber an. Gut war’s auf jeden Fall. 
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Auf der Pain Stage spielen Soilwork und ich fast etwas erschrocken darüber, wie wenig ich von den – ja schon wieder – Schweden (sie sind überall!) eigentlich kenne. Auf jeden Fall ist auf der Bühne mächtig Action angesagt. Björn „Speed“ Strid ist über die Jahre zu einem erstklassigen Sänger gewachsen und hat die Menge ohne Weiteres im Griff. Der beinahe den kompletten Auftritt währende Circle Pit steht als Beweis für eine erstklassige Qualität auf der Bühne, was Titel wie „Nerve“, „Rejection Role“ oder neueres wie „The Ride Majestic“ beweisen.
Ebenso legen Queensryche einen ziemlich beeindruckenden Auftritt hin, von dem ich allerdings nur die ersten drei Titel mitbekomme.

Im Anschluss zerlegen Mastodon die Pain Stage in ihre subatomaren Bestandteile. Die vier Prog-Sludge- Hardrocker legen einen dermassen intensiven Auftritt hin, dass mir hier bald die Superlative ausgehen. Anfangs noch sehr auf das aktuelle Album „Once more Round the Sun“ bedacht, kommen zur Mitte und Ende der Show vor allem Songs des Überalbums „Blood Mountain“ zum Zuge, da werden nacheinander „Bladecatcher“, „the Wolf is loose“ und „Crystal Skull“ in die begeisterte Menge gekloppt und zum Schluss gibts „Blood and thunder“ vom Leviathan Album noch obendrauf. Massives Rübenschütteln ist angesagt.
Bei Carcass dann wiederum auf der Hauptbühne hätte ich eigentlich mehr Leute erwartet. Vielleicht ist ist das Publikum doch mittlerweile etwas übersättigt, es ist ja auch gerade erst zwei Jahre her, dass Jeff Walker und Bill Steer auf der gleichen Bühne standen. Nichtsdestotrotz bringen die Veteranen eine grandiose Death Metal Show auf die Bühne.
Das Gelaber von Eisbrecher Checker Wesselsky bekomme ich während einem kleinen Abstecher zum Zeltplatz mit. Unterhaltsam ist der Kerl zwischen den Titeln ja schon, aber die Msuik geht für mich so gar nicht. Eisbrecher sind mit ihrem NDW Sound ohnehin etwas die Exoten im Billing.

Eigentlich würde Lemmy mit Motörhead heute auf der Haupbühne stehen, Tja – wenn da nicht im letzten Dezember sein Herz aufgehört hätte zu schlagen. Dafür gibt es keinen wirklichen Ersatz im herkömmlichen Sinne, Lemmys Tod reißt eine Lücke in die Metal Community, die nie wieder zu füllen ist. Mit Slayer hat man aber mehr als nur tauglichen Ersatz aufgetan.
Etwas ungewöhnlich ist das Intro. AC/DC’s Thunderstruck – hat sich da jemand vertan? Die vier Thrash Titanen betreten die Bühne und starten ihre Show mit „Repentless“ vom aktuellen Album. Ja, was will ich über Slayer eigentlich noch großartig schreiben? Die meisten von euch werden Slayer vermutlich bereits einmal selbst irgendwo live gesehen haben. Es gibt da ja nicht so viel Veränderung, besonders während einer Tour. Evtl. wird mal ein Song umgestellt oder ausgetauscht. Kerry King steht meist rechts, Gary Holt steht links. Und doch ist jedes Slayer Konzert ein Erlebnis, weil halt einfach SLAYEEER! Auf der aktuellen Tour hat man bspw. „Fight til Death“ vom ersten Album 1983 ausgebuddelt. Wie geil! Auch „Born of Fire“ hat man live schon eine ganze Weile nicht mehr vernommen. Zum Schluss gibt’s nach längerer Zeit endlich mal wieder „Hell awaits“ zu hören. Nur „Chemical Warfare“ wird mal wieder nicht gespielt und auf „Hardening of the Arteries“, „Piece by Piece“ und „Kill again“ darf ich vermutlich noch warten, bis ich schwarz werde.

Mittlerweile ist es ja ziemlich trendy, traditionsreiche, legendäre Alben zu ihren Jubiläum, oder einfach nur so, in „its entirety“ darzugeben. Letztes Jahr waren dies an gleicher Stelle Amorphis, die das Tales Album zum Nichtjubiläum, nämlich 21 Jahre, komplett gespielt haben und dieses Jahr hat diesen Kelch eben Sigurd „Satyr“ Wongraven mit – ihr erratet es schon – Satyricon an sich genommen um „Nemesis Divina“ zum Besten zu geben. Und es war tatsächlich mit das Besten was ich auf diesem Festival gesehen habe, obwohl ich jetzt noch nicht mal so ein besonders großer Satyricon Fan bin, warum auch immer. Mehr wie ganz okay fandich die nie, aber das hier war schon ganz großes Kino. Präsenz, Professionalität und Wirkung gingen durchgehend HAnd in Hand und von der Bühnenarroganz, die man Satyr in der Vergangenheit durchaus schon mal nachgesagt hat war hier nichts zu merken. Die Songs wurden nicht ganz in der gleichen Reihenfolge wie auf dem Album gespielt, aber das ist eigentlich auch Korinthenkackerei. Zum Ende hin gab es dann noch drei neuere Titel von denen ich aber nur „Black Crow on a Tombstone“ kannte, auch eher zufallig. Aber hey! Astreiner Auftritt. Satyr kann mich in Zukunft als Fan betrachten.an sich genommen, um „Nemesis Divina“ vollständig zum Besten zu geben. Und es war tatsächlich mit das Beste, was ich auf diesem Festival gesehen habe, obwohl ich jetzt noch nicht mal so ein besonders großer Satyricon Fan bin, warum auch immer. Mehr wie ganz okay fand ich die nie, aber das hier war schon ganz großes Kino. Präsenz, Professionalität und Wirkung gingen durchgehend Hand in Hand und von der Bühnenarroganz, die man Satyr in der Vergangenheit durchaus mal nachgesagt hat, war hier nichts zu merken. Die Songs wurden nicht ganz in der gleichen Reihenfolge wie auf dem Album gespielt, aber das ist eigentlich auch Korinthenkackerei. Zum Ende hin gab es dann noch drei neuere Titel, von denen ich aber nur „Black Crow on a Tombstone“ kannte, auch eher zufallig. Aber hey! Astreiner Auftritt. Satyr kann mich in Zukunft als Fan betrachten.

Bei den Vier Tage-Festivals ist das mit der Lust zum Ende hin immer so eine Sache. Irgendwann lässt die nach, weil erschöpft, zu viel Alkohol, zu wenig Schlaf und so weiter. Das geht auch mir nicht viel anders, aber den einen Tag wird man jetzt ja auch noch rumkriegen. Außerdem bin ich zugeparkt, ich könnte nicht mal weg, wenn ich wollte. Also ab dafür und weiter geht’s. Die Goitzsche Front und Coppelius im Anschluss reissen mich relativ unsanft aus dem Schlaf, heute wenigstens mal kein exkrementales Fräsgeficke – das könnte ein Fortschritt sein. Um der weiteren Beleidigung meiner Gehörgänge zu entgehen, lass ich mir erstmal einige Hektoliter lauwarmes Wasser über meinen geschundenen Körper fließen, bevor ich mich zum Infield aufmache, wo ich noch den letzten Songs von Psychopunch lauschen kann. Die gehören doch mittlerweile auch schon zum Inventar hier, oder? Auf jeden Fall heben die- jepp, schon wieder – Schweden, meine Laune und mit dem abschließenden Motörhead Cover R.A.M.O.N.E.S. meine uneingeschränkte Sympathie. Im Anschluss wackel ich zur T-Stage, auf der The Other ihr Stelldichein geben. Der Mix aus Horrorpunk, Metallica und vermutlich und einer teilweise recht schrägen Schlager – Schlagseite zieht für den letzten Tag und diese Uhrzeit eine respektable Anzahl an Besucher ins Zelt. Allerdings ist die Aufmachung der Band fast interessanter als deren Musik (siehe Fotogalerie). Allein, deren vorletzte Platte „The Devils you know“ war großartig. Live sind die mir stellenweise einfach zu cheesy. Bei diversen Bieren und Unterhaltungen mit Bekannten und Freunden hören wir uns von etwas weiter weg noch D.A.D. an die eine solide Show abliefern, genauso wie Illdisposed etwas später auf der T-Stage, die ich mir zwar nur relativ kurz ansehe, mir aber rückblickend doch sehr in Erinnerung geblieben sind. Das war richtig gut, also die drei Songs, die ich dort war, „Weak is your God“ war einer davon; scheissfetter Sound hier. Auf der Hauptbühne geht es derweil it wesentlich seichterem Humor und wesentlich mehr nackter Haut zur Sache. Steel Panther geben sich die Ehre und wer schon mal eine Steel Panther Show gesehen hat, weiß, daß man köstlich unterhalten wird. Der Auftritt ist ja von vornherein mehr als Comedy Show angesetzt, aber was hier und heute auf dem Flugfeld passiert, hat es in der Art bestimmt noch nie gegeben. Gegen Ende der etwas verregneten Show werden gut und gerne dreißig eher leichtbekleidete großmöpsige Damen auf die Bühne gelassen. Manch eine ist von vornherein gleich komplett nackt. Ach- und die Songauswahl war natürlich auch einwandfrei; „Fat Girl“, „Party like tomorrow is the End of the World“, „17 Girls in a row“, „Gloryhole“, „Community Property“ usw.

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Das absolute Kontrastprogramm gibt es zu etwas späterer Stunde dann wieder auf der T-Stage, wo My Dying Bride ihr sagenhaftes Trauerspiel zelebrieren. Eine tieftraurige Wall of Sound saugt dir den letzten Funken Hoffnung aus dem Leib und es wird plötzlich sehr kalt. Aaron Stainthorpe und seine Mitstreiter verstehen es, mit ihrem Gothic-doom/Death Doom die sehr gut besuchte Zeltbühne zu einem intimen Kellerklubgig einzudampfen.

Primordial sind die beste und intensivste Liveband, die derzeit ihr Unwesen treibt. Punkt. Die Iren habe ich in den letzten drei Jahren wahrscheinlich so oft wie keine andere Band gesehen. Alleine dieses Jahr auf dem Summer Breeze ist es das dritte Mal, dass ich Alan & Co. miterleben darf, und es reisst mich jedes Mal wieder aufs Neue mit. Ich habe, in einem kleinen Ecke meines Verstandes, bereits jetzt ein wenig Angst vor dem Tag, an dem mich Primordial nicht mehr im Innersten berühren. Allein die Präsenz, die Mr. Averill auf der Bühne ausstrahlt, ist ganz großes Bälleschlagen, und eigentlich ist jedes Primordial Konzert zu kurz, weil noch so viele Songs hätten gespielt werden können. Mit Sicherheit hat jeder Metaller mindestens eine Band, wahrscheinlich eher mehr oder von Zeit zu Zeit wechselnde Lieblingsbands, die ihn so berühren, und wenn ich mir anschaue, wie voll die T-Stage gerade ist, dann habe ich die Hoffnung, dass es mindestens noch zwanzig bis dreißig anderen genau wie mir geht. Die leider viel zu kurze Setlist spricht für sich: „Where greater Men have fallen“, „No Grave deep enough“, „Babels Tower“, „As Rome burns“, „Wield Lightning to split the sun“, „The Coffin Ships“ und selbstverständlich „Empire Falls“.
Ein Kumpel hat mir noch Batushka ans Herz gelegt. Ich habe mir die vor einigen Wochen auf Youtube mal angehört und fand die ganz o.k., viel mehr aber auch nicht, und eigentlich hab ich auch gar kein Bock mehr … Irgendwie ringe ich mich aber doch dazu durch und sehe mir diesen Orthodoxen Black Metal an. Ich sollte es nicht bereuen. Die Bühne ist in stimmungsvolles rotes Licht getaucht, auf dem Backdrop eine Ikone abgebildet und das Auge fällt eigentlich nur auf den vermummten Hohepriester, der hinter einem nach vorn geneigten Buchpult eine unheilige Messe singt. An der Seite drei Messdiener, die den Sänger als Chor unterstützen, während sich die restlichen Musiker eher im Hintergrund halten. Anfangs noch relativ wenig beeindruckt, steigert sich meine Begeisterung mit jedem Song, die alle gleich als Yekteniya betitelt sind und zur Unterscheidung nur Nummern haben. Batushka wechseln gekonnt zwischen geifernder Raserei und hypnotischer Langsamkeit, aber immer auf hohem Niveau. Sollte man auf jeden Fall bei Gelegenheit mal anschauen, in den kommenden Festivalsaison wird diese Band mit Sicherheit noch auf dem einen oder anderen Festival zu sehen sein.

(photos: B. Schmiterlöw)

Björn Schmiterlöw

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