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Primordial, MGLA, Urfaust – Dublin, Irland

The Academy, 27.02.2016

Dublin ist prinzipiell immer eine Reise wert; der Rest Irlands mit Sicherheit ebenfalls, aber für einen Kurztrip hat man in der Hauptstadt der Rothaarigen schon genug zu sehen. Wenn dann außerdem noch Primordial aufspielen, sollte man sich diese Kombination als Fan von anspruchsvollem Pagan Metal und dunklem Bier und/oder Cider nicht entgehen lassen. Ein Flug ab Frankfurt Hahn ist bei rechtzeitiger Buchung auch schon ab schlappen 50,- € zu haben. Donnerstags hin, Sonntags zurück.

Donnerstags abends ging es zu sechst ins Fibber McGees’s, einem der wohl bekanntesten Metalpubs in Dublin. An diesem Abend war Open Stage angesagt, allerdings waren die Bands nicht so recht nach meinem Geschmack – von einer Ausnahme abgesehen. In der Zeit, in der wir uns dort aufgehalten haben, haben drei Kapellen gespielt. Ziemlich Stonermässig, so wie ich das noch in Erinnerung habe. Der Hof war allerdings sehr interessant. Man hat sich da mit anderen Pubs im gleichen Block den gemeinsamen Hinterhof geteilt und eine große, teils überdachte Hinterhofkneipe gemacht. Sehr coole Location!

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Am Freitag ging es nach dem bleischweren Full Irish Breakfast mit der Bahn raus nach Howth und abends in das legendäre the Foggy Dew. Essen und trinken ist in Irland merklich teurer als bei uns, ein Pint Guinness kostet im Pub im Schnitt 5,- €, ebenso ein Cider. Samstags waren wir noch im Guinness Storehouse, eine der Sehenswürdigkeiten die man als Touri gesehen haben sollte, sollte man meinen! Ich für meinen Teil fand es bei weitem nicht so interessant, wie ich mir das vorgestellt hatte, letztlich war es nur ein verdammt teures Guinness. Evtl. hat auch der Hangover und die überfüllte Plattform in der obersten Etage des Storehouses ihren Teil dazu beigetragen.

Wegen des Doppelprogrammes in der Academy beginnt das Konzert bereits um 18.00 Uhr. Da wir sechs durch die Bank von Urfaust ziemlich wenig halten, beschliessen wir, uns mit Merch einzudecken und die ergatterten Schätze gleich ins Hotel zurück zu bringen, wo dann auch noch das eine oder andere Getränk zu sich genommen wurde. Zum letzten Titel von Urfaust waren wir dann wieder zurück; nunja – was soll ich sagen? Die beiden Bilder, die ich von Urfaust gemacht habe, gefallen mir besser als deren Musik, ging aber scheinbar nicht nur mir so. Die Umbaupause gestaltet sich recht kurz; grade mal Zeit, um sich ein Bier zu holen und eine Zigarette rauchen zu gehen. MGLA – die zur Zeit wohl angesagtesten Newcomer starten in ihren Set. Die Polen legen scheinbar Wert auf eine maximal reduzierte Performance, um den Fokus nicht auf irgendeine Weise von der Musik abzulenken. Die Gesichter, ähnlich wie bei Midnight schwarz maskiert, mit Kapuzenpullover und schwarzer Lederjacke schon beinahe uniformiert. Dazu passt auch, dass das Tracklisting des aktuellen Albums „Exercises in Futility“ nur mit römischen Ziffern ebenso reduziert ausfällt. Der mal rasend, mal schleppend, meist repetitive Black Metal wird jedoch entsprechend von der Dubliner Crowd honoriert. Künstlerisch sind MGLA mit ihrem neuen Album mit Sicherheit in die Oberliga des Black Metal aufgestiegen.

Primordial in Dublin zu sehen ist irgendwie anders, das war es 2014 beim Redemption Fest bereits, aber irgendwie ist hier mehr Gänsehaut. Selbstverständlich starten Primordial mit dem Titelsong des aktuellen Albums „Where greater men have fallen“ in das Set ihres Heimspiels. Alan Averill hat das Publikum vom ersten Takt an im Griff, bei ihm eigentlich auch einigermassen selbstverständlich, und erinnert mich in seinem Bühnenoutfit doch sehr an irgendetwas zwischen Schamane, Prediger und Leichenfledderer.

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Mit dem Spruch „The Wolf in Man needs to be exercised, not exorcised!“ wird das folgende „Lain with the Wolf“ vom Redemption Album angekündigt, bevor mit „Graven Idol“ ein Titel kommt, der länger nicht mehr gespielt wurde. Was das Publikum angeht, bin ich heute fast etwas enttäuscht, irgendwie war beim letzten Mal mehr Bewegung im Publikum – klar wurde nach jedem Stück ordentlich gejubelt und applaudiert, aber es hätte ruhig noch etwas rüder zugehen können. Auch hat es während des kompletten Sets gerade mal ein Crowdsurfer auf die Wellen gezogen, aber der wurde von Averill auch gebührend mit Handschlag kurz vor dem Graben empfangen. Mit „Babels Tower“, „No Grave Deep enough“, „Gods to the Godless“ und „Mouth of Judas“ geht’s dramatisch weiter. Eben dieses Drama, das Alan Averill vermag auf so eine eindringliche, theatralische Art und Weise zu vermitteln, ist einer der Hauptpfeiler des Erfolges von Primordial. Mit Sicherheit jeder zweite singt die meisten Stücke fehlerfrei mit. „Seeds of the Tyrant“ ist dann aufgrund der einen Tag darauf bevorstehenden Wahlen in Irland den verlogenen Politikern sowie den Kirchenmännern gewidmet. „Oh…one Bullet for each of them, just give me a gun. I’ll do it!“
„Coffin Ships“, darf natürlich auf keinem Primordial Konzert fehlen und wird vom Publikum natürlich entsprechend zelebriert, die Textsicherheit im Publikum hat hier mit Sicherheit ihren Höhepunkt. Mit dem seit weit über zehn Jahren nicht mehr gespielten „Glorious Dawn“ geht auch dieses Konzert bereits so langsam wieder seinem Ende zu. „Traitors Gate“ widmet Nemtheanga allen Fans, die aus einem anderen Land angereist sind, und das sind nach Handmeldungen allein im unteren Bereich der Academy mit Sicherheit ein Drittel der Anwesenden. „Death of the Gods“ ist mir ebenso wie das vorherige „Glorious Dawn“ unbekannt, beim abschließenden „Empire Falls“ singt allerdings wieder die komplette Academy und die Härchen an den Armen und im Nacken stellen sich. Dublin ist halt immer eine Reise wert, wenn Primordial spielen sowieso.

Photos in Flickr gallery by Björn Schmiterlöw

Setlist Primordial:

-Where Greater Men have fallen
-Lain with the Wolf
-Graven Idol
-Babels Tower
-No Grave deep enough
-the Calling
-The Mouth of Judas
-Gods to the Godless
-Seed of the Tyrants
-Coffin Ships
-Glorious Dawn
-As Rome burns
-Traitors Gate
-Death of the Gods
-Empire falls

Björn Schmiterlöw

bjorn@stalker-magazine.rocks - - - Reportagen, Reviews, Fotos - - - Favorisierte Musikrichtungen? - - - alles was mit Rock und Metal zu tun hat. Es ist einfacher aufzulisten was ich nicht mag und das sind die Stile mit "Core" drin. (von Ausnahmen abgesehen) - - - Favorisierte Bands: Iron Maiden, Black Sabbath, Deep Purple, Judas Priest, Motörhead, Slayer, Anthrax, In Flames, Kreator, Exodus, Candlemass, Carcass, Reverend Bizarre, Ahab, Orne, Down, Grand Magus, Atlantean Kodex - - - Sonstige Interessen: lesen, Kino, irgendwann mal nen Marathon schaffen.

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