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Amorphis – Heavy Metal from The Thousand Lakes

Edition Roter Drache, Erscheinungsdatum: 04.3.2016

25 Jahre und kein bisschen leise: Amorphis sind eine der international erfolgreichsten Bands Finnlands, die mit ihrem aktuellen Album „Under the Red Cloud“ auf Platz 2 der deutschen Charts landeten. Dass diese autorisierte Biographie (verfasst von Markus Laakso) für Fans der Band ohnehin ein Muss darstellt, braucht wohl nicht extra erwähnt zu werden.

Alle anderen, die härtere Klänge aus dem Land der Tausend Seen ins Herz geschlossen haben, können an diesem Werk wohl auch kaum vorbeikommen. Zu sehr sind Amorphis Teil jener Welle finnischer Metalbands, denen die heimischen Grenzen zu eng werden sollten – und die seit Jahrzehnten zu den Grössen in der Szene zählen. In jedem Kapitel stösst man da auf Prominenz der Musikszene – nicht nur der finnischen – und kriegt neben (Metal)Musikgeschichte auch eine gehörige Portion Zeitgeschichte mit.

Abgesehen vom informativen Aspekt gibt es einen wesentlichen Grund, sich dieses Buch zuzulegen: es ist schlicht und ergreifend super geschrieben und absolut amüsant (ausserdem toll aus dem Finnischen übersetzt).  Dabei meine ich nicht nur die Kindheitserinnerungen und Jugendfotos der Amorphis-Herrschaften oder Berichte diverser Tourexzesse … wenn du anfängst zu lesen, kannst du das Buch kaum wieder weglegen.

Eventuell liegt es auch daran, dass Biograf Markus Laakso nicht nur versierter Autor, sondern selbst Metalmusiker (u.a. Kuolemanlaakso, Chaosweaver) und Fan dieser Band ist. Er hat gründlich gearbeitet und keine Mühe gescheut, aktuelle und ehemalige Bandmitglieder, deren Familie, Freunde sowie SzenekollegInnen selbst zu Wort kommen zu lassen. Dabei ging er so sorgfältig und einfühlsam vor, dass man beim Lesen fast das Gefühl hat, mit dabei zu sein, sei es im (sanitär unzureichenden) Proberaum, im Studio, beim Videodreh oder im (viel zu engen) Tourbus.

Anekdotenreich wird beschrieben, wie Amorphis geboren wurde, wie sich die Band weiterentwickelte und sich immer mehr vom finnischen Nationalepos Kalevala inspirieren liess. Wie die naiven Jungmusiker ihre ersten grossen Plattenverträge unterzeichneten, und ihre Naivität später bereuten, wenn es sogar zu Gerichtsverfahren kommen musste. Wie lang und beschwerlich der Weg einer Band zum Erfolg ist, wie viele glückliche Umstände und mittlere bis totale Katastrophen dabei unvermeidlich sind, lässt sich durch Laaksos Werk wunderbar nachvollziehen. Darüberhinaus wurde auch tief im Fotoarchiv gegraben, über 170 Schnappschüsse illustrieren diese 432 Seiten hervorragender Recherche.

Nicht zuletzt beschreibt dieses Buch eine Geschichte der Freundschaft und der Liebe zur Musik – was trotz aller Hindernisse und Konflikte nach wie vor das Wichtigste sein sollte.

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  • 10/10
    Bewerbung / rating - 10/10
10/10

Klaudia Weber

Rücksichts- und gnadenlose Diktatorin, kniet vor mir! Anders gesagt: Chefredakteurin, Übersetzerin, Webseiten- und Anzeigenverwaltung, also "Mädchen für alles" - - - Schwerstens abhängig von Büchern (so ziemlich alles zwischen Herr der Ringe und Quantenphysik) und Musik, besonders von Metal finnischer Prägung. Weiters Malen, Zeichnen, Film, Theater... also könnt ihr mit einer vielseitigen Website rechnen. Mag.phil., zwei in 5 Jahren parallel abgeschlossene Vollstudien (English & American studies, Medienkommunikation) und stolz darauf, denn als Mädel aus einer Arbeiterfamilie in einem erzkonservativ-katholischen Land ging das nur dank Stipendium und etwas später im Leben als andere....

1 Gedanke zu „Amorphis – Heavy Metal from The Thousand Lakes

  • Jochen Voigt

    So nach erstmaligen Querlesen fällt mir auch die schöne und stilvolle Aufmachung auf. Das Cover ist schon stimmig und die ungefahr 400 Seiten sind schön mit SW-Bildern und teilweise mit Farbbildern versehen. Am besten gefallen mir unter anderen Eintrittkartenkollagen und diverse Bühnenshots. Inhaltlich kann ich noch nicht so viel sagen, finde es aber erfrischend das z.B. das Album „Far from the sun“ selbstkritisch gesehen wird, man also auf allgemeine Lobhudelei verzichtet hat. Wirklich ehrlich scheint die Biographie dann, wenn die Angstzustände des Sängers thematisiert werden. Als der erste Eindruck ist so wie die Band…außergewöhnlich mit viel Liebe zum Detail.

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