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Moonspell, Tavastia, Helsinki 6.11.2015

Schön, nach ewigen Zeiten mal wieder im Tavastia zu sein. Der Club ist älter als ich und war jahrelang der Laden, in dem ich die meisten Bands gesehen habe, aber in jüngerer Zeit sind Metalgigs hier eine Seltenheit geworden. Wobei ich nicht nur um der alten Erinnerungen willen froh darüber war, dass Moonspell diesmal hier auftraten – auch Sound im Tavastia besser ist als im Virgin Oil, wo sie das letzte Mal spielten.DSC_3252
Dagoba
Das Line-Up umfasste drei Bands, aber als die erste davon spielte, war ich noch bei der Arbeit, so dass ich nur Dagoba aus Frankreich mitbekam. Die sind zwar weniger bekannt als ihre Landsleute von Gojira, aber musikalisch nicht allzu weit von diesen entfernt: grooviger Death Metal, vielleicht ein bisschen mehr in Richtung Industrial. Nicht wirklich mein Fall, aber ich war ohnehin mehr damit beschäftigt, ringsum mit diversen Leuten anzustoßen. Moonspell ist zweifellos eine der beliebteren Bands in meinem Freundeskreis.
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Meine persönliche Beziehung zu den Portugiesen war immer ein bisschen on-off, aber die diesjährige Extinct ist für mich eines der Top-Alben des Jahres, um nicht zu sagen das Beste, was sie überhaupt in ihrer langen Karriere auf Platte gepresst haben. Als sie direkt mit dem Videotrack „Breathe“ und dem Titelsong der neuen Scheibe loslegten, war für mich klar, dass an diesem Abend nicht viel schief gehen konnte. Und wir wurden bestens bedient, um es mal milde auszudrücken. Der letzte Gig in Helsinki im Jahr 2013 war auch keinesfalls ungeil gewesen, aber diesmal setzten die Jungs noch kräftig eins drauf. Die Show bedeutete gewissermaßen – so Fernando in der Ansage zu „Opium“/„Awake“ -ein Jubiläum für die Band: vor 20 Jahren hatten Moonspell auf derselben Bühne gestanden, damals auf Tour mit Type O Negative.
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Aber Nostalgie beiseite, nach dem Songpaar von Irreligious ging es direkt zurück an den neuen Sachen. Der vorige Auftritt in Helsinki war Moonspells erster seit vielen Jahren und eine angemessen umfassende Retrospektive gewesen, aber bei dieser Tour stand das aktuelle Album im Mittelpunkt. Zu Recht, wie das folgende Trio aus „Domina“, „The Last of Us“ und „Medusalem“ bestätigte. „Zu Unrecht“ dagegen – so Fernando – hatte Sin/Pecado lange in der Setliste gefehlt, was die Band diesmal mit „Magdalena“ wieder gut machte (war diese Nummer eigentlich damals das Vorbild für Amorphis‘ „The Way“? Hätte ich eigentlich mal fragen können, die waren nämlich auch im Publikum vertreten). Egal, schönes Lied, aber im Grunde kein Vergleich zum nächsten: „Scorpion Flower“, bei dem Anneke van Giersbergens Part von Maxi Nil übernomme wurde, deren Band Jaded Stern die Vorgruppe war, die ich vorhin verpasst hatte.
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Hätten mir wahrscheinlich besser gefallen als Dagoba, denn eine Sängerin, die dem charismatischen Fernando Ribeiro fast die Schau stiehlt, sollte man/frau im Auge behalten. Weitere Höhepunkte des 100-Minuten-Konzerts waren „Vampiria“, das Fernando blutrot angestrahlt im Draculaumhang und darbot, die Klassiker „Alma Mater“ und „Full Moon Madness“ am Ende von Haupset bzw. Zugabe. – und ganz besonders das ergreifende „The Future Is Dark“. Wobei dieser Titel zumindest für Moonspell vorerst noch nicht prophetisch sein dürfte…

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Fotos: Tina Solda – mehr Bilder gibt’s hier!

Tina Solda

tina@stalker-magazine.rocks - Konzert- und Festivalberichte, Fotos, Interviews - - - Bevorzugte Musikrichtungen: melancholischer Death-, unkonventioneller Black-, melodischer Doom-, dramatischer Folk- und intelligenter Paganmetal (Schwerpunktregionen: Island, Finnland & Norwegen) - - - Sonstige Interessen: Gitarre, Bücher, Bier, Kino, Katzen.

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