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NOTHING MORE: “Jedes Kind träumt davon, seinen Vater stolz zu machen”

Bassist Daniel und Gitarrist Mark von NOTHING MORE haben sich mit mir in ihrem Tourbus zusammengesetzt, um über ihre Band und ihre aktuelle Tour mit HALESTORM zu quatschen, da der Soundcheck in der Konzerthalle ein Gespräch einfach unmöglich gemacht hätte.
Da ich die Band bisher noch nicht wirklich kannte, habe ich nicht nur meine Liebe für ihre Musik an diesem Tag entdeckt, sondern habe auch gelernt, wie humorvoll und nett die Personen hinter der Musik sind.

So, da man euch in Deutschland noch nicht so gut kennt, erzählt doch bitte ein bisschen von euch und NOTHING MORE…
Daniel: Hallo, ich bin Daniel Oliver, ich bin der Bassist der Band und ich singe auch die zweite Stimme, und mache all die Sachen aus Metal, die die Leute in unseren Shows sehen.
Mark: Und ich bin Mark, ich spiele Gitarre. Ich singe auch die zweite Stimme, aber ich mache nichts mit Metall, aber ich spiele Gitarre ich spiele gemeine Gitarre. (lacht)
Daniel: …er spielt das Metall! Ich mache das Metall und er spielt es…
Mark: Ja, wir sind die letzten zehn Jahre getourt – mehr in der USA, aber dies ist unser zweites Mal hier in Europa, wir haben “Rock am Ring” und “Rock im Park” im letzten Sommer gespielt, es war toll! Tolle Festivals, sehr gut geplant und mit gutem Personal – wir sind stolz, ein Teil davon gewesen zu sein. Aber wir sind, wie du ja richtig gesagt hast, hier recht neu, uns gibt es schon eine ganze Weile, Jonny (Gesang) hat Schlagzeug gespielt und jetzt singt er schon seit sieben Jahren…helf mir mal, Dan!
Daniel: Ja, wie Mark gesagt hat, sind wir neu in der Gegend, aber wir freuen uns darauf, Deutschland zu unserer Heimat zu machen, genau wie Europa und England…wir sind froh, hier zu sein!

Ihr seid jetzt ja auf Tour mit HALESTORM – was sind eure Erfahrungen bisher?
Daniel: Es ist total toll, sie sind eine tolle Band, tolle Leute und ihre Crew ist auch wirklich nett zu uns. Der Bus, in dem wir uns gerade unterhalten, den teilen wir uns eigentlich mit dem anderen Support-Act WILSON, und das bringt ein bisschen Sommercamp-Gefühl mit sich. Tolle Typen, jeder kommt einfach super mit dem anderen klar und das macht das ganze Tour-Erlebnis einfach noch besser. Ein gutes Tour-Paket, jeder wertschätzt den anderen und die Musik scheint auch gut zusammenzupassen. Wir haben einfach super viel Spaß!

Wie ihr ja schon erwähnt hattet – ihr habt auf “Rock am Ring” und “Rock im Park” gespielt. Ich kann mir vorstellen, dass das Publikum euch dort auch nicht wirklich kannte, daher: was für ein Gefühl war das?
Mark: Hmm, wir haben…Ich glaube, dass wir als erste Band an diesem Tag auf der Bühne standen, daher war das keine so tolle Uhrzeit und es waren nicht so viele Leute da, aber die die gekommen waren, haben wir für uns gewonnen und sie haben uns gut behandelt. Es war interessant, die unterschiedliche Kultur, ich kann mich noch daran erinnern, wie Leute auf uns zu kamen und meinten „tolle Show“ und ein Autogramm haben wollten – und dann sind sie einfach gegangen (schaut verwirrt). Sie wollten sich nicht wirklich mit uns unterhalten oder irgendeine Art von Konversation haben, oder einfach abhängen – es war als hätten sie diese Pflicht, hinzugehen und ein Autogramm zu holen, und dann sind sie weg. Das war… etwas eigenartig.

Das klingt, als wäre es total anders in der USA…
Mark: Ah ja, man verquatscht sich dann für ein bisschen länger und bei uns dreht sich alles um die Konversation, das zusammen abhängen und eine gute Zeit haben, die Leute kennenzulernen und das Aufbauen einer Beziehung. Das ist definitiv was diese Band ausmacht. Daher ist es einfach sicher, wir haben das bisher noch nicht erlebt gehabt. Daher war es interessant.

Gibt es denn noch mehr Unterschiede, die ihr bisher schon sehen konntet, wenn um die Art und Weise von Fanverhalten geht?
Daniel: Eine seltsame Sache, die ich letzten Sommer in Europa festgestellt habe ist, dass es so schien, als würden sehr viele Leute unsere Lyrics mitsingen, aber ich wusste, dass sie die nicht kennen. Oder…in ein paar Ländern haben sie kein Englisch gesprochen, von daher…es war irgendwie seltsam, aber auch genauso cool, weil es ihre Art ist mitzurocken, ich weiß nicht. Es war eher seltsam, ich weiß nicht ob das normal ist – oder ob ich Halluzinationen gehabt habe, da bin ich mir auch nicht sicher . (grinst) Vielleicht habe ich so getan, als würde ich unsere Lieder so singen, wie sie vielleicht auf Deutsch klingen würden…
Mark: Die Leute hier scheinen weniger zurückhaltend zu sein – es fühlt sich nicht, als würde sie jemand zurückhalten und sie daran zu hindern, Spaß zu haben. Sie lassen einfach los, und das ist gut, ich genieße das.

Ihr habt die Band ja schon eine Weile, aber wie fühlt es sich für eure Freunde und Familie an, dass ihr mehr und mehr im Ausland unterwegs seid?
Daniel:
Ich meine, wir haben das alles vor einiger Zeit begonnen und touren seit ungefähr zehn Jahren. Die Art und Weise, wie wir es gemacht haben, das ist schon sehr „do it yourself“ (mach´s selbst) – wir habe unsere Shows selbst gebucht, und wir haben uns für viele Jahre selbst-gemanaged und ich denke, dass jeder gesehen hat, wie hart wir gearbeitet haben als wir Kinder waren – und sie haben uns wirklich dazu ermuntert, weißt du. Und jetzt haben wir vor ungefähr einem Jahr einen Vertrag bekommen, und wir sind auf Tour…ich denke am heutigen Tag, letztes Jahr, haben wir diesen Tour-Kreislauf begonnen und wir haben seitdem ungefähr 200 Shows in ich weiß nicht wie vielen Ländern gespielt. In zwanzig Ländern oder so etwas in der Größenordnung, und es war einfach verrückt, unterwegs zu sein. 200 Shows – wir spielen ja nicht jeden Tag ein Konzert – das heißt 200 Shows bedeutet für uns, dass wir für rund 280 Tage unterwegs waren. Aber ja, es ist stressig für Beziehungen und Familie, aber jeder weiß, dass das unser Leben ist und es das ist, was wir immer machen wollen, daher ist es einfach toll, die Möglichkeit zu haben so herumzukommen auf der Welt – neue Freunde finden, eine Fanbasis aufbauen und einfach Spaß haben.


Also hattet ihr immer die volle Unterstützung von den Leuten um euch herum?
Daniel: Ja…ziemlich.
Mark: Ja…Natürlich hat man da auch einen realistischeren Ansatz von der Seite seiner Eltern, wenn man dann mal mit dem Musikmachen beginnt und man noch nichts kann und einfach Kacke klingt (lacht) und sie wollen dann einfach sichergehen, dass man sich gut schlägt. Aber als dann die Tage und Jahre vergingen, haben sie dann irgendwie die Ergebnisse ihrer Erziehung gesehen und haben auch angefangen, daran zu glauben. Und jetzt sind wir sehr stolz auf das, was wir erreicht haben und uns aufgebaut haben und noch stolzer sind wir darauf, dass sie stolz sind. Wenn sie uns das sagen…es ist der Traum jedes Kindes, seinen eigenen Vater stolz zu machen. – daher ist das wirklich cool. Wir haben wirklich Glück, all dies tun zu können und da zu sein, wo wir es jetzt sind – in Deutschland!

Bevor ihr nach Deutschland gekommen seid, wart ihr ja in Frankreich und da wart ihr ja auch in einer TV-Show…war es das erste Mal, dass ihr in Europe im TV wart?
Daniel: Ja, wir waren auch in der USA nur sehr selten im Fernsehen…es gibt nicht wirklich viel Fernsehen für Musik in den USA – wirklich.
Mark: Ja, wenn man Musikvideos und “Music Choice” (den Sender) nicht zählt, die spielen nur Videos…aber nicht MTV, weil die das ja nicht machen.

Was denkt ihr denn über Musikvideos als solches?
Daniel: Als ich ein Kind war, haben ich sie geliebt und als MTV ganz neu war und sie Musikvideos die ganze Zeit über gespielt haben, da dachte ich schon, dass es wirklich cool war. Weißt du, Leute wie Janet Jackson haben 5 Millionen Dollar Musikvideos gedreht und es war halt eine Art von Kunst und wirklich beeindruckend. Auch gab es damals das Internet noch nicht, daher konnte man ein Bild einer Band nur auf der CD sehen oder man hat sich ein Poster gekauft oder man hat eben darauf gewartet, dass das Video im Fernsehen läuft. Es war cool, sich dann zu denken “wow, so sehen die also aus”. Aber jetzt schaue ich nie mehr Musikvideos – sie sind einfach nicht mehr das, was sie einmal waren.
Mark: Wir haben einfach alle die Nase voll davon uns anzuschauen, wie Bands zusammenkommen und in einem Lagerhaus Musik spielen – wir haben davon zu viele Videos gesehen. Total übersättigt. Aber da wir ja schon über Musikvideos sprechen, wir veröffentlichen auch bald wieder eins! Jonny hat die Arbeit am Video gerade abgeschlossen – und zwar an unserem aktuellen Video zu “Jenny” und wir sind wirklich sehr gespannt. Wir haben die erste Version gesehen und es ist toll. Wir standen hinter ihm und seiner Vision da ihm das Lied sehr am Herzen liegt. Daher ist es wirklich toll zu sehen, wie das Produkt aussieht und wir freuen uns darauf, dass alle anderen es auch bald sehen werden. Es ist ein bisschen anders, weil wir überhaupt nicht im Video zu sehen sind, daher ist es kein Performance-Video, sondern darin geht es eher um die Geschichte dahinter…ich denke, dass es gut ist! (lächelt)

Also habt ihr eure eigene Idee von Beginn an genutzt und auch alles von klein auf selbst geplant – wollt ihr das so beibehalten?
Daniel: Die letzten beiden Videos wurden von jemandem gemacht – aber bei diesem ist es anders, da er es wirklich machen wollte und es als Art Experiment gesehen hat…
Mark: Ein paar Leute haben uns ihre Ideen präsentiert, und die waren auch wirklich gut aber wie ich schon gesagt habe – Jonny war einfach total leidenschaftlich was den Song betrifft und hatte Träume und eine Vision, und daher haben wir ihn unterstützt, standen hinter ihm und es war eine tolle Erfahrung, ihm dabei zuzuschauen.

Wir haben es ja schon mal kurz angeschnitten, dass ihr in Frankreich wart – aber: ich habe ein Facebook-Video gesehen, in dem ihr ein Auto schiebt…Was ist denn die Geschichte dahinter? (jeder lacht)
Daniel: Wir konnten mit dem Bus nicht dran vorbeikommen. Wir haben zwei Autos angehoben, und bei dem ersten hatten wir versucht, den Bus vor dem TV Studio zu parken. Wir mussten ihn dort parken, es gab keinen anderen Platz. Wir mussten die Nacht dort verbringen und sind ja dort auch aufgetreten, daher dachten wir uns „oh, dann lasst uns mal das Auto anheben, es ist klein!“ (lacht) und jeder ist dann raus – ich habe Schmerzen im Rücken, daher ich nicht – aber es war schon lustig. Das gleiche gilt für das zweite Mal, wir sind nicht um die Ecke gekommen…
Mark: Ja, wir kamen nicht um die Ecke und haben einfach…na ja, nach dem ersten Mal hatten wir mehr Selbstvertrauen, dass wir auch dieses Auto schieben könnten…
Daniel: Und das haben wir auch!
Mark: Alle von WILSON und alle von NOTHING MORE sind herausgekommen und haben geholfen.
Daniel: Wir haben überlegt, das Auto wieder dorthin zu schieben, wo es vorher gestanden hatte, aber ich denke, dass jemand – ein Franzose – meinte, dass wir es lassen sollten “Nah, lasst es einfach dort”.
Mark: Es war aber interessant – die Leute, die daneben standen, sind einfach hergekommen und haben uns damit geholfen, das Auto zu bewegen, daher waren sie auch ein teil dieser illegalen Aktivität.
Daniel: Zumindest denke ich, dass es illegal ist…


Da wir ja schon ein bisschen in den spaßigen Teil des Interviews abgedriftet sind, machen wir auch so weiter: Es gibt ein Märchen, und ihr müsst alle Bandmitglieder in die passenden Rollen stecken. Welches Märchen würdet ihr wählen und wer würde welche Rolle bekommen, und wieso?
(geschockte Gesichter und Sprachlosigkeit)
Daniel: Das ist interessant…Ich kann mich gerade an keine Märchen erinnern…
Mark: Oh nein…ich versuche nachzudenken…Mir kam gerade “Die Unendliche Geschichte“ in den Sinn (lacht) und Daniel ist das Pferd. (Daniel lacht) Dann gibt es noch Artax, Atreyu, den Felsenmann, wenn haben wir denn noch…Paul ist der Felsenmann…Ich weiß nicht (jeder lacht). Kannst du dich noch an andere Geschichten erinnern, Dan?
Daniel: Mann. Ich…Ich kann mich an gar keine Märchen im Moment erinnern…Das ist aber eine wirklich tolle Frage! […] Unsere Band ist halt noch kein Stoff für Märchen…

Es ist mal wieder die Zeit abgelaufen – ein paar Worte noch für unsere Leser?
Daniel: Danke, für euer Interesse, wir finden es spannend, in eurem Land zu sein und planen schon recht bald wieder zurückzukommen – daher haltet eure Augen auf!

www.nothingmore.net     Fotos. C. Ullmann

Carina Ullmann

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