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The Dark Circus

8. Dezember 2014, Kir, Hamburg, Deutschland (Fotos von Andreas Torneberg auf Flickr)

Unter dem Titel THE DARK CIRCUS wurde ein bunter Haufen stilistisch ziemlich unterschiedlicher Bands aus verschiedenen Ländern durch Deutschland auf Tour geschickt. In Hamburg fand die Veranstaltung mit Marathoncharakter im einst legendären, nunmehr etwas an den Rand des Live Musikgeschehens gerückten Club KIR statt. Headliner war die Schweizer Band Stoneman, deren fetter Nightliner unübersehbar vor dem Club parkte.

Den Auftakt der vierstündigen Veranstaltung mit sechs Bands machten pünktlich um 20 Uhr die aus Israel stammenden Demoncast mit kräftigem Rock. Ohne Bass, aber dafür mit zwei Sängern, die männlich/weiblich melodiösen Duo-Gesang reichten.

Auch die darauf folgenden Kissin Black aus der Schweiz haben sich einem eher gewohnten Stil verschrieben, geradlinig, unkompliziert, ruhig, mit Versuchen des dunkel singenden Frontmanns die sich dezent und weit von der Bühne zurückhaltenden Gäste näher ans musikalische Geschehen zu locken.

Das sollte allerdings erst den schweizer Landsleuten von Stoneman gelingen. Für die Headliner wurde die Bühne mit zusätzlicher Beleuichtung ausgestattet, die die Musiker von unten effektvoll ausleuchtete.

Gefällige Melodien eines düster präsentierten Pop mit eingängigen Refrains mischten sich mit den Breitseiten von Industrial Gitarrenriffs und der tief grummelnden Stimme von Mikki Chixx im Rammstein-Stil und in deutscher Sprache zu einem tanzbaren Gothic Rock.

Nach Stoneman wurde eigentlich Substaat erwartet, stattdessen tremolierten für alle überraschend die Hamburger Powerrocker Rapid Angel die Trommelfelle mit deutliche Zuneigung zum Heavy Metal. Da fragt man sich, warum, es waren doch eh schon genug Bands am Start. Nunja, die Jungs hatten ihren Spaß, das Publikum reagierte allerdings zurückhaltend.

Erst gegen 23 Uhr enterten die Norweger Substaat die Bühne. Aber ob wie 2012 auf der größeren Bühne der Markthalle oder hier im kleinen Kir, der Funke des vom Sänger bemüht emotional und engagiert dargebrachten Elektro-Pop, begleitet von seinem Instrumentalisten mit abgemischter Programmierung aus der Keyboard-Konserve, wollte auch hier nicht überspringen.

Als letzte und vor bereits ermüdetem Publikum schließlich traten die aus St. Petersburg, Russland, stammenden Otto Dix auf. In ihrer Heimat sind Michael Draw und Marie Slip die Stars der Gothic Szene und lassen sich von Violine, Schlagzeug und Gitarre begleiten, hier auf der eher sparsam gestrickten Tour wurde nur die Kleinausgabe im Duo geboten. Musikalisch völlig anders angelegt als die vorangegangenen Bands zeigte Sänger Michael Draw seine Professionalität, auch ein müdes und mittlerweile stark ausgedünntes Publikum mit seiner außergewöhnlichen Stimme und Bühnenpräsenz zu faszinieren.

Die Musik basiert auf einem immensen Melodienreichtum, der teils fast schon zu verspielt wirkte und ein wenig Kontraste vermissen ließ, doch mischten sich morbide Elemente und eine seltsame Düsternis unter die musikalische Schönheit.

Otto Dix blickt mittlerweile auf zehn Jahre seit Gründung zurück. 2014 erschien ein Buch über sie, das diese Zeit und ihre Entwicklung beleuchtet. Trotz ihrer Bemühungen, sich im “Westen” bemerkbar zu machen, so z.B. beim Wave Gotik Treffen und vereinzelten Touren, ist ihr Bekanntheitsgrad in Deutschland nach wie vor recht gering, was der Schwierigkeit geschuldet ist, Grenzen zu überwinden, sowohl die geographischen, als auch die mentalen des deutschen Interesses und Geschmacks gegenüber slawischen Schwingungen.

Andreas Torneberg

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