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Summer Breeze 2014

14.-17.8.2017 Dinkelsbühl, GER

Von vornherein klar war in diesem Jahr, dass das Billing des Summer Breeze 2014 schon viel zu gut war, um sich das entgehen zu lassen. Noch klarer war aber gleichzeitig auch, dass, wie auf fast jedem Festival mit mehr als zwei Bühnen, man vielleicht 6 von 10 Bands auf der persönlichen Running Order auch wirklich sieht. Schade nur, dass das Wetter dieses Jahr nicht soo richtig mitspielen wollte, wenigstens waren die Temperaturen recht angenehm – weder zu kalt noch zu heiß. Außerdem sollte nicht unerwähnt bleiben, dass es in diesem Jahr einen Todesfall auf dem Summer Breeze gegeben hat, in der Nacht vom Freitag zum Samstag starb ein 54 jähriger Besucher eines natürlichen Todes. Selbstverständlich gilt den Angehörigen herzlichste Anteilnahme.

(Interaktive Fotogalerie am Textende)

Mittwoch
Die erste verpasste Band am Mittwoch nennt sich Carnal Ghoul und zockt dem Elchtod huldigenden Deathmetal. Die Setlist scheint die Gleiche zu sein wie auf dem PartySan eine Woche zuvor, wo Husky und Mitstreiter schon auf der Zeltbühne so einiges an Publikum ziehen konnten. Den Schluss bekomm ich grade noch mit…muss gut gewesen sein.


Blues Pills kann man 2014 ja nun nicht mehr undbedingt als Newcomer bezeichnen, mittlerweile hat sich die multinationale Bluesrocktruppe um Frontfrau Elin Larsson in Europa allgemein und in Deutschland im Speziellen durch fleißiges Touren einerseits und aggressive Werbung von Nuclear Blast andererseits. Wahnsinn wie die hier die Retrowelle abfeiern, in jedem Fall ein Highlight auf dem noch jungen Festival. Das merkt man natürlich vor der Bühne, an der offenen Zeltseite ist das Gedränge jedenfalls groß. Mit „Devil Man“ haben sich Blues Pills auch schon ihren eigenen kleinen Klassiker geschaffen, aber auch die noch eher unbekannteren Titel vom Debüt Album „High Class Woman“, „Astralplane“ werden gleichermassen abgefeiert. Zu Recht, absolut zu Recht.


Auch über Grand Magus müssen eigentlich nicht mehr viele Worte ob deren Live Qualität verloren werden. Vor der T-Stage wartet das Publikum bereits eine ganze Weile bevor die drei Schweden die Bühne mit dem „Conan“ Intro, gefolgt von „I, the Jury“ entern und sämtliche Fäuste wie auf Kommando nach oben gerissen werden. Die Songs von Grand Magus mögen im Gesamten einfach gestrickt sein, allerdings steht deren Wirkung aufwändiger aufgebauschter Breitwandepen wie die von Blind Guardian zu keiner Sekunde und in nichts nach und das ist etwas was m.E. nach eine Kunst die kaum jemand beherrscht, die Musik so auf das Wesentlichste zu reduzieren. Ein Killerriff jagt das nächste und ein Killersong folgt auf den nächsten. In diesem Fall „Sword of the Ocean“, „On Hooves of Gold“, „Let Ravens guide our Way“. Dann folgt ein Doppelschlag vom Iron Will Album, Is das geil, ich dreh durch! „Like the oar strikes the Water“ und „Iron Will“. Natürlich ist bei einer drei Mann Combo und der doch recht großen Zeltbühne nicht allzuviel Action auf der Bühne, macht im Fall Grand Magus aber auch überhaupt nichts. Im Gegenteil, vermutlich würde es komisch aussehen wenn J.B. bei solchen getragenen Songs über die Bühne rennen würde. Nach jedem Song wird nun „Hammer of the North“ gefordert, vorher folgen aber noch „Steel versus Steel“, ein grandioses „Valhalla Rising“ und „Triumph and Power“, bevor das Publikum den Chor zu „Hammer of the North“ bildet, der auch noch anhält, nachdem die Band schon einige Minuten sichtlich gerührt von der Bühne sind.


Ereb Altor hatten auf der Camel Stage als Bathory Erben der epischen Ära natürlich relativ leichtes Spiel nach Grand Magus. Da bleibt doch so einiges Volk im Vorbeilaufen doch schon mal etwas länger hängen. Die eigentlich als Isole Nebenprojekt gegründeten Ereb Altor haben ihr Mutterschiff jedenfalls bereits ein gutes Stück hintersich gelassen. Mit den majestätischen, teilweise recht harschen Passagen langweilen die Schweden ihr Publikum keine Sekunde. „Nifelheim“ war Wahnsinn, ebenso das folgende Bathory Cover „Twighlight of the Gods“.Ebenfalls auf der Camel Stage folgt zu späterer Stunde noch Pentagram Chile, leider spielt das Wetter hier nicht mehr so ganz mit, und wer die ursprünglichen Thrasher um Anton Reisenegger nicht wirklich unbedingt sehen wollte, sah eben zu, dass er weiter kam. Man konnte hier aber durchaus eine unterhaltsame Show mit einer ordentlichen Songauswahl verpassen. Pentagram Chile sind mittlerweile seit annähernd dreißig Jahren im Geschäft, aber durch zeitweilige Auflösungen und oft widrige Umstände nie wirklich über einen Undergroundstatus hinausgekommen. Vermutlich kennen viele den Namen, aber nicht viele die Musik. Schade eigentlich, ich meine heraushören zu können, dass Pentagram Chile doch so einige Nachfolgebands beeinflusst haben.
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Donnerstag

Der Donnerstag startet doch ziemlich gemütlich und da für am Nachmittag nicht so richtig etwas auf der Running Order steht, kann ich die lange Nacht entsprechend ausschlafen. Erst Arch Enemy können mich heute so richtig locken. Da ich mit dem Gossowschen Organ nie warm geworden bin, habe ich den Werdegang von Arch Enemy in den letzten Jahren auch nicht so wirklich verfolgt. Mit der neuen Sängerin Alyssa White-Gluz ist man aber durchaus bereit, der Sache nochmal eine Chance einzuräumen. Das Flugfeld vor der Hauptbühne war natürlich entsprechend gut gefüllt, als die Schweden plus eine Kanadierin die Bühne entern und mit dem Intro „Khaos legions“ und dem folgenden „Yesterday is dead and gone“ loslegen. Das gewählte „Hottest Chick in Metal“ mit der äußerst charakteristischen blauen Frisur hat das Publikum auch vom ersten Moment an im Griff. Wundert auch nicht, da sich die Stimme nicht so sehr von der Vorgängerin unterscheidet. Für meine Ohren und für den ersten Moment gefällt mir das ebenfalls wesentlich besser als in der Vergangenheit, da muss man in Zukunft vielleicht doch mal öfter ein Ohr riskieren. Alyssa White Gluz jedenfalls steht in Agilität ihrer Vorgängerin in nichts nach, rennt wie ein Derwisch über die Bühne und animiert die Menge zu festivalüblichen Körperertüchtigungen. Über die Gitarrenfraktion braucht man weiter nicht allzuviele Worte machen, Michael Amott ist heute wie früher eine Bank auf seinem Instrument. Selbstverständlich wird wie für ein Festival üblich der Best of Modus gefahren, und so gibt es nur drei Titel vom aktuellen Album „War eternal“. Eben der Titelsong, „You will know my name“ und „As the Pages burn“. Zum Schluss gibts dann auch noch für die Fans der ersten Stunde „Fields of Desolation“ auf die Felle.


The Ocean auf der T-Stage sind etwas spät dran, scheinbar hat der Bus Probleme gemacht. Die maritime Schlagseite wird mit einer Videoprojektion zur Geltung gebracht und diverse Schwarzlichtlampen verbreiten Atmosphäre. Den Sänger hält es nicht lange auf der Bühne, scheinbar hat er mehr Lust im Fotograben direkten Kontakt mit dem Publikum beim Shouten zu haben. Gut, aber irgendwie mag ich die instrumental lieber.

Danach geht´s an der Camel Stage vorbei, auf der Supercharger gerade ihr Stelldichein geben und ich muss sagen dass die Motörhead, AC/DC lastigen Songs der Dänen durchaus Charme haben. Diverse Metaller tanzen auch. Muss ich mir bei Gelegenheit nochmal anschauen, jetzt aber erstmal weiter zu Down an die Hauptbühne. Auch wenn Down mittlerweile sich mittlerweile zu einer Kultband gemausert haben, den Titel Legende haben die sich noch lange nicht verdient, wird mir deren Frontmann Phil Anselmo so langsam immer unangenehmer. Mit reichlich Schlagseite betreten er und Band die Bühne und legen mit „Eyes of the South“ vom Nola Album los, gefolgt von zwei Titeln von der aktuellen EP „Down IV – Part II“ „We knew him well“ und noch irgendeins. „Witchtripper“ wird kurz nach Beginn abgebrochen und Phil hält irgendeine ziemlich schwer verständliche Ansprache, bei der so einige um mich herum nicht recht wissen ob sie das jetzt lustig finden sollen oder nicht.

Als er dann aber noch anfängt, das Publikum mehrfach als Assholes zu bezeichnen, gehen die ersten Mittelfinger in Richtung Bühne und Unmut macht sich breit, bei dem ein oder anderen der die nicht ganz ernst gemeinten Provokationen aufgrund Sprachbarriere und extremen, trunkenen Südstaatenslang nicht versteht. Ich tu mich da allerdings auch schwer. Naja, musikalisch gibts bei Sahneteilchen wie „Lifer“, „Lysergik Funeral Procession“ und „Pillars of Eternity“absolut nix zu meckern. Nach einem mächtigen „Hail the leaf“ meint Phil noch zum Publikum, es solle sich sich doch nicht so ernst nehmen und Don´t fuck with me und blablabla. „Stone the Crows“ und ein ständig vom Publikum gefordertes „Bury me in Smoke“, bei dem dann noch Machine Heads Phil Demmel und Rob Flynn die Sechssaiter übernehmen, stimmen dann doch etwas versöhnlich, und mit dem Refrain von Stairway to Heaven ist dann auch Schluss. Etwas zwiespältig!


Ursprünglich als Bathory Cover Band für einige wenige Auftritte in 2010 gegründet, sind Twighlight of the Gods zu einer astreinen Band gereift, die in ihren Händen die Fackel des ursprünglichen Heavy Metal (wie ihn frühe Manowar verkörpert hatten) tragen. Alan Averill, ohnehin ein Garant für intensive Bühnenperformances, hat sich für den heutigen Auftritt eine dicke Scheibe bei Freddie Mercury abgeschnitten, so im Bezug auf das Hantieren mit dem Mikrofonständer. Mag auch sein, dass das nur deswegen auffällt, weil man Mr. Averill eigentlich in anderem Aufzug kennt. Keinen Unterschied erkennt man bei der Leidenschaft, mit der uns Twighlight of the Gods ihre Musik kredenzen im Vergleich zu Primordial, der Hauptband Alans. Einen ordentlichen Wermutstropfen gibt es dann aber doch. Da TotG ja wie eingangs erwähnt als Bathory Coverband gegründet wurden, hätten sich so einige mit Sicherheit den einen oder anderen Klassiker der vor zehn Jahren verstorbenen schwedischen Legende gewünscht.


The Haunted habe ich schon seit einer gefühlten Ewigkeit nicht mehr gesehen, ich meine, es wäre 2000 oder 2001 in Wacken gewesen, als die Schweden gerade mit „The Haunted made me do it“ ein Mörderbrett veröffentlicht hatten. Passenderweise hat Marco Aro seit kurzem wieder den Sängerposten inne, nachdem der ursprungliche Shouter Peter Dolving die Band nach einigen Streitereien verlassen hat. Ebenso passenderweise werden auch verhältnismässig viele Titel von eben jenem Killeralbum dargeboten. Leider ist der Sound nicht perfekt, insbesondere weiter hinten hört sich das Ganze etwas matschig an. Mit „The Flood/the Premonition“ geht der Tanz los und Titel wie „99“, „Trespass“, „Eye of the Storm,“ „Hollow Ground“, „Bury your Dead“ und dem „hate Song“ zeigen dem Publikum dass es The Haunted auch nach dem Weggang langjähriger Bandmitglieder schaffen, den Fans zu geben was den Fans gebührt. Testament wollte ich mir nach dem Desaster auf dem Rock Hard Festival in diesem Jahr und dem ebenso ziemlich bescheidenen Auftritt auf dem letztjährigen Metalfest eigentlich nicht mehr so schnell antun. Ich hab mich dann aber doch zwei Freunden angeschlossen und bin mit zur Pain Stage gedackelt und – hey was soll ich sagen. Es hat sich rentiert. Testament haben gerockt wie Sau. Sound hat gestimmt. Die Einsätze passten, soweit ich das noch beurteilen konnte und Chuck Billy war stimmlich richtig gut drauf. An der Setlist gab es ebenfalls nicht auszusetzen, allein „Sins of Omission“ und „Trial by Fire“ würde ich mal gerne wieder hören. Aber mit den üblichen Verdächtigen macht man ja ebenfalls nichts verkehrt. Klasse!

Freitag
In der Frühe von einer Band wie Stahlmann geweckt zu werden ist nicht schön, aus dem Grund den verlorenen Ohrstöpsel noch mal eingesteckt und umgedreht. Eine knappe Sunde später ist es dann Doro, die mich schon wieder recht unsanft weckt, außer dem reißt der Wind ganz ordentlich an meinem Zelt. Moment mal, irgendwas stimmt hier nicht. Doro würde auf dem Summer Breeze niemals um kurz vor eins am Nachmittag auf die Bühne müssen. Das sind Crucified Barbara, die da spielen. Schon komisch, was man für Assoziationen herstellt, wenn man unvoreingenommen an etwas herangeht. Aber gut, rockt auf jeden Fall und für ein Katerfrühstück die richtige musikalische Untermalung. Wesentlich später und wesentlich sauberer bin ich froh, nicht zu J.B.O. an die Hauptbühne gegangen zu sein, schon allein die Warnung vom Band im Stil eines Katastrophenalarms, alles würde Rosa, ist allein schon abschreckend genug. Von deren Musik abgesehen, ich kann gar nicht glauben, dass ich die mal gut fand. Viel später machen die Franken die angekündigte Drohung war und sorgten mit rosa Farbbeuteln für eine Riesensauerei. Irgendwie ist mir dabei der Titel des Films „Paranormal Activity – die Gezeichneten“ in den Sinn gekommen.


Dann doch lieber zu Anneke van Giersbergen zur T-Stage, wo noch weniger los war als ich ohnehin schon erwartet hatte. Die sympathische Ex-The Gathering Sängerin schaffte es jedoch ohne weitere,s mit ihrer erstklassigen Stimme und einem Querschnitt ihres Schaffens das sich nur langsam vermehrende Publikum zu begeistern. Natürlich dürfen „Saturnine“ und „Strange Machines“ nicht fehlen.


Mit „Buried Dreams“ starten Carcass ins Set, wie erwartet wird es vor der Hauptbühne schon mal recht kuschelig. Im Verhältnis zu anderen Headlinern hält man sich mit Deko weitgehend zurück und überlässt der Musik die Botschaft. Carcass haben jedenfalls nicht ein Gramm ihrer Genialität eingebüßt und zeigen der Menge mit Klassikern wie „Incarnated Solvent Abuse“, „This Mortal Coil“, einem Medley aus „Genital Grinder, Pyosified und dem rabenschwarzen Exhume to consume“, Titeln des neuen Albums „Cadaver Pouch Conveyor System“ sowie „Unfit for Human Consumption“ und „Captive Bolt Pistol“, wo die Knochensäge anzusetzen ist. Mit „Heartwork“ ist dann leider auch schon Schluss.

Motorjesus! Stimmt ja, die sind ja auch da. Hab ich so gar nicht mehr dran gedacht. Auf dem Weg zum AHAB Auftritt in der T-Stage war an der Camel Stage jedenfalls kaum ein Vorbeikommen. Absolut zu Recht wie ich finde. Leider bin ich fast etwas spät dran und bekomme nur die letzten dreieinhalb Titel mit, die entsprechend abgefeiert werden. Zwischendurch wird auch mal billiges Dosenbier aus dem Discounter verteilt, schön warm, wie Sänger Chris betont. Mit dem treibenden Gute Laune Rotzrock haben die Mönchengladbacher ihr Publikum gut im Griff, im vorderen Drittel ist jedenfalls so einiges an Bewegung auszumachen.


Mit dem ungeplanten aber nicht weniger geilen Intermezzo versau ich mir aber trotzdem etwas die Stimmung für den bleischweren Doom der Heidelberger AHAB. Soll nicht heißen, dass man für deren Nautik Doom jetzt zwangsweise Scheisse drauf sein muss, ich bitte das nicht falsch zu verstehen. Funeral Doom war einmal, bereits mit dem zweiten Album haben Daniel Droste, Stephan Wandernoth & Co. dieses von mir als relativ eng angesehenes Korsett weitgehend abgestreift. Mit „The Divinity of Oceans“ vom gleichnamigen Album steigen AHAB in den maritimen Reigen ein. Man bekommt relativ schnell den Eindruck, dass sich jeder der vier für sich in eine eigene Welt spielt, nur durch die gemeinsame Musik verbunden. „Deliverance“ vom aktuellen Album „The Giant“ und mit „Nickersons Theme“ vom „Divinity“ Album hat man heute auch eine kleine Premiere parat. Mit „Wölfe“ huldigt man noch den vor kurzem aufgelösten Omega Massif.

Ich verabschiede mich hier da ich noch ein bisschen was von Hypocrisy mitbekommen möchte, die ich schon länger nicht mehr gesehen habe. Gerade zu „The final Chapter“ schaffe ich es noch an die Pain Stage, wo nur recht schwer ein Durchkommen ins vordere Drittel möglich ist. Mit „Roswell 47“ leitet der Herr der Augenringe bereits die Schlussrunde ein die mit der „Eraser“-birne dann beendet wird.


Bereits auf dem Weg zu Hypocrisy fällt auf dass sich an der Main Stage einiges Volk zur bevorstehenden Machine Head Show die vorderen Plätze sichert. Mit der Verpflichtung des Oakland Quartetts haben sich die Macher des Summer Breeze schon in Sachen Headliner ein gutes Stück weit nach oben geschraubt. Noch bei den letzte Vorbereitungen, die noch mehr oder weniger im Dunkeln vonstatten gehen, werden kräftige „Machine fucking Head“ Sprechchöre gegen die Bühne geschmettert und Machine Head starten pünktlich mit „Imperium“, bei dem sich auch schon die ersten Pits öffnen. Robb Flynn, Phil Demmel und der neue Mann am Viersaiter Jared McEachern geben richtig Gas, es bedarf während des gesamten Auftritts kaum einer Aufforderung nach Action seitens Robb Flynn. So etwas ist dann eben der beste Indikator für die Qualität einer Show, ich denke da an diverse andere Bands die ständig das Publikum zu Circle Pits u.ä. auffordern und scheinbar beleidigt sind, wenn dieses dem nicht sofort Folge leistet. Ist hier nicht notwendig.
Die Setlist lässt fast nichts zu wünschen übrig, allein vom „Locust“ Album hätte es noch einen titel mehr sein können. Ansonsten ist mit „Locust“, „The Blood, the sweat, the tears“, „Ten Ton hammer“ „Darkness within“ alles dabei, was ein ordentlicher Circle Pit so braucht. Mit „Old“ feiert man das zwanzigjährige Jubiläum des „Burn my Eyes“ Album und mit „Darkest Days/Bleeding“ huldigt man den ebenfalls anwesenden Ignite, deren Sänger hier selbstverständlich den Gesang mit übernimmt.
Zum abschließendem „Halo“ gibts dann noch kräftg Konfettiregen, und das wars dann auch schon. Keine Zugabe, schade! Aber sehr geil!

Samstag

Obituary waren in diesem Sommer wirklich auf so ziemlich jedem nennenswerten Festival zugange, da darf um das Summer Breeze natürlich keinen Bogen gemacht werden. Ohne großes Brimborium, einzig ein großes Backdrop ziert die harschen Töne. Gnadenlos überfahren uns die Floridianer ähnlich dem Bolt Thrower Live Gefühl mit „Intoxicated“, „Immortal Visions“, „Infected“ und „Chopped in half“ Großartig! Danach zieht es mich zur Camel Stage, wo Cripper gerade begonnen haben.

Hätte jetzt aber auch nicht erwartet, dass die Hannoveraner Obituary so viel Konkurrenz machen. Ganz schön was los vor der Camel Stage. Musikalisch gibt´s jedenfalls ordentlich aufs Maul, was natürlich zu Mosh und Circlepits verleitet. Zu „Fire walk with me“ traut sich Frontschreihals Britta Görtz dann tatsächlich bäuchlings ans Crowdsurfen und bedankt sich hinterher noch artig, nicht fallengelassen worden zu sein.


Da Tarja Turunen auf der Main Stage gerade die Leute belästigt, zieht es recht viele Leute an die Camel Stage, um sich The Very End anzuschauen. Einwandfreier Thrashmetal, da gibts überhaupt nix auszusetzen. Sollte man sich im Hinterstübchen behalten.


Wenn Martin van Drunen zur Geschichtsstunde ruft, dann kommen die Metaller selbstverständlich und mit einem „Summer Breeze, are you ready for war?“ legen Hail of Bullets ihre Art der Geschichtinterpretation dar, und wenn der geneigte Metaller bisher noch Wissenlücken in Sachen Amerikanisch-Japanischen Pazifikkrieg oder Stalingrad hatte, dann weiß er jetzt evtl. mehr. Sofern er denn bei dem Organ etwas heraushören kann. In den ersten Reihen wird jedenfalls gebangt, als ob es gerade der erste Tag des Festivals wäre. Der einwandfreie Sound ist dann außerdem noch eine Erwähnung wert.


Ein etwas merkwürdiges Bild bekommt man auf dem Weg an der Camel Stage zu sehen, auf der diverse in Maler- oder Dekonataminationsanzüge und Gasmasken gekleidete Menschen ziemlich merkwürdige Töne von sich geben. Irgendwie kommt mir da ein Froschteich im Sommer in den Sinn, denn genau so hört sich der Sänger, sofern man das so nennen kann, an. Gutalax nennt sich die tschechische Grind Core Band, die mit ziemlich schrägem Humor und noch schrägeren Titeln wie z.B. „Robocock“, „Anus Ice Cream“ oder „Rectal Oracle“ ihre Anhänger und die die eben einfach neugierig stehengeblieben sind unterhalten. Unterhaltsamer Unsinn halt mit ziemlich herbem Geballer und einigen Pig Squeals. Kaufen würde ich mir das bestimmt nicht, aber live ist das durchaus witzig und sehenswert.


Heaven Shall Burn oder Legion of the Damned ? Die Wahl fällt auf letztere, und ich kann hinterher nur sagen: Gute Entscheidung! Mit dem Opener „Sons of the Jackal“ legen die Niederländer ein Energielevel vor, dass sie den kompletten Auftritt über beibehalten sollten und ihrem Publikum nicht einen Moment Verschnaufpause gönnen. LotD haben ihren Auftritt ziemlich durchchoreographiert und zusammen mit dem Licht wird eine Granatenshow geboten, die ihr Landsmann Martin van Drunen immer wieder etwas grinsend verfolgt. Auffallend ist in jedem Fall die Matte von Frontmann Maurice Swinkels, aus der man gut gleich mehrere Langhaarperücken machen könnte. Man mag LotD vielleicht vorwerfen, dass ihr Thrash etwas arm an Abwechslung ist, aber die Energie und die Tightness, mit der uns das Material um die Ohren geballert wird, lässt das absolut vergessen. Allein schon „Cult of the dead“ inkl. Intro ist zum Kopfabschrauben, was meine Begleiterin, die die Legion zum ersten Mal sieht, eindrucksvoll unter Beweis stellt.


Vor der Pain Stage bei Watain trifft man in erster Linie auf Menschen, die von der Neugier hergetrieben wurden, um sich die verrückten Schweden mit der morbiden intensiven Bühnenshow anzuschauen. Watain Konzerte sind in gleichem Maße Ritual wie Show. Aufgehübscht mit einigen Tierschädeln, diverse Kerzenständer und Knochen von vermutlich nicht allzulange verendeten Schlachttieren und die Bühne in ein fast greifbar tiefes Rot getaucht, steigt Fronter Erik mit Fackel in der Hand auf selbige und Watain starten ihre Raserrei mit „De Profundis“ Erstaunlicherweise konnte ich relativ wenige Headbanger sehen, eigentlich alles vor der Pain Stage schaute einfach nur zu. Grade dass nach den Titeln noch applaudiert wurde, doch selbst wenn nicht, wäre dies Watain vermutlich auch ziemlich schnuppe. Die ziehen einfach ihre satanische Botschaft durch. Nach „Malfeitor“, oder wars „Outlaw“, verlassen alle Bandmitglieder beinahe schlagartig die Bühne, um kurz darauf wieder zurück zu kommen. Wohl auch Teil des Rituals – durchaus wirkungsvoll. Es folgten noch „Reaping Death“, „Stellarvore“ vom 2007er Werk Sworn to the Dark und „The Wild Hunt“ mit stimmungsvollem Klargesang. Absolutes Festivalhighlight! Was mich noch interessiert ist, ob Watain ihr komplettes Bühnenset inkl. vergammeltem Schweineblut haben auffahren dürfen. Als letzte Band auf der Pain Stage zwar möglich, aber irgendiwe glaub ich da nicht so richtig dran.

Photos: Björn Schmiterlöw

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Björn Schmiterlöw

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