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Vanishing Point: Glücklich, noch immer da zu sein

Es kommt selten vor, dass alle Alben einer Band – zumindest jene, die ich in die Finger kriegte – von mir die Maximalwertung 10/10 kriegen. Vanishing Point aus Melbourne, Australien, können für sich beanspruchen, so eine seltene Band zu sein. Auch ihr fünftes Album “Distant is the sun”, das unlängst erschien, ist definitiv eine Pflichtanschaffung für Fans von Melodic Metal mit einem Hauch Prog. Diese Fans mussten jedoch ganze sieben Jahre warten, um endlich wieder neues Material dieser Band zu hören – was war los? Band-Mastermind / Gitarrist Chris Porcianko befriedigt unsere Neugier …


Hallo Chris, wie geht´s? Ist ja eine Weile her seit dem letzten STALKER interview und es dauerte ne Weile bis zur Veröffentlichung der neuen Platte – kannst du uns aufklären, was passiert ist, warum dauerte es sieben Jahre?
Ja klar, in den letzten sieben Jahren tourten wir in Europa und in Australien, wir waren Aufwärmer für viele Bands und waren gut vertreten in der Szene, wir fühlten uns gut und produktiv.
Leider gab es Verzögerungen, ein weiteres Album zu veröffentlichen, denn unser früheres Label ging Pleite, die schuldeten uns ganz schön viel Geld, und um ehrlich zu sein, das hat die Band auch ganz schön aus dem Gleis geworfen.
Nach einer Weile merkten wir, als wir an Sachen schrieben, die das neuen Album werden sollten, dass es unterschiedliche Auffassungen gab hinsichtlich der musikalischen Richtung, die jeder von uns für VP im Sinn hatte. Und schliesslich verliessen drei Leute die Band, übrig blieben Silvio (Massaro, vocals), Christian (Nativo, drums) und ich, um weiter zu machen, was eine seltsame Situation war, aber wir fühlten irgendwie, dass wir weitermachen wollten.
Alle Songs, die wir geschrieben hatten, landeten im Müll und wir fingen wieder von vorn an, was an sich etwas furchteinflössend war und zugleich irgendwie befreiend, denn die Songs, die wir als Band gemeinsam geschrieben hatten, lösten irgendwie nichts bei uns aus, es war, als versuchten wir, eine andere Persönlichkeit für unsere Musik zu finden, wo wir schon längst eine hatten heheh.
Also jedenfalls, um eine lange Geschichte kurz zu halten, nach all den Höhen und Tiefen und all der Scheisse gibt es uns noch immer, verjüngt und glücklich, noch da zu sein 😀

Das neue Album hat ziemlich gute Reviews gekriegt, soweit ich wahrgenommen hatte, und ich hab auch mit Freude wahrgenommen, dass ihr es in die Top20 der finnischen Charts geschafft habt (Rumban Albumilista 13.–19.3.2014 – Platz 14, nach Michael Jackson und vor Daft Punk) – also wie waren die Reaktionen zum neuen Album, aus eurer Sicht, und hattet ihr sowas erwartet?
Das ist echt cool, ich meine toll, denn wir waren noch nirgendwo in den Charts, das ist das erste Mal, dass mir jemand davon erzählt, heheh, ich danke allen finnischen Fans da draussen, ich bin echt im positiven Sinn geplättet 😀
Um ehrlich zu sein, mit dem Album war ich nur froh, dass es endlich rauskam und ich glaube, es hat auch geholfen, dass AFM so lange an uns interessiert war, was wohl auch eine angenehme Lage ist.
Über die Jahre haben wir viele E-mails von Fans aus aller Welt erhalten, die wissen wollten, wann ein neues Album erscheint, und in gewissem Sinn war es für uns auch etwas, dass wir einfach los werden mussten, um ein Kapitel in diesem Lebensabschnitt zu beschliessen, und natürlich fühlten wir, dass wir es unserer kleinen Fangemeinde auf der ganzen Welt schuldig sind, die so geduldig waren und uns all die Jahre unterstützt hatten.
Was den kommerziellen Erfolg betrifft, weiss ich ehrlich nicht was das ist, denn wie du sehen kannst, haben wir kaum was an Charterfolgen oder echtem finanziellen Erfolg als Band aufzuweisen. Wir sind so wie wohl viele andere Bands auch, die solche Musik spielen, denn wir schreiben gerne Musik und spielen gerne live, also bin ich in vielfacher Hinsicht froh, dass dieses Album draussen ist, und was die Reaktionen betrifft, scheinen es viele Leute zu mögen, was cool ist 😀

 

Welchen Status habt ihr nun in der Szene in Australien? Ist Metal generell noch immer Underground und findet in eher kleinen Clubs, in spezifischen Kreisen ausserhalb der “Öffentlichkeit” statt, oder kann eine australische Band (ausser AC/DC) ein Stadion füllen?
Unser Status ist so wie bei vielen Bands hier, wir machen einfach, was wir so machen und wenn wir mehr Gelegenheit für grössere Auftritte und ne Auslandstour kriegen, dann ist das für uns ein grosses Plus.
Die australische Metalszene scheint derzeit ziemlich gut zu liegen, was die Death Metal Bands und die Metalcore Bands betrifft, denn da gehen die jungen Leute hin und die füllen regelmässig die massiven Venues, und es ist auch gut, dass zumindest eine Form von Heavy-Musik eine grössere Verbreitung hat, anstatt dieser Pop-Scheisse im Radio.
Was unsere Musik betrifft, wir scheinen da einige Leute zu haben, die uns noch immer anhören und auch viele neue Fans, was echt cool ist. Wie viele Bands hier sind wir einfach froh, dass es uns noch gibt und dass wir so viele Jahre durchgehalten haben heheh 😀

Die Band hat ja einige Lineup-Wechsel durchgemacht seit der Gründung 1997, und ich hab über die aktuellste in der Bandinfo erfahren – wie habt ihr die Neuen gefunden, und könntest du uns James Maier (guitars) und Simon Best (bass) ein bisschen vorstellen?
Klar, die neuen Jungs Simon und James kamen zur Band, nachdem das gesamte Album schon geschrieben war, also mussten sie nur bereitwillig ins kalte Wasser springen heheh, sie konnten auch tatsächlich schwimmen und sind noch immer unter uns heheh 😀
Simon kam damals Mitte 2011, kurz bevor wir das Album aufnahmen. Simons musikalischer Hintergrund in Melbourne – vor Jahren hat er in einer Melodic Thrash Band namens Envenomed gespielt, seine Einflüsse sind vermutlich Bands von Opeth bis Dream Theater etc und alles dazwischen.
James ebenso wie Simon fanden wir über ein Online Musikforum, in welchem Bands nach Musikern suchen etc – also relativ einfach und unspektakulär, sie mochten unsere Musik und wollten mitmachen 😀
James Gitarrenkünste sind echt toll, und daher hatte ich sogar einige der Solo-Teile in einigen Songs ausgeweitet, um James eine Gelegenheit zu geben, sich auszutoben, was er auch tat und es kam am Schluss auch super raus.
James musikalische Wurzeln reichen wohl von Megadeth bis Dream Theater und progressive Instrumentalbands, ebenso wie experimentelle technische Death Metal Bands – er bedient sich da bei allem, findet aber immer wieder zu sich selbst, was auch gut ist hehehe.

War das Schreiben des gesamten Albums, und das ganz alleine, eher ein Vergnügen für dich oder eher eine Belastung? Was war das Schwierigste daran, so eine grosse Verantwortung zu tragen?
Um ehrlich zu sein, es war ein bisschen von allem, und noch mehr heheh, aber ich liess mich einfach darauf ein, es war so ein bisschen wie ertrinken oder schwimmen, einfach machen und nicht zu viel darüber nachdenken.
Ich hatte die Freiheit, das Album so zu schreiben, wie ich es schreiben wollte und musste keine Kompromisse eingehen oder irgendwen glücklich machen, es war mehr oder weniger ein Prozess, alles fliessen zu lassen und das zu tun, was sich natürlich anfühlt.
Ich habe nun die Möglichkeit, in meinem eigenen kleinen Studio zu schreiben, so viel ich will, und ich kann alles in die Musik einfügen, vom Klavier über Gitarrenorchestrierung bis zur Dynamik, ohne dass Leute rummeckern “es klingt nach Wiederholung” etc, was sich auf jeden kreativen Fluss negativ auswirken kann.
Ich habe einfach am Album gearbeitet und das geschrieben, was sich damals als die besten Songs für VP anfühlte, es lief mehr oder weniger auf “wenn die Songs gut sind, dann ist es gut” raus, es macht keinen Sinn zu versuchen, das Rad neu zu erfinden heheh.
Ich bin auch ein Glückspilz, denn diese Technologie kann einen manchmal schon überwältigen, und wenn ich ein Problem habe, kommt Christian vorbei und wir arbeiten auch viel zusammen, was total cool ist, denn er mochte, wohin sich die Musik entwickelte, und aus der Perspektive eines Drummers meinte er trotz der Timingwechsel, dass wir da noch nen Teil machen könnten und so, kein Streit, kein Stress.
Es war echt gut, ein Album zu erschaffen, das in gewisser Weise das repräsentiert, was wir durchmachten in den letzten Jahren, und das ohne innere Konflikte.

Hast du auch alle Texte selbst verfasst? Als ich sie durchlass, kriegte ich den Eindruck einer emotionellen Achterbahn, zwischen Enttäuschung, Resignation und neuer Hoffnung, und die schienen auch thematisch verbunden zu sein – also was hat dich inspiriert, ist das sowas wie eine Zusammenfassung der letzten 7 Jahre, kannst du dazu was erzählen?
Ich würde sagen, dass die meisten Texte, die ich schrieb, auch in vielfacher Hinsicht so sind, wie du schreibst, eine Geschichte von dem, was uns in den letzten Jahren passiert ist.
Was die emotionale Achterbahn betrifft, vielleicht kommt das rüber, was sich in meinem Kopf abspielte, da es für mich am besten funktioniert, mit Sachen in einem kreativen Prozess umzugehen und dort soviel Energie wie möglich reinzustecken, anstatt unbewusst mich von negativer Energie konsumieren zu lassen, oder mich anderen Formen temporärem Eskapismus hinzugeben, an denen ich keinerlei Interesse habe.
Ich trinke selten, ich nehme keine Drogen und ich kann manchmal sehr eigensinnig sein, also ist es am besten für mich, darüber zu schreiben, wie ich die Dinge sehe und die Texte für die HörerInnen offen zu lassen für individuelle Interpretation.
In gewissem Sinne bin ich eine melancholische Person und gewissermassen fällt es mir leichter, über Dinge in Songtexten zu schreiben als darüber zu sprechen. Ich scheine ein Problem zu haben, dass mein Geist mit hundert Sachen schwirrt, aber meine Zunge da nicht mitkommt heheh , also ist es für mich besser, etwas frei zu schreiben und es auch zu gewissem Grad offen zu lassen, damit ZuhörerInnen sich da selbst etwas denken können, wie sich der Song für sie anfühlt, was die Worte ihrer Ansicht nach bedeuten.
Ich stell mich nicht hin und erzähle Leuten, was sie tun sollen und ich bin sicher nicht hier, um der Menschheit was reinzudrücken, ich schätze, ich bin hier, um Songs zu schreiben, die wie ich glaube gut sind, und wenn Leute da draussen die Songs mögen, dann fühle ich mich gesegnet und dankbar. Wenn sie die Songs nicht mögen, ist das auch OK, denn ich spiele die gerne live und ich mag es, was zu kreieren, also ist es auf alle Fälle für mich positive Energie 😀
Vanishing Point ist nie eine Band gewesen, wo ich über Texte soziale Barrieren einreissen oder eine Revolution starten wollte, ich schreibe einfach, wie wir die Dinge im Leben allgemein sehen und das scheint eine echt coole Verbindung mit dem Prublikum zu schaffen, denn wir schreiben über Sachen wie Verlust, Wut, Angst und Hoffnung, mit dem sich Leute innerhalb unserer Musik identifizieren können, und das bedeutet uns allen in der Band sehr viel.

Die Zusammenarbeit mit Tony Kakko bei “Circle of fire” – wie kam es dazu, wie lief der Aufnahmeprozess – in der virtuellen Welt oder wart ihr echt gemeinsam im Studio? Und warum dieser bestimmte Song?
Klarerweise in der virtuellen Welt heheh, denn so gerne ich nach Finnland kommen würde und mit Tony im Studio aufnehmen, fehlt mir da das Kleingeld oder die Zeit heheh, eines Tages hoffe ich mehr von eurem schönen Land zu sehen, das ist klar.
In der Zwischenzeit liess ich Tony einfach die Texte singen, die ich für Circle Of Fire schrieb und gab ihm ein paar allgemeine Anleitungen und einen Beispieltrack, und dann legte er los, ohne Probleme, es war echt toll, ihn bei einem VP Song zu haben nach all den Jahren. Viele Leute dürften wissen, dass wir eng befreundet sind mit den Jungs von Sonata Arctica und ich sage das mit grösstem Respekt für die Jungs, ohne sie würden viele Leute VP nicht kennen, also bin ich ihnen wirklich dankbar für ihre Hilfe und aufmunternden Worte in all den Jahren.
Tony ist ein Gentleman und eine Person, die ich als engen Freund betrachte, mein Respekt an ihn und an die Sonata Gang 😀

Apropos Studio – warum habt ihr euch Sebastian “Seeb” Levermann (Orden Ogan) fürs Mixing von “Distant Is The Sun” ins Boot geholt? Wie war die Arbeit mit ihm?
Wir haben einfach ein paar Tracks an alle möglichen Leute in der Welt geschickt, von denen wir annahmen, dass sie für den Job geeignet wären, einige der Mixes waren gut, aber für unsere Ohren klang Seebs Mixingtechnik am besten und kam auf den Punkt bei dem, was wir als den passendsten Sound für VP empfanden.
Mit Seeb war die Zusammenarbeit und Kommunikation gut, er verlangt vernünftige Preise für seine Leistung und das war ebenfalls ein grosser Faktor für uns, denn wir finanzierten den Aufnahmeprozess des Albums etc selbst mit unserem eigenen Geld, oder dem bisschen, was wir hatten heheh.
Er mag unsere Musik und das ist ebenfalls ein Plus, denn das heisst, dass er sich wirklich voll reinhängt und wir glauben, dass er als Ergebnis beim Album einen wirklich tollen Job geleistet hat J

Der Videoclip des Songs “When Truth Lies” https://www.youtube.com/watch?v=HgJYsQav90E – warum dieser Song? Habt ihr euch diese Story dazu einfallen lassen?
Es ist für uns einer der Songs, der einfach nur abgeht, mit einem echt coolen Riff und wirklich tollem Gesang, wo sich Silvio wirklich auszeichnen kann, also glaube ich, dass die Wahl für den Clip da offensichtlich einfach war.
Ich glaube, was wir ausserdem berücksichtigten war, dass der Song nicht zu lang ist heheh
Was die Story betrifft, ich glaube Silvio kam da mit dem Konsept an, und der Regisseur hat das dann übernommen.
Im Prinzip wollten wir einige Ansichten, die Leute gegenüber ihrer Mitmenschen haben, ein wenig in Frage stellen, das heisst, dass es nicht so schwierig ist, etweas Mitgefühl zu zeigen mit jemandem, der Hilfe braucht, und zugleich sind wir so voller Furcht, dass wir nicht einmal versuchen, Veränderungen bei kleinen Dingen vorzunehmen, was für andere wirklich die Welt bedeuten könnte, also war es toll, dass wir so eine gute Storyline hatten, die zum Song passt und doch zugleich eine wirklich nette Interpretation des Songs ist, die mir persönlich nie eingefallen wäre. Also war ich angenehm überrascht und wirklich glücklich, dass der Clip so rauskam.
Generell ist es ein guter Vibe und klarerweise gibt es da einige Twists in der Story, die die Barrieren zwischen Leuten niederreissen sollen 😀

Hast du einen “Lieblingssong” auf diesem Album oder welcher war der schwierigste und warum ?
Ich werde das oft gefragt und um ehrlich zu sein, es ist schwierig, da nur einen Song auszuwählen, da sie mir alle sehr nahe stehen.
Der eine Song, der für mich einen Wendepunkt in meinem Leben bedeutet und eine Geschichte erzählt, ist Let The River Run, denn es geht um meinen verstorbenen Vater. Im Leben treffen wir manchmal Entscheidungen, die wir für die besten halten, und dann stellt sich raus, dass sich dadurch doch keine Happy Ends wie im Märchen ergeben, wie wir uns erträumten. Also war es wichtig für mich, etwas ihm zu Ehren zu schreiben, so wie es jeder Sohn tun würde, und eventuell ein paar der Beschränkungen im Leben aufheben, die ihn in vielfacher Hinsicht zurückgehalten haben.

Ihr habt auch die Plattenfirma gewechselt – kam das durch den langen Aufnahmeprozess oder gab es andere Gründe?
Als wir The Fourth Season herausbrachten, lief es über ein kleines Independent Label, das von einem grossen Vertrieb vertrieben wurde, welcher unterging, das Label ging unter und da standen wir nun da, ohne Geld aus den Albumverkäufen, was uns alle ziemlich pleite machte.
Es gab einige Leute, die da eine wesentliche Rolle bei diesem Fuckup spielten, und vielleicht werde ich diese Leute mal treffen und mit ihnen ein ernsthaftes Vier-Augen-Gespräch führen.
Was unseren neuen Deal mit AFM betrifft, es ist wirklich toll, mit einem Label zu arbeiten, dem unsere Musik wichtig und das sehr organisiert ist, das ist wichtig für uns, da wir eine Heimat für eine lange Zeit haben wollen, und das haben wir nun und es fühlt sich richtig an.

Und ihr habt gerade bei einem japanischen Label unterschrieben – war das ein Meilenstein für euch, welche Konsequenzen hat das eigentlich für die Band?
Um die Wahrheit zu sagen, wir werden heueer das erste Mal in Japan auftreten, und wir wolten das schon so lange machen, aber leider gab es nie Geld, nach Japan zu gehen. Dieses Jahr gehen wir hin, um 5 Headlinershows zu spielen, in richtig coolen Venues,und wir könnten nicht glückllicher sein.
Wir sind froh, dass die Leute von Rubicon das neue Album mögen und wir sind froh, dass das Album dort rauskommt, da wird ein Traum wahr.
Hoffentlich ist das der Beginn einer tollen Zusammenarbeit, und dass wir Japan in Zukunft öfter besuchen können.

Wenn Erfolg in der Metalszene definiert werden kann, dann ist es wohl, seine Musik als Trailer für die Wacken DVD zu hören 😀 Wie kam das zustande?
Heheh es wäre toll, wenn wir davon Feedback kriegen könnten, und das wird wohl die Zukunft zeigen, es ist echt cool, dass unsere Musik endlich mal den richtigen Leuten positiv auffällt und dass die sie für den DVD Trailer verwendet haben.
Als ich die News mitkriegte, konnte ich das erst gar nicht glauben, denn es gibt so viele tolle Bands, und die nehmen uns? HÄ? WTF? heheh also war das wirklich eine angenehme Überraschung und wirklich cool, einen Teil unserer Musik beim Wacken dvd Trailer zu haben.
Was den Erfolg dadurch betrifft, keine Ahnung, ich bin einfach nur glücklich, dass das Album draussen ist, alles andere ist ein Bonus.
Ich bin glücklich, dass wir so noch ein bisschen mehr unter die Leute kommen 😀

Gab es in deiner langen Karriere auch Momente, wo du dachtest, “ich mach das nun schon so lange, so oft, ich hab so die Schnauze voll”, oder gibt es dir noch den Kick, deine Kunst, deine Schöpfung, mit anderen Leuten zu teilen?
Was hat dich an dieser langen Pause am meisten gestört? Oder hast du es eher als wohlverdiente Pause wahrgenommen, um neu mit frischen Kräften anzufangen?

Ich würde lügen wenn ich behaupte, dass ich nicht irgendwann alle diese Gefühle hatte, denn es ist ein harter Pfad, wo du so viele Opfer bringen musst und manchmal lohnt es sich, manchmal nicht.
Wenn ich von mir spreche, dann habe ich es immer wegen dem Teilen der Musik von VP gemacht und auch, um die Musik aus meinem Inneren mitzuteilen. Nach all diesen Jahren glaube ich, dass ich noch immer so viel Musik zu kreieren und schreiben in mir habe, einfach weil ich das so gerne tue, es ist so eine positives Ausdrucksmittel für mich und ich fühle mich wirklich gesegnet, dass die Welt da draussen mir die Zeit und die Gelegenheit gibt, die Musik zu machen, für die VP bekannt ist.
Wir werden mit dieser Musik nie viel Geld machen, aber wir sind glücklich, diese Musik zu erschaffen, die anscheinend vielen Leuten da draussen gefällt, und wenn einige Leute auch Shirts oder eine CD kaufen, damit wir Benzingeld haben, um zur nächsten Show fahren zu können, dann ist das cool hehehe.
In den Jahren, wo es um die Band still war, als das Album geschrieben wurde, da gab es Zeiten, wo dunkle Wolken über unseren Köpfen schwebten, es gab viel Stille, das ist sicher, aber in gewissem Sinne war es gut, den Raum zum Atmen zu haben.

Ist der Traum, von der Musik leben zu können, noch immer da oder habt ihr das ohnehin schon erreicht?
Um ehrlich zu sein, glaube ich nicht, dass ich jemals von der Musik werde leben können. In vielfacher Hinsicht ist das, was wir machen, bis heute ein Hobby geblieben, denn wir haben Verpflichtungen und Familie, also sind wir in einer glücklichen Lage, wo wir unsere Verpflichtungen haben und zugleich können wir auch unsere Musik erschaffen.
In meiner Jugend war ich davon angetrieben, einen gewissen Erfolg zu erzielen, und leider hatten wir als Band auch viel Pech, als Resultat verliessen viele ehemalige Mitglieder die Band, da sie das finanziell nicht durchhielten mit all den dringenden Rechnungen etc zu Hause, also kann ich sagen, wir hatten nie finanziellen Erfolg, aber wir hatten Erfolg durch so viele tolle Erfahrungen auf Tour, als wir jünger waren, und vielleicht mit dem neuen Album kommen noch weitere coole Gelegenheiten für weitere Tourneen, wir werden sehen 😀

Das New Dead Metal Festival in Adelaide und die Gigs in Neuseeland mit Royal Hunt – wie war´s? Passierte was Besonderes, was Lustiges/Absurdes/Abartiges, das du erzählen kannst?
Das New Dead Festival in Adelaide war echt cool , ein tolles Line-up vieler Bands und alle kamen gut miteinander aus, wir hatten Spass 😀
Was die Neuseeland-Tour betrifft, das war eigentlich unsere erste Headliner-Tour dort und das Publikum war OK, wir arbeiten uns langsam nach oben und wollten unseren Namen bekannter machen, da wir ja nur mal kurz übers Wasser müssen, sozusagen heheh.
Es war eine gute tour und klarerweise gibt es da widerliche VP Tourgeschichten, aber von denen würden sich viele wohl vor Lachen anpinkeln oder gar nicht glauben, dass 5 Leute in einem Tourbus so fürchterlich stinken können heheheh 😀
Wir mögen es, auf Tour zu sein, zur selben Zeit wissen wir auch, dass manchmal ein Paar Socken ein paar Extra-Runden laufen muss und dass eine Deospraydose dein bester Freund sein kann 😀

Plant ihr eine Tour, eventuell auch für Europa (und bitte kommt dann auch nach Finnland!) ?
Eigentlich bisher noch nichts, da wir im Moment nicht viel Geld haben, aber wir würden 2015 gerne was in der Richtung machen, wenn es möglich ist.
Ich hoffe, dass eines Tages, wenn wir wieder in Europa sind, wir auch wieder Finnland besuchen können. Ich erinnere mich gut und wir fühlten uns von der finnischen Metal-Menge mit offenen Armen aufgenommen, also wäre es nett, wieder zu kommen. Hoffentlich lässt sich das eines Tages verwirklichen.
Wenn du jemanden kennst, der das machen könnte, bitte sag denen, dass sie uns kontaktieren sollen, wir würden gerne wiederkommen 😀

In den letzten Jahren hab ich mehr australische Bands entdeckt, die mich umgehauen haben – Knightmare, Ne Obliviscaris – kennt ihr die? Ist da was passiert in Australien oder ist es einfach durch das Internet einfacher, dass Bands von Down-Under im Rest der Welt bekannter werden?
Ich weiss es nicht heheh Ich glaube, dass es heutzutage einfacher ist, von überall her Zugang zu Musik zu haben, und so kriegen australische Bands mehr Aufmerksamkeit, auch durch den Exotenfaktor, heheh keine Ahnung.
Alles was ich sagen kann ist, dass ich froh bin, so viele australische Bands wirklich tolles Feedback von da draussen zu kriegen, und ich glaube, dass wir mit dem Talent, was wir hier haben, auch in Zukunft von Sieg zu Sieg ziehen können, wir haben hier so viele Talente wie überall in der Welt auch, es ist schön zu sehen, dass australische Bands ins Gespräch kommen 😀
Wir kennen die Jungs von Ne Obliviscaris , Knightmare und viele anderen seit Jahren, sie sind alle tolle Jungs, wir laufen uns oft bei Gigs über den Weg 😀

Du kannst es heute kaum vermeiden, Teil eines sozialen Netzwerks zu sein, und die spielen auch in Bandpromotion eine grosse Rolle. Es scheint, dass die meisten Leute nonstop an ihren Tablets kleben – ist für dich rund um die Uhr erreichbar sein zu können ein Segen oder eher Fluch (weil man ja ständig technisch up-to-date bleiben muss oder z.b. Hotelbuchungen nach dem Kriterium “gibt es gratis WiFi” laufen, statt Aussicht etc) ?
Das ist eine tolle Frage und ich verrate Dir warum, die sozialen Netzwerke sind für mich eine technologisch entwickelte Droge, die dich gefangen nimmt und plötzlich kannst du dich nicht mehr beherrschen und bist neugierig, was in der Welt passiert, es ist wie ein riesiger Kaffeeklatsch, wo jeder wissen muss was läuft, ohne wirklich zu wissen was läuft hehehe .
Ich bin froh zugeben zu können, dass ich mit Leuten aus der ganzen Welt kommunizieren kann, für mich ist es eine coole Weise, mich mit allen möglichen Leuten mit ähnlichen Interessen auszutauschen, und manchmal mit Leuten, die so völlig anders denken heheh, das gibt immer interessante Konversationen heheh 😀
Was Hotels betrifft, wenn eines kein Wi-fi hat, stört mich das nicht, denn wenn ich in ein Hotel gehe, will ich mir erstmal eine Tasse Tee machen und dann für ein paar Stunden schlafen gehen, also wäre WiFi und so eher ein Hindernis, das mich davon abhält, die Sachen zu tun, die ich eigentlich tun sollte, statt rumzusitzen und Schlagzeilen zu lesen oder die sozialen Medien zu durchforsten.

Was die Bandpromo betrifft, es gibt keinen Zweifel, dass die sozialen Medien eine wichtige Rolle spielen, eine Band und ihre Musik den Leuten zu präsentieren. Leider oder glücklicherweise, das hängt von der jeweiligen Sichtweise ab. Es gibt keine Zweifel, dass es gewisse Vorteile in der Promotion deiner Band in sozialen Medien gibt, solange du das nicht Non-Stop machst und die Leute damit vergraulst, noch ehe sie sich wirlich die Musik angehört haben.
Es ist wie mit allem, es gibt diese feine Linie zwischen deine Musik bewerben und “total zumüllen” mit unbedeutenden Postings wie etwa “wie viele Likes kriegen wir für den kaputten Gitarrengurt” und so einen Scheiss hehehe.

Da wir letztens über finnische Bands plauderten und eine meiner Faves Before the Dawn – hast du mitgekriegt, dass es die nicht mehr gibt, und hast du schon Tuomas´ neues Projekt Wolfheart gehört?
Ich entsinne mich, irgendwo gelesen zu haben, dass es Before The Dawn nicht mehr gibt, und ich hab mir auch irgendeinen youtube Clip von Wolfheart angesehen, ich muss das definitiv nochmal anchecken, denn ich finde, Tuomas ist ein toller Künstler, er kreiert wirklich hochwertige Musik, die für mich zeitlos ist.
Interessant ist, dass ich mir grad gestern eine andere tolle finnische Band angehört habe, ich besitze diese CD seit 12 Jahren oder so, eine Band namens Legenda , ihr erstes Album “Autumnal” ist so gut, so atmosphärisch und teils symphonisch, teilweise auch so total rau.
Ich mag noch immer eher Musik, die echt heavy ist, vielleicht umso mehr, umso älter ich werde heheh 😀

Danke, Chris, für dieses Interview und hoffentlich auf bald, und in Person (auf einer VP Tour) !

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Klaudia Weber

Rücksichts- und gnadenlose Diktatorin, kniet vor mir! Anders gesagt: Chefredakteurin, Übersetzerin, Webseiten- und Anzeigenverwaltung, also "Mädchen für alles" - - - Schwerstens abhängig von Büchern (so ziemlich alles zwischen Herr der Ringe und Quantenphysik) und Musik, besonders von Metal finnischer Prägung. Weiters Malen, Zeichnen, Film, Theater... also könnt ihr mit einer vielseitigen Website rechnen. Mag.phil., zwei in 5 Jahren parallel abgeschlossene Vollstudien (English & American studies, Medienkommunikation) und stolz darauf, denn als Mädel aus einer Arbeiterfamilie in einem erzkonservativ-katholischen Land ging das nur dank Stipendium und etwas später im Leben als andere....