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Van Canto / Orden Ogan / Winterstorm

13. April 2014, FZW, Dortmund, Deutschland (Fotos von Stefanie Oepen auf Flickr)

Was bewegt jemanden, der eigentlich gar kein Metal hört, sich an einem Abend gleich drei Metal Bands anzuhören? Die Antwort auf diese Frage liegt in der Musik von Van Canto, dem Main Act des Abends – nachdem ich ein paar ihrer Songs gehört hatte, wollte ich wissen, wie A Cappella Metal live klingt. Im FZW in Dortmund bekam ich genau das geboten und durfte neben den grandiosen Van Canto auch Winterstorm und Orden Ogan lauschen, die ebenfalls für gute Stimmung sorgten. Bei fast vollem Haus und vor begeistertem Publikum war es ein Konzert, das alle meine Erwartungen übertraf.

Winterstorm eröffneten den Abend und zogen das Publikum sofort mit. Es wurde geklatscht und mitgesungen, als hätten alle nur auf diese Band gewartet und genauso begeistert wie sie aufgenommen wurden, spielten sie dann auch. Sie starteten kraftvoll durch und spielten sehr zur Freude der Fans gleich als zweite Nummer Van Cantos aktuelle Single „Badaboom“. Anschließend witzelten sie, in der Setlist verrutscht zu sein und riefen Stef von Van Canto zur Hilfe. Der brachte gleich die ganze Band mit, die kurz hinter den Drums ein Banner mit Aufdruck „Winterdienst“ entrollten und so den neuen Namen der Band verkündeten. Dazu gab es gelbe Warnwesten für alle und kurz darauf die Erklärung es sei das letzte Konzert der Tour und damit der Zeitpunkt gekommen sich gegenseitig zu verarschen.

Zu guter Letzt wurden Winterstorm noch mit Kunstschnee bestreut bevor sich alle außer Stef wieder verabschiedeten und er noch für einen Song blieb. Die gute Laune auf der Bühne war ansteckend und übertrug sich sofort in den Saal. Am Ende ihres ca. 45 minütigen Set wurde mit lautstarken „Winterdienst! Winterdienst“ nach einer Zugabe verlangt und diese auch gewährt. So sieht ein guter Support Act aus.

Wie schon vor Beginn des Konzerts schallten auch während der Umbaupause laute „Rakkatakka“- Rufe durch den Saal und heizten die Stimmung noch mehr an. Bevor es aber endlich soweit war, spielten Orden Ogan als zweiter Support Act. Auch sie heizten dem Publikum ordentlich ein, animierten immer wieder zu Sprechchören, bis wir ihrer Meinung nach endlich laut genug waren. Die fast lautesten Rufe gab es, als sie plötzlich vergaßen, dass sie in Dortmund waren und „Hamburg!“ riefen. Das wurde schnell korrigiert und gleich weiter zum Mitmachen animiert. Die Band nahm sich zum Glück selbst nicht besonders ernst, war gut drauf und spielte ein solides Set, das die Stimmung in der Halle erhalten konnte. Ich fand sie etwas schwächer als Winterstorm, aber dennoch gut und vor allem super als Support geeignet. Auch sie spielten ca. 45 Minuten, bevor sie sich verabschiedeten und die Bühne für Van Canto frei machten.

Schnell wurde bis auf die Drums alles abgebaut, denn außer diesen und Mikros braucht die Band schließlich keine Instrumente. Zu den Klängen von „Dawn of the Brave“ betraten sie bald darauf die Bühne und blieben dann auch ständig in Bewegung. Da wurde gehüpft, auf den Drum-Riser gestiegen, hin und her gelaufen und immer wieder Kontakt zum Publikum gesucht. Dieses war vom ersten Ton an mit Begeisterung dabei – es wurde geklatscht, gehüpft, gesungen, getanzt und gebangt und zwar von der ersten Reihe bis ganz hinten im Saal. Hier wurden noch Händen und nicht wie sonst bei so vielen Konzerten Handys, Kameras oder gar iPads nach oben gehalten. Ich hatten den Eindruck diesem Publikum lag wesentlich mehr daran, das Konzert zu erleben, als es für die youTube festzuhalten – dafür an dieser Stelle mal ein großes Lob! Die Band dankte es ihnen mit vollem Einsatz. Mit viel Energie und Spaß rockten Van Canto durch ihr Programm, waren ständig präsent und in Bewegung, ohne auch nur einen falschen Ton zu singen.

Die Setlist war eine gekonnte Mischung aus aktuellen und älteren Stücken, eigenen Songs und Coverversionen. Die Single „Badaboom“ durfte da genauso wenig fehlen wie Van Cantos Version von Black Sabbath’ „Paranoid“. Als sie uns gerade nach Finnland entführen wollten und Nightwish’ „Wishmaster“ anstimmten, fanden sich Winterstorm, noch immer in Warnwesten mit Besen auf der Bühne ein und fingen an, sie zu reinigen. Das sorgte für Gelächter und Duelle zwischen Besen- und Luftgitarren, brachte aber niemanden aus dem Takt. Später im Set, bei „The other ones“ liefen zwei Mitglieder von Winterstorm in Handtüchern über die Bühne und putzten sich die Zähne. Dennoch stand immer die Musik im Vordergrund und was da geboten wurde war wirklich unglaublich. Genau so muss ein gutes Konzert klingen und genau so sieht für mich gute Stimmung aus. Es war so mitreißend, dass ich gar nicht anders konnte, als in der Musik aufzugehen. Die glücklichen Gesichter um mich rum zeigte, dass viele diesen Eindruck teilten.

In der Mitte des Sets blieb Drummer Basti für ein Solo allein. Vor der Rückkehr von Inga, Sly, Ross, Stef und Ike leitete er noch einen Chor von „Rakkatakka“ und „Badaboom“ Rufen. Im zweiten Teil ging es kraftvoll weiter. Neben dem vollen, klaren Sound, war auch das Licht perfekt auf die Show abgestimmt. Alles passte zusammen und ergab ein rundes Gesamtbild.

Van Canto waren deutlich gut gelaunt und schienen genauso wenig aufhören zu wollen wie die Fans. Leider musste auch dieses Konzert irgendwann enden und nach insgesamt 13 Songs war erst mal Schluss. Sie ließen sich allerdings nicht lange um Zugaben bitten und spielten noch „If I die in battle“ und Iron Maidens „Fear of the Dark“, bevor sie sich endgültig verabschiedeten. Wenn ich mir auch vorher nicht so recht hatte vorstellen können, wie Metal A Capella live funktioniert, so habe ich an diesem Abend viel dazu gelernt. Ein wirklich gelungenes Konzert.

Autor: Stefanie Oepen

GastmitarbeiterInnen / guest contributions

Reguläre GastmitarbeiterInnen u.a. Melanie Kircher, Tatjana Tattis Murschel, Grit Kabiersch, Marina Minkler, Maria Levin, Jasmine Frey, Nina Ratavaara, Elvira Visser, John Wisniewski