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Zygnema – Fresh Act Dezember 2012

Zygnema ist eine Thrash Metal Band aus Mumbai – Indien, die bereits nationale Preise einheimsen konnte. STALKER.cd würde gerne von sich behaupten diese Perle des Orients für die internationale außerindische Metalgemeinde entdeckt zu haben, aber das wäre Schmücken mit fremden Federn. Die Wacken Open Air-Booker haben das nämlich schon längst gemacht und sie dieses Jahr beim Metalbattle antreten lassen. Den Battle haben die Jungs nicht gewonnen, aber unsere Aufmerksamkeit.

Bei ihren Mörderriffs, sozial und politisch kritischen Texten, und der Kick-Ass-Performance, sollte man meinen, dass sie schon längst gesignt wurden, aber ihr Debüt „Zygnema“ und ihr aktuelles Album „Born of Unity“ sind Eigenproduktionen und sie suchen noch ein Label. Wir haben die Chance ergriffen und spontan ein Interview mit ihrem Bassisten, Ravi Sapute, geführt um Euch diese außergewöhnliche Band näher zu bringen.

Foto: Zygnema

Kannst du uns mal die Band-Mitglieder vorstellen?
Mein Name ist Ravi Sapute. Ich bin der Bassist von Zygnema. Dann ist da noch Sidharth Kadadi, wir nennen ihn „Sid“, er spielt die Leadgitarre. Mayank Sharma ist unser Drummer und Jimmy Bhore unser Sänger.

Wer sind eure Idole und wo liegen eure Wurzeln (engl. roots)?
Roots klingt wunderbar und trifft es auf den Punkt. Wir lieben Sepultura. Wir vergöttern diese Kerle wirklich. Und dann sind da noch Bands wie Testament, Opeth und so weiter.

Wie lange gibt es Zygnema schon und ist das eurer erstes Mal außerhalb Indiens?
Die Band besteht jetzt seit sieben Jahren. Wir sind zum zweiten Mal in Deutschland und zum ersten Mal auf dem Wacken. Als wir das letzte Mal in Deutschland waren spielten wir zwei Konzerte in Osnabrück mit Nutellica – die sind die offizielle Coverband von Metallica. Wir haben auch einmal in Dubai gespielt.

Ihr habt beim Desert Rock gespielt?
Nein, das Desert Rock gibt es nicht mehr. Wir hätten da sehr gerne gespielt, aber das hat leider nicht geklappt. Heutzutage kann man da nur noch Club-Gigs spielen zu denen man einfach kommt und losspielt. Wir haben da Bands aus den Niederlanden und Australien kennengelernt, die durch arabische Länder tourten. Es war eine gute Erfahrung.

Foto: Zygnema

Indien ist unbedingt eines der ersten Länder an die man denkt, wenn es um Thrashmetal geht. Kannst du uns ein bisschen über die dortige Metal-Szene erzählen und über die Akzeptanz in der Öffentlichkeit?
Die Kultur ist ganz anders dort. Metal wird nicht unterstützt, weil die meisten Leute gar nicht wissen was Metal ist. Typen mit langen Haaren muten dort seltsam an. Es ist so überhaupt nicht das, was Eltern sich für ihre Kinder wünschen. In unserem Land ist es üblich, dass die Kinder bis zu ihrer Hochzeit bei den Eltern wohnen bleiben. Einige wohnen auch nach der Heirat noch bei den Eltern und deren Kinder dann auch. Es geht eben alles um die Großfamilie und in großen Häusern zu leben ist auch eher unüblich. Meine Eltern wissen nicht einmal wirklich was Metal ist.

Sie haben deine Musik nie gehört?
Doch, sie haben sie schon gehört, aber sie wissen trotzdem nicht, was ich wirklich tue. Es ist mehr so „Alles ist gut, du machst also Musik“. Vor sieben Jahren haben sie erfahren, dass ich Musik mache und seit dem unterstützen sie mich. Das eröffnet eine ziemlich gute Chance für mich und ich glaube deshalb bin ich jetzt auch auf dem Wacken und trage schwarz und so.
Wir kommen aus Mumbai. Man kann grundsätzlich sagen, dass es das Herz Indiens ist, überbevölkert und voller Bollywood-Fans. In diesem Land Metal zu etablieren war für alle die es versuchten eine echte Herausforderung. Bis vor vielleicht zehn Jahren war es schwierig, andere Metalheads zu finden und mit ihnen rumzuhängen. Metal in einem Land indem Bollywood vorherrscht zu unterstützen, ist per se eine nicht so angenehme Erfahrung. Jetzt hat sich die Kultur ein bisschen verändert und Bands wie Iron Maiden, Lamb of God, Slayer, Opeth, Meshugga und solche Bands kommen endlich auch nach Indien. Ich denke, dass es gerade eine große kulturelle Verschiebung gibt, die noch nicht beendet ist. Die Leute lernen was Metall ist und es gibt Metal-Festivals – kleine zwar, die nur einen Tages andauernd, aber es gibt sie.

Foto: Zygnema

Seit ihr in der indischen Metal-Szene bekannt, oder ist es mehr wie der Prophet im eigenen Land und ihr habt mehr Erfolg auswärts?
Wir haben facebook- und Myspace-Seiten. Ich würde nicht sagen, dass wir berühmt sind, aber andererseits sind wir schon eine der guten Metalbands aus Indien, weswegen wir es ja auch auf das Wacken geschafft haben. Im letzten Jahr haben wir im indischen Rolling Stone den Preis für das das beste Metallalbum und die beste Band 2011 gewonnen.

Gratuliere!
Danke!

Eine Zygnema ist auch eine Alge. Bezieht sich euer Bandname darauf?
Ja, unser Frontmann studierte gerade Phytologie und stieß auf den Namen.

Wie würdest du den Sound von Zygnema beschreiben?
Grooviger Heavy Metal mit Elementen von Thrash Metal.

Worum geht es in euren Texten und wer schreibt sie?
Unser Sänger, Jimmy, schreibt alle Texte. Grundlage sind persönliche Erfahrungen, die Politik und soziale Probleme. Wir versuchen eine Message rüberzubringen um ein wenig zur Transformation der Welt in der wir leben in einen besseren Ort beizutragen. In „Discriminate“ zum Beispiel geht es um das größte rassistische Problem das es derzeit in Indien gibt. Es ist über die Situation, dass normale, hart arbeitende Leute schlecht behandelt werden und das nur, weil sie nicht zu den Maharahtrians gehören.

Hast du noch irgendwelche letzten Worte für unsere Leser?
Ich weiß, dass ihr alle Metal unterstützt, aber schaut auch mal zu den eher ungewöhnlichen Ländern rüber. Ihr wisst sonst nicht, was ihr alles verpasst. Es gibt tolle Bands aus Japan, China… es gibt generell viele gute Bands aus Asien.

www.zygnema.com

Samira Alinto

Reportagen, Reviews, Fotos