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Myötätuulirock Festival 2012

3.-4.8.2012 Hakunila, Vantaa, Finnland
Anders als die Jahre zuvor steigt das Festival am ersten Augustwochenende, nicht bereits im Juni. Die Veranstalter hofften wohl damit auf besseres Wetter und mehr Besucher, aber keines von beidem schien so wirklich klappen zu wollen. Nachdem die zuvor bekanntgegebenen Hauptacts Michael Monroe, Apocalyptica, Amorphis, Stam1na und Kotiteollisuus wegen zu magerem Vorverkauf abgesagt hatten, musste man sich einen Plan B überlegen, also Ticketpreise runter und andere Bands ins Line-up – welches zumindest am zweiten Tag ein bisschen dünn war.

Freitag 3.08.2012
Den schwierigen Start als Opener-Act hatten in diesem Jahr King Sapiens , die eine Mischung aus Rock, Grunge und Stoner spielen, wie sie es selber nennen. Was wir zu hören bekommen, klingt nicht schlecht und macht Laune, sich die Band bei einem Clubgig mal genauer unter die Lupe zu nehmen. Das noch etwas spärlich vorhandene Publikum lässt jedenfalls reichlich Beifall rüber kommen. (SM)

FM2000
Das Klezmer Intro verriet schon, dass hier etwas Ungewöhnliches auf der Bühne passieren wird – und in der Tat, so einen durchgeknallten Act mit einer Mischung von HC, Humppa, Reggae und Thrash-Speed Metal erlebt man ja nur selten… die Jungs waren auf alle Fälle unterhaltsam mit ihren schrägen Songs und Outfits und brachten das Publikum trotz feuchter Wetterbedingungen zum Tanzen. (KW)

Amoral
Man mag sie oder man mag sie eben nicht. Amoral scheinen in den letzten Monaten reichlich Fans verloren zu haben. Woran das liegt, kann ich nicht wirklich sagen, denn als Sänger Ari Koivunen zu Band stiess, schien alles super zu passen. Ein möglicher Grund offenbart sich gleich beim ersten Song, wo Ari ziemlich die Töne verhaut. Leider kommen auch die Growls, die er am Anfang erstaunlicherweise super gemeistert hat, bei diesem Festival ziemlich dünn. Und auch die Chemie zwischen den einzelenen Bandmitgliedern war schon besser. Hoffentlich bekommen sie das bis zum Beginn ihrer Tour im Herbst wieder hin und vielleicht hatten sie ja einfach nur einen schlechten Tag. (SM)

Los Bastardos Finlandeses
Kurz gesagt, dieser Act rettete schon mal meinen Festivaltag. Einfach nur geil, wie man sich da plötzlich in ne Wüstengegend mit ner Kneipe a la Titty Twister versetzt fühlt – sogar an einem kalten, windigen und verregneten Tag wie diesem. Eine Kreuzung aus ZZ-Top und Motörhead, würde ich mal sagen, und da tanzen sogar gestandene finnische Metallerkerle. Zum Abschluss stellte „El Taff Bastardo“ nochmal seine stimmliche Verwandtschaft mit Lemmy bei der Zugabe Ace of Spades unter Beweis. Ich kann da nur das stilgerechte Dankeschön der Band ans Publikum zitieren: Muchos Gracias, Amigos! (KW)

TO/DIE/FOR
Das war ja so klar das es ausgerechnet bei dieser Band anfangen musste zu schütten. Unglaublich wie viel Wasser da runter kam, was das Fotografieren praktisch unmöglich machte, und nimmt für ein paar Schnappschüsse das Risiko in Kauf, die Kamera zu ruinieren. Trotzdem lässt sich das Publikum nicht davon abhalten, mit TO/DIE/FOR mit zu fiebern und sich die Show anzusehen. Jape und seine Jungs geben alles, um dem durchnässten Publikum einzuheitzen. Und Keyboarder Juska macht das auf seine ganz eigene Weise, mit seinem kalkweiss angemalten Oberkörper und Gesicht, in einem Rock mit dem er aussieht wie ein Flaschengeist. Die Setliste hätte nicht besser gewählt sein können mit einer Mischung aus neuen und alten Songs. (SM)

Blake
So gut wie hier hab ich Blake wohl noch nie erlebt. Lag es am frischen Blut in der Band? Jedenfalls macht es gespannt auf das Ergebnis der 6monatigen Studiosession, das bald auf den Markt kommen soll. Blake setzten auf bekannte Hits wie My Machine, Fresh in the Grave, DeathTripper, Spirit of Cain, gsaben zwischendrin aber auch das Black Sabbath Cover The Wizard zum besten. (KW)
Ich habe Blake schon unzählige Male gesehen, aber die Kombination mit den beiden neuen Seitenzupfern Ilari Hämäläinen und Euge Valovirta funktioniert 1000 mal besser als was ich bisher erlebt habe. Die beiden Herren bringen Action auf die Bühn,e und sogar Sänger Aaro bewegt sich mal ein wenig mehr. Super Show mit geiler Mucke, so muss das sein. (SM)

Turmion Kätilöt
Bei den Schock-Disco-Rockern verzog sich der Regen grösstenteils und sorgte auch dafür, das ein ganzes Bündel Festivalbesucher sich vor der Bühne tummelte. Ich hatte befürchtet, dass viele bereits am Tag zuvor wegen der speziellen Unplugged Show der Band im Alakerta (siehe STALKER Bericht) gar nicht zum Festival kommen würden – aber weit gefehlt. Ein Grossteil der Meute schien nur auf diese Band zu warten und das machte sie zum verdienten Hauptact des Abends. Wer enttäuscht davon war, dass Spellgoth so viele Klamotten anhatte, bekam dafür eine kleine skurille Show von Mitgliedern des Sirkus Mundus Absurdus zu sehen, wo einer Lady zahlreiche Nadeln durch die Haut gestochen wurden. Dem musste es auch Sängerknabe Spellgoth gleich tun und verwandelte Arm und Hände in ein Nadelkissen. (SM)

Interaktive Fotogalerie, oder anklicken und auf Flickr ansehen:

Amarante1 Kopie

Photos: Sandy Mahrer, Klaudia Weber

Samstag 04.08.2012
Nach einer kurzen Nacht ging es bereits um 12.40 mit der ersten Band los. Wenigstens versprach die Wettervorhersage, dass wir diesmal nicht bis auf die Knochen durchnässt werden sollten. Und das bewahrheitete sich – ein warmer Tag mit Sonnenschein bahnte sich an. Was garantiert für den ein oder anderen Besucher mehr sorgen würde.

Tracedawn
gaben offen zu, dass so früh aufstehen an einem Samstag auch für sie nicht einfach gewesen war, jedoch konnten sie mit ihrem Sound an der Schnittstelle Children Of Bodom / Old School Thrash und ihrer hyperaktiven Show die Anwesenden aufwecken und zum Bangen und Slamdancing animieren. (KW)
Die Herren melden sich mit fast komplett neuen Line-up zurück. Bei mir springt der Funke leider immernoch nicht über, auch wenn die Band mit ihrem Sound um längen besser geworden ist fehlt mir immernoch das gewisse Etwas. (SM)

Hammerhed
Diese Herren hatten erst am Tag zuvor ihre Album-Releaseparty in einer lokalen Bar. Vielleicht war das der Grund, warum Sänger Pena ständig ein solch schmerzverzerrtes Gesicht zeigte, dass es einem schon alleine vom Zusehen was weh tat. Hammerhed mischen verschiedene Stile – Punk, Metal, Thrash von allem ein wenig, aber ich würde sagen hauptsächlich Richtung Grindcore & Metalcore – mir eine Spur zu Aggro, vor allem an einem so schönen Tag. Am Vortag mit all dem Regen hätte es besser gepasst, und an der Bühnen Show muss noch ein bisschen gefeilt werden. (SM)

Pelle Miljoona
Das Urgestein der finnischen Punkszene gab sich hier die Ehre, und obwohl sich das Trio schon einige Jährchen am Buckel hat, zeigten sie noch immer die „Leck-A…-Attitüde“ von Zwanzigjährigen und legten einen energiegeladenen Gig ohne Pause, Durchhänger oder Rockstarallüren hin. Da können sich einige Jüngere eine Scheibe abschneiden… Trotz Bob Marley Flagge im Hintergrund gab es nur homöopatische Dosen an Reggare, die Band heizte der Menge mit Punk/Blues/Garagenrock und natürlich ihren Hits „Tahdon Rakastella Sinua“ sowie „der heissen Autobahn“ (Moottoritie on Kuuma) ordentlich ein. (KW)

Fear of Domination
Meine Güte, was für eine Show – die Kostüme, die Tanzeinlagen oder diverse Feuerspielchen (wobei die Pyros viel harmloser wirkten als die Jongleure später – es sah zeitweise so aus, as stünde die Bühne in Flammen) – hier schon mal ein grosser Pluspunkt für so einen Festivalauftritt, und auch die Musik (peitschender Industrial Metal) stand da in Qualität nichts nach. Die Jungs haben sich ja gewaltig gesteigert, seit ich sie das letzte Mal gesehen hatte (Metalorgy 2009), denn nun passte auch alles zusammen – das Moshpit machte kaum mal Pause …
Dank Helena Haaparanta (Crimfall) als Special Guest konnten sie u.a. auch den lange nicht mehr live gespielten Song Call of Schizophrenia zum besten geben. (KW)

Engel
waren für mich ebenfalls eine positive Überraschung an diesem Tag. Death-Doom-Power Metal oder so, wo Sänger Magnus Clavborn mal clean, mal rau glänzt. Nur könnte er sich evtl mal von nem Haar-Stylisten beraten lassen, das wuchert doch etwas zu ungeordnet… Meine Fresse, geile Musik und die Schweden verstehen es, zu posen und mit dem Publikum zu flirten… Kann nur sagen, seht euch diesen Act an, wenn er bei euch Station macht. Zu hören gab´s Knaller quer durch die Bandgeschichte, u.a. Hurricane Season, Numb, Threnody und Casket Closing vom 1. Album. (KW)

Insomnium
Was kann ich sagen als WOW! Normalerweise stellt man sich bei Insomnium auf düstere Musik ein, Melancholie bis zum Umfallen und eine genau so langweilige Bühnenshow. Tja, das war ein mal, Insomnium haben hier eine 180 Grad Wende gemacht. Es macht richtig Spass, diesen Herren beim Spielen zuzusehen und endlich passiert auch mal was auf der Bühne. Auch die Songs des Ende 2011 veröffentlichten Album funktionieren viel besser und sorgen für Stimmung. Da gibt es nur eines zu sagen: Niilo und Co., weiter so und bitte nicht wieder in den alten Trist abrutschen. (SM)

Steen1Orkestra
Das hätte man sich ehrlich sparen können. Ich bin ja offen für vieles und auch Rap und HipHop verirrt sich manchmal in meinen Plattenspieler, wenn er gut gemacht ist. Aber das? Nur Metalgitarren Riffs oder ein herumhopsender Keyboarder a la Dragonforce machen noch lange keinen geeigneten Act für ein Metal-Festival. Steen1orkestra kurz zusammengefasst: schlecht gespielter Metal mit noch schlechterem Rap. Wenn wenigstens Rapper Steen1 gut gewesen wäre hätte man darüber noch hinwegblicken können, aber das war einer der schlechtesten, den ich je gesehen habe, und er schien sich auch nicht wirklich wohl auf der Bühne zu fühlen. Bis auf den Keyboarder machte nun mal gleich gar keiner der anderen Herren auf der Bühne irgendwas. Einzelnen im Publikum schien das zu gefallen, dieser Act kam aber nicht wirklich an; vielleicht hörten sie deswegen bereits 20 Minuten früher auf. (SM)

Amaranthe
Auf die Band war ich besonders gespannt, ich hatte zuvor noch nichts davon gehört, sie werden aber in anderen Magazinen hoch gelobt. Sängerin Elize war mir schon von einigen Kamelot Shows bekannt. Also eins mal vorweg, die Band komplett in Nebel zu hüllen ist weder schön für die Fotografen noch für das Publikum, das nicht mal mehr die Umrisse der Leute auf der Bühne erkennen kann. Ich war ein bisschen erstaunt darüber, gleich drei Sänger auf der Bühne zu sehen, neben der Dame die Herren Andy, der für die Screams zuständig ist und das wirklich super gemacht hat, und Jake für die Clean Vocals. Da hätte man aber auch gleich Elize singen lassen können. Ich finde drei Sänger zuviel und die Kombination löste auch keinen „Oh,wow!“ Effekt aus, was bei drei Sängern doch der Fall sein sollte. Musikalisch ist mir der Sound ein bisschen zu Pop-lastig, aber er schien ganz gut anzukommen, zumindest in den vorderen Reihen wurde kräftig geheadbangt bei den Schweden. (SM)

Ensiferum
Gab es eigentlich schon mal ein MTR ohne Ensiferum? Nunja, da diese Truppe immer wieder mit Pagan-Metal Krachern a la „Into Battle“ oder „Warriors“ die Schottenröcke zum Wedeln, die Köpfe zum Bangen und generell das Publikum zum ausgelassenen Abfeiern bringt, kann auch diesmal nichts weiter gesagt werden als – würdiger Headliner und ein definitives Highlight zum Abschluss des diesjährigen Festivals. (KW)

Contributors

Sandy Mahrer

Fresh Act Redakteurin, Reportagen, Reviews, Fotos - - - Favorisierte Musikrichtungen? - Hard Rock, Heavy Metal und Pop-Rock, etc. Weniger Death, Black, Grind Core