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Schandmaul / Burn

Das Konzert stand irgendwie unter keinem guten Stern. Ursprünglich sollte es bereits vor zwei Monaten an einem Samstag Abend stattfinden, musste aber aufgrund einer Kehlkopfentzündung von Sänger Thomas abgesagt werden (ebenso wie 5 weitere Konzerte). Nun wird der Gig an einem ungünstigen Mittwoch Abend nachgeholt, aber wiederum ist es um das Personal nicht allzu günstig bestellt: Geigerin Anna befindet sich hochschwanger im Kreißsaal und wird durch Tobias von Fiddler`s Green ersetzt, Flötistin Birgit ist ebenfalls hochschwanger, schafft es aber noch irgendwie auf die Bühne und Thomas plagt seit einigen Tagen ein Hexenschuss vom Bambusschneiden im heimischen Garten. Alles in allem also keine guten Voraussetzungen…

Aufgrund der ungünstigen Terminverschiebung wurden im Vorfeld einige der ursprünglichen Karten wieder zurück gegeben, sodass das heutige Konzert als eines der wenigen der Tour nicht ausverkauft ist. Bevor das Publikum jedoch für die lange Wartezeit entschädigt wird, darf zunächst die Münsteraner Formation Burn ran. Bis dato sind sie mir komplett unbekannt und das Konzert gibt mir nicht gerade das Gefühl, bislang irgendwas verpasst zu haben. Der seichte Rock hat keine Ecken, kein Kanten und bleibt auch nicht im Gehör hängen. Dafür tut er auch keinem weh, sodass die Formation nach 40 Minuten mit Höflichkeitsapplaus verabschiedet wird.

Nach einer erfreulich kurzen Umbaupause gehen dann die Lichter zum zweiten Mal aus und Schandmaul betreten die Bühne. Nach einem kurzen Instrumental geht es mit `Auf hoher See`, `Herren der Winde` und `Hexeneinmaleins` auch gleich in die Vollen. Liegt es am Wochentag, an der Zusammensetzung des Publikums (sehr viele ältere Semester) oder doch an der berüchtigten Münsteraner Distanziertheit – irgendwie will der Funke von der Bühne zunächst nicht so richtig überspringen. Thomas schafft es aber mit seinen lustigen und größtenteils spontanen Ansagen, Lockerheit von der Bühne zu verbreiten. Bei `Hofnarr` und `Wolfsmensch` wird dann auch das Publikum zusehends lockerer, bevor sich bei `Vogelfrei` und `Gebt Acht` auch der endlich der vorsichtigste Westfale zu Mitsing- und Mitklatschspielchen verleiten lässt. So kann es dann, nunmehr bestens aufgewärmt, in die Verlängerung gehen. `Das Teufelsweib` reißt heute richtig mit und bei `Dein Anblick` wird lauter mitgesungen, als man wohl zu hoffen wagen durfte. Besonders schön finde ich, dass das Uralt-Instrumental `Sturmnacht` auch mal wieder zum Zug kommt. Nach guten zwei Stunden, 7 Zugaben und insgesamt 23 Songs ist dann endgültig Schluss. Respekt, so Programm liefern viele Bands nicht einmal ab, wenn sie top fit sind!

Timo Pässler

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