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Borknagar: Wir klingen einfach so!

Borknagar sind im Black Metal eine Klasse für sich. Mit dem neuen Album „Urd“ im Gepäck, das gerade veröffentlicht wurde, werden sie das sicherlich erneut unter Beweis stellen können. Grund genug, Gitarrist Jens F. Ryland um ein kurzes Interview zu bitten.

Zunächst mal möchte ich euch sagen, dass eure Band guten Black Metal fabriziert. Meine bevorzugten Alben sind „The Archaic Course“ und „Universal“. Ich bin sehr gespannt auf das neue Album „Urd“. Ich mag es, dass Borknagar anders sind als all die anderen Black Metal Bands. Ihr habt den Mut zu experimentieren, und das ist gut.
Danke für eure Unterstützung, deine Favoriten sind andere als ich für gewöhnlich zu hören bekomme, aber gut gewählt.

Borknagar haben viele Mitglieder aus verschiedenen Bands, wie Vintersorg, Molested und Wind. Wie kamt ihr zusammen?
Als Øystein 1995 das erste Line-Up zusammenstellte glaubte er vermutlich nicht daran, dass daraus mal mehr würde als ein Album. So brachte er Musiker zusammen, die er kannte und von denen er wusste, dass sie mitmachen würden. Aber daraus wuchs dann Borknagar, und nach dem 2. Album gab es eine Anfrage von Century Media, die Band auf die Bühnen zu bringen. Das brachte die ersten Veränderungen mit sich, u.a. die, dass ich hinzu kam. Als eine tourende Band mit einem multinationalen Vertrag haben wir keine Schwierigkeiten, Leute davon zu überzeugen, mit uns zu arbeiten.

Was inspiriert euch zu eurer Musik?
Der Grundstein für Borknagar ist die Nordische Thematik und Atmosphäre mit dem Fokus auf die Natur und wie deren Elemente ihre Kraft entfalten. Leben in Norwegen bringt einen stärker in Kontakt mit der arktischen Natur als irgendwo sonst. Das gibt der Musik eine Atmosphäre, die viele sicherlich interessant und evtl. exotisch finden. Ich bin im nördlichen Polarkreis aufgewachsen. So weit nördlich, dass die Sonne dort im Winter für 6 Wochen unter dem Horizont verschwindet und wir im Sommer einen sehr langen Tag durch die Mitternachtssonne haben. Ich wuchs mit Walen auf, die sich dem Boot näherten, als wir fischten, mit Elchen und Rentieren draußen im Garten und alledem. Es ist eine großartige Inspiration, die dir ein Leben lang erhalten bleibt.

Was ist bei “Urd” anders als bei den anderen Alben?
Zunächst wirst du feststellen, dass die Produktion sich deutlich verbessert hat. Die Zusammenarbeit mit Jens Bogren (Fascination Street) hat sich mehr als ausgezahlt. Er war in der Lage, viele Details der Musik zur Geltung zu bringen. Des weiteren sollten die 3 Sänger hervorgehoben werden. Während Vintersorg den gutturalen Gesang übernimmt, teilt er sich den Cleangesang mit ICS Vortex und Lazare.

Wie entwickelte sich der Sound, der euch so sehr von all den anderen Black Metal Bands unterscheidet?
Der Klangteppich von Borknagar ist ein Resultat all der Jahre der Kooperation. Ebenso der Einflüsse der ehemaligen Mitglieder, der Rückmeldung von Fans und Kritikern. Am meisten aber das Resultat einer sich entwickelnden Band. Es ist nicht so, dass wir anders sein wollen. Wir klingen einfach so.

Jede Band hat ihre Geschichte bei ihren Alben. Was ist eure?
Das ist nicht so einfach zu beantworten. Das lyrische Konzept bei Borknagar war es immer, es dem Zuhörer zu ermöglichen, seine eigenen Vorstellungen zu entfalten, während wir nur die Themen einbringen. Alle Lieder haben verschiedene Themen und Bedeutungen, aber das bedarf einer umfangreicheren Erklärung, die zudem von den Textern selbst stammen müsste.

Was war die beste Erfahrung, die du je gemacht hast?
Ich bin ein großer Fan davon, raus zu gehen, live zu spielen und dem Publikum von Angesicht zu Angesicht gegenüber zu treten. Was das angeht, habe ich einige großartige Erlebnisse gehabt. Sowohl der Gig auf Wacken vor 25.000 Leuten, als auch positive Erfahrungen mit dem Engagement einiger Leute. Ein Beispiel wäre die Gastfreundschaft in Estland.

Und was war das Negativste?
Ich habe einige schlechte Erfahrungen mit Leuten gemacht, die ein ignorantes und arrogantes Verhalten an den Tag gelegt haben. Ich mag wirklich keine „Rockstars“!

Gibt es etwas in deinem Leben, das du schon immer tun wolltest?
Alle meine persönlichen Träume sind irgendwie mit Musik verbunden. Ich hoffe auch, mit einer Band möglichst viel von der Welt zu sehen. Es ist eine sehr einzigartige Art zu reisen und auch lustig, solange die Dinge gut laufen. Auf meiner Prioritätenliste stehen momentan Südamerika, China und der Rest Asiens ganz weit oben. Zudem wäre es eine wertvolle Erfahrung, mal Konzerte in Afrika zu spielen. Ich weiß, dass es in Ländern wie Ägypten, Marokko, Tunesien und Südafrika Metalbands gibt.

Was ist das wichtigste in deinem Leben?
Die Familie steht an erster und wichtigster Stelle. Ich habe drei Kinder und eine liebevolle Frau. Darüber geht mir nichts.

Danke für das Interview und viel Glück mit „Urd“. Grüße an alle Bandmitglieder!
Danke!

Autor: Sina Baur / Medicine-mag.com, Fotos: Band

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