ArchivKonzerteLive

Dream Theater / Periphery

29.2.2012 Rockhal LUX

Dream Theater haben einige Veränderungen durchgemacht, die schwerwiegendste davon war wohl der Ausstieg von Drummer Mike Portnoy. Es folgte ein allseits umjubeltes und treffend betiteltes Album „A Dramatic Turn of Events“, mit welchem sich die Band auf die guten alten Zeiten zurück besonnen hat. Zur Unterstützung wurden für die Tour PERIPHERY angeheuert, die mit ihrem selbstbetitelten Album „Periphery“ eine Menge positiver Kritik einfahren konnten und die am Ende des Konzerts in Luxemburg auch von Dream Theater Fronter James La Brie hochgelobt wurden als sehr talentierte Band. Nachdem der Auftritt vom ursprünglich geplanten Termin am 12. Februar auf den 29. verlegt worden war, war der Gig in Luxemburg letzte der sechswöchigen Tour und alle Beteiligten schienen nochmal wirklich alles zu geben – von Tourmüdigkeit keine Spur. Am Einlass wurde schnell klar, dass Dream Theater Fans quer durch alle Altersschichten und Musik Geschmäcker begeistern, denn von Familie mit Kind, über Opa und Oma, bis hin zum kuttentragenden Metaller war wirklich alles dabei.

Los ging es super pünktlich um halb acht mit der noch recht jungen Truppe Periphery, die mit Stücken wie „New Groove“, „Jetpacks Was Yes!“ und „Icarus Lives“, die vielleicht noch am ehesten als Progcore zu bezeichnen sind, das Publikum aufwärmten – oder es zumindest versuchten. Denn ihre Mucke war wohl weniger interessant für die meisten Dream Theater Fans, denen Periphery obendrein auch noch unbekannt zu sein schienen.

Schlecht war das, was die Jungs dort abgeliefert haben sicherlich nicht, aber sie können es definitiv besser und vielleicht sollte man sich diese Truppe noch einmal in einem anderen Bandpaket ansehen – und mit einem besseren Sound. Ohne Kenntnis des Materials wirkte ihr bisweilen recht proggiger und technischer Mix vielleicht ein wenig anstrengend und war sicherlich mit Schuld an den eher verhaltenen Reaktionen.


Die Spannung stieg und allenthalben blickten erwartungsvolle Gesichter auf die Bühne, auf dass es endlich losgehen möge. Nach einer scheinbar endlos dauernden Wartezeit – die gar nicht mal so lang war, da alles hinter dem Backdrop der Vorband bereits aufgebaut war, setzte schließlich das Intro „Dream Is Collapsing“ ein. Die Projektionen der Bandmitglieder als Comicfiguren auf den drei riesigen Würfeln im Hintergrund sorgten für grinsende Gesichter. Los ging es mit „Bridges In The Sky“ vom aktuellen Album, gefolgt von „6:00“ („Awake“). Bereits beim ersten Song ging die Menge lautstark und begeistert mit und es wurde recht schnell klar, wie sehr die Fans auf diesen Gig gewartet hatten. Der Sound war glasklar, perfekt abgemischt und jeder Musiker war bestens zu hören.


Der Schwerpunkt lag natürlich auf den Songs des neuen Albums. So wurden insgesamt sechs Songs dargeboten, wie „Beneath The Surface“, „Breaking All Illusions“ oder „Build Me Up, Break Me Down“. Untermalt wurden die Songs von teilweise sehr interessanten Projektionen auf den 3-D Würfeln im Hintergrund. Auf „The Root of All Evil“ folgte ein Drumsolo, auf das Viele der Anwesenden sicherlich gewartet hatten, denn hier konnte Neuzugang Mike Mangini zeigen, was er drauf hatte und dass er Mike Portnoy in nichts nachstand und obendrein sehr sympathisch rüberkam.
Für Jubel sorgte auch „Surrounded“ vom „Images And Words“ Album. Als man nach dem achten Song so langsam in die Halbzeit des Konzerts ging – Dream Theater spielten volle zwei Stunden – war es an der Zeit für eine kleine Akustik Einlage mit „The Silent Man“ und „Beneath The Surface“, bei der La Brie und Petrucci eine saubere Leistung ablieferten, die mich über kleine Schwächen im Gesang zuvor hinwegsehen ließen. Für Grinser sorgte er, als er diese kleine Akustik Anlage erklärend einleiten wollte und sich komplett verzettelte. Auf einen Wink von Petrucci hin gab er auf und schob die Verwirrung auf das Ende der Tour „Okay…It´s the end of the tour, I´m losing mind…“


Man mag La Brie mögen oder nicht, manchmal haut´s mit der Stimme live auch nicht ganz so hin, aber besonders das neuere Material hatte wieder einmal gezeigt, dass er perfekt zu Dream Theater passt. Auch wirkte er an diesem Abend verdammt gut gelaunt und war in Plapperlaune – das hatte man so in der Vergangenheit selten erlebt. Lacher erntete er auch, als er irgendwann in der Mitte des Sets verkündete, dass er gerade den Mikroständer zerstört habe. Sein lockeres Verhalten spiegelte wieder, wie befreit die Band mittlerweile wirkt – sowohl musikalisch, als auch was das Stageacting angeht.

Es folgte ein Ausflug zum „Six Degrees of Inner Turbulence“ Album mit „War Inside My Head“ und „The Test That Stumped Them All“. Auch Petrucci durfte im Anschluss ein Solo abliefern, bei dem das Publikum gebannt bis zur letzten Note zuhörte. Das wunderbare „The Spirit Carries On“ und „Breaking All Illusions“ beendeten dieses tolle Konzert. Klar war jedoch, dass keiner der Anwesenden die Band einfach so ohne Zugabe gehen lassen würde. Die sollte es dann auch geben : „Pull Me Under“ ließ das Publikum noch einmal richtig steil gehen und auch die Band gab noch einmal alles – schließlich war das das letzte Lied, des letzten Konzerts am Ende einer langen Tour.
Dieser Abend hatte ganz klar gezeigt, dass der Ausstieg von Portnoy zwar auf der einen Seiten traurig war, die Band nun aber stärker den je zurück ist und sicherlich hiermit auch die letzten Zweifler überzeugt hat.

Setlist:
Dream is Collapsing (Hans Zimmer)
Bridges In The Sky
6:00
Build Me Up, Break Me Down
Surrounded
The Root of All Evil
Drum Solo
A Fortune of Lies
Outcry
The Silent Man (Acoustic)
Beneath the Surface (Acoustic)
On The Backs of Angels
War Inside My Head
The Test That Stumped Them All
The Spirit Carries on (Petrucci/Rudes Solo Intro)
Breaking All Illusions
——-
Pull MeUnder

Cornelia Wickel

(nicht mehr aktiv) - Reportagen, Fotos