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Laibach in Helsinki

Im vergangenen Jahr hatte Laibach in St Petersburg anstatt in Helsinki gespielt und uns ihrer Anwesenheit beraubt. Andererseits gab es dadurch Hoffnung, dass sie bald wiederkehren und uns ein unvergessliches Erlebnis bescheren.

Als das Konzert schliesslich angekündigt wurde mit der Information, dass diese Show sich deutlich von anderen Laibach Konzerten unterscheiden sollte, konnten wir es kaum glauben. Die neueste CD beschäftig sich mit Laibachs Interpretation von Bachs Werken, eher experimentell, und nur vom Zuhören könntest du nicht erraten, dass es sich hier um Laibach handelt.

Also füllte sich der Tavastia Club langsam mit Goths und Cybers, Vintage Liebhabern und mehr und mehr Uniformen, inspiriert vom 2. Weltkrieg. Die Anwesenden ahnten wohl nicht, dass zum Thema dieses Abends 1700er Rokoko Mode passender gewesen wäre.

Das Venue füllte sich, die Erwartungen waren hoch, was sollte heute passieren? Der Bühnenaufbau sah anders aus als bei üblichen Laibach-Konzerten, ohne Leinwände im Hintergrund. Es gibt sonst Sitzplätze für MusikerInnen, aber diesmal waren keine Gesangsmikrophone aufgebaut. Die Information ging um, dass die SängerInnen nciht mal mit auf dieser Tour waren, was die meisten nicht glauben konnten.

Als das Konzert anfing, erstarrte das Publikum in Bewunderung – experimentelle elektronische Musik, mit Anleihen aus der Klassik, die sich gelegentlich in den Lärm mischten…. Laibach?!!? Nein, das kann nicht sein, das ist was anderes… von den ersten Klängen an machte sich Verwirrung breit. Zumindest die ersten Songs, oder besser: musikalischen Arrangements, verbrachten die meisten damit, sich damit anzufreunden, aber bald wurde es den meisten zu viel, und irritierte Cybers und Goths und Metaller begaben sich an die Bar, um den Sound als Hintergrundmusik zu ihren Drinks zu geniessen.

Es war eine völlig andere Erfahrung, was deutlich machte, dass dieses Konzert eher für Venues mit Sitzplätzen gedacht ist. Denn es ähnelte eher einem Kammerkonzert und Laibach war nur als Oberbegriff zu verstehen, der die Musiker in desem Projekt verband, nicht mehr. Während der gesamten Performance war es nciht klar, wann das Publikum klatschen sollte, also gab es nur ab und zu kurz Applaus zu hören, was den Eindruck verstärkte, das etwas fehlte. Bei einem Song wurde Publikumsapplaus als Sample verwendet, so wie das Gelächter in US-Sitcoms, nur hier handelte es sich um Laibach… und erneut war das Publikum verwirrt.

Laut Ivan, einem Gründungsmitglied der Band, war das auch Zweck dieser CD. „Das ist etwas zum Nachdenken, und staunen… es muss ja nicht dauernd eindeutig oder nur „Achtung“ und Industrial sein.“ Diese Aufgabe ist sicherlich gelungen, und wir fragen uns, was Laibach als nächstes so auf Lager hat.

Stalker dankt Gregor Musa für die Unterstützung.

Marina Sidyakina

GastmitarbeiterInnen / guest contributions

Reguläre GastmitarbeiterInnen u.a. Melanie Kircher, Tatjana Tattis Murschel, Grit Kabiersch, Marina Minkler, Maria Levin, Jasmine Frey, Nina Ratavaara, Elvira Visser, John Wisniewski