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Inkubus Sukkubus und die 7 Todsünden

Die britische Goth-Wicca-Rocklegende Inkubus Sukkubus stellt ja selbst eine absolut einzigartig (und sehr genussvolle) Sünde an sich dar, wenn man bedenkt, dass sie alle aktive praktizierende Wicca-Jünger sind. Daher kein Wunder, dass Candida nach Vorstellung des STALKER 7 Todsünden-Konzept augenzwinkernd und mit unverhohlenem Enthusiasmus verkündet: “Interessant!”

Die britische Goth-Wicca-Rocklegende Inkubus Sukkubus stellt ja selbst eine absolut einzigartig (und sehr genussvolle) Sünde an sich dar, wenn man bedenkt, dass sie alle aktive praktizierende Wicca-Jünger sind. Daher kein Wunder, dass Candida nach Vorstellung des STALKER 7 Todsünden-Konzept augenzwinkernd und mit unverhohlenem Interesse verkündete: “Interessant!”

Neid
(alle lachen)
Adam: Das wird doch veröffentlicht, nicht? Was würdest du sagen? Hey, du antwortest als erste, ich suche erstmal mein Feuerzeug… geht es darum, ob wir Neid empfunden haben?
Candia: Neidisch auf… hm…. (macht eine Pause). Es gibt Neid auf einer sehr grundlegenden Ebene, nämlich immer dann, wenn jemand ne schönere Frisur hat als du! Und ebenso, wenn jemand zufriedener scheint, oder glücklicher… Also klar, natürlich haben wir das empfunden. Wenn du einen Scheiss-Tag hast und du siehst jemanden, der sehr glücklich wirkt.
Tony: Ich versuche nicht, andere Leute zu beneiden, das ist offensichtlich nicht sehr gesund. Aber natürlich empfindest du Neid, besonders wenn du Leute siehst, die was bekommen was sie nicht verdienen, dennoch ist es etwas, was du nicht tun solltest. Jeder wird immer was tolleres und besseres haben als du, es wird da immer jemanden geben, nicht? Ich glaube, so lange du glauben kannst, dass du dasselbe was sie haben auch kriegen kannst, dann kann das als eine positive Sache gesehen werden, aber wenn es in die Richtung “Ich kann nicht…” geht, ist es nicht gut, du fühlst dich nur beschissen und das führt zu nichts.
Candia: Genau! Wir schmieden unser eigenes Glück! Also wenn ich mich dabei ertappe, neidisch zu sein auf irgendwas, was Leute mit ihrem Leben ihrem Glück oder was auch immer gemacht haben, dann kann ich denken, dass es an mir selbst liegt, dass ich selbst was daran ändern kann – und so überlasse ich das ganze nicht irgendwelchen göttlichen Kräften, sondern ändere selbst was.

Faulheit
Candia: OH schuldig-schuldig-schuldig!
(alle lachen )
Tony: Faulheit… ich glaube, du kannst immer etwas mehr aus deinem Leben machen, aber es ist einfacher, rumzusitzen und nachzudenken über Dinge, anstatt diese Dinge auch wirklich durchzuziehen. Ich hätte jetzt wohl schon sechs Sprachen lernen können, wenn ich mich darauf konzentriert hätte, weil meine Eltern Linguisten sind, also, mein Vater ist Linguist, also JA, ich bin da auch schuldig, würd ich sagen.
Candia: Faulheit erzeugt mehr Faulheit, es wird su einem Strudel, der dich nach unten zieht. Also sind wir gelegentlich alle hierbei schuldig, und du musst erkennen, dass du faul bist und versuchen, die Energie zu finden, wieder vom Hintern hochzukommen. Es ist zu leicht, sich einfach fallen zu lassen.
Adam: Es gibt unterschiedliche Arten von Faulheit, nicht? Es geht nicht nur ums Rumsitzen und Nichtstun, sondern auch in einer Endlosschleife stecken, wo du was machst und auch sehr aktiv bist, nur führt es nirgendwohin, du machst weiter und weiter, obwohl du dir dessen bewusst bist, und wiederholst dieselbe Endlosschliefe immer wieder.
Tony: Es gibt auch intellektuelle Faulheit, die direkt zur Ignoranz führt, also nicht nachzudenken und Dinge richtig zu verstehen.

Eitelkeit
Candia: (nachdenklich) yeah…
Tony: Ich glaube wirklich, dass es in der Tat gut für Menschen ist, ein wenig eitel zu sein. Du musst da aufpassen, nicht von Eitelkeit besessen zu sein, aber ein bisschen davon ist sehr gut fürs Selbstwertgefühl. Manchmal fühlst du dich wirklich gut, jemand wird dich dann vielleicht der Eitelkeit bezichtigen, aber dann ist der nur eifersüchtig. Es beeinflusst auch, wie du mit anderen Leuten umgehst, du vermeidest dadurch Depressionen und Egozentrik. Ich meine, wenn Leute ein wenig eitel sind, dann sind sie etwas glücklicher und damit auch nettere Gesellschaft.
Candia: Es stimmt wirklich, dass du zuerst dich selbst lieben musst, ehe du andere lieben kannst, und dann können andere dich lieben. Aber der Trick dabei ist, das alles in Schach zu halten und nicht darin völlig aufzugehen. Ich glaube, in gewissem Ausmass sind wir alle eitel…
Adam: Ich glaube, wir sind alle ziemlich eitel, bis zu einem gewissen Punkt natürlich. Nicht so eitel wie einige Leute in unserem Business, denke ich.

Gier
Candia: Gieeeeeeeeeeer…. das lässt sich mit Neid verbinden, denke ich mal. Es geht um mehr wollen als du haben kannst, was sehr zerstörerisch sein kann. Eigentlich ist es mehr wollen als du wirklich brauchst, was wohl die zerstörerischte aller sieben Todsünden ist, nehme ich an.
Adam: Yeah! Es ist nichts falsch daran, Dinge zu wollen, aber wenn du diese nicht wirklich brauchst, wird es gefährlich. Ich bin immer gierig auf Vergnügen, auch als ich jünger war, was zu Problemen führt, Drogen, Saufen und so, wenn du Rock´n´Roll lebst.

Lust
Tony: Lust ist eine natürliche Angelegenheit, denn ohne Lust, und speziell sexuelle Lust, würden sich die Menschen nicht vermehren. Diese Lust must du einfach in dir spüren.
Adam: Ich glaube, die meisten Probleme gibt es mit Leuten, die ein bisschen zu lustvoll sind, und dann sind wir schon wieder beim Neid. Ich denke, wenn es keine Lust gäbe, gäbe es auch keine Menschen hier.
Candia: Nicht? Ich glaube, dass ist eine der positivsten Sünden…
Adam: Ich glaube, eine Menge Leute fühlen sich generell unglücklich und viel mehr schuldig gegenüber Lustgefühlen als alles andere. Viele Leute fühlen sich schuldiger darüber als etwa über Faulheit oder Gier.
Candia: Ich denke darüber so in etwa wie Iggy Pop, dass die Lust aufs Leben eine Lebens-Energie ist, Leidenschaft und Energie zu haben, das Gegenteil von Faulheit. Lust ist diesen Funken Energie zu zeigen und dass du was machen willst, das Leben in vollen Zügen geniessen willst, also ja… Klar gibt es da auch die Kehrseite der Medaille, aber allgemein denke ich, ist das die beste von allen Sünden.
Adam: Ich glaube, von allen sieben Todsünden ist Lust wohl jene, die am meisten von der Religion als DIE Sünde schlechthin dargestellt wird, obwohl diese wohl die einzige ist, wo es um das Mensch-Sein an sich geht. Also geht es hier wenige rum Philosophie als um Religion, daher ist es schwierig, Lust wirklich als Sünde zu sehen.
Tony: Es hängt auch davon ab, worauf die Lust gerichtet ist, was das Lustobjekt ist… wenn es zum Beispiel Schafe sind, wäre das ein Problem…
Candia: Was?!?! Schafe?!!? Wo hast du das her?!
Tony: Es ist wahr! Einige Leute haben sehr unkonventionelle Gelüste, was sie in Schwierigkeiten bringt und gefährlich ist…
Candia: Reden wir später über Schafe, oder?
Tony: Was die Schafe betrifft, da hab ich nicht von mir gesprochen. Es gibt einfach Leute, die völlig unakzeptable Gelüste haben, also kannst du nicht einfach sagen, dass Lust immer etwas positives ist, denn für manche Menschen gibt es da nur Schwierigkeiten…
Candia: Ausser wenn dich die Schafe genauso lieben, dann ist es OK.

Völlerei
Adam: Es ist schwierig darüber nachzudenken, denn Völlerei ist verbunden mit Gier. Ich kann nicht sagen, dass ich Erfahrung mit Völlerei habe…
Candia: Oh, ich schon!
Adam: … ausser total besoffen gewesen zu sein.
Candia: yeah!
Adam: Denn sich sinnlos zu besaufen ist Völlerei total, oder?
Candia: Für mich ist es Völlerei, wenn ich nix mehr brauche, aber der Tisch ist voller Alkohol und du kannst einfach nicht aufhören. Dein Körper sagt “nein”, aber… Also ist das eine Form der Völlerei, denke ich. Es ist so, als ob die Sachen da vor dir sagen “trink mich, trink mich” ´…
Tony: Du wurdest ja auch so erzogen, keine Lebensmittel zu verschwenden…
Candia: … keinen Jägermeister verschwenden…
Tony: … und deine Eltern sagen dir immer “besser aufessen, es gibt Kinder in der Dritten Welt… “
Candia: …Kinder in der Dritten Welt, die noch nie Jägermeister getrunken haben, und hier steht eine ganze Flasche…
Tony: So wirst du erzogen, alles zu essen, was du kriegen kannst, weil es dir so eingebleut wurde. Und so ist es auch beim Trinken, denke ich. Sagen wir mal, du trinkst ein Bier und da ist noch was im Glas, und du willst heim gehen, aber dann trinkst du doch weiter, weil du es nicht verschwenden willst.
Candia: Wenn wir trinken, reden wir zuerst viel, dann streiten wir, und dann wollen wir auf Expedition gehen! So eine Art urbaner Expedition, ausgehen kurz vor Sonnenaufgang und die Umgebung checken…
Tony: Ich bin mal aus einem Hotelfenster gefallen, aus dem 2. Stock, weil ich auf der Dachrinne balancieren wollte, also JA Alkohol kan tödlich sein…
Candia: Keiner von uns ist aber wirklich eine Schnapsdrossel.

Zorn
Adam: Ich habe nie wirklich extreme Wut verspürt, ausser bei Leuten, die irgendwelchen Regeln verhaftet bleiben und den gesunden Menschenverstand ausser acht lassen. Du weisst was ich meine, all die Verkehrsregeln und sowas? Du kriegst für nichts einen Strafzettel und so, und nur deswegen bin ich auch mal ausgezuckt.
Candia: Zorn – ja, einmal im Monat hab ich das! Ladies‘ week.
(alle lachen)
Tony: Ich versuche nicht auszurasten, was ich wohl manchmal tun sollte.
Candia: So alle fünf Jahre einmal machst du das.
Tony: Ja, alle fünf Jahre einmal, und wenn ich wirklich die Schnauze voll hab, dann kommt es raus. Vielleicht, wenn ich öfter mal ausrasten würde, wäre es nicht ganz so arg wenn es ich es dann tue.

www.inkubussukkubus.com
www.myspace.com/inkubussukkubus

Autor: Marina Sidyakina, transl. K. Weber, Photos: Inkubus Sukkubus

GastmitarbeiterInnen / guest contributions

Reguläre GastmitarbeiterInnen u.a. Melanie Kircher, Tatjana Tattis Murschel, Grit Kabiersch, Marina Minkler, Maria Levin, Jasmine Frey, Nina Ratavaara, Elvira Visser, John Wisniewski