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Warganism: Arthropoden-Metal

Was haben ausgerechnet Hundertfüßer mit Metal zu tun? Das können euch am besten Warganism aus Rumänien erklären, die es nach einer langen und wechselvollen Bandgeschichte nun endlich mit ihrem neuen Album auch über die rumänischen Grenzen heraus schaffen wollen. Mit so dominanten Dracula-Genen dürfte dem nicht viel im Weg stehen…

Hey, wie geht´s? 
Hi, schön, wieder von euch zu hören. Warganism geht´s verdammt gut und das schon seit 13 Jahren und hoffentlich ist es auch noch die nächsten 13 Jahre so.

Eure letzte Platte “Centipede” hat unseren Rezensenten umgehauen. Gut gemacht! Erzählt doch mal ein bisschen mehr über die Songs! Wie schreibt ihr Songs im allgemeinen?
Wir sind sehr froh darüber, eine gute Kritik in eurem Magazin bekommen zu haben. Die Songs haben, so wie ihr schon festgestellt habt, eine breite Auswahl an „Geschmacksrichtungen“, verschiedene Stile, Lyrics, verschiedene Einflüsse, die sich in unserer Musik miteinander verbinden.

Wir schreiben die Songs normalerweise zusammen. Es stimmt, dass einige von uns, besonders Marian und Ioachim in der letzten Phase, Ideen einbringen, aber dann entwickeln wir diese weiter und steigern so ihren Reiz. Die Lyrics werden von Sorin und Ioachim geschrieben, sie handeln von philosophischen aber auch alltäglichen Themen.

Ist es schwieriger, Gefühle in einer Sprache auszudrücken, die nicht die Muttersprache ist? 
Unsere Lyrics waren schon immer auf englisch. Das ist keine große Sache, denn wir haben die Sprache schon sehr früh gelernt und es ist für uns sehr leicht, unsere Gefühle auf englisch auszudrücken. Wir glauben, dass es für Rock´nRoll eine attraktivere Sprache ist.

Eure Songs sind auf der einen Seite recht heavy, auf der anderen aber auch sehr zugänglich, ist das beabsichtigt? Welches Publikum wollt ihr ansprechen? 
Wir haben diese Band vor 13 Jahren gegründet, unter einem anderen Namen (Dies Irae) und mit anderen Zielen. Wir haben Black Metal gespielt, straight und ein bisschen melodisch. Die Zeit verging und unsere Persönlichkeiten haben sich in mancher Hinsicht verändert; jetzt haben wir andere Vorstellungen fürs Songschreiben. Wir hören ganz unterschiedliche Musik und es ist normal, ein Verlangen danach zu haben, diese Vielfältigkeit unserer Lieblingsbands in unseren Songs wiederzuspiegeln. Ich glaube, wir erreichen jetzt ein etwas anderes Publikum als vor 13 Jahren, das stimmt, aber die alten Fans mögen unsere Musik auch noch.

Der Song “Envy” sticht am meisten heraus mit seinen Clean Vocals und Lagerfeuerromantik, wie ist der Song entstanden? 
Marian hat den Song vor einer Weile geschrieben und wir hatten genug Zeit ihn zu „verdauen“ bevor wir zur endgültigen Version gekommen sind. Für uns ist es ein ganz besonderer Song und es sollte aufgrund seiner seltsamen Stimmung auf Centipede erscheinen. Wir wollen für diesen Song in den nächsten Monaten ein Video drehen. Der Song wurde in Rumänien schon auf Mainstream Radiostationen gespielt.

Warum unterscheidet er sich so sehr von den anderen, glaubt ihr, dass er die Band/das Album gut repräsentiert?
Wir haben auf jedem Album einen Song, der eher besonders, anders ist, wie auch immer du es nennen möchtest. Für uns ist es eine gute Repräsentation der Band, weil es bedeutet, dass wir offen sind und uns nicht auf einen bestimmten Stil festgefahren haben

Ihr habt/wollt noch ein Video drehen? Wir wird´s aussehen?
Das Video, dass wir drehen wollen, ist für den Song Envy und wir haben schon ein paar Ideen, aber das endgültige Produkt wird erst in ein paar Monaten veröffentlicht und wir wissen noch nicht, wie es aussehen wird.

”Centipede” [Hundertfüßer] ist der Name der Platte, gibt´s einen Grund, warum ihr euch für dieses Tierchen entschieden habt? Ist es das Bandmaskottchen? Gibt´s eine Verbindung zu den Songs? 
Centipede wurde als Plattentitel gewählt, weil es als Symbol für die neue Vielfalt steht, die man in unserem Stil, in unseren Songs finden kann. Die vielen Füße eines Hundertfüßers zeigen die Vielzahl an Ideen, die unsere Kreationen dominieren.

Das Album wurde auf Taine Records veröffentlicht, bei dem nur ein paar Bands unter Vertrag sind. Was oder wer steckt hinter dem Label? 
Taine Records ist das Label hinter der Band Taine, eine der ältesten Metalbands in Rumänien. Sie haben uns geholfen, dieses Album in ihrem Studio aufzunehmen und sie haben auch beim Mastern geholfen, was in New York von Chris Mackensen gemacht wurde. Wir haben gute Beziehungen zu ihnen. Sie haben alle als Gastmusiker auf diesem Album mitgespielt, ein paar Vocals und alle Keyboardpassagen.

Die Band wurde bereits 1995 als Black Metal Band gegründet, dann gab´s eine Elektro-Phase und jetzt seid ihr wieder beim Metal gelandet, glaubt ihr, ihr habt jetzt eure Nische gefunden oder kann wir in der Zukunft weitere Veränderungen erwarten?
Die Elektro-Phase wurde von unserem Nebenprojekt, Phobia, repräsentiert. Dieses Projekt war ein sehr kurzer „Ausbruch“ aus der Metalmusik, der hauptsächlich deshalb passierte, weil unser Drummer, Victor, 5 Jahre in die USA gegangen ist. Das Projekt bleibt Teil unserer Geschichte, es ist nicht mehr am Leben. Später haben ein paar andere Leute mit uns zusammengearbeitet, aber der Kern der Band blieb der gleiche und wir haben uns Ende 2005 reformiert so wie wir mal angefangen haben. Jep, ihr könnt immer Veränderungen erwarten, eine dynamische Band entwickelt meist neue Ideen.

Was war der Grund dafür, euren Stil zu verändern und auch den Bandnamen?
Der Bandname wurde von Dies Irae zu Warganism geändert, weil wir herausgefunden haben, während all den Jahren, dass es viele Bands mit diesem Namen auf der Welt gibt. Wir können keine internationale Aufmerksamkeit erregen, wenn wir den Namen beibehalten. Wir haben diesen neuen Namen gefunden, aber das bedeutet nicht, dass sich der essentielle Teil unseres musikalischen Stils geändert hat.

Die Band hat vor kurzem für Sepultura in Bucharest eröffnet, wie war´s? 
Wir waren sehr glücklich darüber, als Support für Sepultura ausgewählt zu werden. Die Live-Show war riesig und viele unserer Fans waren sehr froh, uns nach einer Weil wiederzusehen und das neue Material von unserem Centipede Album zu hören. Ihr könnt ein paar Videos und Photos von der Show unter dem Link finden, auf unserem rumänischen Blog.

Der Plan ist jetzt natürlich mit Warganism groß rauszukommen, was auch bedeutet, dass ihr viel mehr touren müsst, auch außerhalb von Rumänien. Wie, glaubt ihr, kriegt ihr es hin, so lange von euren Familien weg zu sein – viele von euch sind ja verheiratet und haben Kinder?
Man vergesse auch nicht unsere sonstigen Karrieren 🙂 Ja, einige von uns haben Kinder, bei einigen ist es bald soweit und vier von uns sind verheiratet. Es stimmt schon, dass ausgiebiges Touren die Hauptmöglichkeit ist, unsere Musik zu promoten und deshalb schauen wir jetzt nach Plänen für unsere nächste Tour durch Europa. Sobald wir einige Dates fest haben, werden wir sie auch an euch weiterleiten.

Gibt´s Sorgen, dass ihr den “Versuchungen” auf Tour erliegen könntet?
Keine Sorgen. Normalerweise haben wir zwei oder drei Shows an verschiedenen Wochenenden, also sind wir meist nicht sehr lange weg.

Gibt´s verrückte Tourstories? Was war das schlimmste, dass euch je während/vor/nach einer Show passiert ist?
Diese Art von Geschichten stammen noch aus unserer Vergangenheit, als wir eine junge Band waren, die durch Rumänien getourt ist und versucht hat, verschiedene Toningenieure in den Hallen im Land zu finden, die meisten von ihren waren unglaublich und völlig ungeeignet für Metalmusik. Es gibt eine Menge Geschichten und wir hatten unseren Spaß, vor 10 Jahren, denke ich. Heutzutage sind die Dinge etwas geordneter und es gibt nicht mehr so viele Überraschungen, alles ist besser.

Rumänische Bands sind ja nicht so bekannt, abgesehen von euch, habt ihr ein paar Geheimtipps für gute rumänische Metalbands? 
Es gibt ein paar wenige sehr gute Bands hier. Ich kann mal Avatar und Taine erwähnen, als die besten Metalbands in Rumänien für mich.

Wie ist die Szene denn bei euch überhaupt? Was ist das beliebteste Genre im Allgemeinen? 
Im Allgemeinen, weil wir ja zu den so genannten südländischen Ländern gehören, hört Rumänien ne Menge schlechte Musik, so was wie orientalische und solch Mist. Hauptsächlich Pop, Techno oder sogar schlimmere Genre ziehen das größte Publikum an. Aber, es gibt auch viele Leute, die Metal hören und die ein Stadium bei einer Iron Maiden Show füllen können.

Kann man von (Metal)musik in Rumänien leben? Was sind eure Hauptjobs?
Es ist unmöglich, hier von Metalmusik zu leben. Andere Musikrichtugnen, eher wahrscheinlich. Wir haben alle Hauptjobs. Radu hat eine Kartografie-Firma, Sorin und Marian arbeiten bei einem Fernsehsender, Ioachim besitzt eine Videobearbeitungs-Firma und Victor arbeitet als Finanzberater.

Bedenkt man eure “Dracula” Abstammung, glaubt ihr, es ist in euren Genen, Metal zu spielen? 😉 
Haha! Darüber hab ich noch nie nachgedacht, aber wir halten die Geschichte für ein gutes Thema für B-Movies (abgesehen vom Nosferatu Kunstwerk)

Danke für eure Zeit und viel Glück mit dem Album
Vielen Dank! Jeder in Europa und in Finnland kann zu unseren Websites www.warganism.ro und www.mypspace.com/warganismband kommen und unsere Videos, Musik und anstehende Gigs auschecken.

Photos: Warganism

Kathleen Gransalke

Redakteurin für Reviews - Übersetzungen, Reportagen, Fotos - - - Favorisierte Musikrichtungen? - Punk, Rock, Death Metal, Mathcore - - - Favorisierte Bands? - Coheed & Cambria, Black Dahlia Murder, Dillinger Escape Plan, Mastodon