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YOU GOT STALKED: HIM / Paradise Lost

Wieder einmal ist es STALKER gelungen, eine Tour durch Zentraleuropa zu verfolgen – diesmal sind HIM und Paradise Lost unsere YOU GOT STALKED Opfer:

(Interaktive Fotogalerie am Textende)

Köln, Palladium, 24.2.2008
Finnland, Deutschland, Europa. England, die USA und dann der Rest der Welt. Sechs reguläre Studioalben, haufenweise Gold- und Platinschallplatten, Auszeichnungen am laufenden Band, und im Sommer 2007 schließlich die Selbsteinweisung von Sänger Ville Valo in eine Entzugsklinik. Soweit lautet bis dato die Zwischenbilanz der HIMschen Erfolgsgeschichte. Umso gespannter war man auf das, was einen im Kölner Palladium erwarten sollte..

Als „Support“ hatten sich Paradise Lost angekündigt, was, beachtet man den Kultstatus der Band, schon fast einer Beleidigung gleichkommt. Dennoch passten beide Bands natürlich ganz hervorragend zusammen und dementsprechend war das Palladium auch nahezu ausverkauft. Die Gothic Metaller aus Großbritannien wussten die Menge perfekt auf den Hauptact einzustimmen und Nick Holmes erwies sich als erstaunlich gelöst und gut gelaunt. Der Frontmann ließ keine Gelegenheit aus, das Publikum zu animieren und Paradise Lost spielten ein schön aufeinander abgestimmtes Best Of Set mit Höhepunkten wie „Erased“ oder „Mystify“ vom 2002er Album „Symbol Of Life“.

Um HIM dann auch gut in Szene zu setzen, hatte man eine Reihe Neonröhren mit Strahlern hinter den Musikern platziert. Diese leuchteten die ganze Show über in allen erdenklichen Farbkombinationen, von pink/violett bis hin zu blau/grün, und verliehen der Szenerie einen sehr modernen, aber immer noch skandinavisch-kühlen Touch.

Musikalisch ging´s gleich heftig los, und nach einigen Anfangsschwierigkeiten, was den Sound betraf, waren HIM nach „Wings Of A Butterfly“ hörbar warm- und aufeinander eingespielt. Die Songs vom aktuellen Album „Venus Doom“, allen voran die beiden Singles „Kiss Of Dawn“ und „Bleed Well“, konnten live, aller Schwere zum Trotz, gut umgesetzt und in das ansonsten bunt gemischte Set eingegliedert werden. Sänger Ville ist von Becks auf Volvic umgestiegen und zeigte sich an diesem Abend stimmlich in (fast) alter Form. Auch die Magie, welche zwischen ihm und Bassist Migé auf der Bühne insbesondere in den Anfangstagen der Band zu beobachten war, ist scheinbar zurückgekehrt und man hatte sichtlich Spaß am Spielen. „Join Me“ hat zwar seinen Status als klassische Zugabe einbüßen müssen, wurde aber vom Publikum gewohnt bejubelt und auch sonst bekam man an diesem Abend jede Menge alte Songs geboten. Mit Tracks wie „Right Here In My Arms“, „Poison Girl“ und sogar „It´s All Tears“ ließen HIM praktisch keine Wünsche offen und präsentierten diese sogar in neuem Gewand. So wurden Keyboardparts variiert bzw. angepasst und neben Burton kamen auch Drummer Gas und Gitarrist Linde in diversen Soli zum Zug. Letzterer bestach besonders durch ein T-Shirt mit der Aufschrift „Drei Kartoffeln“, auf dessen Auflösung das Publikum jedoch vergeblich wartete. Livekracher wie „Buried Alive By Love“ und „Soul On Fire“ verliehen dem Set die nötige Dichte und mit „Funeral Of Hearts“ beendeten HIM dann schließlich unter einem Regen von Diskokugel-Lichteffekten eine durchaus gelungene Show. (NR)

Hamburg, Docks, 27.2.2008
Parallel zur Reeperbahn in Hamburg auf dem Spielbudenplatz findet man den eher beschaulichen Docks Club, nur um die 1300 Leute finden hier Platz. Bekannt für seine erinnerungswürdigen Konzertveranstaltungen, hat uns der Kult-Club auch jetzt den zweiten Abend in Folge etwas ganz besonderes zu bieten – HIM, Support Paradise Lost! Die Veranstalter brauchen sich um die Rentabilität der zwei Abende sicher keine Gedanken zu machen, auch diesmal füllt sich die Halle im Handumdrehen als um 20.00 Uhr die Türen aufgehen.

Der aufmerksame Besucher stellt sofort fest, auf der Bühne ist schon alles für Paradise Lost aufgebaut – also keine zweite Vorband? Eher ungewöhnlich, dass sich eine so hochkarätige Band ohne Vorheizer einfach so auf die Bühne stellt. Wie sich die Dinge ändern, vor nicht allzu langer Zeit waren HIM noch der Support auf einer Paradise Lost UK-Tour. Die Band ist für ihren recht dehnbaren Musikstil bekannt, der ihnen über die Jahre viele Fans geraubt, aber immer auch viele neue Fans beschert hat. Nicht mehr ganz auf dem neuesten Stand, bin auch ich über die für mich neue Wandlung zur Hard Rock Band mit augenscheinlicher Metal-Verzierung in Gestalt keltisch anmutender Dornenranken-Banner im Hintergrund und lang bezotteltem Frontmann und Gitarrist sehr erstaunt. Leider können die Jungs aus England in Folge dem Ohr aber nicht bieten, was das Auge verspricht.

Fast schon wie eine Entschuldigung klingt da das Geständnis von Sänger Nick Holmes, die ganze Nacht gefeiert und sich total besoffen zu haben. Dennoch bei weitem kein schlechtes Konzert, nur einfach nicht das, was man erwartet hat.

HIM
Huch, was ist denn jetzt los? Auf einmal drängen sich einem Bilder von Beduinen auf Kamelen in der Sahara dicht gefolgt von wild feiernden Buschvölkern auf… Was ist das für eine Musik? Alle warten nur darauf, dass jeden Moment Gas im Bauchtanzkostüm auf die Bühne tänzelt und Burton eine Schlange beschwört, während Linde Wasserpfeife rauchend in einer Ecke sitzt und Ville und Mige in der anderen im Staub sitzend Tavli spielen… Schöne Idee und passt auch irgendwie zur „Venus Doom“ Hippie-Bühnendeko, die jetzt von den flinken Helferlein in Position gebracht wird. Viele werden sich über die Funktion der um das Schlagzeug aufgebauten Plexiglaswand gegrübelt haben, hier die Lösung: sie dient dazu das Schlagzeug abzudämpfen, also ein akustischer Grund, kein Selbstschutz. Nun schon eine ganze Weile mit grübeln und träumen beschäftigt, werden die ersten schon etwas unruhig, Angst, dieses Konzert könnte nach Villes Astmaanfall in Köln vielleicht auf der Kippe stehen, macht sich breit. Alles Träumen, Grübeln und Fürchten wird dann aber schlagartig durch eine frenetische Begeisterung ersetzt, als die Band endlich die Bühne betritt. Der Opener „The Kiss of Dawn“ reißt sofort alle mit und in den folgenden zwei Stunden, Zugabe inklusive, soll uns die außergewöhnliche Anziehungskraft dieser Band auch nicht mehr loslassen. Trotz seiner beängstigend mageren Erscheinung und seiner angeschlagenen Gesundhheit meistert Ville diese Show mit Bravour und führt uns durch die Reißer aller HIM Alben, ausgenommen „Deep Shadows and Brilliant Highlights“.

Nachdem er uns die norwegischen Black Metaller mit Angabe der Internetadresse wärmstens ans Herz gelegt hat, präsentiert er uns stolz sein jüngst erstandenes Gorgoroth- Shirt. Ganz brav bleibt er beim Wasser und raucht merklich weniger, gibt sogar seine Zigarettenschachtel zur „sicheren Verwahrung“ an Burton weiter, der sich dann gleich mal selbst eine anzündet. Solche unterhaltsamen Szenen kommen heute Abend gehäuft vor, Ville beschimpft Mige im Spaß, nachdem der einschließlich aller Bandkollegen plus Publikum einfach nicht verstehen will was Ville ihm zu erzählen hat, Comedytheater vom Feinsten. Überhaupt verzettelt Ville sich ständig, wenn er eine Ansage macht und bringt dann auch noch die Ergebnisse seiner Therapiestunden zu Protokoll, unterhaltsam aber irgendwie bizarr. Große Emotionen und eine bemerkenswert familiäre Atmosphäre entstehen nicht zuletzt mit Hilfe der besinnlicheren Momente wie“Sleepwalking past Hope“ und „Funeral of Hearts“. Das neue Album war bis auf den letzten Track“ Cianite Sun“ komplett präsentiert, die Songqualität auf dem Album konnte absolut überzeugend umgesetzt werden und muss sich keiner Vergleiche mit Rockkonzerten aus den 60ern scheuen. Einziges Manko war das alt bekannte, Villes Stimme war mitunter viel zu leise, weshalb zumindest die tiefen Stimmlagen komplett in der Bassmelodie und den Tiefen der Bass-Drum untergegangen sind.

Die werten Herren lassen sich sehr lange von dem restlos begeisterten Publikum, dass sich schon auf einen Sitzstreik vorbereitet, bitten, bis sie dann um zwölf für die Zugabe auf die Bühne kommen. Schon geht`s weiter mit „Vampire Heart“, gefolgt von einem Black Sabbath- Cover frei nach dem Motto aus „Black Sabbath“ mach „The Sacrament“. An solchen Abenden wünscht man sich doch, in einer Zeitschleife gefangen zu sein! (KD)

Wien, Gasometer, 11.3.2008
Nach 2 Jahren war es endlich wieder soweit, unsere 5 Lieblingsfinnen beehrten uns einmal mehr im Wiener Gasometer. Fans aus allen Bundesländern und sogar aus dem Ausland strömten en masse in die österreichische Hauptstadt wie die Motten ins Licht.

Nachdem 2006 ein rein finnisches Gespann bestehend aus Negative, The Rasmus und HIM durch die Lande tourten, holten sich die Lovemetaller dieses Mal die 5 Rocker von Paradise Lost an Bord.

Vom verlorenen Paradies konnte allerdings wirklich nicht die Rede sein: der fulminante Auftakt der 5 Briten war schon mehr als rockig! Wer aber glaubte, dass dies nicht mehr getoppt werden konnte, war schief gewickelt. Denn die Frage des Sängers Nick Holmes, ob dem Publikum seine Band überhaupt bekannt ist, wurde von den Fans lauthals bejaht. Daraufhin legten die Jungs erst so richtig los!

Mit ihrem Song „So much is lost“ beendeten sie ihren circa 60-minütigen Gig – sehr zum Leidwesen ihrer Fangemeinde, die nach einer Zugabe rief – und räumten dem Hauptact das Feld!

HIM

Während des Bühnenumbaus erreichte nicht nur die Spannung im Publikum ihren Höhepunkt – auch die Temperaturen im Gasometer stiegen und glichen der einer finnischen Sauna. Nach etlichen Minuten qualvollen Wartens begrüßten Ville, Migé, Linde, Gas und Burton Wien mit „Passions Killing Floor“. Altbewährte Hits wie „Wicked Game“, „Your sweet 666“ und „It’s all tears“ folgten; natürlich durfte auch „Join me“ auf der Setlist nicht fehlen, bei dem Villes Bandkumpanen weniger von diesem selbst, als vom Publikum begleitet wurden.

Die kurzen Pausen während den Songs nützte der charismatische Sänger nicht nur um sich wie in alter Manier eine Zigarette anzuzünden sondern auch für Scherze wie „Oh we have some virgins here tonight“ als Antwort auf einen hysterisch kreischenden Fan in der Menge.

Bei Songs wie „Right here in my arms“, „Buried alive by love“, „Soul on fire“ und dem wunderschönen langen Song „Sleepwalking Past Hope“ von ihrer neuen Scheibe „Venus Doom“ zeigten die HIMmlischen Jungs einmal mehr wie gut sie ihre Instrumente beherrschen. Vor allem Linde, bei dem es ein ewiges Geheimnis bleiben wird, warum er „DREI KARTOFFELN“ wollte (zumindest stand das auf seinem T-shirt), überzeugte mit einigen Gitarrensoli.

Fans ließen es sich auch dieses Mal nicht nehmen, Dinge auf die Bühne zu werfen, wie zb ein selbstgebackenes Heartagram aus Lebkuchen mit der finnischen Aufschrift „Rettet die Wälder- esst mehr Biber“; als dann aber auch noch ein rosa BH auf die Bühne flog, fühlte man sich fast wie auf einem Konzert einer Teenie-Boyband!

Krönender Abschluss des Gigs bildete der Song „Funeral of Hearts“. Damit entließen Ville & Co. ihre Wiener Fans leider ohne Zugabe in die Nacht, da sie aus terminlichen Gründen keine mehr geben konnten (für die 5 Jungs ging die Reise nämlich gleich weiter nach Tschechien). Aber wie Mr. Valo so schön sagte: „It’s a matter of quality, not quantity!“

An dieser Stelle bleibt uns nur noch zu sagen: Kiitos, Ville und Co! Bis nächstes Mal! (FK, WK)

Setlist:
Passion´s killing floor
wicked game
buried alive by love
rip out the wings of a butterfly
kiss of dawn
vampire heart
Dead lover´s lane
poison girl
your sweet 666
join me
sleepwalking past hope
right here in my arms
soul on fire
killing loneliness
bleed well
it´s all tears
funeral of hearts
Outro (Venus doom)

Text: NR, Katrin Dietl (KD), Franziska Konrad (FK), Wolfgang Koppensteiner (WK)

photos: Mathias Schumacher, Melanie Haack, NR

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GastmitarbeiterInnen / guest contributions

Reguläre GastmitarbeiterInnen u.a. Melanie Kircher, Tatjana Tattis Murschel, Grit Kabiersch, Marina Minkler, Maria Levin, Jasmine Frey, Nina Ratavaara, Elvira Visser, John Wisniewski

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