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YOU GOT STALKED: Amorphis / Swallow The Sun / Insomnium

18.11., 20.11., 1.12.2007

Wieder mal ist es STALKER gelungen, einer Band, in diesem Fall einem gesamten Band-Paket bei ihrer Tour quer durch Europa auf den Fersen zu bleiben. Hier könnt ihr nachlesen, wie die Gigs der Finnen in der Schweiz, in Deutschland und auf heimischen Boden so ausfielen…

Interaktive Fotogalerie am Textende

SCHWEIZ: Ein Abend mit hochkarätigen Bands aus dem hohen Norden, was kann es Schöneres geben? Für einige Stunden vor der Bühne stehen und träumen von der unendlichen Weite, den wundervollen Seen und Wäldern, den mystischen Geschichten und Legenden Finnlands – und dazu diese Melancholie, die dieses Land in atemberaubender Schönheit zu bieten hat, was mit der Musik auch zu hören und zu fühlen ist.

Insomnium
Insomnium Sänger Niilo Sevänen begrüsst die Schweizer Fans, jedoch nicht auf Finnisch, sondern auf Deutsch, was bei allen sehr gut ankommt. Die Jungs haben keinen schwierigen Start heute Abend, denn die Leute scheinen einfach nur Bock auf Party zu haben. Die Band ist trotz jahrelangem Erfolg erst das zweite Mal in der Schweiz.

Ihre Setliste besteht hauptsächlich aus Songs vom neuen Album „Above the weeping world“. Dass Niilo ein Fan von Sentenced ist und speziell von deren Ex-Sänger Taneli Jarva, ist unschwer an seiner Performance zu erkennen. Mit dem nötigen Dreck in der Stimme und fettem geilem Sound bringen sie ihre Songs unter die Leute, das ganze ist dann aber nach 30 Minuten schon wieder vorbei.

Swallow the Sun
Ohne solche Bands würden Wörter wie Melancholie und Traurigkeit gar nicht so gefühlvoll zum Ausdruck kommen. Unwahrscheinlich, wie man solche Texte schreiben kann, ohne ernsthaft selbstmordgefährdet zu sein.

Doch Songwriter Juha und der Rest der Crew machen einen Recht lebensfrohen Eindruck, da das Publikum fast jeden ihrer Songs mitsingt und dazu noch die Feuerzeuge kreisen lässt. Natürlich dürfen Superhits wie „Don´t fall asleep“ nicht fehlen, genauso wie„Too Cold For Tears“ und „Hope“ , welche das gleichnamige neue Album der jungen Finnen repräsentieren. Leider plagen die Band ein paar technische Probleme durch den ganzen Gig hindurch. Jedoch beeinträchtigt dies nicht die Qualität des Konzertes, denn es ist schlicht und einfach zum Heulen schön.

Amorphis
Endlich betreten die finnischen Kalevala-Götter die Bühne. Genau so mystisch wie diese Geschichten ist Sänger Tommi Joutsen, der bereits beim ersten Song zu Hochtouren aufläuft und die Fans begeistert, mit jedem Song. Seine langen Rastas, die ihm bis unter den Po reichen, kreisen im Takt zu der Musik. Die Bandkollegen haben es sehr schwer, die Aufmerksamkeit der Leute auch auf sich zu ziehen, bei einem so charmanten Sänger wie Joutsen nicht verwunderlich.

Songs wie „Perkele the god of thunder“, „House of Sleep“ und das neue wundervolle „Silent Waters“ dürfen natürlich auch an diesem Abend nicht fehlen. Leider sind auch hier diverse technische Fehler das Problem, und dann steigt auch noch das Mikrophon von Tommi aus, zum Glück wird schnell für Ersatz gesorgt. Bei „House of Sleep“ hätte der Sänger Pause machen können, denn die Fans sangen aus vollen Kehlen mit. Tommi ist von diesem Engagement jedes einzelnen sichtlich gerührt. Ein genialer Abend mit einigen der besten Bands, die Finnland zurzeit zu bieten hat.
(Sandy Mahrer)

DEUTSCHLAND:

Insomnium
Zu Beginn des Sets zeigte sich die Zuschauer noch sehr zurückhaltend, und die ersten zwei bis drei Meter vor der Bühne blieben leer. Doch bereits nach dem ersten Song rückten die Leute weiter nach vorne. Die Jungs gaben ihr bestes, und es war erstaunlich, wie agil sich sie sich trotz des mangelnden Platzangebotes auf der sehr kleinen Bühne bewegten. Sänger/Bassist Niilo glänzte mit seinen sehr guten deutschen Ansagen, aber auch musikalisch brillierte die Band.

Mit dem zweiten Song hatten Insomnium das Publikum für sich gewonnen, der Raum war voll mit Haare kreisenden Menschen. Die Ansage „Jetzt werden wir etwas schnelles spielen“ wurde lautstark bejubelt, und beim vorletzten „The Day it all came down“ legten sich die Jungs noch einmal richtig ins Zeug, sodass die Ankündigung des letzten Songs dementsprechend mit einigen „Schade!“ Rufen begleitet wurde.

Swallow the Sun
Einen Vorteil haben die sechs Herren aus Jyväskylä auf solch winzigen Bühnen wie im Roxy. Sie bewegen sich fast nicht, aber selbst hier kam es hin und wieder zu Kollisionen zwischen Sänger Mikko und Bassist Matti.

Die Songauswahl war einmal mehr überraschend, so wurden unter anderem „The Ship“ und „The Morning Never Came“ gespielt. Besonders bei letzterem Stück konnte man die stimmliche Weiterentwicklung der Cleanvocals hören, denn sie waren sehr viel kraftvoller als auf dem Album. Insgesamt spielten Swallow the Sun ein eher langsameres Set, was die Magie dieser Band besonders zum Ausdruck bringt. Leider konnte nicht jeder im Publikum etwas mit der Musik anfangen, dennoch wurde beim schnelleren „Descending Winter“ oder dem abschließenden „Swallow“ gebangt, was das Zeug hielt. Sechzig Minuten in einem Traumland, verloren irgendwo zwischen tiefster Melancholie und dem Licht am Ende des Tunnels, waren leider viel zu schnell vorbei.

Amorphis
Nach dem das Drumset und das andere Equipment der Vorbands abgeräumt war, gab es etwas mehr Platz für Amorphis, und das Set begann mit einem folkartig anmutenden Intro. „Two Moons“ bildete den Einstieg in ein energiegeladenes Set. Plötzlich bat Sänger Tomi Joutsen „Bitte heisst Sänger Mikko von Swallow the Sun willkommen“ und erzählte, dass dies das erste und hoffentlich nicht das letzte Mal sei, dass sie zusammen den Song „Drowned Maid” singen.

Die Performance war absolut überzeugend, und Mikko wurde mit viel Applaus verabschiedet. Amorphis ist musikalisch einfach eine Bank, denn obwohl der Sound wohl wegen der Lokalität nicht absolut überzeugend war, lieferte die Band einen einwandfreien Auftritt ab. Das Publikum im Roxy war aus dem Häuschen, und drei Zugaben wurden nach dem regulären Set noch gespielt. Nach dem Klassiker “Black Winter Day” machte sich ein sichtlich zufriedenes Publikum auf den Nachhauseweg.
(Sonja Kappes)

FINNLAND: Drei finnische Top Acts, und alle in einem einzigen Konzert, klar, dass der Nosturi Klub in Nullkommanix ausverkauft war und aus allen Nähten platzen würde. Wie übrigens so ziemlich jedes Konzert der Amorphis/Swallow The Sun/Insomnium Europa-Tour, die in Helsinki ihren krönenden Abschluss fand.

Insomnium
Aufgrund der langen Schlange vor den Toren des Klubs konnte ich den Insomnium-Gig nicht in voller Länge geniessen, aber die Jungs von Jyväskylä räumten ab, als wären sie bereits der Hauptact. Die Setlist war hauptsächlich dem aktuellen “Above The Weeping World” Album gewidmet (z.b. Drawn To Black, Killjoy), enthielt aber auch älteres Material wie “The Elder” oder “Bereavement”. Beim At The Gates Cover “Blinded By Fear” kam auch noch Swallow The Sun Frontman Mikko Kotamäki als Niilos Verstärkung auf die Bühne, wo sich STS Keyboarder Aleksi Munter bereits seit Beginn des Insomnium-Gigs befand… “Devoid Of Caring” rundete eine kurze aber tolle Show ab.

Swallow The Sun
überraschten mit der “Skippy” Kennmelodie anstelle des Laura Palmer-Themas, aber dann war es Zeit für finnische Melancholie, u. a. Hope, The Morning Never Came, These Hours Of Despair, Descending Winters, Don´t Fall Asleep.

Ich hab noch nie einen schlechten Gig der Jungs gesehen, aber von der Intensität her war dieser einer ihrer besten. Tight, energiegeladen und – zum Leidwesen der Fotografen – so viel bewegungsfreudiger als sonst.

Die Tour scheint der Band gut getan zu haben, denn die anonsten so scheuen Finnen strahlten viel mehr Selbstbewusstsein aus und wirkten auch auf der Bühne alles andere als angespannt. Klar, dass das Publikum auch nach “Swallow pt. I” noch mehr wollte, was leider nicht möglich war. Ein einstündiger Gig, der viiiieeel zu kurz schien…

Amorphis
Es ist schon schwierig, sich einen schlechten Amorphis-Gig vorzustellen, und eine Show wie diese lässt sich nur mit Superlativen beschreiben. Abgesehen davon, dass die Band ein fantastisches neues Album am Markt hat, zählt sie auch noch zu den besten Acts auf diesem Planeten, und dennoch wirken die Jungs so erfrischend bodenständig und Fan-verbunden… dieses Mal nahezu wörtlich, denn die Meute quetschte sich bis zum Gehtnichtmehr an die Bühne, und Leute kleiner als 1,80 m hatten kaum eine Chance, die Band zu Gesicht zu bekommen. Gut, dass es im Nosturi diese Riesenleinwand in der oberen Etage gibt… Tomi Joutsen, charismatisch und stets versiert in jedem Stil von Clean bis Growl, führte seine Jungs durch ein Programm mit Highlights vom neuen “Silent Waters” Album, z. B. “I Of Crimson Blood” neben dem Titeltrack, und “Oldies” wie Alone, Against Widows, The Castaway, My Kantele. .

Und Nosturi verwandelte sich in eine Sauna… Was auffiel, Tomi liess seine Mähne nicht so oft kreisen wie sonst, da zeigten sich wohl einige Auswirkungen der Tour… Gegen Ende der Show kam STS Mikko für “Drowned Maid” auf die Bühne, die wenig später von weiteren Mitgliedern der Opening Acts, bewaffnet mit Luftballons und Plastikschlangen-Spraydosen, gestürmt wurde. Amorphis schafften es jedoch, den Gig ohne gröbere Lachanfälle fortzusetzen. Klar, dass es diesmal die lautstark geforderten Zugaben gab, und bei “House Of Sleep” konnte Tomi ne Gesangspause einlegen, denn diesen Job übernahm das Publikum, und übertönte dabei fast die gesamte Band. Jedoch war es endgültig Schluss mit “Black Winter Day”, das Finale eines wahrlich triumphalen Konzerts!
(Klaudia Weber)

Text & Photos: Sandy Mahrer, Klaudia Weber, Sonja Kappes

amorphis (1)

Contributors

Sandy Mahrer

Fresh Act Redakteurin, Reportagen, Reviews, Fotos - - - Favorisierte Musikrichtungen? - Hard Rock, Heavy Metal und Pop-Rock, etc. Weniger Death, Black, Grind Core

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